Die Güte des Ödenburger Weins war überall bekannt.
 
In einem Ratsprotokoll der Stadt, laut welchem man sich ncht einigen konte, welcher Jahrgang (1644 oder 1669) der Beste war, steht folgendes: "......genug, dass in beiden angezeigten Jahren von ganz Deutschland die Kostbarkeit des Ödenburger Weins gerühmt und gepriesen wird....". Wegen seiner Güte wurden auch für die Tafel des kaiserlich/königlichen Hofes in Wien und Preßburg (damals Hauptstadt Ungarns) Ödenburger Weine bestellt.
So wurden 1580 12 Fässer für Erzherzog Ernst und 3 Fässer für Erzherzog Maximilian und 1602 12 Fässer Weiß- und 1 Faß Rotwein, sowie 12 Fässer für den Kaiser und die Kammer nach Preßburg und 100 Eimer für den königlichen Haushalt in Wien bestellt. 1630 wurden sogar 5 Fässer "süßer Ödenburger" für die Kaiserin, die magenkrank war, da ihr der spanische Wein nicht mehr zuträglich war. Noch viele Briefe und Protokolle, die im Archiv der Stadt aufbewahrt werden, bezeugen, wie geschätzt und begehrt der Ödenburger Wein war.
 
Der "gute Ödenburger" war auch damals das Zentrum des Weinbaus in Mitteleuropa, so dass auch die Weinhändler aus Böhmen, Mähren (bes. Olmütz!), Schlesien und Polen meist schon im November/Dezember nach Ödenburg kamen, um Wein zu kaufen. Die Händler waren oft von Keller zu Keller unterwegs, um zu "probieren", sich den besten auszusuchen. Sie kauften gleich große Mengen, zumal die Wagen der Händler mit dem Ödenburger Wein ohne Zoll die Städte und Ländergrenzen passieren durften. Dieses Privileg erleichterte den Handel mit Ödenburger Wein besonders. Da die damaligen Wagen - auch wegen der relativ schlechten Straßen - nicht besonders schwer beladen werden konnten, fassten die Fässer eines Furhwerks höchstens 12-20 Eimer Wein (ca. 700 bis 1.000 Liter). Oft waren ganze Kolonnen mit vollen Weinfässern aus Ödenburg unterwegs in die nordwestlichen Länder Österreichs. Nach einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1566 - nach der Aufzeichnung des Notars Gerhard Artner - 8.753 Eimer aus Ödenburg und Umgebung ins Ausland esportiert, davon sogar 1.600 Eimer nach Köln. Auf dem Rückweg brachten die Fuhrleute Tuche und Textilien mit, so dass die Händler doppelt auf ihre Rechnung kamen.
 
Der Weinhandel bekam einen großen Rückschlag im und nach dem Krieg zwischen Preußen und Österreich um Schlesien, so dass der fromme Ödenburger Notar 1742 in das Protokollbuch folgendes notierte: "Herr, welch schlechte Zeiten lässt Du uns erleben! Dieser Krieg nutzt niemandem, aber er schadet sehr vielen". Durch den Rückgang des Weinhandels mit dem Ausland (Schlesien war preußisch geworden) nahm der Ausschank in Ödenburg zu.
 
Ein größerer Aufschwung des Ödenburger Weinhandels konnte vor dem Ersten Weltkrieg verzeichnet werden. Die Stadt Ödenburg war wieder ein Mittelpunkt des Ost-West-Handels. Vieh und Frucht wurden aus dem Inneren des Landes für die österreichischen und böhmischen Händler angeliefert, und da es eine Doppelmonarchie war, gab es auch keine Zölle. Dadurch kehrte in Ödenburg wieder Wohlstand ein, wenn auch nicht ganz so wie früher und vor der Eröffnung der Eisenbahnlinien. Die Händler kauften nicht nur das "aufgetriebene Vieh" und die landwirtschaftlichen Produkte, sondern auch viel Wein. Und da beim Handel viel Geld floß, floß auch bei den vielen "Leihkauf" oder "Àldomás" (ung. etwa: Handelsabschluß) viel guter Ödenburger.
 
Große Einbußen erlitt die Weinvermarktung in Ödenburg nach dem Ersten Weltkrieg, als Ödenburg mit den 7 Dörfern nicht die Hauptstadt des Burgenladnes wurde, sondern bei Ungarn verblieb. Der Weinhandel nach Österreich-Südburgenland-Wien nach Böhmen war fast ganz unterbunden. Die Winzer in Ödenburg und in den umliegenden Gemeinden konnten ihren Wein kaum noch im Verbund verkaufen. Die Jahre 1930 - 32 z. B. waren sehr gute Weinjahre. In den heißen, trockenen Jahren wurden sehr viel und zuckersüße Trauben geerntet. Bei der Weinlese waren die Fässer noch voll mit dem vorjährigen Wein. Die Winzer wußten nicht, wohin mit dem Gelesenen. Sie waren froh, wenn der Weinhändler Kladler u. a. ihnen die Maische um den Spottpreis von 6 Pengö für 100 Liter abnahm. Viele Winzer schauten wehmütig ins benachbarte Burgenland, wo die Spritzmittel billig waren, und der Wein teuer verkauft werden konnte.
 
Natürlich durften die Ödenburger Bürger ihren Wein auch schon im 16. Jahrhundert elbst ausschenken, oder "lautgeben", wie man es damals nannte. In einem Protokoll von 1592 wird (zusammenfassend) folgendes angeordnet:
 
  1. 1. Das Recht zum Weinausschank (im Haus) haben nur die, die den Bürgereid abgelegt haben und ihre Bürgerpflicht erfüllen.
  2. 2. Der Bürger darf nur selbst erzeugten Wein ausschenken.
  3. 3. Nur in dem Viertel der Stadt, in dem sein Haus steht.
  4. 4, Wein aus einem Viertel der Stadt darf nicht in ein anderes Viertel gebracht und dort ausgeschenkt werden
  5. 5. Wein, der nicht in Ödenburg (Gemarkung) gewachsen ist (also fremder Wein aus der Umgebung, auch aus den Stadtdörfern), darf niemand ausschenken
  6. 6. Nichtbrger, Inwohner, Hauer müssen ihren Wein bis spätestens Martini (11.11.) verkaufen (Ausschenken ist nicht erlaubt)
  7. 7. Den Weinausschank darf ein Bürger nur 14 Tage ausüben, an "Jahrmarkt-Tagen" nur zwei Tage.
 
Der Preis des Weins für den Ausschank wurde vom Stadtrat festgelegt. Der WEin in den Gastwirtschaften musste um zwei Heller teuerer ausgeschenkt werden. Die Maße wurden von Personen, die die Stadt beauftragte, kontrolliert. Wo ein Wein ausgeschenkt wurde, musste das ein "Zeiger" anzeigen! In den zwei "Kantorwochen" (?) des Jahres war nur die Stadt allein berechtigt, ihren Wein auszuschenken, also auch keine Bürger!