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Vorwort
Ich bin geborener Agendorfer, und infolge einer gewissen gefühlsmäßigen Bindung, habe ich immer schon das Leben des Dorfes und der dort wohnenden deutschsprachigen Einwohner, zu denen ich selbst auch gehöre, mit Aufmerksamkeit verfolgt. Immer reagierte ich empfindlich auf alles, was im Kreise meiner Familie oder Verwandten oder im Dorf geschah. Schon als Kind hörte ich gern die Geschichten, die die Erwachsenen über das Leben und die Bräuche ihrer Vorfahren erzählten. Ich bestaunte die Vielfalt der Erinnerungen. Durch meine Familie hatte ich Gelegenheit, viele alte Erinnerungen aufzufrischen. In meiner Umgebung waren die Menschen immer aufgeschlossen, ließen gute und schlechte Erinnerungen aufleben, erwähnten die Vergangenheit mit ihren Schmerzen, ihrer Bitterkeit, aber auch ihrer Heiterkeit und ihrem Frohsinn. Überrascht musste ich feststellen, was doch alles in der mündlichen Überlieferung erhalten geblieben ist. Und ich kam darauf, dass es noch etwas zu entdecken, zu sammeln gibt. Als Erwachsener erkundigte und fragte ich dann schon bewusst und gezielt. Langsam sind es nun zehn Jahre, dass ich das Gehörte aufschriebe.
Die Inspiration wurde immer stärker in mir, und die Nachforschungen wurden bei mir langsam zum Hobby, zur Leidenschaft. Mit der Zeit suchte ich auch das Archiv auf, vergrub mich in die sich mit der Geschichte des Dorfes beschäftigenden Arbeiten und sah – meinen Lokalpatriotismus verstärkend-, welches reiche Material uns in Bezug auf Agendorf zur Verfügung steht. Ich hielt es für eine Herzensangelegenheit, für meine Pflicht, das, was ich wusste, weiterzugeben. Die Vergangenheit pflegend, möchte ich der Zukunft helfen. Ich möchte dazu beitragen, dass die kommenden Generationen die Möglichkeit haben sollen, die Kette der das Leben des Dorfes bestimmenden Ereignisse kennen- und besser verstehen zu lernen. Ich bin stolz auf mein Dorf und darauf, zu der hier lebenden deutschen Minderheit zu gehören.
Den 800. Jahrestag unserer Gemeinde (1994) hielt ich für einen würdigen Anlass, mein gesammeltes Material zu veröffentlichen. Objektive Gründe spielten eine Rolle dabei, dass das Buch nicht zum geplanten Zeitpunkt fertig war. Vielleicht ist es Zufall, vielleicht hat auch das Schicksal seine Hand im Spiel, dass mein Buch an de Schwelle eines anderen Jahrestages erscheint. Dessen Datum ist allerdings ein trauriges Momento: Der 50. Jahrestag der Vertreibung (1996), der gerade infolge seiner Bedeutung ein Kapitel in meinem Buch verdient. Meine Arbeit wurde durchweg von der Achtung meinem Heimatort und seiner Bevölkerung gegenüber geleitet. Ich habe nicht mit dem Fachwissen eines Historikers gearbeitet, was der verehrte Leser bitte in Betracht ziehen möchte -, doch im Laufe meiner Forschungen bemühte ich mich ständig um Treue und Authentizität, und die gute Absicht, die Liebe zur Sache waren die treibende Kraft. Ist der Mensch am Ende einer Arbeit angelangt, schaut er zurück und auch auf seine Mithelfer und Gefährten. Ohne Informationen ist es unvorstellbar, erfolgreich zu arbieten. Großen Dank schulde ich all jenen, die – egal auf welche Weise auch – mitgeholfen haben, dass diese Buch entstehen konnte, allen voran Zsuzsanna Széll-Nagy und Andreas Holzhofer. Dank sage ich auch meiner Mutter und meinen engsten Familienangehörigen, die mir die Liebe zu meinem Dorf eingaben und durch die ich viele Geschichten, schriftliche Dokumente und Sachandenken kennehernen konnte.
Für die vielen Angaben und Gespräche danke ich dem „Volk des Berges", mit denen ich die Vergangenheit heraufbeschwören konnte. Dank auch meinen bekannten und Freunden für ihre hilfreiche, ermutigende Ermunterung und den ehemaligen bekannten Bürgern des Dorfes, dass sie mich unterstützt haben. Ich bedanke mich beim evangelischen Pfarrer Dr. László Pusztai, beim seligen katholischen Pfarrer Mihály Fürstenfelder, bei Mihály Szikrai Notar und dem ehemaligen Pfarrer Ödon Welter, mit dessen authentischen Erinnerungen meine Forschungen gefördert, erweitert und bestätigt wurden.
Dank auch der Dorfleitung, die dazu beigetragen hat, dass dieses Buch erscheinen kann.
Agendorf, 1994
Andreas Böhm