Da Voda hat den Buin belehrt
Wos za die guidn Sittn ghör.t
Wen muiß ma "Herr" wen "Veida" nenna,
den Unterschied, Bui, muiß ma kenna.
 
Da Lehrer, Bui, dos is ein "Herr".
Za dem derfst niamols "Veida" sogn.
Der tat des nämlich nit vatrogn –
Ein Lehrer – schließlich – is jower!
 
Hingegen – wann uana foahrt mitn Wogn,
hot Roß eingspannt oder a Kuah,
mein liawa Bui, des sog i dir,
za dem kannst ruhig "Veida" sogn.
 
Den Kaufmann oder den Friseur
Hingegen nennt man wieda "Herr".
Und a zum Dokta, liwa Bui,
sogst ständig zu des "Herr" dazui.
 
Der Maurermeister is ein "Herr".
A "Veida" nur hingegen der,
der Ziagl schlichtet auf dem Grüst,
weil dieser "nur" ein Maurer ist.
 
Und "Herr" wird schließlich auch genannt
Der Feuerwehr ihr Kommandant.
Da Strohlrohrmann, des woaß a jeder,
des is, woaßt eh, da "Michl-Veida".

Zan Buagamoasta: "Herr" ganz kloar,
doch nimmst du wo den Trommler woahr,
der tuit dirs goar nit übl nemma,
tuist du eahm gwöhnlich "Veida" nenna.
 
Den Buim hot langsam das verwirrt,
wem´s "Veida" und wem`s "Herr" gebührt.
Er muiß doch schließlich etwos gebn
Den Unterschied herauszuhebn.
 
Dos siacht da Voda schließlich ein.
Ein Merkmol nämlich muiß jo sein.
Drum suacht er noch verschiednen Gründen,
den Unterschied herauszufinden.
 
"Wer wochentogs a Fürta trogt,
za dem wird uanfoch "Veida" gsogt.
Doch geht wer noblicha daher,
des is ganz sicher dann ein "Herr".
 
Weil, - ´s tat sich nämlich nicht vatraogn,
wenn ma tat "Pfoarrer – Veida" sogn.
Auch wäre es genau so schlecht,
sogst andrerseits du, da "Herr" Knecht.
 
So muiß holt olls sei Urdnung hobn
Ban "Herr" und auch ban "Veida" sogn
 
Autor: Johann Erhardt