Seit dem XV. Jhdt. hatte Ödenburg enge Beziehungen zu den österreichischen Herzögen.
 
Die Stadt wurde durch die Königin-Witwe Elisabeth nach dem Tode ihres Gatten Albert an den deutschen Kaiser Friedrich III. verpfändet. Albert war der erste Habsburger auf Ungarns Thron. Sie benötigte das Geld zur Finanzierung ihres Kampfes gegen den von den ungarischen Ständen favorisierten König Wladislaw (Ulászlo). Unter der Regierungszeit Friedichs III. (Herzog v. Steiermark u. Kärnten) verlor das Reich nach innen jene Ortschaften und außen an Macht. Er machte Wiener-Neustadt zu seiner Residenz, sozusagen in der Nachbarschaft von Ödenburg. Zwischen den beiden Städten entwickelte sich ein reger Bevölkerungsaustausch. Die Bürger von Wiener-Neustadt hatten zeitweilig die Ödenburger Weinberge in Besitz. ihre Wehranlage. Der ungarische König Matthias, dessen Politik nach Westen tendierte, geriet in kriegerische Konflikte mit Friedrich III., wobei letzterer sogar Steiermark, Kärnten und Niederösterreich verlor und 1485 sogar Wien unter die ungarische Krone kam. Dieser Zustand dauerte nicht lange, denn .schon 1492 wurden die Ungarn vom Sohn Friedrichs Maximilian I. aus Österreich vertrieben und bis Stuhlweißenburg zurückgedrängt. Maximilian blieb bis 1519 deutscher Kaiser und vereinigte all Erblande der Habsburger. In diesen turbulenten Tagen hatte auch Ödenburg und seine Umgebung viel zu leiden. Erpreßt wurde sie von dem kaiserlichen Kapitän Graf Tierstein in Wiener-Neustadt, der der Stadt gegen Lösegeld einen Frieden von sechs Wochen garantierte.
 
Bei diesen örtlichen Fehden verloren die Kontrahenten den Blick für die heraufkommende Türkengefahr, obwohl sie vom Türkenbezwinger Johann Hunyadi immer darauf hingewiesen wurden.
 
Als dann 1526 die Türken vor Mohács standen, konnte ihnen der junge ungarische König Ladislaus II. nur mit 26 000 Mann entgegentreten. Vor der Schlacht wandte sich auch noch der Fürst von Siebenbürgen, Johann Zapolyai, vom König ab, so dass dieser der türkischen Übermacht hoffnungslos unterlegen war. Im Kampf verloren der König und sieben katholische Bischöfe ihr Leben, und auf dem Schlachtfeld verbluteten viele seiner Soldaten. Die Türken rückten weiter vor und die Folge der Katastrophe von Mohács war der Zerfall Ungarns in drei politische Teile:
  • Ober- und Westungarn fiel an die Habsburger.
  • Siebenbürgen wurde ein selbständiges Fürstentum.
  • Die restlichen Landesteile (1/3) waren türkisches Besatzungsgebiet.
 
Dieser Zustand sollte 150 Jahre dauern.
 
Ödenburg und seine Umgebung gehörte zum Herrschaftsbereich der Habsburger. Durch den Tod von sieben Bischöfen wurde das katholische Kirchenvermögen herrenlos. Zu den verwaisten Kirchengütern zählte auch das Bistum Raab. In dieser Situation konnte sich der Protestantismus widerstandslos ausbreiten. Die Pauliner-Mönche flüchteten sich vor den Türken nach Wiener-Neustadt. Den herrenlos gewordenen Grundbesitz eigneten sich protestantische Adelsfamilien und zum Teil auch die Stadt Ödenburg an. Solche Adelsfamilien waren die Fürsts und Weißpriachs. Noch heute trägt eine Gemeinde am Weißensee in Kärnten den Namen der letzteren.
 
Im Jahre 1529 stürmten die Türken gegen Wien vor und belagerten dabei auch Ödenburg. Die Verteidiger standen unter dem Befehl des Stadtkommandanten Dietrich Hartisch, der durch heldenhaften Widerstand die Türken zum Abzug veranlaßte. Vor dem Abzug aber verwüsteten sie weite Landstriche und Menschenansiedlungen. Es mußten insbesondere jene Ortschaften viel leiden, die in der Nähe von Ödenburg lagen, wie Wandorf. Dort brannten sie das Kloster nieder, das erst in etwa 100 Jahren danach neu aufgebaut wurde.
 
Nach drei Jahren kamen die Türken zurück. Die Stadt hat inzwischen ihre Wehranlagen verstärkt und zur Verteidigung wurden auch die Stadtdörfer verpflichtet. So kamen zu den 670 Stadtbürgern 41 Mann aus Agendorf, 35 aus Mörbisch, 35 aus Wolfs, 28 aus Kroisbach (war damals vorübergehend auch Stadtdorf) 16 Mann aus Wandorf, 11 aus Klingenbach und 30 aus Harkau. Die geringe Zahl aus Wandorf beweist, wie sehr die Gemeinde unter der Fehde mit der Burg Landsee und bei der letzten türkischen Belagerung gelitten hatte.
 
Als 1594 die starke Festung Raab den Türken in die Hände fiel, kam das Domkapitel nach Ödenburg. Für die katholischen Gläubigen war dies eine Art moralische Aufrüstung im Kampf gegen die protestantische Hochburg in Ödenburg.
 
In dieser Zeit gab es viel Kriegsvolk in Ödenburg, da ein groß angelegter Befreiungskampf gegen die Türken angelaufen war. Der Kampf wogte hin und her, ohne dass einer Seite ein entscheidender Schlag gelungen wäre. So litt das Land unter der Soldateska beider Seiten. Dazu kam noch der Aufstand der ungarischen Heiducken unter St. Tore. Bocskay, der sich in die Arme der Türken warf. Er belagerte am 5.6.1605 die Stadt Ödenburg, die von Oberst Trautmann mit Erfolg verteidigt wurde, bis der kaiserliche General Basta die Belagerer vertrieben hatte. am 12. September folgte der zweite Aufstand der Ungarn gegen ihren König. 1619 hatte der Fürst aus Siebenbürgen, Bethlen Gabor, zu den Waffen gegriffen. Sein Ziel war ein Ungarn unter protestantischer Führung. Deshalb gewährte ihm auch die Stadt Ödenburg den Einzug in ihre Mauern. Diese Treulosigkeit gegenüber dem rechtmäßigen Herrscher hat sie aber bald bereut. Denn nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen unter Dampierre bei Lackenbach flüchteten die Truppen Bethlens aus der Stadt. Nach Einzug der "Kaiserlichen" übte Kaiser und König Ferdinand II. keine Rache, sondern zeigte sich großmütig. Die Stadt schickte ihren auch am Wiener Hof geschätzten Sohn Christoph Lackner, zur Proklamierung der Huldigung, Lackner war Protestant, wie der ganze Stadtrat. Er studierte in Bologna und Sienna (Italien), wo er die Doktorwürde erwarb. Die Wertschätzung dieses Mannes zeigte sich darin, dass ihn der Kaiser, trotz seines lutherischen Glaubens, in den Adelsstand erhob.
 
In dieser Zeit lebten in Ödenburg zahlreiche Familien des österreichischen Hochadels. Sie suchten alle wegen ihres Glaubens Schutz in Ödenburg.
 
Zur selben Zeit verstärkte sich die Bewegung der Gegenreformation auch in Ödenburg und Umgebung. Hervorragende katholische Bischöfe, wie Draskovich, Kollonitsch und vor allen Erzbischof Peter Pdzmliny, sorgten dafür, dass der evangelische Rat der Stadt die kaiserlichen und kirchlichen Verordnungen befolgt, die zur Verbesserung der Lage der Katholiken ergangen waren.
 
Der Historiker der evangelischen Kirchengemeinde in Ödenburg stellte fest, dass die Protestanten in der Regierungszeit Ferdinand II. die Religionsfreiheit voll und ganz genossen haben. Als Beweis bezeugt er, dass ein Großteil der Ratsherren, die ohne Ausnahme lutherisch waren, in den Adelsstand erhoben wurden.
 
Lackner Christof stirbt 1631. Er vermachte sein ganzes Vermögen der evangelischen Kirchengemeinde, nachdem er einen bestimmten Betrag für eine Stiftung zur Förderung von Studenten abgezweigt hatte.
 
Die ungarische Unzufriedenheit setzte sich fort. 1670 wurde eine Verschwörung aufgedeckt. Ihre führenden Köpfe, Graf Zrinyi, Frangepan und Nddasdy wurden hingerichtet.
 
Darauf folgte ein neuer Aufstand, der sich zum Bürgerkrieg entwickelte. Wieder waren es die Franzosen, die mit Geldmitteln und in Polen angeworbenen Truppen eingegriffen haben. Um die Aufständischen zu beschwichtigen, hatte König Leopold I im Reichstag von Ödenburg die alte ständische Verfassung der Ungarn wieder hergestellt. Der Aufstand nahm aber trotzdem kein Ende. An der Spitze des Aufstandes stand diesmal Emmerich Thököly, der sich mit seinem 16 000 Mann starken Kontingent jenem türkischen Heer anschloß, das von Stuhlweißenburg aus unter dem Großwesir Kara Mustafa gegen Wien zog. Ödenburg öffnete ihm seine Tore.
 
Trotz der Huldigung wurden der Stadt in Form von Naturalleistungen schwere Belastungen auferlegt. Die Besetzung dauerte schon 61 Tage, als am 12. September 1683 das türkische Belagerungsheer vor Wien von polnisch-deutschen Truppen vernichtend geschlagen wurde. Diese schicksalhafte Wendung wurde auch in Ödenburg mit Jubel begrüßt. Nun begann die Befreiung Ungarns vom Türkenjoch. Damals marschierten viele Soldaten aus Bayern, Österreich, Württemberg, Baden, Hessen und Brandenburg durch Ödenburg. Bereits 1686 konnte Budapest befreit werden. Und als die Befreiungsarmeen die südliche Donau erreichten, offenbarte sich das ganze Ausmaß der türkischen Verwüstungen (Batschka, Banat), Der Befreiungskampf dauerte 15 Jahre lang. Die ungarischen Truppen unter Thököly kämpften immer noch an der Seite der Türken. Dennoch beschwerten sie sich, dass die "Befreier" den ungarischen Boden als Feindesland betrachteten.
 
Ihre geistigen Verwandten finden wir auch noch in unseren Tagen. Der i ungarische Journalist Paal Ferenc schrieb am 30.9.1966 in der Ungarnbeilage der Wiener Presse: "Die militärischen Siege gegen die Türken, für die Österreicher eine Ruhmesepoche, ist für Ungarn dagegen die Zeit des Unglücks, was hier Licht war, war dort Schatten". Mit dieser Beurteilung stehen diese Kreise im Gegensatz zum christlichen Abendland. Hier zeigte sich wieder die Stammesverwandtschaft zum ural-ostyakischen Ursprung, die in der ungarischen Geschichte seit der Christianisierung immer wieder hervorkommt, wenn es die politischen Konstellationen für Ungarn zweckmäßig erscheinen lassen.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer , Matthias Ziegler (1991)