Mutter! Spricht das Bergmannskind, wann kommt der Vater wieder? Da streichelt sie das Kind und spricht:

Die Schicht ist bald vorüber.
Wenn Glockentöne hört dein Ohr,
dann steigt er aus dem Schacht empor.
Da lauscht das kleine Kinderherz,
ob nicht schon klingt die Glock aus Erz.
Das Kindlein nimmt sie nun in Arm,
und drückt es an ihr Herz so warm.
Das Kind ruft freudig: Mutter horch!
Die Glocke klingt schon durch das Dorf.
Bergmanns Leben birgt Freud und Leid,
seine Pflicht manch Opfer bereit.
Drunten in der Erde Schos’,
ist sein bittres hartes Los.
Doch wenn er sein Werk vollbracht,
und die Sonn ihm zugelacht,
lacht vor Freud sein Kindlein auf,
Und er spricht: Glück auf, Glück auf



Richard Hruby

Richard Hruby, Bergmann, geboren am 2. Februar 1905 in Brennberg. Dieses Gedicht wurde 1950 geschrieben, als das Bergwerk noch in Betrieb war. Als er stillgelegt wurde, verstummte das Glöcklein, das den Kumpel das Schichtende verkündete, für immer. Seitdem ist ein halbes Jahrhundert vergangen, das Bergwerk und seine Glocke gehören der Vergangenheit an.