Nach dem Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Okt. 1517 an der Schloßkirche zu Wittenberg wurden seine 95 Thesen aus dem Lateinischen übersetzt und in unzähligen Flugblättern im ganzen damaligen Deutschen Reich schnellstens verbreitet Die Händler Ödenburgs, die auf die Märkte in Regensburg, Augsburg, Wien, Böhmen, Mähren, Schlesien kamen, lernten Luthers Schriften auf den Märkten kennen und brachten diese auch in ihre Heimat mit schon fünf Jahre nach Luthers Thesenanschlag wurden Luthers Schriften in Ödenburg gelesen, und sogar schon auf einigen Kanzeln im Sinne Luthers gepredigt Auf Anzeige des Stadtpfarrers wurde vom König Ludwig II. extra für Ödenburg ein Tribunal eingesetzt, das die "lutherischen Ketzer" verhören und Luthers Bücher verbrennen sollte.
Vor diesem Verhör gibt der Stadtpfarrer Christop Peck offen zu, daß "es offenbar ist und jedermann weiß, daß hier die Bürger Luthers Schriften kaufen und lesen. Wenn sie in ihren Buschenschänken zusammenkommen, liest einer, der lesen kann, vor, und zehn, zwanzig oder wieviel eben anwesend sind, hören zu" (A. Payr). Aber auch ein Franziskaner Pater, namens Christoph, predigte schon im Sinne Luthers. Die Patres versuchten vor dem Tribunal ihren Pater zu retten, der Rat wiederum seine Bürger. "Jedoch Paul Kramer, Bürger und Lederer, gab offen zu, daß er Luthers Schriften besitze und lese" (Payr). Die gefundenen Schriften Luthers wurden 1524 vor dem Rathaus öffentlich verbrannt und Kramer mußte öffentlich vor dem Rathaus Abbitte tun. Die Kommission veranlaßte ferner alle Pfarrer, sie sollten Luthers Bücher einsammeln und abliefern. Tatsächlich wurden drei Tage später Schriften Luthers abgeliefert und anschließend öffentlich verbrannt (Payr). König Ludwig II. erließ strengste Gesetze und verbot bei Todesstrafe die Verbreitung der Lehre Luthers. Jedoch, nachdem der König im Kampf gegen die Türken in der Schlacht bei Mohács im Jahre 1526 gefallen war, schrieb Dr. Martin Luther an die Königinwitwe Maria - Schwester Kaiser Karls V. und König Ferdinands - einen Trostbrief. Auch der Raaber Bischof, zu dessen Diözese Ödenburg und Umgebung gehörte, war in der Schlacht bei Mohács gefallen, die Patres aus Wandorf waren aus Angst vor herannahenden Türken geflüchtet, darum nahmen sich schon evang. Prädikanten der verlassenen Herde an (Nach Payr). Schon ab 1533 gingen die ersten Jünglinge aus Ödenburg an die Wittenburger Universität, um dort zu Füßen Luthers zu studieren. 1532 verlangten die Bürger der Stadt, "daß ein ehrsamer Rat mit dem Stadtpfarrer verfüge, damit er einen ehrbaren getreuen Prediger halte, der das Evangelium richtig verkündige" (Payr). Tatsächlich stellte der Rat bald evang. Prädikanten ein. (Prädikanten wurden sie genannt, weil im Mittelpunkt des Gottesdienstes nicht mehr die Messe stand, sondern die Predigt, die Verkündigung des Wortes Gottes). Nachweislich berief im Jahre 1565 der Magistrat den um seines Glaubens Willen verfolgten evang. Prediger Simon Gerengel, der auch als eigentlicher Reformator der Stadt gilt. Er war nach seiner vierjährigen Festungshaft auf Hohensalza Pfarrer in Rothenburg o. T. gewesen. In Ödenburg ordnete er das kirchliche Leben, gab einen Katechismus und eine Agenda heraus, die über 200 Jahre im Gottesdienst benutzt wurde.
Daß um diese Zeit die Harkauer auch schon der evang. Lehre zugetan waren, geht daraus hervor, daß nachweislich schon ab 1571 Abel Salinger als erster Prediger in Harkau wirkte. Sein Nachfolger wurde Thomas Winkler, der 1576/77 als Pfarrer, Prediger in Harkau tätig war. Aus dem Jahre 1577 bis 1579 ist uns als Harkauer Prediger Paul Großmajor bekannt Er war ein gebürtiger Ödenburg. Nach seinem Studium in Ödenburg bei dem berühmten Rektor Hartmann setzte er sein Studium 16 Monate lang an der Universität Breslau und ab 1573 an der Universität Wittenberg fort. Diese bescheinigt auf eine Anfrage, er sei "ein fleißiger Student, habe aber kein Geld, um seine Schulden zu bezahlen" und wird deshalb nicht von der UNI entlassen. Im Jahre 1576 wurde er für Zaneck (Kom. Wieselburg) ordiniert. Anscheinend war es schwer mit ihm auszukommen, denn bei seiner Anstellung in Harkau drohte der Magistrat, daß er ihn sofort entlassen werde, wenn er durch Predigt oder Lebenswandel Grund zur Klage gebe. 1579 verläßt er schon Harkau und nimmt die Pfarrstelle in Wolfs an.
Es fällt uns auf, daß die Prediger in den Stadtdörfern, auch in Harkau, verhältnismäßig häufig wechselten. Das mag verschiedene Gründe haben. Leider wurden auch die Prediger nicht vom Volk gewählt, wie es in der Anfangszeit der Reformation mit großem Nachdruck verlangt wurde. Auch um diese Zeit setzte noch der Grundherr, also der Magistrat der Stadt Ödenburg, die Pfarrer in ihren Stadtdörfern ein. Andererseits tat es der Rat nicht etwa leichtfertig. Hören wir, was der kath. Kirchenhistoriker Dr. Bán darüber schreibt: "Auf die Auswahl der Prädikanten legte der Rat der Stadt besonders großen Wert. Auch sorgte er dafür, daß viele Schüler nach der Absolvierung der (Ödenburger) Lateinschule mit Hilfe von Stipendien an den deutschen protestantischen Universitäten studieren konnten. Nachdem diese dann ihr Universitätsstudium beendet hatten, wurden sie zu Hause (in Ödenburg) als Pfarrer, Rechtsanwälte u. a. eingesetzt".
Paul Großmajors Nachfolger in Harkau wurde Martin Schramm. Er verehelichte sich im Nov. 1580. Zur Hochzeit erbittet der evang. Pfarrer von Ödenburg, Musaeus, den Rat der Stadt um Musikanten zur Hochzeit. "Die Turmer (=Turmbläser) sollen mit den stillen Instrumenten (=Geigen) bewilligt sein", vermerkt der Stadtrat auf dem Gesuch. Jedoch wegen Krankheit, Brustleiden, mußte Schramm schon nach 3 Jahren, im Dezember 1583 seinen Dienst quittieren. Im Mai 1584 wurde auf Kosten der Stadt Ödenburg Johann Capellerin Graz, der damaligen evang. Hochburg und berühmten Schule Österreichs (wo auch der berühmte Astronom Joh. Keppler wirkte) für die Harkauer Pfarrei ordiniert. Dr. Hazi zählt ihn in seinem Buch zu den kath. Pfarrern, was nicht stimmt, denn wozu hätte ihn die Stadt zur Ordination nach Graz geschickt? Kath. Priester wurden in Raab geweiht! Allerdings setzte in diesem Jahre schon die erste Gegenreformation ein. Zu dieser Zeit war bereits über 90 % des Landes evangelisch. Das Verhältnis zwischen den evang. und kath. Bürgern der Stadt Ödenburg ist bis zu dieser Zeit ein sehr brüderliches und friedliches. Es sollte leider anders werden, als Georg Draskovich Erzbischof wurde. Laut Augsburger Religionsfrieden von 1555 galt im Deutschen Reich das Prinzip: "Cuius regio, eius religio", d. h. auf deutsch: "Wem das Land gehört, der bestimmt die Religion (auch seiner Untertanen)". Das galt auch in Ungarn. Die Habsburger und vor allem Bischof Draskovich wollten aber dieses Recht den Königl. Freistädten, zu denen auch Ödenburg gehörte, nicht zugestehen. Die evang. Ratsherren der Stadt wurden 1584 vom Kaiser auf Wunsch Draskovich nach Wien beordert und dort so lange eingekerkert, bis die Stadt meldete, daß sie ihre evang. Prediger entlassen habe. Nachdem die beiden evang. Pfarrer entlassen worden waren, fand der eine in Neckenmarkt, der andere in Deutschkreutz eine Aufnahme. Auch in den Stadtdörfern wurden die evang. Prediger vertrieben, und erst nach Jahren wurden an ihrer Stelle kath. Priester ernannt. Auf den nahen Gütern Graf Nadasdys in Deutschkreutz und der Dersffy in Neckenmarkt konnten die vertriebenen Ödenburger Prediger ungehindert wirken, da diese Grafen und ihre Dörfer evangelisch waren. Unzählige Ödenburger Bürger pilgerten allsonntäglich in dieser Zeit, von 1584 bis 1604, nach Neckenmarkt oder Deutschkreutz, um an den dortigen evang. Gottesdiensten teilnehmen zu können. Ja viele ließen sogar, trotz strengsten Verbotes, ihre Kinder dort (evang.) taufen, so daß gegen unzählige Bürger von Seiten des (evang.) Stadtrates deswegen Strafen ausgesprochen werden mußten. Es ist anzunehmen, daß auch die "Harkauer Untertanen" sich diesen "Kirchgängen" nach Deutschkreutz und Neckenmarkt angeschlossen haben, zumal es von Harkau nur die Hälfte der Wegstrecke von Ödenburg war, und außerdem zeigte die Harkauer kein kath. Pfarrer beim Rat der Stadt an. An Michaeli (29.9) 1587 kam Stephan Reitter als kath. Pfarrer nach Harkau. Seine "Bestallungsurkunde", die in Anwesenheit des "Herrn G. Töltl, Bürgermeister zu, Ödenburg, Herrn Hans Steiner, Jakob Müllner zwischen dem ehrwürdigen Herrn Stephan Reuter und den Harkauern abgehandelt worden ..." ist im Archiv der Stadt Ödenburg unter Lad. C. Fase. III. Nr. 116 erhalten. Aus dieser Anstellungsurkunde ist auch ersichtlich, welche Leistungen die Harkauer ihrem Pfarrer erbringen mußten. In der Verlängerung des obigen Vertrages für die Jahre 1589 und 1590 heißt es auch, daß der Pfarrer wie auch der Lehrer von Harkau im Pfarrhaus wohnten. Sofern sie sich aber nicht vertragen, soll der Lehrer ausziehen, und wenn die Äcker der Pfarrei nicht bebaut, die Weingärten des Pfarrers nicht bearbeitet werden, weil die Pfarrstelle nicht besetzt ist, sollen sie die "Mitnachbarn" bebauen und bearbeiten, dafür aber den Zins an die Stadt geben. Nachdem Reiter tatsächlich im Jahre 1590 als Spitalpfarrer wieder nach Ödenburg zog, wohnte der Lehrer allein im Pfarrhaus, dadurch wurde es gepflegt. Ansonsten schreibt Dr. Bán (S. 200) "... Die Pfarrhäuser, ihre Pfründe, ihre Weinberge sind ungepflegt und gehen zugrunde". Dies traf für die Harkauer Pfarrei nicht zu. Laut des kath. Kirchenhistorikers Dr. Bán war Reiter "weder bei den Bürgern beliebt gewesen, noch habe er geistige Fähigkeiten besessen, ja sein Lebenswandel sei auch nicht einwandfrei gewesen?" (Dazu sei zu bemerken, daß damals der größte Teil der kath. Pfarrer in Österreich und in Ungarn verheiratet war, darum hatte sich auch der Kaiser/König Ferdinand auf dem Tridentinischen Konzil (1545-63) für die Verehelichung der Priester, also für die Abschaffung des Zölibats eingesetzt). Im Jahre 1590 wurde Veith Schey als kath. Pfarrer nach Harkau versetzt. Laut des kath. Kirchenhistorikers Dr. Bán beklagte sich der Harkauer Richter über Schey beim Rat der Stadt, daß der Pfarrer "aus seinem Zimmer einen wahren Geißenstall" mache. Bei einem Verhör gestand Pfarrer Schey sogar, daß er die Harkauer ermuntere, "sie sollen ihre Kinder in Neckenmarkt (evang.) taufen lassen und die kirchlichen Handlungen dort in Anspruch nehmen?" (s. Bán). Unter seiner Amtszeit wurde Wolfs als Filiale an Harkau angeschlossen. 1592 wurde die Harkauer Pfarrei (und die Filiale Wolfs!) einfach dem Ödenburg Spitalpfarrer, Stephan Reiter, anvertraut. Anscheinend gab es dann bis 1606 überhaupt keine Pfarrer in diesen Gemeinden, denn ab 1597 erhielt der Ödenburger Pfarrer Heinrich Wimpfammer die Einkünfte der Pfarreien Harkau, Wolfs und Kolnhof. "Dabei hätte die Bevölkerung (der Stadtdörfer) in dieser Zeit seelsorgerliche Hilfe nötiger gehabt denn je?" schreibt Dr. Bán. Der kath. Kirchenhistoriker Dr. Bán schildert auch die allgemeine Situation der Stadtdörfer für diese Zeit sehr eindrucksvoll, wenn er schreibt: "Durch die 15-jährigen Kriegswirren - der Türke hatte Raab, den Sitz des Bischofs erobert und ist bis Kapuvar (etwa 30 km östlich von Harkau) vorgedrungen - war der Blutzoll, waren die wirtschaftlichen Opfer der Bevölkerung enorm ... Die Einquartierungen der kaiserlichen Söldner saugten die armen Untertanen in den Dörfern gänzlich aus, und diesem bösen Treiben folgten dann die Durchzüge und Plünderungen der Heere Bocskays" (1604-1606). Als nach dem Wiener Frieden die Stadt wieder evang. Prediger auch in den Stadtdörfern einsetzen konnte (siehe: Folgen des Wiener Friedens), wurde 1608 Michael Graf Pfarrer in Harkau. Sein Nachfolger hieß Tobias Riedel, 1618-21, vorher war er Pfarrer in Weppersdorf. Im Jahre 1622 kam Salamon Agnetis als Pfarrer nach Harkau. Er war aus Raps, Siebenbürgen gebürtig. An der Synode in Csepreg, 1628, nahm er als Pfarrer von Harkau teil. 1636 beginnt er mit der Führung der Taufmatrikel in Harkau. (Prof. Payr irrt also, wenn er vermutet, daß 1632 kein Pfarrer in Harkau gewesen sei, da bei der Beerdigung des berühmten Ödenburger Bürgermeisters Dr. Christoph Lackner, der Harkauer Pfarrer fehlte). Als im Jahre 1643 der evang. Senior Schubert aus Ödenburg in den Stadtdörfern nach kath. Muster Kirchenvisitation hielt, fand er in den Ortschaften Harkau und Agendorf beste Ordnung, in Mörbisch und Wolfs mußte er den Prädikanten eine Rüge erteilen (Dr. Bán). Agnetis beide Neffen, Daniel Klesch, Konrektor am evang. Gymnasium in Ödenburg, und Johann Ritzinger, Lehrer in Harkau, forderten 1655 vom Rat der Stadt Ödenburg die Hinterlassenschaft ihres Onkels Salamon Agnetis, woraus zu schließen ist, daß er keine Erben hatte, bzw. daß er sein 1639 in Harkau geborenes Söhnlein überlebte.
Von 1646 bis 1656 ist Johann Scheffler, Pfarrer in Harkau. Nach Prof. Payr nahm er 1646 an der Synode in Bük als "Pastor in Harkau" teil. 1652 verheiratete sich Scheffler mit der Witwe des Pfarrers Übermann aus Walbersdorf. Nachdem die Harkauer Pfarrstelle 1656 wieder frei wurde, baten die Ödenburger die berühmte Universität Wittenberg um einen Pfarrer für Harkau. Diese schickten ihnen den aus Bistritz/Siebenbürgen stammenden Christoph Löhner, als Pfarrer. Er war während des Um- und Erweiterungsbaus der Kirche und des Baus des jetzigen kath. Kirchturms, im Jahre 1658 Pfarrer in Harkau. Während seiner Amtszeit wurde auch die Synode in Harkau abgehalten, auf der die Einigung über die gemeinsame Benutzung der Kirchenglocken für beide Konfessionen geregelt wurde. Löhner war ein sehr tüchtiger Pfarrer und wurde deshalb schon 1661 vom Senat der Königl. Freistadt Güns zum Inspektor des dortigen Gymnasiums und 1663 zum leitenden Prediger der Stadt berufen. 1674 wurde auch er von Güns vertrieben. Als Exulant erhielt er in Nürnberg eine Pfarrstelle, wo er auch im Jahre 1694 starb.
In den Jahren 1657/58 mußte die Kirche wieder umgebaut werden. In einer Eingabe der Harkauer an die Stadt, die im Archiv der Stadt aufbewahrt wird, werden die Vorgänge, die zur dringend notwendigen Renovierung führten, sehr ausführlich und eindrucksvoll geschildert! Pfingstmontag beim Nachmittagsgottesdienst(des Jahres 1657) fin es in der Kirche zum Rumoren an. Ein Knabe schrie vom Friedhof aus (der Friedhof lag um der Kirche) Der Turm fällt um! Alle meinten, der Turm stürze ein. Darum floh alles eiligst aus der Kirche... Teile der Kirche, vor allem aber der Turm mußte abgetragen und neu erbaut werden. Von diesem Neubau des Turmes in seiner wuchtigen Form mit seiner achteckigen gemauerten Spitze war leider in Harkau kaum etwas bekannt. Erst bei der letzten - vom ung. Staat finanzierten - großen, mit viel Sachverstand durchgeführten Renovierung im Jahre 1970/71 wurde ein Sandstein über dem Eingang des Turmes freigelegt, der die Jahreszahl 1658 trägt. (Der kommunistische Staat finanzierte die Renovierung, da die Kirche wegen ihres sehr hohen Alters unter Denkmalschutz steht!)
Zu dieser Zeit, 1658, war die Bevölkerung Harkaus ganz evangelisch. Außerdem war die Bevölkerungszahl trotz Kriegseinwirkungen und Epidemien stark angewachsen. Zudem dauerten die evang. Gottesdienste sehr lange. Die Predigten der evang. Pfarrer dauerten damals oft 2-3 Stunden, so daß die Gläubigen die Predigt sitzend anhören wollten. Darum war es nötig, die Kirche zu bestuhlen, sie mit Bänken zu versehen. Dazu reichte wieder der Platz nicht aus. Aus diesem Grunde wurde sie nach Westen, zum Turm hin, ein wenig erweitert, der mächtige Turm neu erbaut, die Mauern der Kirche erhöht. Um sie zu befestigen, mußten sie mit heute noch sichtbaren starken Stützpfeilern versehen werden. Natürlich erhielt die Kirche auch ein neues Dach. Im Innern wurden an den beiden Längsseiten je eine Holzempore eingebaut (darum die Erhöhung der Mauern!) Dadurch mußten notwendige neue Fenster durchbrochen, andere, die alten, wieder zugemauert werden. Diese Veränderungen im Mauerwerk - die Fensterbänke der liegenden viereckigen Fenster und die der schmalen gotisierenden frühbarocken Fenster - sind nach der Renovierung von 1970 auch von außen wieder gut sichtbar geworden. Wahrscheinlich sollten die liegenden, niederen Fenster die Kirche unter der Empore und die höher angebrachten gotisierenden Fenster den Chor erhellen. Der Südeingang wurde wieder zugemauert. Der Zugang erfolgte nun unter dem Turm. Ebenso ließ die Gemeinde für den neuen Turm mehrere Glocken gießen. Die eine hängt heute noch auf dem (kath.) Kirchturm und trägt die Inschrift: Eigenturn der Evang. Kirchengemeinde Harkau. Gegossen 1658. Das mag auch mit eine Ursache sein, daß die Evangelischen nach dem Bau der evang. Kirche 1787, bei dem ihnen, laut Toleranzedikt, nicht erlaubt war, auch einen Turm mit Glocken zu bauen, diese Glocken auf dem Turm der kath. Kirche weiterhin benutzen durften, bis sie im Jahre 1886 selbst einen Turm errichteten und auf diesem Turm ein eigenes Geläut anbringen ließen. (Siehe darüber: Bau des evang. Kirchturms in Harkau von Oskar Renner in meinem Buch: Geschichte der Concordia!) Diese großen Bautätigkeiten an der Kirche 1657/58 wurden während der Amtszeit des evang. Pfarrers Christoph Löhner durchgeführt.
Kein Wunder also, daß die Kirchenvisitation des kath. Bischofs im Jahre 1674 erwähnt, die Kirche sei "in einem sehr gutem Zustand, jedoch in der Kirche sind mehrere Requisiten eines protestantischen Gottesdienstes, u. a. zwei Holzempore und Bänke" zu finden.
Pfarrer Löhners Nachfolger in Harkau wurde der aus Schemnitz/Oberungarn gebürtige Meinhard Gartner. Auch er blieb nicht lange in Harkau, da er schon 1663 als Prediger nach Güns berufen wurde, wo auch er, wie Löhner, die Enteignung der dortigen evang. Kirche erleben mußte.
Noch in diesem Jahr, 1663, wurde Johann Christoph Galli als Pfarrer nach Harkau berufen. Vorher hatte er die Rektoren-Stelle am evang. Gymnasium in Sankt Georgen, bei Preßburg inne. Auf der in Harkau abgehaltenen Synode im Jahre 1664 unterschreibt er als "Pastor Harkaensis". Während seiner Amtszeit wurde die Harkauer Kirche den Evangelischen enteignet. Dabei wurde ihm vom Probst von Eisenburg (Vasvar) bei Androhung der Todesstrafe das Betreten der neu katholisch geweihten Kirche verboten. Er war der letzte evang. Pfarrer vor der Gegenreformation und mußte als Flüchtling, "Exulant" im Jahre 1674 Harkau verlassen. Auch er nahm mit seiner Familie den Weg aller damaligen Exulanten über Regensburg, wo schon manch ein vertriebener evang. Pfarrer aus Ungarn untergekommen war, nach Bayreuth, in die Heimat der Herzogin Eggenberg, der "Mutter der Evangelischen in Ödenburg in dieser bedrängten Zeit" (Payr), wo den Exulanten freundliche Aufnahme zuteil wurde. Nach Prof. Payr traf der ungarländische Kirchenhistoriker Burius im Jahre 1675 Christoph Galli in Zeitz, Herzogtum Sachsen-Zeits (Thüringen), wo er eine Pfarrstelle erhalten hatte, und wo er wahrscheinlich auch verstarb.
Quelle:"Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)