Stadtdorf seit
Wandorf / Sopronbánfalva 1277
Wolfs / Balf 1325-1393
Agendorf / Ágfalva 1379-1396
Mörbisch 1392
Klingenbach 1347-1416
Harkau / Harka 1429
Kolnhof / Kópháza 1430
Loipersbach 1547
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Ein geschichtlicher Rückblick, wieso einige Dörfer über Jahrhunderte hindurch so eng mit der Stadt verbunden waren

Unter dem –zugegeben selten gebrauchten- Begriff „Stadtdörfer“ verstehen wir solche Dörfer, die –in unserem Fall- Eigentum der Stadt Ödenburg waren, oder anders gesagt, deren Grundherr kein Adeliger, Graf, Fürst oder Bischof war, sondern die Stadt Ödenburg. Zu diesen Ödenburger Stadtdörfern gehörten Wandorf, Wolfs, Agendorf, Mörbisch, Klingenbach, Harkau, Kolnhof und Loipersbach. Von diesen acht Stadtdörfern gehören seit 1921 drei: Mörbisch, Klingenbach und Loipersbach zu Österreich, die anderen fünf Gemeinden bleiben mit der Stadt selbst nach der Abtrennung des Burgenlandes bei Ungarn.

Werfen wir einen geschichtlichen Rückblick darauf, wie auf welche Weise diese Dörfer Eigentum der Stadt Ödenburg wurden! (Bei der Bearbeitung dieses Themas stützte ich mich hauptsächlich auf das von Dr. Házi zwischen 1921 und 1930 herausgegebene „Urkundensammlung über die Geschichte der Königlichen Freistadt Ödenburg“ (13 Bände) sowie auf die Dissertation von Ilony Jenna (1930) über das Verhältnis der Ödenburger Urbarialdörfer zur Stadt, von 1765 bis 1836., Beide Werke sind in ungarischer Sprache erschienen).

Als die Städte im 13. und 14. Jahrhundert besonders einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebten, wollten die Bewohner der Stadt Ödenburg, die Bürger, ihren Wohlstand nicht nur auf das Handwerk und den Handel gründen. Ödenburg, das 1277 von König Ladislaus IV. zur Stadt erhoben wurde, gründete seinen Wohlstand hauptsächlich auf seine Wein, den ihre Händler noch Jahrhunderte lang nach Böhmen, Mähren und Schlesien lieferten. Die Bürger wollten von diesem kostbaren Gut immer mehr erzeugen, um noch mehr Geld, und damit mehr Wohlstand zu erlangen. Nun verlangt aber die Erzeugung des Weins viel Arbeit. Weinbergarbeit war stets eine harte, mühsame Arbeit! Die wenigen „Hauer“, die in der Stadt wohnten und keine Bürger waren, konnten die vielen Weinberge der Stadt selbst nicht bearbeiten. Also mussten die Stadtväter nach weiteren billigen Arbeitskräften Ausschau halten. Diese fanden sie in den Untertanen, Hörigen, Leibeigenen, oder wie wir sie nennen wollen, der umliegenden Dörfer, die meistens Adeligen gehörte Diese Adeligen waren aber nicht selten gleichzeitig Bürger der Stadt selbst, wie z. B. die Edlen „von Harka“, „von Meydies“, „von Teufel“, und andere.
Als Ödenburg zur Stadt erhoben wurde (1277) schenkte er ihr der König als Dank und Anerkennung ihrer Treue im Kampf gegen den Böhmenkönig und als Entschädigung für die freundliche Aufnahme seines Gefolges in der Stadt das königliche Burgfeld
Wandorf, das damals noch Zuan hieß. Somit war Wandorf das erste „Stadtdorf“ der Stadt Ödenburg.
Als nächstes Dorf konnte die Stadt Wolfs, das schon 1199 in Urkunden als „Bad“ erwähnt wird, erwerben. Nach Dr. Házi gehörte das Dorf ursprünglich dem Magnatengeschlecht der „CHAK“ (Csák), Im Jahre 1309 verkauften die Söhne des Demtrius von chak ihren Güteranteil in Wolfs an die Kastellane Altenburgs (Magyaróvár) Keneplin und Jekelin. König Karl Robert schenkte im Jahre 1325 „auf Bitten der Ödenburger Bürger“ die nach dem Tode Keneplins der Krone zugefallenen Güter in Wolfs der Stadt Ödenburg. Einige Jahre später, im Jahre 1336 verkaufen die Söhne Peters (ohne Familiennamen!) Johann und Paul, die selbst auch Bürger der Stadt sind, ihre Güteranteile in dem Dorfe Wolfs den Ödenburger Bürgern, und im Jahr 1342 verkauft Magister Chenik, der auch einen Teil von Wolfs besaß für 100 Mark feines Silber seinen Güteranteil in Wolfs an die Bürger der Stadt Ödenburg. Somit gelang durch den Kauf der größte Teil des Dorfes auch in das Eigentum der Stadt. Nur ein (kleineres) Teil des Dorfes blieb noch in den Händen der Grafen Pottendorf, bis deren Glieder, die Grafen Heinrich und Georg, im Jahre 1393 ihren Güteranteil den Bürgern der Stadt verkauften.
Während dieser Zeit bot sich auch die Gelegenheit für die Stadtväter, das Dorf Agendorf
zu erwerben. Agendorf gehörte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts dem Kloster Marienberg (Borsmonostor) bei Güns, wurde aber von diesem im Jahre 1265 an den Ispan und Kanzellar Ödenburgs, Peter, für 33 Mark verkauft. Peter und seine Nachkommen nahmen nach ihrem neu erworbenen Gut Dagh (der damalige Name von Agendorf) den Familiennamen Dagh an. Seine Nachkommen Nikolaus und die Kinder von Lorenz: Johann und Anna verkauften ihre Güteranteile in Agendorf an König Ludwig I., bzw. mit dessen Genehmigung und Zustimmung an die Bürger der Stadt. Im Jahre 1379 verpfänden Stefan und seine Schwester Anna aus der Familie Dagh ihren Güteranteil in Agendorf an die Bürger der Stadt, allerdings mit der Bedingung, dass sie diese gelegentlich wieder einlösen dürfen, wozu es aber nicht mehr kam. Den letzten Teil des Dorfes verkaufte Anglys im Jahre 1396 an die Bürger der Stadt. Dem Verkauf stimmte auch ihr Sohn Michael zu.

Im Jahre 1320 schenkte König Karl-Robert den Besitz Maydies (Mörbisch) seinem königlichen Maler (pictor regis) Herthul oder Hertlin. Sechzig Jahre später verpfänden seine, Hertlins Nachkommen ihren Güteranteil: 5 Lehen mit den dazugehörigen Äckern, Wiesen, Wäldern samt Bergrecht (=Weinberg) für 200 Pfund Pfennig an die Stadt Ödenburg. Zur Einlösung des Pfandes kamen die Nachkommen Herlins auch nicht mehr, da im Jahre 1385 die Königin Maria Mörbisch den Bürgern der Stadt Ödenburg schenkte, „….als Zeichen des Dankes für die unverbrüchliche Treue, die sie der heiligen Krone gegenüber stets bewiesen haben“.
Im Jahre 1392 verkauft das Ehepaar Teufel seinen Mörbischer Besitzanteil gegen 300 Wiener Mark an die Stadt Ödenburg. Somit wurde ganz Mörbisch in diesem Jahr auch „Stadtdorf“.

Das Dorf Klingenbach konnte die Stadt auch nicht auf einmal, sondern nur „ratenweise“ erwerben, wie die meisten anderen Dörfer. Im Jahre 1276 verkaufte der damalige Eigentümer des Dorfes, Peter, das Dorf an das Kloster Marienberg (dem vorher Agendorf
gehört hatte). Das Kloster gab es als Lehen ein andere Adelige weiter. Diese verkauften 1347 ein Achtel, und 1351 einen weiteren Teil des Dorfes an die Stadt Ödenburg. Den Rest des Dorfes konnte die Stadt aber erst 1416 vom Wiener Bürger Johann Weispacher für 350 Wiener Pfund erwerben, der das Gut vom Ödenburger Bürger Johann Agendorfer geerbt hatte (wahrscheinlich war seine Frau eine geborene „Agendorfer“).

Harkau, das 1245 bzw. 1257 erstmals urkundlich erwähnt wird, gehörte im 13. und 14. Jahrhundert zwei stets verfeindeten Familien „de Harka“ (Adelige von Harkau). Im Jahre 1300 verpfändet Peter von Harka, der letzte männliche Sproß der einen Familie nachdem er seine beiden Söhne überlebt hatte, seine Güter in Harkau und Egered (das zwischen Harkau und Ödenburg lag) für 500 Goldgulden an die Bürger der Stadt. Dagegen protestierten Nikolaus und Ladislaus aus der anderen Familie der von Harkau. Da aber auf des Königs Aufruf de beiden den Güteranteil des Peter von Harka weder kaufen wollten noch konnten, gingen Peters Harkauer und die Egereder Güter im Jahre 1419 in das Eigentum der Stadt über.
Im Jahre 1425 verkaufte Nikolaus von Harka, der letzte männliche Spross der anderen Familie „von Harka“ (sein Bruder Ladislaus war inzwischen gestorben), und seine Tochter Anna, die mit dem späteren Bürgermeister von Ödenburg, Johann Schmuckenpfennig, verheiratet war, ihre Güter in Harkau
an die Stadt Ödenburg. Dem widersprach wieder die reiche Magnatenfamilie der Grafen Kaniszay, die im Besitz von Deutschkreuz, Holling u. a. war. Nach längeren gerichtlichen Auseinandersetzungen konnte die Stadt im Jahre 1429 auch die zweite Hälfte von Harkau in Besitz nehmen. So wurde binnen eines Jahrzehnts Harkau Stadtdorf von Ödenburg.

Ein Jahr später, im Jahre 1430, kam die Stadt auch noch in den Besitz von Kolnhof, das seinen Namen von einem seiner früheren Eigentümer, dem Bürger Kolb erhalten hatte und darum 1430 noch Kolbenhof hieß, und dessen Bevölkerung damals noch rein deutsch war. Im Jahre 1245 waren auf seiner Gemarkung noch die zwei Weiler Wyz und Razd erwähnt worden. Im Jahre 1430 schenkte König (Kaiser) Sigismund den Ort Kolnhof, den er von seinem Eigentümer Gotthard Pockfuß gegen Zemendorf eingetauscht hatte, der Stadt Ödenburg.

Im Jahre 1451 hätte die Stadt auch noch Siegendorf als Stadtdorf erwerben können, jedoch die Stadt hatte keine Ambitionen. Ihre Gemarkung war abgerundet und abgeschlossen, und in den unruhigen Zeiten (Verpfändung der westungarischen Komitate an Österreich, Plünderungen bei den Grenzzwischenfällen) hatte die Stadt auch nicht das nötige Kapital, um weitere Dörfer zu erwerben.

Jedoch im Jahre 1547, also fast 100 Jahre später, erwarb die Stadt doch noch durch Kauf Loipersbach
, das eine Zeit lang dem Johanniterorden gehört hatte.

Nicht erwerben konnte die Stadt aus den umliegenden Gemeinden Kroisbach, das dem Raaber Bischof gehörte. Zwar konnte die Stadt nach der Schlacht bei Mohács (1526), in der auch der Raaber Bischof gefallen war, Kroisbach auf einige Jahre annektieren. Da Kroisbach aber des Bischofs reichstes Dorf war, sorgte er dafür, dass es schon 1532 wieder in seinen Besitz gelangte.

Aus dieser kurzen Zusammenfassung der geschichtlichen Tatsachen ist schon zu ersehen, dass die Bewohner der Stadtdörfer durch ihre Frondienste in nicht geringem Maße zum Wohlstand der Königlichen Freistadt beigetragen haben. Andererseits muss aber wahrheitshalber auch gesagt werden, dass die Untertanen unter den Fittichen der Stadt doch ein weit besseres Los hatten als die Untertanen der Privatgrundherren, der Adeligen im Komitat. Worin dieser Vorteil für die Bewohner der Stadtdörfer bestand hier aufzuführen, würde den Rahmen dieses kurzen Aufsatzes sprengen.