Unsere Landsmännin Eta Prückler-Poch schrieb mir einmal, während ihr Vater Richter war, mußte ein Ingenieur viele Vermessungen im Harkauer Hotter (= Gemarkung) durchführen. Der Vermessungsing. sagte ihnen einmal: "Die Harkauer Flurnamen sind die schönsten in der ganzen Umgebung Ödenburgs". Eta schreibt: "... er mußte es ja wissen, da er in allen Gemeinden der Umgebung Vermessungen vornahm und perfekt deutsch sprach". Nun vielleicht hatte der Vermessungsingenieur recht, vielleicht ist das aber auch nur ein subjektives Urteil.
 
Wir lassen es dahingestellt. Uns jedenfalls gefielen unsere Harkauer Flurnamen. Sie sind auch alle deutschen Ursprungs. Es wäre sicher eine interessante Aufgabe für einen Sprachwissenschaftler, sich intensiv mit den Harkauer Flurnamen zu beschäftigen, ihre Bedeutung, ihre Herkunft zu ergründen, sie mit den Flurnamen anderer Dörfer zu vergleichen. Ich weiß natürlich, daß selbst die Schreibweise der immer in Mundart gesprochenen Flurnamen schon eine gewisse "Deutung" in sich birgt.
A. Harkauer Flurnamen von Gewannen mit A'ckern, Weingärten und Wiesen (alphabetisch geordnet):.
Anderthalbjochäcker (U ntere u. Obere), Aussatzl (beim Kogel, früher hießen sie Nußbaumäcker), Aussatzweingarten (an der Grenze zu Neckenmarkt), Bahndertl, Bahntäcker, Brandäcker, Brandtrieb, Bruckäcker, Bürstenäcker, Disteläcker, Ehrenweingärten, Eiläcker, Eilweingarten, Erlauwiesen, Felberau, Gaisbachäcker, Gaisbachwiesen (aufOdenburger Gemarkung aber im Besitz der Harkauer!), Obere und Untere Gartenäcker, Gartscheräcker, Goldspitzweingärten, Grillersäcker, Grubenäcker, Hanflicker, Haselwiesen (im Haselboden), Hausäcker, Hausbergweingärten, Hausbergwiesen, Heidäcker, Heide, Himmelsthron, Hochwiesenäcker, Hofwiesen, Hofwiesenäcker, Hofwiesenriegel, Hotteräcker, Hutweiden, (Kogel-, Mühl-, Pfennig- u. a.), Jesuitenäcker, Jungeweingärten, Kahwiesen Kegeläcker, Kogel, Kogelweingärten, Kranerische, Kreuzäcker (Innere- u. Äußere-) Kreuzwiesen, Kurze (Weingärten), Laubleiten (auf Ödenburger Gemarkung, aber größtenteils von Harkauern gepachtet), Mitterpiei, Mönchlußwiesen ("Minnilus"), Pfennigäcker, Rübenäcker, Scheibeläcker, Schei- beirain, Silberberg (im Mittelalter Weinberge mit Terrassen), Sonnenbergweingarten (Obere-, Untere-, Kurze), Stieräcker, Stieräckerweingärten, Stinkabrunn, Taissingäcker, Tiergartenäcker, Tiergartenriegel, Vierteläcker, Winkeläcker, Zeiseläcker (vom Pfennigwald umgeben), Zehntbreiten. Vor 1884 gab es noch: Baumgartenäcker, Nageläcker, Nußbaumäcker, Arbesäcker, Lehnäcker, von diesen wissen wir oft nicht mehr, wo sie lagen.

B. Wälder: Distelspitz, Eiergraben Esthergsteckte (oder Eselgsteckte), Hausberg, Heidrichseite, Himmelsthron, Kastanienwald (Käistnwald), Kegel, Pfarrwald, Pfennigwald, Sonnenbergwald, Steinbruchzwickl, Trift, Wuda.

C. Bäche: Aderbachl, Gaisbach, Kahwiesenbach, Kreutbach, Mühlbach, Ruibenbach.

D. Lachen ("Locka"): Kiaralocka, Paußlocka, Holdalocka, Schlagbrückenteich.
 
E. Brunnen ("Brumm"):Platzlbrumm, Angerbrumm, Keittnbrumm, Stangabrumm.
 
F. Teile des Dorfes:
Die Hauptstraße des Straßendorfes wurde "zeil" genannt (wie in Frankfurt a. M.), dann gab es eine Obere und eine Untere Hofstatt, die Neuhäusl (sie wurden, wie es ihr Name bezeugt, zuletzt gebaut). Am Ende des unteren Dorfes war der "zipf' (Zipf bedeutet immer: Ende, hier eines Dorfes; also mußte das Dorf schon vorher bestanden haben (siehe 1451!) als dieser Teil des Dorfes aufgebaut wurde). Der breite Platz vor der Zeil und der Oberen Hofstatt wurde , Anger" genannt.
 
Quelle: "Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)