aus der Sicht von Franz in den 80er-Jahren:
bevor ich auf die eigentliche Geschichte des Bergwerkes komme, will ich berichten, wie ich Brennberg aus meiner Jugendzeit in Erinnerung habe ..........
Bei uns in Brennberg war es nicht wie in anderen Ortschaften dieser Gegend, dass die Siedlung um einen Mittelpunkt herumgebaut war. Die meisten Häuser standen zerstreut und einzeln auf den Berghängen am Wald oder im Tal. Ein Teil dieser Häuser war in der Nähe des Bergwerkes und des Direktionsgebäudes gelegen. Dort standen auch die Schule, der Konsum, das Vereinskasino und ein kleines Privatgeschäft. Nur die Einfahrtstraße in den Ort hinauf hatte auf einer Seite eine durchgehende Häuserreihe, die Neuhäusl, wie sie jedermann nannte. Parallel zu dieser Häuserreihe verIief die Bahnstrecke. Dort keuchte mehrere Male am Tag ein Lastzug mit Grubenholz und leeren Kohlenwaggons die Steigung herauf. .Alt-Brennberg, der älteste Teil der Siedlung, lag auf der anderen Seite des Berges in einem Tal. Auch dort waren die Häuserverstreut, fast versteckt. Unten stand das Wirtshaus, für viele die wichtigste Einrichtung im Dorf. Hier wurde alljährlich am 20. August, am Stephanstag, Kirtag abgehalten. Der Kirtag hatte übrigens mit der Kirchweih nicht viel zu tun, weil Brennberg damals gar keine Kirche hatte. Getauft und getraut wurde in der Kirche des Nachbardorfes.
In Alt-Brennberg lag auch der grüne, malerische Waldfriedhof, auf dem die Brennberger letzte Ruhe finden. Wenn man durchs eiserne Friedhofstor eintrat und ein paar Schritte bergauf ging, stand man vor der Barbara-Kapelle. Sie erinnert heute noch an Heinrich Drasche, Pionier und Wohltäter der Brennberger Bergarbeiter. Er ließ diese Fnedhofskapelle auf eigene Kosten für Brennberg erbauen. Auf einer schwarzen Tafel über dem Eingang heißt es: „gewidmet der Bergknappschaft, Heinrich Drasche, Ritter von Wartinberg 1875“.
Zu erwähnen sind von Alt-Brennberg noch die drei ältesten Bergarbeiterhäuser, die heute schon über 200 Jahre alt sind und immer noch bewohnt werden. Dem Wirtshaus gegenüber stand der langgezogene, 30 Meter lange, überdachte Tanzboden, Tanzhütte genannt. Sie bestand aus drei Abteilungen, und hier wurde alle Jahre zum Kirtag zwei Tage, Tag und Nacht getanzt. Im ersten Raum tanzten die Verheirateten und die es gemütlich haben wollten. Hier waren die älteren unter sich. Im zweiten Teil, in der Mitte, waren die Burschen mit ihren Mädchen, die Organisatoren des Kirtags und die im Festzug mitmarschiert sind. Im dritten Teil waren die ganz Jungen. Zwei uniformierte Musikkapellen spielten abwechselnd. Wenn der einen die Luft ausging, fing die andere an, so dass es für die Tänzer keine Ruhepause gab. Drinnen in der Hütte standen Bänke herum, besetzt von Frauen und alten Weibern, die den Tanzpaaren zuschauten, hier kritisierten, da ein neues Kleid zu bewundern hatten. Die neugierigsten waren die Mütter, die im Raum mit den Jungen ein Auge auf ihre Töchter hatten. Sie passten, auf, dass alles seine Zucht und Ordnung hatte und sich die Jungen nicht gelegentlich in einen Waldwinkel zurückzogen. Es soll aber dem einen oder anderen Paar doch gelungen sein…...
Draußen hinter dem Tanzplatz, bis hin, wo das vom Wald gesäumte Tal in einem Waldpfad mündete, standen Schaubuden und Verkaufsstände, Karussells und Schiessbuden. Die mit Glasperlen geschmückten Zeltdächer des Ringlspiels glitzerten in der festlichen Beleuchtung, und der Mann unter dem Ringispiel werkelte auf seiner Drehorgel fast immer dasselbe: „ja, so ein Ringlspiel, dos ist a Hetz und kost net viel, kost net viel ... Wo sich auch der a Mann einmal etwas leisten kann ..."
Die Mädchen und Burschen wirbelten in den klapprigen Sesseln an den Ketten durch die Luft, stießen immer wieder zusammen, reichten sich die Hände und flogen in hohem Bogen wieder auseinander.
Nun zurück vom Kirtag aus dem beschaulichen Alt-Brennberg in den Bergwerksalltag hinter dem Berg, wo das schwarze Gold geschürft wurde.
Und da sah es nicht mehr so gemütlich aus. Lärm, Ruß und rauchende Schieferhalden ließen nicht übersehen, dass man sich in einer Bergwerkssiedlung befand. An den Hängen sah man Seilaufzüge und Seilbahnen, und die kleine Dampflokomotive rollte leere und volle Kohlenwaggons hin und her.
Zum Schichtwechsel sah man rußverschmierte Bergleute mit der Karbidlampe auf dem Nachhauseweg und andere mit sauberen, blassen Gesichtern zur Arbeit gehen. Hochbeladene Pferdefuhrwerke standen in langen Reihen vor der Waage und warteten. Die schwere Lokomotive dampfte täglich mit 15 bis 20 leeren Waggons über Agendorf kommend den Berg hinauf, wo schon viele volle Kohlenwaggons auf ihren Abtransport zur Stadt hin warteten. Vom Verwaltungsgebäude aus führte rechter Hand eine ganz kurze, fast waagerechte normalspurige Bahnstrecke zum Hauptförderschacht (Sopron-Schacht). Dort waren auch die große Werkstätten des Betriebs und die acht großen Dampfkessel mit Turbine (Lichtzentrale mit eigener Stromerzeugung).
Von hier ging nur eine schmalspurige Bahn in waagerechter Linie am Berghügel entlang in das Alt-Hermes-Tal. In schräger Richtung oberhalb des Verwaltungsgebäudes befand sich der Wetterschacht, später Barbara-Schacht genannt. Im Schachthaus war eine Barbara-Statue, die als Schutzpatron der Bergleute aufgestellt wurde. Unten, bei der Straßenabzweigung nach Alt-Brennberg, war ein kleiner Schieferberg und ein See.
Hier hatte einst Heinrich Drasche den ersten tief ausgebauten Kohlenschacht abteufen lassen, auf den er seine ganze Zukunft baute und große Enttäuschung erlebte. Dieser Förderschacht hatte seine Kosten nicht bezahlt. Kaum dass er in Betrieb gesetzt war und gar nicht viel gefördert werden konnte, brannte er aus, füllte sich mit Wasser und stürzte ein.
An Stelle dieses Hauptschachtes entstand der kleine See, Hauptschachtteich genannt Tiefste Stelle 16 Meter. Der Teich hatte Jahrzehnte lang bestanden, bis eines Tages die Jugend beschloss, in langer mühevoller Arbeit den Schieferberg abzutragen und den Teich trockenzulegen. An Stelle des Teiches entstand der Fußballplatz. Hinter diesem war der Hauptbrunnen des Dorfes, der mit gutem, genießbarem Wasser fast die ganze Siedlung versorgte. Brunnen gab es im Dorfe sehr wenige. Die Weiber mussten eine halbe Stunde weit, auf dem Rücken, in Eimern, in Bucklkörben das Wasser nach Hause schleppen. In späteren Zeiten wurde ein Wasserwagen eingeschaltet, dieser konnte nur jenen Wasser bringen, wo auch eine Zufahrtstraße vorhanden war. Hier ging die eine Siedlung zu Ende, und ungefähr 100 Meter den Berg hinauf, auf einem höher gelegenen Plateau, befand sich der Helenenschacht -der andere Teil der Siedlung. In dieser Kolonie wohnten cirka 60 Bergarbeiterfamilien; Hier oben war die Schwarzkohle etwas minderer Qualität und schiefrig und wurde deshalb als gute Sorte Braunkohle bezeichnet. 1921 wurde dieser Teil abgetrennt und fiel zum Burgenland. Der Schacht wurde aber weiterhin von der Brennberger Verwaltung gepachtet.
Und nun zurück zum Verwaltungsgebäude, in dessen Nähe ein tiefer Graben war, der Rahmergraben, auf diesem Rahmergrabenhügel hatten sich sechs Bergarbeiter niedrige Wohnhäuser erbaut, unter ihnen auch mein Großvater. Er stammte aus einer alten Bergarbeiterfamilie. Wir waren immer in Großvaters niedrigem Wohnstubchen zusammengekommen. (Eine andere Unterhaltung gab es damals nicht.) Ein seltener Gast war Großvaters Bruder, der Steiger Peter Zeltner. Er war nur gekommen, wenn im Bergwerk etwas los war. Er war ein praktischer, erfahrener alter Bergmann, der durch sein Können und Wissen schon Vorgesetzter geworden war. Er kannte nur drei Dinge: das Bergwerk, seine Familie und die Jagd. Er war schon mit zehn Jahren ins Bergwerk gekommen als Wasserbube. Bald darauf erkannte man seine Fähigkeiten, und er wurde zum Ingenieur eingeteilt als Vermessungsjunge. Da war er einige Jahre tätig, bis er stark genug war, die Bergwerksarbeit zu verrichten.
Sein Erscheinen in Großvaters Stübchen war Seltenheit, aber wenn er kam, gab es immer interessante Neuigkeiten übers Bergwerk, wichtige Dinge, die er bei Schichtwechsel nicht erledigen konnte. Oftmals hatte er auch sehr dringende gefährliche Arbeit, die er nur Großvater anvertraute. Er kam aber auch oft mitguten Ratschlägen und wusste, auf welchen Stellen im Bergwerk gutes Geld zu verdienen war, denn er kannte alle Winkel, wie die Bergwerksratten.
Der Großonkel hatte noch ein Hobby: er führte ein Forschungstagebuch über die Entdeckung des brennenden Berges. Er stöberte ständig in alten Büchern, Archiven und Chroniken herum und notierte sich alles in der Stadtbibliothek vom Anfang an (1753). Manchmal kam der Großonkel aber nur deshalb, um den Großvater zu bitten, ihm etwas in der Stadt zu erledigen. Großvater hatte nämlich neben dem Bergarbeiterberuf noch eine andere Beschäftigung. Er kaufte sich einen alten Gaul und Wagen, mit dem er den Arbeitern die Deputatkohlen in ihre Wohnung brachte und nebenbei zweimal in der Woche aus der Stadt Grünwaren ins Dorf schaffte. Er hatte eine große Metallglocke am Wagen und wenn er angekommen war mit Grünwaren, läutete er damit und schon liefen die Weiber mit Schüsseln und Taschen zum Wagen.
Großvater war uns Kindern sehr böse, wenn wir bei ihm im Garten spielten, uns heimlich in die Holzkammer schlichen und läuteten, wobei die Nachbarn glaubten, frische Grünware sei angekommen. Vor dem Haus im Abhanggarten plauderte Großmutter mit ihren Töchtern und Nachbarinnen unter dem Kirschbaum auf der Bank. Rechts im Garten, ganz am Nachbarzaun, war eine nicht allzu tiefe Grube, die mit Domen und Disteln sehr verwachsen war. "Habt Ihr einmal einen Keller gehabt?" fragte die Nachbarin meine Großmutter. "An dieses Loch will ich gar nicht denken", antwortete sie. "Deswegen bekam ich von meinem Mann die erste Ohrfeige. Mein Mann kaufte einen alten Gaul, wollte sich hier am Abhang einen Stall bauen. Als er gar nicht tief hineingearbeitet hatte, kam er auf verstürzte Kohle. Der damalige Nachbar glaubte, es sei eine wichtige Kohlenausspitzung. Der Großvater behauptete aber, es sei nur verstürzte Kohle, da hier schon von 150 Jahren in Obertagsbau nach Kohlen gesucht wurde.
Sei es, wie es sei, sagte Großvater, wir machen das Loch wieder zu und Schwamm darüber! Wir können nicht unsere Häuser, die wir uns selbst in schwerer mühevoller Arbeit erbauten, in Gefahr bringen. Sollte hier mit einer Stolle, oder gar mit einem Schacht begonnen werden, würden unsere Häuser alle einstürzen, unsere Plage und Mühe wäre umsonst gewesen. Trotz des Schweigens kam es dem Bergdirektor zu Ohren und er ließ meinen Mann rufen. Er behauptete auch bei ihm, es handle sich hier nur um verstürzte Kohle der Vorfahren. Der Bergdirektor sagte aber, dass man schon vor Jahren unten im Talgraben einen Stollengang gemacht hat und auch auf Kohle gestoßen ist, man konnte aber wegen 'beiderseitigen Wassereinbruchs die Arbeit nicht fortsetzen. Ob auf der Bergseite oben Kohle vorhanden ist, kann man aber nur durch Bohrungen erfahren.
Mein Mann ist wütig nach Hause gekommen. Voller Zorn stürzte er sich über mich her und ohrfeigte mich anständig mit der Behauptung, ich hätte die Sache ausgeplaudert. Dies waren die ersten und letzten Schläge meines Mannes. Aber der Bergdirektor ließ nicht locker, sondern ließ ganz in der Nähe unserer Häuser am Waldrand einen kleinen Schacht abteufen. Der Schacht war kein Fehlschlag. Es wurde 10 Jahre reichlich Kohle gefördert", erzählte Großmutter.
Unterdessen war es Abend geworden. Wir gingen alle hinauf in die kleine Stube, wo soeben beraten wurde, welche Söhne von Großvater in der Früh Pilze suchen gehen. Wir Kinder meldeten uns natürlich auch gleich, obwohl uns Großvater böse anblickte, weil wir Tags vorher aus seiner Kammer das Reserverad vom Pferdewagen herausholten und über den steilen Abhang in die Tiefe rollen ließen und dabei fast Unglück verursachten. Der Nachbar hatte im Talgraben Futter gesammelt, hörte das Geräusch und konnte sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Als Strafe mussten wir das schwere Rad auf der anderen Seite des Bergabhangs wieder hinaufschleppen.
Am nächsten Tag um vier Uhr ging Onkel Vinze und Onkel Franz mit uns in den Buche und Eichenwald Pilze suchen. Alle hatten große Bucklkörbe, aber wir hatten sie bald voll, weil vorher drei Tage ein tüchtiger Regen war und viele Pilze gewachsen sind. Am Heimweg gerade vor den ersten Häusern am Kreuzweg trafen wir Großonkel Peter, der aus einer and andren Richtung gekommen war. Auf der Schulter trug er eine Schaufel und eine Spitzhacke und auch einige wild gewachsene Obstbäume, in der Hand eine Tasche, die aber sehr schwer war.
Die Onkels und wir Kinder grüßten mit einem ''Glück-auf“, und , als alle drei im Gespräch waren, plagte uns Kinder die Neugierde, indem wir das Tuch von Großonkels Tasche herunterzogen und siehe da! Er hatte nur drei große Steinpilze, das übrige in der Tasche war nur schiefriges Gestein. Über diese Unart von uns war Großonkel sehr böse geworden. "So unartig dürft ihr nicht sein", sagte er. ''Heute bin ich ja nur um kleine Obstbäume gegangen und nicht Pilze suchen." "Ist ja nichts dabei", sagten Onkel Vinze und Franz zu Großonkel Peter. 'Wir wissen doch, dass Sie auch schiefriges Gestein sammeln, wenn sie solches finden." „ja, ja,“ sagte er und mit einem „Glück-auf“ ging er seines Weges.
Da sagte Onkel Vinze zu Onkel Franz: „weißt Du, warum Peter Vetter immer mit Schaufel und Spitzhacke in den Wald geht?“ „Natürlich“, sagte Onkel Franz. „Er gräbt kleine, wild gewachsene Obstbäume aus, die er dann zu Hause veredelt“. „Dies ist eine Irreführung“, sagte Onkel Vinze. „Was er wirklich sucht, ist Kohle, die wird er aber hier niemals finden. Er behauptet, laut einiger Grubenkarten steigt ein Kohlenstrang bergauf und hier müsse die Ausspitzung sein. Deshalb geht er aj frühzeitig immer in den Waldrand, damit ihn die Leute nicht sehen. Trotzdem haben ihn schon einige beobachtet. Einmal gräbt er am Bergabhang oben, einmal in der Mitte, dann wieder unten. Er gräbt Löcher auf und macht sie wieder zu. Aber Kohlen hatte noch keine gefunden, er hofft nur, dass er einmal das Kohlenlager finden wird“. Darauf sagte Onkel Fran: „was er in der Grube schon alles geleistet hatte, macht ihm gleich keiner nach. Die größten und ausgiebigen Kohlenflöze hatte er erschlossen“. „Deshalb ist er auch Steiger geworden“, sagte Onkel Vinze.
Unterdessen hatten sie das Bergewerksdorf erreicht und jeder ging seiner Wohnung zu…..Seitdem ist eine geraume Zeit vergangen. Aus alten Büchern, Chroniken und Archiven, sowie aus dem Tagebuch meines Großonkels, Peter, habe ich allerlei über die Geschichte Brennbergs erfahren.
An den Ausläufern der Alpen, an der burgenländischen Grenze, liegt die uralte, prunkvolle Kulturstadt Ödenburg. Vermutlich könnte es -was aber nicht bestimmt ist -seinen Namen einer längst verfallenen Burg aus alter Zeit (Kelten- oder Römerzeit) Öde-Burg erhalten haben. Da um die Stadt herum noch die wunderschöne Gebirgspflanze, das Zyklamen (auch Alpenveilchen genannt), wächst, wird die Stadt auch die Zyklamen-Stadt genannt Unweit von Ödenburg wurde auf einem Bergghügel eine Klosterkirche mit einem Kloster er baut. Der Klostergarten war von einer hohen Mauer umgeben, dass man in das Innere des Klostergartens keinen Einblick hatte. Das Kloster besaß große wirtschaftliche Grundstücke die allein von den Mönchen nicht bearbeitet werden konnten. So siedelten sich rundherum Kleinbauern an, die auch noch kleine Wirtschaft betrieben. Diese Siedlung wurde bis ins 17 Jahrhundert Bandorf genannt. Die Jahrhunderte hindurch wurde sie zur Großgemeinde Immer mehr Wirtschaftsbürger wanderten hinzu. Die Großgemeinde bekam den Namen Wandorf/Banfálva. Die Hauptbeschäftigung war damals die Viehzucht, etwas Weinbau und Ackerbau. Da der Rinderbestand immer größer wurde, mussten die Hirten immer weitere Futterplätze für ihre Rinder ausfindig machen. Immer weiter mussten sie am Hotter hinaustreiben Eines Tages hatten sie einen großen Weideplatz ausfindig gemacht, der zwar weit, aber mit reichlich gutem Futter versehen war. Als es allmählich zu herbsteln anfing und etwas kalt wurde, fingen die Hirten an zu heizen, da auf dem Bergabhang ständig ein kühler Wind wehte. Und siehe! Das Feuer erlosch niemals, obzwar die Hirten es alle Tage gut löschten. Deshalb nannte man diesen Berg "Brennberg".
Als der Wind immer heftiger wurde, nahmen die Hirten eine Schaufel mit sich und gruben ein kleines Loch, worin sie Feuer machten, um von Wind geschützt zu sein. Am Abend, bevor sie den Weideplatz verlassen hatten, wurde das Feuer mit Erde abermals abgedeckt. Nächsten Tag sahen sie schon von weitem Rauch aufsteigen, und als sie die abgedeckte Erde auseinander schürten, loderte eine kleine Flamme auf. Dies war im Oktober 1752. Der Oberhirte, Matthias Steinwenger, brachte das schwarzglänzende Gestein zur Stadtverwaltung und erzählte vom brennenden Berg. Die Entdeckung nutze als erster der aus Preußen zugewanderte Schmied, Rieder, aus. Er sah, dass aus dem Hochwald viel Holz zur Stadt abgeführt wird und zwar auf schwer beladenen Fuhrwerken, die oft in Not geraten sind und einen Schmied benötigten. So ließ er im Talgraben eine kleine Waldschmiede aufstellen, die mit Kohle geheizt wurde. Deshalb heißt dieser Talgraben heute noch Schmiedgraben.
1759 beschloss die Ödenburger Stadtverwaltung, die Ausbeutung der Kohle ernsthaft zu betreiben. Mit 16 Arbeitern, die täglich zwölf Stunden arbeiteten, begann man mit dem Tagebau. Bald wurden immerhin jährlich 800 Zentner Kohle gefördert. Mit der Zeit hätte man aber auch investieren müssen, davon wollten aber die Stadtväter nichts wissen und sie waren daran auch nicht interessiert, den Bergbau groß auszubauen. Da meldete sich 1789 ein zugewanderter Bergmann, Wenzel Schneider, und mietete den Bergbau auf drei Jahre. Er ließ über ein Dutzend Bergleute aus dem Ausland bringen und begann mit der Arbeit sachgemäß. Gegenüber der königlichen Freistadt Ödenburg hatte der Mieter folgende Pflichten: Nach jedem Zentner Kohle musste er einen Kreuzer in die Stadtkasse zahlen und dabei jedem Bürger der Stadt -viele haben ihre Öfen schon auf Kohlenheizung umbauen lassen, die Kohle ohne Gewinn, zum Selbstkostenpreis abgeben.
Alsbald kamen gute Bergarbeiter aus Österreich, Böhmen, Slowenien. Große Pläne wurden ausgearbeitet. Aber Ungarn war damals kein Absatzgebiet für Kohle. Nur der Industriestaat Österreich konnte die schwarze Kohle verwerten. Aber wie soll die Lieferung erfolgen? Am 8. April 1795 gab Kaiser Franz die Genehmigung zum Bau eines Schifffahrtskanals zwischen Wien und Brennberg über Wiener-Neustadt und Ödenburg. Der Kaiser selbst unterstützte die Verwirklichung des Planes mit 50.000 Forint als Mitaktionär. Der Kanalbau bis Wiener-Neustadt dauerte sechs Jahre und verschlang ungeheure Summen. Der Kanal wurde dann bis zur ungarischen Grenze, Pecsenid, ausgebaut, aber die weiteren Bauarbeiten wurden durch Graf Eszterházy verhindert.
Die Kohlenerzeugung stieg von Jahr zu Jahr. Nicht nur der Obertagebau lieferte viel Kohle, sondern man fing schon an, kleine Schächte abzuteufen, weil sich die Kohle immer mehr in die Tiefe zog. Das Kohlenrevier in Alt-Brennberg lag aber auf einem höheren Plateau und die Wassereinbrüche konnte man durch einen Stollen in die Tiefe leiten.
Das Bergwerk wechselte oft seinen Besitzer. 1848 wurde Alois Miesbach Hauptmieter. Er ließ die alten Schächte tiefer ausbauen, Bohrungen machen und neue Schächte abteufen. Eine Sensation war, dass der Rudolf-Schacht die erste dampfbetriebene Fördermaschine mit zwölf Pferdestärke erhalten hatte. 1847 wurde die Eisenbahnlinie Ödenburg-Katzelsdorf durch Graf Széchenyi erbaut.
Aber eine große Schwierigkeit verursachte die Erneuerung der abgelaufenen Verträge. Miesbach wollte an die Stadtbewohner nicht mehr billige Kohle abgeben, mit der Begründung, die Kohle müsse aus der Tiefe geholt werden. Diese Sache wurde dann mit Hilfe des Finanzministeriums geregelt.
Der Besitzer vertraute seinem Neffen, Heinrich Drasche, Ritter von Wartinberg, die Führung des Bergwerkes an. Heinrich Drasche interessierte sich vor allem für den Bergarbeiterstand. Er war sich dessen bewusst, dass nur ein gesunder und kräftiger Bergarbeiterstand die Leistung der Kohlenförderung erhöhen kann. So wurde er bald Liebling der Bergarbeiter. Er weilte oft unter ihnen, erkannte die Nöte und Ansprüche der Bergleute. Er sorgte für bessere Löhne, gründete den Bergarbeiter-Konsumverein. In diesem Geschäft mussten die Hauptlebensmittel ohne Gewinn, zum Selbstkostenpreis weitergegeben werden. Es gab keinen fest angestellten Verkäufer, sondern die Arbeiter selbst gaben die Lebensmittel aus. Er gründete auch eine Bruderladen für die Bergarbeiter. Er vergaß auch jene Bergarbeiterpioniere nicht, die bei der Pflichterfüllung ihr Leben lassen mussten. Witwen und Waisenkinder wurden zu Weihnachten mit Kleidung und Schuhen beschenkt. Sie bekamen ein Liebespaket mit einem zum gehörigen Taschengeld. Die Bergmänner mit Spitzenleistung zeichnete Drasche mit Golddukaten aus.
Die Eisenbahnverbindung mit Österreich war bereits vorhanden, aber die Lieferung in die Stadt (12 Kilometer) war noch immer ein Problem. Im Bergwerksbetrieb stauten sich große Mengen von Kohlen auf.
Drasche kaufte 45 Paar Pferde und stellte diese im Betrieb ein. So ging Jahrelang der Transport ungehindert, bis es eines Tages zu einem Konflikt mit der Forstverwaltung gekommen war, weil die Straße durch die vielen Kohlenfuhrwerke in sehr schlechten Zustand geriet. Deshalb wurde am Fuße der Berghügel an deren Seitenwände eine 7 km lange schmalspurige Eisenbahnstrecke bis zur Südbahn nach Agendorf gebaut.
Drei Hindernisse waren hier im Wege. Man musste eine Schieferhalde teilweise abtragen, dann das breite Krebsenbachtal am Bogenriegel überbrücken, was ungeheure Holzungen verschlang, weil die Brücke einige hundert Meter lang war. In späteren Jahren wurde dann die Brücke wieder abgetragen und durch den Einschnitt am Tödlberg ein langer hoher Erddamm aufgetragen.
Nun begann die Kohlenlieferung auf kleinen Kohlenwagen, bergab ins Nachbardorf auf den Schienen. Die Kohlenwagen, Kohlenkastl genannt, wurden von Männern mit Hilfe von Handbremsen geschleift und die Pferde hatten die leeren Kastl wieder bergauf gezogen. Die Landstraße hatte eine Steigung von 190 m, die schmalspurige Bahn dagegen nur eine Steigung von 150 m.
Heinrich Drasche setzte seine Zukunft auf einen tief und gut ausgebauten Schacht, den die Elisabeth-Schacht, und wurde tief enttäuscht. Der Schacht, "Hauptschacht" genannt, verschlang riesige Summen. Doch die Ausgaben zahlten sich nicht aus. Das reichliche Kohlenlager konnte nicht ausgehoben werden, weil Feuer und Wasser den Schacht vernichteten, er brannte aus und stürzte ein.
1872 wurde durch Drasche das Direktionsgebäude errichtet. Im unteren Teil waren die Betriebskanzleien, im ersten Stock befanden sich die Wohnung des Bergdirektors sowie Fremdenzimmer. Auf der Straßenseite im ersten Stock waren zwei große Statuen angebracht. Auf der linken Seite ein Bergmann mit einer Öllampe in der Hand, auf der rechten Seite ein Schmied mit einem schweren Hammer.
Die Bergwerkskolonie war im besten Gedeihen, als 1873 die Cholera ausbrach und über 100 Menschen wegraffte. Im Dorf gab es keinen Friedhof, alle Toten brachte man bis dahin ins Nachbardorf. Jetzt musste man einen Friedhof anlegen. Dort befand sich auch die Barbara-Kapelle, ebenfalls von Drasche erbaut, die heute noch steht.
1875 brachte eine Sensation. Die erste kleine Dampfmaschine wurde auf der schmaIspurigen Bahn in Betrieb genommen. Später wurde sie normalspurig ausgebaut, so dass auch die schweren Südbahnlokomotiven mit großen Waggons eingesetzt werden konnten. Bei der Ausführung dieses Projektes wurden viele Bodenarbeiten durchgeführt. Bei einer Schieferhalde war innere Glut vorhanden und es kam zu einer Explosion. Zwei Männer und sieben Weiber, die dort beschäftigt waren, kamen ums Leben.
Drasche ließ auch eine 2 Zentner schwere Glocke gießen. Diese wurde auf einem Glockenstuhl aufgestellt und eine Stunde vor Schichtgang geläutet, damit die Leute nicht verschlafen. Die pechschwarze Braunkohle, die in ganz Brennberg erzeugt wurde, war tiefschwarze Pechkohle, brach sehr derb mit guten Wärmegraden. Dagegen war die Kohle am oberen Plateau. im Helenenschacht minderwertiger Qualität und etwas schieferhaltig. (Der1 886 entstandene Helenenschacht lag schon auf dem Eszterházyschen Gut.)
1884 wurde ein großer Hauptschacht, der Sopron-Schacht, abgeteuft. Er war 327 Meter tief. Der einige Jahrzehnte zuvor abgeteufte Wetterschacht (Barbaraschacht). welcher als Luftschacht benutzt wurde, konnte 1889 tiefer gemacht und mit dem Sopron-Schacht verbunden werden. Der damalige Bergdirektor, Anton Rudolf, hatte in raschem Tempo eine wichtige Arbeit vollenden lassen. Er ließ den unterirdischen Stollengang vom Sopron-Schacht zum Hermes-Schacht fertig stellen, gerade 3 Tage vor dem Unglück im Hermes-Schacht. Dadurch konnte er einigen hundert Bergleuten das Leben retten. Im Hermes-Schacht brach nämlich Feuer aus und der Schacht stürzte ein. Die Bergleute konnten sich durch den unterirdischen Stollen zum Sopron-Schacht retten. Fast 3 Jahre später brach im Sopron-Schacht Feuer aus. Diesmal starben 6 Männer an Rauchvergiftung.
Die Ödenburger Stadtverwaltung ließ auf Betreiben der Forstverwaltung alle Waldstraßen für den Transport sperren. Deshalb wurde ins Nachbardorf Agendorf eine Drahtseilbahn gebaut. Neben der Station Südbahn wurde ein hölzernes Kohlensortierungsgebäude aufgestellt, welches nach einigen Jahren durch einen Funken einer Südbahnlokomotive völlig ausbrannte.  1905 entdeckte man im Bergwerk das größte Kohlenfiöz, das Zeltner-Revier. Von diesem Flöz konnte man fast 20 Jahre lang Kohle abbauen. Bis 1920 wurden auf diesem Platz ohne  Unterbrechung 60.000 Waggons Kohle gefördert. Nach 15jähriger Bearbeitung brach Feuer im Zeltner-Revier aus, man musste einen Teil des Reviers verdämmen.
Der Sopron-Schacht war zu dieser Zeit fast schon 30 Jahre im Betrieb und mit modernen Maschinen ausgerüstet. Hier waren 8 Dampfkessel, Fördermaschinen, Ventilatoren, Wasserpumpen und ein eigenes Elektrizitätswerk in Betrieb. Dieses Werkversorgte mit 110V Strom die Kolonie. Der Schacht war aber schon reparaturbedürftig. Erst als der Liftgang gar nicht mehr funktionierte, musste mit der Ausbesserung begonnen. Zu dieser gefährlichen Arbeit wurden 4 tüchtige Schachthauer ausgesucht, welche sich auch auf die Liftzimmerung verstanden. Zwar bekamen die Arbeiter neue Wasserkleider und Wasserhüte, doch waren sie bei der Arbeit bis auf die Haut durchnässt. Steiger Peter Zeltner fuhr täglich ein und betrachtete die geleistete Arbeit. Schwere, lange, dicke Eichenbalken wurden durch neue ersetzt. Als Peter Zeltner die schon einige Tage geleistete Arbeit betrachtete, machte er ein kummervolles Gesicht. "Die Lage wird immer schlimmer, der Druck wird von Tag zu Tag größer", sagte er.
Die Schachtkränze waren teilweise vom einrieselnden Wasser durchschwemmt und es entstanden große Druckverschiebungen. Er sah, dass sich die Lage sehr gefährlich zugespitzt hatte und für die Rettung des Schachtes nicht mehr viel Aussicht war. "Ihr müsst mit mir den Schacht verlassen! "befahl er. Kaum waren sie ausgefahren, wollten schon den Schacht verlassen, als ein fürchterliches Schütteln des Erdbodens sie erfasste. Krach und Getöse entstanden, und als sie sich umdrehten. merkten sie, wie plötzlich der hohe eiserne Turm mit den eisernen Rädern seitwärts sank und schief stehenblieb. Der Hauptschacht ist eingestürzt.
Das war eine der größten Katastrophen, die eine Kohlennot nach sich zog. Vom Wetterschacht, der mit dem eingestürzten Sopron-Schacht verbunden war, hätte man weiter Kohle abbauen können, doch war dieser ein Luftschacht und musste zur Großförderung erst ausgebaut werden.
Einige hundert Bergleute sahen sich brotlos und blickten in eine bittere Zukunft. Peter Zeltner hoffte. durch seine Entdeckung das Los vieler Bergleute lindern zu können. und sah die Zeit gekommen. diese Entdeckung zu offenbaren. Prämien wurden für diejenigen ausgesetzt. welche neue Kohlenflöze entdecken oder Hinweise geben. wo erreichbare Kohlenflöze vorhanden sein könnten. Peter Zeltner hatte in der Nähe des Altbrennberger Dorfes im Spangenwald mehrere Ausgrabungen gemacht und Kohle entdeckt. Zuerst hatte er ein schiefriges. kohlenartiges Gestein gefunden. Etwas tiefer am Abhang schiefriges Gestein, mit Kohle gemischt: Und als er ganz unten gegraben hatte, fand er Schwarzkohle. Die beste Qualität Braunkohle. Er hoffte. in der Tiefe reine Schwarzkohle zu finden. Alle Ausgrabungen hatte er wieder mit Erde und Moos zugedeckt und es blieb sein Geheimnis.
Jetzt ging er aber zum Bergdirektor und offenbarte ihm seine Entdeckung. Der Bergdirektor war überaus freudig überrascht, bot ihm einen Sitzplatz und eine dicke Zigarre an. "Falls diese Entdeckung auf Wahrheit beruht, werden Sie Peter-Vetter, ein reicher Mann, aber ich will mir alles an Ort und Stelle ansehen", sagte der Bergdirektor. Zuerst gingen sie in Großonkels Wohnung und sahen sich die Gesteine an. Dann nahm Peter-Vetter Spitzhacke und Schaufel und sie gingen in den Waldabhang. An Ort und Stelle hatte der Direktor noch mehr Vertrauen bekommen, als er die ausgegrabenen Gesteine betrachtete. "Dies ist ja reine Schwarzkohle. Morgen fangen Sie gleich mit einigen Männern an, einen Stollen in den Abhang hineinzutreiben! " Peter-Vetter ließ einen Stollen einige Meter hineintreiben, dann ließ er einen Aufbruch ans Tageslicht machen, um zu sehen, wie breit und hoch die Kohle sei. Und siehe da, die Kohle hatte eine Höhe von 6 Metern.
Nun konnte ein großer Obertagekohlenbau beginnen. Da Peter-Vetter immer gehofft hatte, in diesem Waldrücken müsse Kohle vorhanden sein, so bekam der Obertagsbau den Namen "Gut-Hoffnungsbau."
Durch einen Hügel wurde ein Tunnel von 150 Meter Länge gemacht, eine schmalspurige Bahn wurde gelegt und die täglichen Erzeugnisse wurden von Alt-Brennberg durch den Berghügel nach Neu-Brennberg mit einer kleinen Dampflokomotive gebracht. Dieser Obertagebau war 4 Jahre in Betrieb und förderte reichlich Kohle. (Später wurde er abermals eröffnet.)
Natürlich war er kein Ersatz für den Hauptschacht, aber die Überbrückung war da, und in diesen 4 Jahren konnte man neue Schächte abteufen, die Kohlenförderung konnte normal  weitergehen und das Brot der Bergarbeiter war gesichert. Peter-Vetter träumte davon, von der versprochenen Prämie am Bogenriegel, am Waldesrand neben der Quelle, ein kleines Jagdhäuschen zu errichten. Auch den dämpfigen Schimmel seines Bruders wollte er austauschen, denn der konnte nicht mehr recht bergauf fahren. Aber auf die Prämie wartete er Tage, Wochen, Monate umsonst. Bitten darum wollte er nicht, dafür war er zu stolz. Aber einen Nutzen hatte er doch. Er wurde vom Steiger zum Obersteiger ernannt und sein Monatslohn wurde erhöht.
Unweit dieses Obertagebaues wohnten zwei Bergarbeiterfamilien in einem alleinstehenden Haus. Sie hatten es satt, das Wasser eine Stunde lang nach Hause zu schleppen, denn der Brunnen war am Ende des Dorfes. So beschlossen sie, sich selbst einen Brunnen zu graben. Als sie 6 Meter tief waren und schon Wasser erwarteten, stießen sie auf Schwarzkohle. Durch einen Stollenbau wurde diese Kohle herausgeholt. Als man sah, dass sich die Kohle in die Tiefe zog, wurde ein kleiner Schacht abgeteuft, der Martha-Schacht genannt wurde. Auch entdeckte man einen Nachlass vorheriger Inhaber. Die Besitzer, welche hier schon früher einmal gewirtschaftet hatten, konnten die Grieskohle nicht verwerten, so etwas konnte man damals nicht verkaufen, deshalb wurde die ganze Grieskohle ins Rahmertal gestürzt. Über 100 Jahre hindurch wurde dieser Talgraben gänzlich zugeschüttet und jetzt fing man an, ihn wieder auszugraben. Ausländische Fabriken, die moderne Heizkessel hatten, interessierten sich für Griesekohle, da diese billiger war.
Man fing abermals an, einen größeren Schacht abzuteufen. Es war der Neu-Hermes-Schacht, der einige hundert Meter oberhalb des Alt-Hermes-Schachtes lag. Auch der Wetterschacht war für die Kohlenförderung ausgebaut und man konnte von dem eingestürzten Sopron- Schacht vom Zeltner-Flöz aus unterirdisch die Kohle wieder abbauen. Dazu kam noch der HelenenSchacht, von dem die Kohle vom oberen Plateau auf das untere Plateau mit Hilfe  einer Seilbahn heruntergelassen wurde.
1939 wurde der größte Schacht von Brennberg fertig gestellt, zugleich der tiefste in Ungarn. Der Szent-István-Schacht war über 700 Meter tief und wurde in zwei Etappen abgeteuft, zuerst auf 300 und nachher auf über 700 Meter. Der Schacht wurde mit den modernsten Maschinen ausgerüstet:
Während die übrigen Schächte Drahtseil-Förderungmaschinen hatten, war der Szent-Istvän- Schacht mit Bandfördermaschine versehen. Auch diese hiesige Schwarzkohle war sehr guter Qualität und übertraf an Wärmekalorien alle anderen Brennberger Kohlensorten, obzwar sie noch immer als Braunkohle registriert wurden. Der Hauptschacht befand sich am höchsten Gipfel des Terrains von Brennberg über zwei kleine Berge hinauf, ganz an der burgenländischen Grenze, von Brennberg fast eine Stunde Fußweg. Um den Bergarbeitern den weiten Weg zu ersparen, baute man über dem ersten Berghügel bei Neu-Hermes-Schacht eine Kolonie.
Es wurden drei Reihen einstöckige Zweizimmer-Wohnungen gebaut. Von hier hatten die Bergarbeiter noch immer eine halbe Stunde hinauf zum Hauptschacht zu gehen. Eine Luftseilbahn transportierte die Kohle hinunter ins Brennberger Zentrum. Die Seilbahn ging über einem Berghügel zum Neu-Hermes-Schacht, dann nochmals über einem Berghügel hinauf zum Szent-István-Schacht, immer die Grenze entlang.
Dieser Hauptschacht lieferte Jahrzehnte hindurch viel Kohle, forderte aber auch große Opfer, die es im Bergwerk immer wieder gab. Im Bergwerk war oft Feuer, viele verunglückten an Rauchvergiftung, manche wurden auf den Kohlenflözen verschüttet, manche fielen in die ‚Schächte. Trotzdem konnte man immer ohne Sicherheitslampe. mit offener Karbidlampe arbeiten.
Die größte Katastrophe in der Bergwerksgeschichte ereignete sich am 13. September 1945. Durch eine Explosion verbrannten 19 Personen. Man brachte sie zwar lebend ans Tageslicht und mit Hilfe der sowjetischen Armee konnten sie per Lastautos rasch nach Ödenburg ins Spital gebracht, aber sie alle wußten, dass sie in einigen Tagen sterben werden. Auch Großvaters Sohn, Onkel Vinze, war unter den Verunglückten.
Nach vier Monaten - noch hatten sich die Leute vom Schrecken nicht erholt -wiederholte sich das Unglück zum zweiten Maie. Diesmal verbrannten 7 Bergarbeiter. !n den Brennberger Bergwerken hatten es die Bergmänner nicht leicht. Viele zugewanderte Bergleute aus dem Ausland verließen alsbald wieder das Bergwerk, weil sie die große Hitze nicht vertragen konnten. Wegen der Hitze arbeiteten die Bergmänner ohne Kleider, fast nackt, nur mit einer kleinen Glotthose (Schwitzhose) versehen. Und wenn sie das Kohlenflöz fast nackt betraten. war ihr Körper in 10 bis 15 Minuten schweißgebadet, so dass sie zeitweise sich abkühlen gehen mussten. In der Grube war durch die Hitze schlechte Luft, deshalb hatten alle Bergleute eine blasse, gelbe Gesichtsfarbe. Wenn die Bergleute ins Nachbarsdorf in die Buschenschenke gingen, Wein zu kosten, da hieß es immer "Die Gelben kommen".
1949 ist der 20 Jahre zuvor fertig gestellte Neu-Hermes-Schacht eingestürzt. Dieser Schacht konnte aber noch gerettet werden, da er nur in der Mitte einen Einbruch hatte. Der Schacht stand im Mittelpunkt und war mit dem Hauptschacht und auch mit dem Helenenschacht verbunden, der sich allerdings schon auf burgenländischem Boden befand, aber von Brennberg verwaltet wurde. Man beschloss, den Hermes-Schacht ganz neu in einer Tiefe von 371 m auszubauen. Er wurde mit schweren, trapezfömigen Zementziegeln ausgebaut. Als der Schacht seiner Bestimmung übergeben wurde, kamen Gerüchte auf, dass das Brennberger Bergwerk eingestellt werden sollte. Das Gerücht war nicht zu glauben. Aber der neu ausgebaute Hermes-Schacht wurde mit einer Betondecke abgeschlossen und man fing an mit dem Abmontieren kleinerer Maschinen. Dies geschah 1952-1953. Große Unstimmigkeiten gab es, als man dem Bergarbeitervolk bekanntgab, dass dieses Bergwerk gänzlich gesperrt werde und alle Bewohner nach Oroszlány übersiedelt werden. Eine Versammlung nach der anderen wurde gehalten. Man sagte. dass die Kohlenerzeugung in Brennberg zu teuer, die Erhaltung des 700 m tiefen Hauptschachtes zu kostspielig, wogegen in Oroszlány schon in 60 bis 70 m Tiefe Kohlenlager zu erreichen sei. Die Übersiedlung konnte nur mühsam in Gang gebracht werden. So ging die 200jähnge Bergwerksgeschichte von Brennberg zu Ende.
Das Dorf Oroszlány wurde zur Stadt ausgebaut und moderne Hochhäuser mit Komfortwohnungen schossen aus der Erde. Noch nie hatten diese Bergarbeiter in so modernen, komfortablen, mit Badezimmer ausgestatteten Wohnungen gewohnt. Auch der Arbeitsplatz war viel leichter und besser. Es gab keine große Hitze im Bergwerk, man konnte in Arbeitskleidern arbeiten. Moderne Kaufhäuser wurden eingerichtet und die Gegend war schön.
Freilich konnten sich nicht alle gleich an die neue Heimat gewöhnen, viele hatten Heimweh, rissen aus, kamen nach Brennberg und suchten sich einen Arbeitsplatz in Ödenburg. (Eisengießerei, Sotexfabrik, Möbelfabrik, Ziegelofen, Schloßfabrik und Eisenbahn). Manche ließen Weib und Kinder zurück in Brennberg, wohnten im Burschenzimmer in Oroszlány und besuchten monatlich zweimal die Familie. Diese waren Pendler, die Jahrzehnte hindurch Wege hin und her fuhren. Am besten haben es diejenigen, die im Bergwerk von Oroszlány verblieben. Sie genießen eine hohe Bergarbeiterpension, ruhig und zufrieden. Glück auf!
Franz Zeltner