Der 18. August 2009 – ein Akt des Gedenkens an die Vorgänge des 19.August 1989 an der burgenländisch-ungarischen Grenze. Die Grenzstelle Sopron puszta zwischen Sopronköhida und St. Margarethen im Burgenland wurde zu einem in ganz Europa bekannten Ort.

 

Kein Künstler, kein Politiker und keine Naturkatastrophe hätten Ähnliches bewirken können wie die 661 Menschen aus der Deutschen Demokratischen Republik. Durch ihre illegale Grenzüberschreitung hatten sie Schlagzeilen gemacht – europaweit – und mit diesem Akt auch eine politische Lawine losgetreten. Schon knapp vier Monate später existierte ihre Heimat als „DDR“ nicht mehr! Der Fall der innerdeutschen Grenze war auch gleichzeitig die Götterdämmerung für alle anderen Staaten – einschließlich der Sowjetunion!

 

Nun, das alles sind ja bekannte Fakten, sie locken heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. In unserer rasant dahinbrausenden Zeit ist dies schon lange Schnee von gestern. Aber es ist doch etwas davon geblieben – etwas, das Angst – aber auch Hoffnung macht!

 

picknick

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Als am 1. Mai 2004 Ungarn der Europäischen Union beitrat, als am 21. Dezember 2007 das Schengen-Abkommen auch in Ungarn in Kraft trat – seither ist der Weg nach Ödenburg oder Agendorf oder wo auch immer hin genau dasselbe, als ob man nach Mattersburg, Eisenstadt oder Wien führe. Es ist so wie früher – wirklich?

 

Nein, nicht ganz – und das ist es auch, was Angst macht!

 

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Hochrangige Politiker und Wissenschafter sind in Ödenburg beisammen gesessen und haben über das Ereignis vom 19. August 1989 referiert. 20 Jahre sind seither vergangen – nicht genug kann man Ungarn für alles, was es damals dazu beigetragen hat, danken. Und man sollte meinen, hier seien sich nun alle Referenten einig. Nun, gedankt hat jeder, keine Frage, doch man wartete ungeduldig und – vergebens darauf, dass es nun an der Zeit sei, gemeinsam alles zu tun, damit auch die letzten „Grenzen“ in den Herzen der Menschen verschwinden. Dazu sind scheinbar auch hochrangige Funktionäre nicht ganz in der Lage, hier Epochemachendes zu bewegen. Man wird noch lange warten müssen, bis Redewendungen wie „die da drüben“ oder Meinungen wie „hab sie früher nicht gebraucht, sie gehen mir auch jetzt nicht ab“ zum Thema „Nachbarschaftsbesuch“ endgültig der Vergangenheit angehören. Noch sind viele Menschen noch nicht so weit, auch den anderen, und wenn er noch so „anders“ ist, zu akzeptieren. Man muss niemanden lieben – aber man sollte jeden respektieren – so wie man selbst gerne respektiert werden möchte.

 

Nun, eine etwas lange Vorrede – aber es ist mir bei dieser Veranstaltung wieder bewusst geworden – einige wenige reden vor einigen wenigen, die einer Meinung miteinander sind. Vor den Andersdenkenden sollte man diese Reden halten, da wäre noch etwas zu erreichen. So kam mir dieser Tag vor – Apelle, denen alle zustimmten, Kommentare, die allgemein bekannt waren, berichte, die man schon oft gehört oder gelesen hatte. Doch zwei Lichtblicke gab es und das hat den Tag doch erlebenswert gemacht. Der wissenschaftliche Rechenschaftbericht von Andres Oplatka, der über den Stand der Nachforschungen über Dokumente, Protokolle und Befehle der Tage um den 19. August 1989 berichtete. Und zweitens der Bricht von Bella Árpád über diesen Tag und seinen Einsatz an der Grenzstelle. Hier konnte man spüren, was Verantwortung vielen Menschen gegenüber eigentlich bedeutete. Denn einen gegebenen Befehl zu missachten, aus eigenem Ermessen heraus zu handeln – sich der Konsequenzen dieser Handlung voll bewusst sein – das ist wahre menschliche Größe und für mich ein Paradebeispiel von Zivilcourage.

 

Alle, die mehr, die viel mehr über alle politischen und menschlichen Hintergründe dieser denkwürdigen Aktion an der österreichisch-ungarischen Grenze erfahren möchten, seien auf das Buch von Andreas Oplatka, „Der erste Riß in der Mauer“ verwiesen. Auch 20 Jahre danach hat vieles, was damals geschah, noch etwas Unglaubliches an sich.

 

Und das ist es, was uns Hoffnung machen soll – dass auch nicht Denkbares geschehen kann – es müssen dies nur einige Leute wollen. Und dass kleine Schritte schon Wirkung zeigen, das kann jeder nachlesen, der die Beiträge auf der Website „oedenburgerland.de“ aufmerksam betrachtet. Langsam geht es – aber ist es nicht schön, dass sich etwas bewegt?

 

Euer rasender Reporter