Am 10. September 1989 um 19 Uhr verkündete das ungarische Fernsehen, daß sich die ungarische Regierung dazu entschlossen habe, die streng bewachte Westgrenze für DDR-Flüchtlinge zu öffnen. Damit wurde eine Kettenreaktion ausgelöst, die zur Wiedervereinigung Deutschlands, zum Zerfall der UdSSR und zum EU- und Nato-Beitritt einiger Ostblockstaaten führte. Mittlerweile ist eine Generation herangewachsen, die die Teilung Europas nicht mehr erlebt hat. Den ungarischen Politikern, die damals die Demontage der Sperranlagen anordneten, war nicht klar, welche Folgen diese Maßnahme haben würde.
Im Rückblick sind es solche Momente, aus denen Geschichte konstruiert wird. Anhand einer Analayse der ungarischen Politik von 1989, basierend auch auf Gesprächen mit Hauptakteuren von damals (von Gorbatschow bis Genscher und Miklos Nemeth), zeigt der in Budapest geborene Historiker und Journalist Andreas Oplatka, wie aus Mißverständnissen und en passant gefällten Entschlüssen, aus Zufällen und aus der Hartnäckigkeit verzweifelter Menschen eine Entwicklung in Gang kam, die Europa von Grund auf verändert hat. Und er demonstriert auf packende Weise, daß es nicht immer die Weltmächte sind, die Weltgeschichte machen.
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Andreas Oplatka wurde 1942 in Budapest geboren und kam 1956 in die Schweiz. Studium der Germanistik und Geschichte in Zürich und Wien. Von 1968 bis 2004 außenpolitischer Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung, deren Korrespondent er in Stockholm, Paris, Moskau und Budapest war. Bücher (u. a.): Der Eiserne Vorhang reißt (1990), Nachrufe auf den Ostblock (1998) und 2004 bei Zsolnay Graf Stephan Széchenyi. Der Mann, der Ungarn schuf.
 
 
Euer rasender Reporter