Nachdem nun die Harkauer "mit höchst kaiserlichen Erlaubnis" eine evang. Kirchengemeinde gründen durften, waren sie bestrebt, ihre Gottesdienste weiterhin nicht mehr "in einer mit Stroh bedeckten Hütte" (A. Payr) sondern in einer Kirche, oder wenigstens in einem Bethaus- ohne Turm - abzuhalten. Die Bewohner hatten ja schon vor der Genehmigung der Kirchengemeinde zeichnen müssen, wieviel sie bereit waren, für Kirche, Pfarrer und Lehrer zu opfern. Treibende Kraft war sicher auch hier wieder neben Pfarrer Nagy der nimmermüde und couragierte Matthias Eckl. Natürlich hielten sie sich beim Bau der Kirche strengstens an die im Toleranzedikt enthaltenen Vorschriften. Von der Stadt, als Grundherr, erhielten sie einen Baugrund. Die Kirche mußte im Garten, "ohne direkten Eingang von der Straße" und ohne Turm gebaut werden. Meistens wurden ja solche Kirchen "Bethaus" genannt. Wer der Bau- meister der Kirche war, konnte ich leider nicht feststellen.
 
Dr. Csatkai vermutet, es müßte derselbe Baumeister gewesen sein, der einige Jahre später, 1791/92, die Mörbischer Kirche baute, da die beiden evang. Kirchen viele Ähnlichkeiten aufwiesen. In einem alten Buch einer Landsmännin ist eine Notiz zu lesen, daß die Kirche in 66 Tagen erbaut, fertiggestellt worden sei. Ich vermute, daß diese Notiz viel später, nach Hörensagen in das Buch eingetragen wurde, denn in so kurzer Zeit konnte man bei der damaligen Arbeitsweise (ohne Maschinen) dieses doch verhältnismäßig große Gotteshaus nicht zur Einweihung fertigstellen, außerdem sind uns die wöchentlichen Abrechnungen des Kirchenvaters mit den Maurern und Zimmerleuten, die Rechnungen für Kalk, "Laden" (=Bretter) vom September bis November 1786 erhalten und drittens schreibt auch Prof. Payr, daß die Grundsteinlegung, bei welcher Gelegenheit erstmals auch die Pfarrer aus Ödenburg anwesend waren, im Jahre 1786 stattfand; genaues Datum gibt er aber nicht an. Die Gemeindeglieder finanzierten nicht nur den Bau, sondern halfen auch fleißig und gerne beim Bau. Die Fuhren für Steine, Sand, Kalk, Backsteine, Holz, Schindeln von Österreich, sowie auch die Handlangerarbeiten wurden von den opferwilligen Harkauern auch freiwillig und unentgeltlich geleistet. Die Einweihung der Kirche erfolgte - laut Prof. Payr - am 12. August des Jahres 1787. Bei der Einweihung waren außer dem neuen Superintendenten (Bischof) Hrabovsky auch die Pfarrer Harnwolf aus Agendorf und Jelinek aus Lutzmannsburg anwesend. Natürlich waren auch viele Gäste dabei.
 
Da die Kirche weder einen Turm noch Glocken haben durfte, wurde zu den Gottesdiensten, Begräbnissen und wochentags auch weiterhin mit den Glocken geläutet, die am kath. Kirchturm hingen, wovon die eine bis zum heutigen Tag noch dort hängt. Die Glocke wurde im Jahre 1658 beim Turmbau der heutigen kath. Kirche gegossen und trägt die Aufschrift: "Eigentum der evang. Kirchengemeinde Harkau 1658". Die Glocken - ob es ursprünglich zwei oder drei waren, ist nicht bekannt -läuteten bis zum Turmbau der evang. Kirche im Jahre 1886, also 99 Jahre, auch für die Evangelischen, obwohl sie auf dem Kirchturm der kath. Kirche hingen. die Kirche ist nur in ihrem Innern in seiner edlen Schlichtheit erhalten. Der gefällige Innenraum besteht aus einem drei Joch langem Schiff... die mit preußischen Kappen abgedeckt sind. Sie ähneln sehr der im Jahre 1792 erbauten evang. Kirche in Mörbisch. Der Turm wurde 99 Jahre später, im Jahre 1886 von Baumeister Ludwig Schöne geplant und gebaut. Gleichzeitig wurde das Äußere der Kirche dem Turm angepaßt im neugotischen Stil umgebaut (Csatkai). Als wahre Kleinodien können die beiden Lüster in der ansonsten schlichten Kirche angesehen werden, die von den Anfang des Jahrhunderts nach den USA ausgewanderten Harkauern gestiftet wurden. Die in Chicago und Hamilton arbeitenden Harkauer sammelten im Jahre 1909 bis 1911 das Geld für je einen gläsernen Lüster. Die Gläser bestehen aus geschliffenen Prismen und leuchten in allen Regenbogenfarben, wenn sie von der Sonne bestrahlt werden. Sie schmücken heute noch die vereinsamte Heimatkirche, welche in diesem Jahr ihr 200-jähriges Bestehen feiern kann.
Quelle:"Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)