Als sich die Reformation ausbreitete, war es ihren Vertretern ein sehr wichtiges Anliegen, daß die Gläubigen die Bibel selbst lesen können. Das Lesen aber lernt man in der Schule. Kein Wunder also, daß mit der Einführung der Reformation auch gleich Schulen gegründet wurden, und das nicht nur in den Städten - wo es oft schon welche gab, wie in Ödenburg - sondern auch in den Dörfern. Die Stadtväter handelten also im Sinne der herzoglich-württembergischen Landordnung aus dem Jahre 1559 betr. Schulgründungen, wo es heißt: "Die Schulen haben den Zweck, damit auch die Jugend mit Gottesfurcht, rechter Lehre und guter Zucht wohl unterrichtet und erzogen werde...?"

Der diesbezügliche württembergische Einfluß darf uns nicht verwundern, da um diese Zeit schon viele Ödenburger Jünglinge an deutschen Universitäten studierten, mehrere auch auf der 1477 gegründeten Tübinger Universität. Daß in der Zeit der ersten Gegenreformation (1584 - 1606) schon evang. Lehrer in den "Stadtdörfern" wirkten, erfahren wir vom kath. Kirchenhistoriker Dr. Bán, der in seinem Buch (S. 100) schreibt: "In den Stadtdörfern waren in dieser Zeit die Lehrer die Säulen der lutherischen Lehre... die kroatischen Bauern in den Stadtdörfern (Kolnhof und Klingenbach) sind unbeugsame treue Katholiken, aber die deutsche Bevölkerung in den Stadtdörfern ist fast ausnahmslos lutherisch...?" Aber auch aus der Bestallungsurkunde des Harkauer Pfarrers Stephan Reiter, aus dem Jahre 1588 erfahren wir, daß in Harkau ein Lehrer wirkte und daß dieser im Pfarrhaus wohnte. Da heißt es nämlich: "Doch soll der Schulmeister auch darin (im Pfarrhaus) wohnen, halt nur so sie sich miteinander vertragen. Falls abernit, sol der Schulmeister aus dem Pfarrhof weichen..." Der erste uns namentlich bekannte Lehrer in Harkau hieß Johann Berlamoser. Laut Matrikelbucheintragung wurden seine Kinder Christoph und Ursula 1638, bzw.1639 in Harkau getauft. Wann und aus welchen Gründen Joh. Berlamoser Harkau verlassen hat, wissen wir nicht.

Als letzter evang. Lehrer ist uns in Harkau aus dieser Zeit Johann Ritzinger bekannt. Sein Name erscheint 1647 im Matrikelbuch. Seine erste Frau, die "6 Jahre Kreuz und Schmerzen mit großer Geduld getragen hat", wie es in ihrem 1670 verfaßten Testament heißt, das im Archiv der Stadt aufbewahrt wird, starb in Harkau. Sein Töchterlein Anna-Elisabeth, aus zweiter Ehe, ist -laut Matrikelbuch - am 9. Nov. 1673 getauft und am 16. April 1674 beerdigt worden. Diese Eintragung in das Matrikelbuch ist eine der letzten von Pfarrer Galli. Wie lange sich Ritzinger in Harkau nach der Enteignung der Kirche noch als Lehrer halten konnte, wissen wir nicht. Es dürfte auch nicht gleich ein kath. Lehrer für Harkau zur Verfügung gestanden haben. Jedoch die Harkauer, kulturell hochstehend, sorgten dafür, daß ihre Kinder trotzdem lesen lernten. Ein alter Viehhüter, der in den Waldlichtungen die Kälber des Dorfes hütete, sammelte die Buben und lehrte sie in der Abgeschiedenheit des Waldes das Lesen. Als Lesebuch diente die Bibel. Als dies herauskam, wurde diese "Schule" strengstens verboten. Die Bewohner der Nachbardörfer, die davon Wind bekommen hatten, schimpften von da an die Harkauer als "Kaiwlschüler" (= Kälberschüler), weil ja in Harkau die "Kaiwlschule" (= Kälberchule) sei. Die Harkauer wußten diesen Spottnamen mit Würde zu tragen, zeigte er doch, daß unsere Vorfahren treu zu ihrem Glauben standen und darauf Wert legten, daß ihre Kinder das Wort Gottes in der Bibel selbst lesen konnten.

Um 1685 war auch eine kurze Zeit Matthias Amptmann Lehrer in Harkau. Folgende Namen kath. Lehrer konnte ich anhand der Matrikelbücher ausfindig machen: Christoph Esterling, 1690, Lorentz Mayrwirkte 1698 in Harkau. Er war es auch, der begonnen hatte, die Trauungen in das Matrikelbuch einzutragen. Allerdings trug er 1698 nur drei Trauungen ein. Ob er versetzt wurde oder verstorben ist, darüber gibt es keine Unterlagen. 1699/1700 soll, laut Dr. Bán, ein Lehrer Preymann in Harkau als Lehrer tätig gewesen sein. Aus dem Taufregister ist wieder ersichtlich, daß 1700 Hans Christoph Moritz in Harkau Lehrer war. Längere Zeit wirkte hier Johann Rinhoffer. Laut Matrikelbuch war er schon 1709 hier Lehrer und starb 1732 in Harkau. Da in den Jahren 1716, 1718, 1723 ein Lehrer Lorentz Horlacher und 1726 ein Lorentz Harkler als "Schulmeister und Pate" im Matrikelbuch erwähnt werden, muß angenommen werden, daß entweder zeitweilig zwei Lehrer in Harkau tätig waren, oder aber - was viel wahrscheinlicher ist - daß Rinhoffer einige Jahre in anderen Stadtdörfern vorübergehend wirkte, später aber wieder nach Harkau zurückkehrte. 1733 verehelichte sich seine Witwe mit Joh. Michael Schränner, "Schulmeister in Harkau". Von 1737 bis 1758 war Paul Posch, gebürtig aus Untelosdorf (jetzt Südburgenland) als kath. Lehrer hier tätig. Ein Jahr, 1759/60 wirkte Johann Firsatz als Lehrer in Harkau, hat aber schon 1760 die Stelle in Agendorf angenommen. Ihm folgte Matthias Utz als Lehrer von 1761 bis 1785. Auch er stammte aus Unterlosdorf. Die beiden letzten Lehrer sind sehr oft als Paten in die Matrikelbücher eingetragen. Jedesmal, wenn Kinder Auswärtiger, die kath. waren, ihr Kind in Harkau taufen ließen, mußten sie, als Katholiken, Pate stehen.

Der schon oben aufgeführte kath. Kirchenhistoriker Dr. Bán schreibt in seinem Buch: "1755 versuchte Harkau die Front der kath. Schule zu durchbrechen, indem die Evangelischen in der Heidemühle eine verbotene Schule, eine "Winkelschule" (ung.: zugiskola) errichteten, wo die Müllerstochter Catharina Predl unterrichtete. Jedoch auf die Anzeige des kath. Geistlichen Ottingerwurde die Schule vom Ödenburger Magistrat geschlossen." 1774 wurde vom (kath.) bischöflichen Ordinariat eine Bestandsaufnahme auch über die Schule in Harkau gemacht. Danach befand sich in Harkau eine vierklassige Schule, eine ABC-, eine Lese-, eine Schreib- und eine Rechenklasse. In den ersten drei Klassen wurde im Sommer und im Winter unterrichtet, in der vierten Klasse nur im Wintersemester (also vom November bis anfangs März). Der Lehrer erhielt statt Schulgeld nach der 1. Klasse 10 Gulden 60 Kreuzer. An Naturalien erhielt er 4 Eimer (zu je 32 Maß - zusammen etwa 200 Liter) Wein, 10 Metzen Kom (1 Metzen etwa 37 kg), 3 Metzen Hafer, 8 Klafter Holz, von den 80 Ansässigen (= Bauern) je 4 Kreutzer, von den Hofstättern je 1 Brot und 10 Denar und natürlich die "Stolagelder" (für Taufe, Hochzeit und Beerdigung). Harkau hatte damals (1774) 909 evangelische und 35 kath. Einwohner (von den 35 Katholiken gehörten mehr als die Hälfte einer Viehhüter-Großfamilie an).

Als 1783 die evang. Kirchengemeinde neu gegründet worden war, brachte der erste Pfarrer, Georg Nagy, gleich einen seiner Schüler vom evang. Gymnasium in Ödenburg, Johann Schopf, als Lehrer mit. Schopf war ein gebürtiger Ödenburger, "ein sehr tüchtiger Lehrer, jedoch sehr unstetig", berichtet Pf. Schiller. Er blieb nicht lange in Harkau. "Anschließend wurde er Ausmuster, Schreiber in Raab, Husar, Deserteur, und was weiß ich noch alles", schreibt Pf. Schiller über ihn. 1786 wurde ein junger Mann aus Harkau, namens Joh. Georg Reitter Lehrer in Harkau. (Die "Präparandie" des Pfarrers Nagy in Harkau muß doch große Erfolge gezeigt haben.) "Aber auch dieser wurde Soldat." 1789/90 war Michael Bodendorfer, ein Gebürtiger Ödenburger, hier Lehrer. Im Dezember 1783 zahlte der Kirchenvater dem Tischlermeister Matthias Pauer für zwei große Schultafeln und die Gestelle dazu 5 Gulden 25 Kreuzer. Waren das Preise! 1790/91 wirkte wieder ein Harkauer als Lehrer hier, Johann Reitter, doch, "nachdem er ein Jahr Schullehrer hier war, ging er auf die Universität Göttingen und ist jetzt Organist in Preßburg", schreibt Pfarrer Schiller im Jahre 1801. In den Jahren 1791-95 war Joh. Georg Reitter zum zweiten Mal Lehrer in Harkau, "nachdem er das Soldatenleben quittiert hatte". Er wird auch als "Cantor" tituliert; jedoch er starb schon am 30.7.1795, 26jährig (Schiller). Josef Ambrosius war von 1795 bis 98 Lehrer in Harkau. Er "ging nach Schlaiming, wurde dort amtsenthoben, trat zur kath. Kirche über und starb in einem elenden Zustand bei den Barmherzigen Brüdern in Preßburg" (Schiller). 1798-1806 wirkte hier Gottfried Sloboda aus Posing. Bei seiner Trauung 1798 mit der Tochter des Müllermeisters Tschurl aus Ödenburg wird vermerkt, daß er aus einer Preßburger Handwerkerfamilie stammt. Leider starb er schon 32jährig samt seiner Frau an einer Epidemie, die eine Pioniereinheit aus Italien eingeschleppt hatte. 1806-08 war hier kurze Zeit Michael Jetter Lehrer, der aber in seine Heimatstadt Güns berufen wurde. Von 1807-1831 war Johann Wedel (Wödel) aus Agendorf stammend, Lehrer in Harkau, "zuvor absolvierte er die Lateinschule in Ödenburg". Auch er hatte eine Ödenburgerin, namens Eleonore, geb. Lederer zur Frau. Er war auch "Notar des Marktfleckens Harkau", 1831 starb er an der Ausszehrung, 48jährig. Ein Monat später verstarb auch seine Frau an der gleichen Krankheit. Nachdem die Schülerzahl in den Jahren um 1820 stark angestiegen war, beschloß der Konvent 1825 auf besonderes Drängen des neuen Local-Inspektors, Andreas von Fabrizy, "gleichzeitig- Bürgermeister und Magistratsherr der Königl. Freistadt Ödenburg", die Schule zu vergrößern oder einen Neubau zu errichten. Darüber, wo die Schule errichtet werden soll, muß es ein leidenschaftliches Für und Wider unter den Harkauern gegeben haben, so daß in der Kirchengemeindeversammlung namentlich abgestimmt werden mußte. 90 Stimmen wurden dafür abgegeben, daß die Schule in der Parterre des neu zu erbauenden Pfarrhauses gebaut werde, 15 Männer stimmten dafür, daß die Schule zwischen Pfarr- und Lehrergarten, also hinter der Kirche, gebaut werde, wo bereits 144 Klafter Grund von der Stadt dafür zur Verfügung gestellt wurden, und 3 stimmten dafür, daß das Schulzimmer in der Lehrerwohnung vergrößert wurde. Bei so hoher Stimmenmehrheit konnte der Pfarrer seinen Willen nicht durchsetzen, und das Klassenzimmer mußte unter der Pfarrwohnung gebaut werden, wo es bis 1946 in Betrieb war.

Am 1. Adventssonntag 1830 wurde die Schule eingeweiht, nachdem am 1. Mai 1827 der Grundstein für Pfarrhaus und Schule gelegt worden war.

Von 1831 bis 1872 war Samuel Neuberger Lehrer in Harkau. Er stammte aus Pöttelsdorf und hatte bereits vier Jahre das evang. Liceum in Ödenburg besucht. "Nachdem er schon fünf Monate, während der langwierigen Krankheit des Herrn Wödl die Jugend zu aller Zufriedenheit unterrichtet hatte, wurde er einstimmig berufen" (Schiller). Auch er war neben seinem Lehrerberuf "Notar des Marktes Harkau". am 23. Januar 1872 ging unser langjähriger Herr Lehrer am frühen Morgen zum Ortsrichter Tobias Prujmann, um dort nach seinen Notarsgeschäften zu sehen, da wurde ihm plötzlich unwohl, er wurde vom Schlag gerührt und starb einige Stunden danach, tief betrauert von seiner Familie, von der ganzen Gemeinde, "der er nicht nur als Lehrer all seine Kräfte geweiht, sondern auch durch steten musterhaften Lebenswandel als Mensch und Hausvater, mit gutem Beispiel vorangegangen war..." schreibt Pfarrer Renner. - "Im Jahre 1865 wurde die Lehrerwohnung zwischen Pfarrgarten und Gottesacker erbaut." Plarrer war, laut Protokoll, Baumeister Handler aus Ödenburg. Die Fuhren zur Beschaffung der Baumaterialien (Steine, Ziegel, Holz usw.) wurden, ebenso wie früher beim Pfarrhaus, unentgeltlich von der Bevölkerung der Gemeinde geleistet. An dieser Stelle muß auch vorher schon die Lehrerwohnung mit Schulsaal gestanden haben, denn schon 1801 hat die Stadt dafür 144 Quadratklafter Grund der Gemeinde für diesen Zweck geschenkt.

Seit 1870, den 1. Sept war Faul Paur Hilfslehrer in Harkau. Er war gebürtiger Kobersdorfer. Nach dem Tod von Samuel Neuberger wurde auch er einstimmig zum Lehrer gewählt Zwar "sollte die Hilfslehrerstelle wieder besetzt werden", heißt es im Protokoll, jedoch "erlaube der Kassenstand der Kirchengemeinde die Besetzung der zweiten LehrersteIle nicht", außerdem "ist der Lehrer ja noch jung... ?" Bei solcher Einstellung der Gemeinde und bei der starken Belastung durch 126 Schüler ist es kein Wunder, daß Lehrer Pauer nach vier Jahren, am 3. Juni 1876 an Brust- und Halsleiden gestorben ist Michael Reitter selbst einige Jahre Schüler bei Lehrer Paur - schreibt in seiner Chronik über Paul Paur: "die letzten zwei Jahre ging ich zu ihm in die Schule. Ich muß diesem treuen Lehrer noch in's Grab nachsagen: Er war ein sehr guter Lehrer. Die ganze Gemeinde, jung und alt, ehrte und schätze ihn". Für den erkrankten Lehrer Paur wirkte 1875/76 Friedrich Kappel vom Ödenburger Seminar aushilfsweise als Hilfslehrer in Harkau.
Dem "Protokoll über Volksbildung der Schulorte im Komitat Ödenburg", aus dem Jahre 1873 können wir sicher auch für uns interessante Unterlagen entnehmen:

Harkau: Schülerzahlen 129
Schule

Schüler zwischen 6 und 12 Jahre

Wiederholungsschüler, 12-15 Jahre

Knaben

Mädchen

Zusammen

Knaben

Mädchen

Zusammen

Lehrer

Röm.-kath.

2

1

3

1

Evang.

57

69

126

20

22

42

1


Wir können also feststellen, daß der kulturelle Stand der ehemaligen "Stadtdörfer" hoch war. Dabei ist noch zu bedenken, daß um diese Zeit noch "Schulgeld" bezahlt werden mußte. Laut "Convents-Protokoll" von 1864 betrug das in Harkau pro Kind 2 Kreuzer. (In den anderen Gemeinden wird es ebensoviel betragen haben). Merkwürdig ist, daß nach dem Tode von Lehrer Pauer die Leistungen von seiten der Gemeinde nicht größer wurden, wohl aber die Ansprüche! Laut Gesetz hätte die Kirchengemeinde längst einen zweiten Lehrer anstellen müssen, da die Richtzahl- damals 80 Schüler je Lehrer- längst überschritten war. Jedoch die Kirchengemeinde hatte - laut Protokoll von 1873 - keine Mittel, um einen zweiten Lehrer anzustellen.

Pfarrer Renner erklärte sich bereit, wöchentlich zusätzlich neben der einen Stunde Religion noch 6 Stunden Unterricht in ungarischer Sprache, Geographie und Naturkunde zu erteilen. Die Vergütung von 150 Gulden im Jahr will er aber nicht für sich verwenden, sondern stifte er der neu zu gründenden Harkauer Baumschule (die vom Lehrer betreut werden soll!). Nach dem Tode des Lehrers Pauer wurde die vakante LehrersteIle im Amtsblatt ausgeschrieben. Wie viele Lehrer sich um die Stelle beworben haben, wissen wir nicht. Nachdem sich die Bewerber vorgestellt hatten, mußten sie - jeder an einem anderen Sonntag - im Gottesdienst die Orgel spielen, nachmittags eine "Chatechetisation" (Unterrichtsstunde in Religion) halten und am Abend dem Gesangverein Concordia eine Singstunde abhalten, denn der Lehrer sollte gleichzeitig Organist und Chorleiter sein. Gewählt wurde Josef Krug, der Lehrer in Oberwart (jetzt Burgenland) war. Seine "Vocatio" (Anstellungsurkunde) blieb uns erhalten. (Ich habe sie in der Heimatzeitung "Der Ungarndeutsche", München, in der September Nr. des Jahres 1976 veröffentlicht) "In Mitten seiner sehr aktiven Tätigkeit (Schulhalten, Pflege der Baumschule, Seidenraupenzucht, Anleitung der Kinder, Organistendienst, Chorleiter u. a. m.) hat ihn Gott schon 46jährig am 24. Februar 1889 aus diesem Leben abgerufen" schreibt Michael Reitter in seiner Chronik und fährt fort: "Da aber nach dem Ableben des Herrn Lehrer Krug die Schülerzahl weit über hundert zählte, sah sich die Gemeinde veranlaßt, zwei Lehrer anzustellen. In diesem Jahr (1890) wurde die neue Schule gebaut und am Kirchweihfest (17.8.1890) wurde sie von Herrn Senior Fleischhacker aus Agendorf eingeweiht.

Die Kosten betrugen 7.000fl Ö. W. und 2000 fl Ö. W. für den Ankauf des alten baufälligen Hauses, das darauf stand. Fuhren und Handlangerdienst wurden von den Gemeindegliedern umsonst geleistet. Die Wahl fiel auf die beiden jungen Lehrer Alexander Nico und Samuel Pauß, welche auch feierlich in ihr Amt eingesetzt wurden. Herr Nico war ein Stiller, in sich gekehrter Mann. Seine größte Freude war, mit den Schülern zu scherzen. Durch das waren ihm auch die Kleinsten sehr zugetan. Sein Wirken dauerte leider nur 10 Jahre. Ohne sich zu verehelichen starb er schon 1898, tief betrauert von seiner Mutter und der ganzen Gemeinde. Herr Lehrer Pauß war ein freundlicher, gesellschaftsliebender Mann, gegen jedermann ehrlich und offen, reich und arm war ihm gleichermaßen zugetan" schreibt Michael Reitter. Laut meinen Nachforschungen ist Samuel Pauß 1864 in Jormannsdorf (jetzt Burgenland) geboren und war vorher in der Schomodei Lehrer, wo er, laut eines kirchlichen Berichts, das kirchliche Leben der Filialgemeinde sehr aktiviert hat. In Harkau heiratete er am 7. Oktober 1890 die Tochter des damaligen Marktrichters, Theresia Trackl. Im Mai 1894 starb ihm in Harkau sein erstes Töchterlein. Obwohl er ein sehr tüchtiger Lehrer war und durch seine Frau auch familiär mit Harkau verbunden war, blieb er nicht lange in Harkau, sondern nahm 1895 eine Stelle in Stoob an, wo er relativ jung, um 1910 starb. "An die Stelle des Herrn Lehrers S. Pauß wurde auf ein Jahr ein Seminarist von Ödenburg als Hilfslehrer bestellt, er hieß Julius Weber", schreibt M. Reitter. Da Weber noch ein Jahr studieren mußte, ging er wieder an das Seminar in Ödenburg zurück. Etwa 30 Jahre später war er Lehrer in der ungarischen Gemeinde Vönöck. Ihm folgte in Harkau Johann Leirer, der aber schon zwei Jahre später Harkau wieder verließ, um eine Stelle in Güns anzunehmen, wo er leider nach kurzer Zeit verstarb. Aushilfsweise, vielleicht für den erkrankten Lehrer Nico, war auch ein Lehrer Unger 1898 in Harkau als Lehrer tätig. Die beiden Harkauer Lehrer waren vom Anfang an gleichberechtigt, hatten auch die gleichen Pflichten, außer des Chorleiterdienstes. Der Kantordienst wurde jeden Sonntag abwechselnd von beiden Lehrern versehen. Die "Wiederholungsschüler", 12 -15 Jahre alt, wurden jährlich abwechselnd von beiden Lehrern betreut. und zwar im Winterhalbjahr mittwochs und samstags von 11-12 Uhr.

1898 wählte die Gemeinde Otto Benedek als Nachfolger von A. Nico. Er war ein ausgezeichneter Musiker, leider kein besonders guter Pädagoge. Die Harkauer erzählen heute noch unglaubliche "Schulerlebnisse" über ihn. Er blieb fast 30 Jahre in Harkau, unterrichtete fast nur die Klassen 4-6 und wohnte in der alten Lehrerwohnung, zwischen Kirche und Friedhof. 1926 wurde er in den Ruhestand versetzt. Den 28. Januar 1900 wurde Karl Samuel Neubauer vom Kirchenkonvent einstimmig zum Nachfolger des Lehrers Leirer gewählt Er wurde 1878 in Oberschützen als Sohn des dortigen Buchbinders geboren. Dort besuchte er auch das evang. Lehrerseminar, wie so viele tüchtige Lehrer aus der "Hienzerei". Auch er war ein ausgezeichneter Musiker aber auch ein vorzüglicher Pädagoge. Er unterrichtete fast 40 Jahre die Klassen 1-3 in der "neuen Schule", wo er auch seine Wohnung hatte. Anfangs ein "eingefleischter Junggeselle, Fahrradfahrer und ausgezeichneter Jäger", verheiratete er sich 48jährig mit Maria Lagler aus Harkau. 1937 ging er als Schuldirektor in den Ruhestand und wohnte mit seiner Familie in Ödenburg. Am 21. April 1946, drei Wochen vor der Aussiedlung, starb er und wurde in Harkau begraben. Bei seiner Beerdigung in Harkau wirkte der Gesangverein Concordia zum letzten Mal bei einer Beerdigung mit Er war auch über ein Viertel Jahrhundert der Dirigent der "Concordia" und schrieb deren ganzes Liederrepertoire in der sagenhaften "Neubauer'schen Partitur" in wunderbarer Schrift mustergültig ab.

1926 wurde Rudolf Feiler als Nachfolger von Lehrer Benedek gewählt Er stammte aus Agendorf, ebenso seine Frau, eine geborene Steiner. Von Lehrer Neubauer übernahm er die Leitung des Männergesangvereins. Er war ein guter Lehrer, jedoch es zeigte sich, daß die Harkauer Stelle für ihn nur ein "Sprungbrett" nach Ödenburg war. An Ostern 1932 kam er als Lehrer nach Ödenburg. Nach der Aussiedlung war er lange Zeit Lehrer in Vilshofen. 1970 ging er als Konrektor in Nürnberg in Pension. Er starb im Januar 1983 in Nürnberg.

Von Ostern 1932 bis Schuljahrsende war dann Frl. Edith Amminger vertretungsweise Lehrerin in Harkau. Sie war eine sehr tüchtige, musikalisch hoch begabte Lehrerin. 1932 wurde Rudolf Schwahofer als Nachfolger für Rudolf Feiler gewählt Es war dies seine erste Stelle. Er stammt aus Güns, wo er auch sein Lehrerdiplom erworben hatte. Bei seiner Wahl zeigte sich das große Vertrauen der musikalisch so hoch stehenden Gemeinde, das sie Lehrer Schwahofer entgegenbrachte. Obgleich er noch keine Kantorenprüfung hatte - die hatte er in der Günser Lehrerbildungsanstalt nicht ablegen können, darum legte er sie ein Jahr später an der Ödenburger Evang. Lehrerbildungsanstalt ab - wurde er mit großer Mehrheit von den Harkauern gewählt Er war ein ausgezeichneter Pädagoge. Ich danke ihm auch an dieser Stelle, daß er mich und drei andere Harkauer Buben 1934 in den Sommerferien mit pädagogischem Geschick so gut auf die Aufnahmeprüfung vorbereitete, daß wir am Ende der Ferien die Aufnahmeprüfung bestanden und gleich die zweite Klasse der Bürgerschule besuchen konnten. Er hatte die "Concordia" auf hohem Niveau gehalten, an manchen Wertungssingen mit Erfolg teilgenommen und dadurch auch Anerkennung für den Chor und die Leitung des Chors geerntet. Auch nach der Vertreibung und Zerstreuung hat er 1962 die noch damals lebenden Mitglieder des Chors zum 100jährigen Bestehen der "Concordia" versammelt und mit dem Chor den Jubiläumsgottesdienst verschönert. Seine Frau, Irma, geb. Lenk, stammt aus Ödenburg. Familie Schwahofer hatte immer ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den Harkauern. Sie hat Freude und Leid vor, während und nach dem Kriege mit der Gemeinde, ihrer Bevölkerung geteilt Die Familie wurde 1946 auch mit den Harkauern ausgesiedelt Überhaupt gilt Lehrer Schwahofer als ein Betreuer Eckehard der Harkauer! Er wirkte bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1975 in Rauisch-Holzhausen (Kr. Marburg) als Lehrer und Schulleiter.

1937/38 wurde Karl Lackner als Aushilfslehrer nach Harkau berufen, bis der gewählte Nachfolger von Karl Neubauer, Franz Gabnai, seine Stelle antreten konnte.

Franz Gabnai kam 1938 nach Harkau. Er war ein ausgezeichneter Musiker. Während seiner Tätigkeit in Harkau unterrichtete er die Klassen 1-4 in der "neuen Schule" und wohnte auch in der dortigen Lehrerwohnung, während Lehrer Schwahofer zuerst die Klassen 4-6 und nach Einführung der achtjährigen Schulpflicht die Klassen 5-8 führte. Lehrer Gabnai stammte aus Ödenburg, ebenso seine Frau, Elli, geb. Brenner. Während seines Kriegseinsatzes erblindete er nach einer Verwundung und konnte nicht mehr als Lehrer tätig sein. Da er nicht ausgesiedelt wurde, starb er anfangs der fünfziger Jahre in Ödenburg.

Im Jahre 1943 kam erst vertretungsweise dann endgültig Gertrud Pantzer als Lehrerin nach Harkau. Sie war eine ausgezeichnete Lehrerin, tief religiös. Auch nach der Vertreibung der Harkauer blieb sie bis zu ihrer Pensionierung Lehrerin in Harkau. Sie wohnt heute noch in der Lehrerwohnung, hält guten Kontakt mit ihren ehemaligen Schülern, die in alle Welt zerstreut sind. Für viele Harkauer ist sie - neben Herrn Franz Korlath und seiner Frau Gisela, geb. Schindler - die "Besucher-Anlaufstelle", wenn sie die alte Heimat besuchen.

Da in Harkau eine Konfessionsschule war, Schulträger war die Kirchengemeinde (nicht die politische Gemeinde!), erhielten die Lehrer ihr Gehalt auch von der Kirchengemeinde. Von der Kirchengemeinde erhielten sie an Naturalien: Wohnung, Holz, Weizen und Wein. Auch ein wenig Geld erhielten sie von der Kirchengemeinde. Da die Lehrer davon nicht leben hätten können (das war aber nicht nur in Harkau und bei den evang. Lehrern so, sondern auch bei den Lehrern katholischer Konfessionsschulen!), stellte der Staat Ende des vorigen Jahrhunderts eine einheitliche Lehrerbesoldung auf. Der Staat berechnete auch die Leistungen der Kirchengemeinde - die ja in jeder Gemeinde verschieden waren - und zahlte den fehlenden Betrag zum Einheitstarif dem Lehrer aus der Staatskasse.

Aus der Zeit nach der Eröffnung der evang. Schule (1783) sind uns kaum einige kath. Lehrer namentlich bekannt. Auch Dr. Hazi schreibt, daß die kath. Lehrerstelle in Harkau zeitweilig überhaupt nicht besetzt war, so z. B. 1913. Dazu schreibt er: "Die Haschendorfer Schüler besuchten die kath. Schule in Deutschkreutz und die 3-4 kath. Kinder in Harkau besuchten die evang. Schule des Dorfes". Nach Dr. Hazi wurde 1865 die kath. Lehrerstelle wieder besetzt. Der Lehrer wirkte bis etwa 1895. Da nach Erinnerungen alter Harkauer in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein kath. Lehrer namens Kutlatschek in Harkau unterrichtete, kann es nur er gewesen sein. (Dr. Hazi nennt keine Namen!). Sein Nachfolger dürfte Lehrer Pannas gewesen sein, der schon als pensionierter Lehrer nach Harkau kam. Er wohnte am unteren Ende des Dorfes, bei Fam. Ulreich und unterrichtete noch die paar kath. Kinder des Dorfes. Nach einigen Jahren kam schon losef Pilis nach Harkau. Er stammte aus der Hienzerei aber seine Frau aus Deutschkreutz. Die Fam. Pilis wohnte einige Jahre in einigen Nebenzimmern des unteren Wirtshauses(!), der Unterricht wurde aber gegenüber in einem Zimmer des Hau- ses gehalten, das zuletzt Fam. Kolb, Tremmel (Pinzga) Konrad gehörte, neben Lagler. Als das Paßler'sche Haus versteigert wurde, kaufte die kath. Kirchengemeinde Ödenburg dies und richtete dort einen Schulsaal und eine Lehrerwohnung ein. Um die Jahrhundertwende besuchten auch kath. Schüler vom Brandmeierhof und vom Hermannshof täglich die Harkauer kath. Schule während des Ersten Weltkrieges wurde die kath. Lehrerfamilie Windisch hierher versetzt. Lehrer Windisch war auch schon pensioniert, als er nach Harkau kam, und betreute nebenbei auch die Postagentur. In den dreißiger Jahren konnte er aber altershalber nicht mehr unterrichten. Die 2-3 kath. Kinder der Gemeinde besuchten die evang. Schule.
Quelle: "Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)