wankiri_06Die alte Volkskultur in Wandorf ist bedauerlicherweise am Schwinden – die deutschsprachige Bevölkerung wird von Jahr zu Jahr geringer. Aber zu einer Zeit des Jahres leben die alten Bräuche noch einmal auf, das ist jedes Jahr am zweiten Sonntag des Septembers, da wird der Wandorfer „Kiritog“ begangen. In diesem Jahr blickte der Wettergott am Sonntag, den 11. September lächelnd herunter auf Wandorf und schickte viel Sonne und Wärme in das kleine Dorf in Westungarn.



Der Umzug.Früher wurde jährlich in Wandorf, wenn die Ernte eingebracht und das Herbstackern beendet war und die Leute endlich Zeit hatten, die Kirchweih  begangen. Das Fest der Kirchweih war so wichtig für die Wandorfer, dass sie sogar extra aus diesem Anlass die Wohnhäuser geweißt haben – schließlich wollte man einen guten Eindruck auf die Besucher machen. Am Kirchweih-Samstag wurden Hühner, Enten und Gänse geschlachtet, Sonntagvormittag wurde gekocht und gebraten. Auch der ärmste Dorfbewohner hatte dann sein Huhn im Topf, eine Gans auf dem Tisch und erwartete Verwandte und Gäste zu diesem hohen Fest, denn es galt allgemein der Spruch: „vü Göst, vü Ea!“

DassDer Umzug. auch im Jahr 2011 immer noch ein traditioneller Kiritog abgehalten wird, ist schön zu sehen und wir haben uns darüber
  gefreut, dass die uralten, überwiegend deutschen Traditionen immer noch hochgehalten werden. Im eigens aufgebauten Zelt auf dem Hauptplatz fand am Morgen der Gottesdienst statt, in ungarischer und in deutscher Sprache. Gegen 15 Uhr startete an der Ecke Brennberger Straße/Burgstallgasse der Trachtenumzug, der von dort in Richtung Hauptplatz lief. An mehreren Stellen im Dorf wurde angeDie Kranzniederlegunghalten, unter anderem auch an der Stelle, wo früher die evangelische Kirche stand. Dort wurde ein Kranz niedergelegt und der Wandorfer Chor sang das Wandorfer Lied – sowohl in deutscher als auch in ungarischer Sprache.

Im Dorf wurde derweil fleißig gekocht – überall konnte man die Gulaschkessel über den offenen Feuern sehen, wo die verschiedenen Rezepte zubereitet wurden und es bald wunderbar duftete. Das Pfarrer-Ehepaar Heinrichs sorgte gemeinsam mit der Dorfjugend dafür, dass niemand verdursten musste – es wurden fleißig (alkoholfreie) Cocktails gemixt und zugunsten der Jugendarbeit verkauft.
Viele Köche ... Das fertige Kesselgulasch, einfach lecker. Die "Barmixerjugend" der ev. Kirche.
 
Wie schon früher, so kommen auch heute Besucher zum Kiritog ins Dorf. Man sah Nachbarn aus anderen Dörfern, aber auch Verwandte aus weiter entfernten Gegenden. Und wie jedes Jahr, hat auch in 2011 der Kiritog ehemalige Bewohner nach Wandorf gezogen.
Franz Brand und Claudia Söder. Maria Orbán und Claudia Söder. Der Wandorfer Chor.

Wir trafen einen Herrn, der eigens aus Deutschland angereist war. Seine Eltern und Geschwister sind in Wandorf geboren, wurden 1946 nach Deutschland vertrieben, wo er dann zur Welt kam. Aber auch für ihn (und natürlich auch für uns, das Ödenburgerland-Team) gilt:
 

„Des ist mei Wandorf, liab und guat,
ihm ghört mei Sinn, ihm ghört mein Bluat.
Und wenn ich noch so weit fort bin,
mir steht mei Sinn, nach Wandorf hin…..“