Noch in der Phase des deutschen Vormarsches besetzte Ungarn bei der Zerschlagung Jugoslawiens im Jahre 1941 das südliche Ungarn (Délvidék) und trat in demselben Jahr gegen Rußland in den Krieg ein. Ungarn berief seine Reservesoldaten ein.
 
Darunter waren auch etliche Wandorfer, andere dienten zu dieser Zeit noch ihre aktive Militärzeit ab. Sie waren also während der freiwilligen SS-Aktionen in ihren ungarischen Einheiten. In dieser noch hoffnungsvollen Periode des Krieges hat Ungarn auch seine Judengesetze erlassen, die zunächst zum Einzug jüdischen Vermögens führten und später, aber noch unter Horthy (1944) zum Abtransport der Juden. Auch in Ödenburg standen Schlangen vor dem Südbahnhof von ungarischen Gendarmen bewacht (Augenzeugenberichte). Mit dem Herannahen der Russen an die ungarische Grenze, wandelte sich auch die ungarische Außenpolitik. Aber noch am 14.4.1944 hat Deutschland mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Sztojay ein neues Abkommen geschlossen, das die Wehrdienstpflicht der Volksdeutschen bei den SS- Verbänden an die Stelle der Freiwilligkeit setzte und für die Einberufenen "alle Rechte eines ungarischen Staatsangehörigen" und die Beibehaltung "der ungarischen Staatsangehörigkeit" zusicherte." Dasselbe wurde auch für die bereits, eingezogenen Freiwilligen vereinbart.
 
Nun begann auch in Wandorf die Zwangsrekrutierung. In der evangelischen Schule saß die Musterungskommission, in der auch Vertreter der ungarischen Seite mitwirkten. Wer nicht freiwillig dem Gestellungsbefehl folgte, wurde von der ungarischen Gendarmerie durch Zwang vorgeführt, oft mit brutalen Mitteln (der Brandmaurer gegenüber vom Schlosser Ziegler, wurde sogar blutig geschlagen). Den Befehl erhielten auch noch über 50jährige.
 
Die Gemusterten, unter denen es kaum noch "Untaugliche" gab, wurden etwa Mitte September 1944 nach Karád (Komitat Somogy, südlich vom Plattensee) eingezogen, in deutsche Uniformen eingekleidet und nach kurzer Zeit nach Breslau oder andere Orte gebracht. Volksdeutsche, die sich zu dieser Zeit noch bei ungarischen Einheiten befanden, wurden kurzerhand "überstellt". Die Masse dieser Einberufenen war noch nicht Soldat und auch nicht ausgebildet. Dennoch kamen sie an verschiedenen Frontabschnitten zum Einsatz gegen die vorrückenden Russen. Man kann sich die verzweifelte Lage dieser Soldaten kaum vorstellen beim Zusammentreffen mit gut ausgerüsteten russischen Verbänden. Viele, sehr viele sind gefallen.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer, Matthias Ziegler (1991)