Um die Interessen der Ungarndeutschen in "Rumpfungarn" besser wahrnehmen zu können, wurde im Jahre 1924 vom ehemaligen Minister für sprachliche Minderheiten Prof. Jakob Bleyer der "Ungarländische-Deutsche-Volksbildungsverein (UDV)" gegründet.
Auch in Harkau wurde eine UDV-Ortsgruppe mit behördlicher Genehmigung 28. Dezember 1926 gegründet Eigentlich ist es verwunderlich! Die damaligen Harkauer Bauern waren nämlich von Prof. Bleyer nicht besonders begeistert, da er sich - ebenso Domherr Dr. Huber -1921 für den Verbleib Ödenburgs und Umgebung bei Ungarn eingesetzt hatte. Wenn ich richtig informiert bin, war anfangs sogar Pfarrer Danielisz Vorsitzender der Harkauer UDV-Gruppe. Auch das ist verwunderlich, denn Pfarrer Danileistz verhielt sich in Harkau immer apolitisch. Wenn es also zutrifft, daß er eine zeitlang den Vorsitz in Harkau inne hatte, dann sicher nur - so vermute ich - auf Bitten von Senior (Dekan) Scholz, den eine innige Freundschaft mit Domherrn Dr. Huber verband, der seinerseits wieder sehr aktiv im UDV mitarbeitete.
Als im Jahre 1936 vom UDV der Musikwettstreit für die deutschen Musikkapellen in Westungarn in Wandorf veranstaltet wurde, war der damalige Richter Samuel Payer (Siegel) auch Vorstand des UDV in Harkau. Nach Prof. Bleyers Tod (1933), waren laut Dr. Weidlein (Archiv der Suevia Pannomica 1981, S. 38) die von der ung. Regierung eingesetzten Dr. Gustav Gratz und Ladislaus Pinter die führenden Persönlichkeiten des Vereins. "Von 1934 an verhandelte G. Gratz als Beauftragter der Regierung(!) mit dieser Regierung in Sachen des ungarländischen Deutschtums?" (Das "Verhandlungsergebnis" kann man sich gut vorstellen!).
Die ung. Regierung setzte es auch durch, daß in der Leitung des UDV nur noch solche Persönlichkeiten gewählt wurden, die zwar deutscher Abstammung waren, aber keinerlei Beziehung zu Jakob Bleyer und seiner deutschen Bewegung hatten. Es waren Assimilanten oder Renegaten, die so- fort energisch Stellung bezogen gegen die Ideen Jakob Bleyers. Sehr richtig stellt der nochjetzt in Ungarn lebende Historiker Bela Beller fest: Dr. Gratz sei eher Magyare gewesen und habe zu Bleyers Zeiten nur die Rolle des Vermittlers zwischen dem Verein und den Magyaren, bzw. den Behörden gespielt. Später hat er sich ganz offen zum Magyarenturn bekannt und vertrat stets ungarische Interessen (Nach Dr. Weidlein, Archiv 1981, S. 37-38). Das Wochenblatt des Vereins hieß "Neues Sonntagsblatt". Soweit ich informiert bin, gab es in Harkau keine Bezieher dieses Blattes, da die Harkauer Zeitungsleser weiterhin einer der wenigen deutschsprachigen Tageszeitungen Ungarns, der "Ödenburger Zeitung" die Treue hielten.
Quelle: "Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)