abb091277 wurde Ödenburg vom ungarischen König also zur Stadt erhoben und erhielt umfangreiche Privilegien. Von der Stadterhebung bis zum Ausgang des Mittelalters wurde die Königliche Freistadt Ödenburg zu einer der größten und reichsten städtischen Siedlungen des Königreiches Ungarn. Sie war eine der sieben königlichen Freistädte, die eine Art Städtebund bildeten (Ofen, Preßburg, Kaschau, Tyrnau, Bartfeld und Eperjes-Preschau). Sie bildeten gemeinsam einen eigenen Gerichtshof, aus dem der Adel verdrängt wurde. Grundlage des gemeinsamen Tabernikalrechtes war das Ofener Stadtrecht, das seinerseits auf das Magdeburger Recht zurückgeht.

In Westungarn war Ödenburg in verschiedener Hinsicht dominierend. Andere, kleinere Städte wie etwa Güns standen in enger Beziehung zu Ödenburg. 1328 übernahm Güns das Ödenburger Recht. In strittigen Fragen wandten sich die Günser immer wieder an Ödenburg. 1451 wurde ein westungarischer Städtebund („die sechs steden“) gegründet. Neben Ödenburg und Güns gehörten ihm auch Steinamanger, Sárvár, Tschepreg (Tschapring) und Rechnitz an. Höchste Instanz war die Ödenburger Gerichtsbarkeit.

 
Es gelang der Stadt im Spätmittelalter, ein beachtliches Territorium aufzubauen, also zum Grundherrn über sieben Dörfer aufzusteigen.
 
 Die Stadt war deutlich in die Innenstadt, die ehemalige königliche Stadtburg, und in die Vorstädte, die ebenfalls noch im Mittelalter mit einem Mauerring gesichert wurden, gegliedert. Um 1340 war die Innenstadt schon durch eine dreifache Mauer mit Graben gesichert. Die innere Mauer ist bis heute in beachtlichen Abschnitten erhalten.
 
Die Innenstadt hatte nur zwei Tore, zu denen Schlagbrücken über den Graben führten: Das Vordere Tor durch den Stadtturm, in Richtung Österreich, und das Hintere Tor in Richtung Ungarn. In der Stadt gab es im 13. Jh. – ähnlich wie in italienischen, deutschen, aber auch vielen ungarischen Städten der damaligen Zeit – Wohntürme. Es waren dies an den Ecken der Hausgrundstücke, manchmal auch in die Stadtmauer eingebaute zweigeschossige Steinbauten, deren oberes Geschoss durch eine Leiter von außen erreicht wurde. Die Stadtarchäologie hat inzwischen viele dieser Wohntürme lokalisieren können. 1250 überließen sie Bürger der Stadt den Johannitern einen Wohnturm. Dem Ritterorden kam in der Folgezeit eine wichtige Rolle bei der Verteidigung der Stadt zu. Auch der 1256 enteignete Burggraf Peter aus der Familie der Agendorfer besaß einen solchen Wohnturm (wahrscheinlich dort, wo heute das Rathaus steht).
 
abb mittelalter_stadtplan_609x794 Die Innenstadt hatte ein Straßensystem, das im Wesentlichen bis heute erhalten ist. Ausgehend vom Stadtturm bzw. vom Hauptplatz verliefen drei Straßen leicht gebogen und dem linsenförmigen Stadtgrundriss folgend zum Salzmarkt (heute Ursulinerinnenplatz), wo sie sich wieder trafen. Am Salzmarkt befand sich das Salzdepot der Heiligenkreuzer Zisterzienser. Die drei Straßen waren und sind bis heute die Sankt Georgs-Straße (benannt nach der St. Georgskirche), die Judengasse (später, nach der Absiedlung der Juden, Neugasse genannt) und die Fleischhackergasse (später Kirchengasse, nach der evangelischen Kirche benannt). In der Judengasse gab es 1379 16 Judenhäuser. 1440 wurden die Juden aus der Innenstadt verdrängt und bekamen am Graben neue Wohnstätten. Eine Änderung trat im 14. Jahrhundert insofern ein, als in der breiten Fleischhackergasse das Franziskanerkloster errichtet wurde. Hinter dem Kloster entstand eine kurze, neue Gasse, die Klostergasse.
 
Topographische Bezeichnungen, etwa die Gassennamen, aber auch die Namen der Bürger lassen erkennen, dass schon im 14. Jahrhundert die Einwohnerschaft nahezu ausschließlich aus Deutschen bestand. Über den Bach Eyka (1336 erwähnt), den die Ödenburger auch Spittelbach (nach dem Spital der Kreuzritter) nannten (ungarisch: Ikva) führte eine Brücke in die Vorstadt (spitolprük im Jahre 1404). Das von den Johannitern betreute Bürgerspital stand also bereits im 14. Jahrhundert. Das Rathaus war am Hauptplatz, wahrscheinlich ein Haus, das ursprünglich im Besitz der Agendorfer war. Am südlichen Ende des Rathauses befand sich das Gefängnis (Fachstubenhaus). Daran schloss ein kleiner Platz an, der Fragnermarkt. Hier wurden Grünzeug und Geflügel verkauft. Am Hauptplatz und in der Fleischhackergasse befanden sich je ein öffentlicher Brunnen. 1379 gab es in der Stadt vier „patstuben“, also öffentliche Bäder. Eine davon lag in der Innenstadt, drei in den Vorstädten. Eines der Häuser im Judenviertel hatte ein rituelles Bad, das 1967 entdeckt wurde. Es kann heute besichtigt werden.