Ungarn hat nun im außenpolitischen Zusammenspiel mit Deutschland sein Ziel teilweise erreicht: Die Revision der Trianoner Grenzen. Die südliche Slowakei wurde bei der Zerschlagung der Tschechoslowakei im März 1939 von den Ungarn besetzt. Der Wiener Schiedsspruch von 1940 brachte ihnen Nordsiebenbürgen ein. In diese hoffnungsvolle Stimmung platzte dann das Protokoll über die deutsche Volksgruppe, die das Verhältnis des Volksbundes zu Ungarn regelte. Der inzwischen ausgebrochene Zweite Weltkrieg am 1.9.1939 berührte Ungarn zunächst nicht unmittelbar.
 
Das Protokoll regelte unter anderem, wer Angehöriger der deutschen Volksgruppe sein kann. Darüber wurden verschiedene Prinzipien diskutiert. Doch entscheidend war die Reise Dr. Baschs nach Berlin, von wo er mit weitreichenden Befehlen Himmlers zurückkehrte, die alle Diskussionen überflüssig machten. Durch die Umsetzung dieser Anordnungen wurde Basch zum Befehlsempfänger und nahm Abschied von seinen ursprünglichen Volkstumsideen. Der., deutsche Volksbund in Ungarn war fest in der Hand SS-Himmlers. Im Jahre 1941 erregte die geplante Volkszählung die Gemüter. Besonders die Frage der Zugehörigkeit zur Nationalität rief wilde Spekulationen hervor. Gerüchte von Umsiedlungen wurden mit der Frage in Verbindung gebracht. Besonders die Ungarn schür- ten die Gerüchte und hofften dadurch auf die Volksabstimmung Einfluß zu nehmen. Ungarn machte schon damals kein Hehl daraus, ihre deutschbewussten Bürger loszuwerden, um ihren einheitlichen Nationalstaat zu erreichen. Schon am 3.11.1939 schrieb Horthy an Hitler: . . . "Die Absicht, die deutsche Minderheit in ihre Urheimat umzusiedeln regelt eine Menge Fragen, verhütet Reibungen und sollte dieser ausgezeichnete Gedanke auf sämtliche Minderheiten Anwendung finden." In den Verhandlungen zwischen politischen Vertretern Ungarns und Deutschlands reifte diese brisante Frage nie zu einer verbindlichen Aussage; man verschob sie auf die Nachkriegszeit.
 
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Rekruten im Jahre 1944 V.l.n.r.: Albert Holzmann, Karl Brand, Roman Berger, Karl Brand, Hermann Brand, Franz Holzmann, Michael Fürst
 
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Auf Heimaturlaub 1943: Soldaten in deutscher Uniform mit Funktionären des Volksbundes. Oben v.l.n.r.: Johann Hammer, Karl Böhm, Josef Kisella, Karl Böhm, Josef Reitter, Karl Unger, Ludwig Schwenk, Karl Schwenk Ferdinand Kaiser, Michael Juray. Mitte v.l.n.r.: Ernst Peischl, Karl Forster, Adolf Kovács, Dr. Neuner, Mathias Ziegler, Johann Berger, Anton Reitter. Unten v.l.n.r.: Paul Kalbantner, Karl Reitter, Karl Kranixfeld
 
In der Rolle als Befehlsempfänger von Himmler mußte Dr. Basch auch die bisher gewachsenen Volkstumsstrukturen durch das Führerprinzip und seiner neuen Organe ablösen. Ideologisch motivierte, also parteipolitische Erwägungen und Ausrichtungen traten an die Stelle jener Inhalte, die durch den alten Begriff" Volksgemeinschaft" versinnbildlicht wurden. Folge war die Spaltung der alten" Volksgemeinschaft" in zwei Lager. Im einen standen die Anhänger der sog. "Treuheitsbewegung", wie sie die Ungarn in einem schlechten Deutsch nannten, auf der anderen diejenigen, die sich über materielle Bindungen und Heimatliebe hinweg mit dem großen deutschen Volk solidarisch fühlten, ohne zu ahnen, welche dornigen Wege dieses noch durchschreiten müsse.
 
Die Ereignisse überschlugen sich, und Deutschland mußte nach neuen Rekruten Ausschau halten. Durch einen Vertrag mit Ungarn erhielten SS- Musterungskommissionen das Recht, auf freiwilliger Basis, Rekruten für die SS-Verbände zu werben. Die Zahl der Freiwilligen war groß, und im Jahre 1942 fuhren aus Ödenburg die ersten Transporte in die deutschen Ausbildungslager, auch aus Wandorf. Ihre Zahl konnte nicht ermittelt werden.
 
Im Jahre 1943 erfolgte die zweite Musterung von Freiwilligen. Diesen wurden vorgefertigte Verzichtserklärungen in ungarischer Sprache vorgelegt, in denen sie auf die ungarische Staatsbürgerschaft verzichteten. Die Frage der Staatsbürgerschaft für diesen Personenkreis wurde gebietsweise unterschiedlich gehandhabt, so daß sie bis Kriegsende keine einheitliche Regelung erfuhr.
 
Die Aussiedlungspropaganda der Ungarn gegen die Deutschen nahm kein Ende. Wer sich zur deutschen Nationalität bekannte, dem sagten sie ganz offen: "Wer sich zu Deutschland bekennt, hinaus mit ihm". Viele verwechselten das Bekenntnis zur deutschen Nationalität mit dem Bekenntnis zu Deutschland, was sicher falsch war. Aber die Stimmung war gereizt. Dazu kam, daß im März 1944 die deutsche Wehrmacht Ungarn besetzte, ein Zeichen dafür, daß Ungarn unter dem Reichsverweser Horthy kein verläßlicher Partner mehr war. Horthy selbst wurde von dem bekannten SS-General,"Skorzeny" in die Gefangenschaft geführt (Nov. 1944). Die Regierungsgewalt in Ungarn übernahmen die ungarischen Pfeilkreuzler, eine nationalsozialistische Partei unter Szálasi.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer , Matthias Ziegler (1991)