Die Auswanderung nach Amerika wurde in den 90er und in den darauf folgenden Jahren regelrecht zu einer Epidemie. Die Auswanderungsagenten suchten die Gemeinden der einzelnen Gegenden wie Heuschwärmer auf, die Verwaltungsämter konnten kaum die Ausstellung der Reisepässe bewältigen.
Ein großer Fehler war, dass die Auswanderungsfrage in beiden Teilen der Monarchie nicht aufgrund der gleichen Prinzipien gehandhabt wurde. Während in Ungarn die Beschaffung des nötigen Reisepasses streng kontrolliert wurde, war die Auswanderung aus Österreich frei. Von der Bevölkerung des Komitats wählten von 1891 – 1900 15766 Personen die Auswanderung. Bis zur Jahrhundertwende – und auch danach noch – verließ ein Teil der Arbeiterschaft und des Bauerntums ihr Heim, im Jahre 1900 wanderten aus dem Komitat 2504 Personen ab, davon gingen 810 wehrpflichtige Männer und 566 Frauen nach Amerika.

Von den Agendorfer Familien gingen mehrere nach Österreich und Amerika. Die meisten gutgläubigen Opfer forderte in dieser Gegend der Aufruhr der Schiffsgesellschaft „Ligure Amerikana“. Die aus der Gemeinde Abwandernden verkauften ihre Häuser und Felder und machten sich auf den Weg. In der Presse war zu lesen: „wenn die Getreidepreise nicht steigen, werden noch mehr Menschen auswandern“. Aus Agendorf machten sich folgende Familien auf den Weg:

 

George Degendorfer Josef Pöpperl
Martin Grasl Andreas Prickler
Matthias Graf Karl Schárfi
Michael Gurel Familie Schelly
Georg Hammer Johann Schrantz, Bergstrasse
Matthias Holzhofer Johann Schranz
Gottlieb Holzhofer Georg Zeltner
Gottlieb Kirchknopf Matthias Zwaller
Michael Leitgeb Andreas Wabel
Michael Plöchl Michael Pöpperl

 

Der größte Teil der Auswanderer machte sich auf den Weg nach Brasilien und Argentinien. Viele gingen auch in die Vereinigten Staaten. In South Bend leben 800 Personen aus dem Komitat Ödenburg, viele leben in den Städten Cleveland, New York, Chicago und Pittsburg. Die Auswanderer aus Agendorf gingen nach Chicago und Hamilton. In der Gemeinde lebten: Frau Pahr geb. Schrantz Rose Susanna, Schrantz Walter (geb. 1922) und Schrantz Johann ( geb. 1916). Beide wurden während der Auswanderung geboren. Frau Pahr: Geburtsort Chicago, Geburtsdatum: 21.11.1914. Mädchenname Rose Susanna Schrantz. Name der Mutter: Susanna Kirchknopf. Name des Vaters: Johann Schrantz. Die meisten Auswanderer trieb die Sehnsucht nach Bereicherung, im allgemeinen kehrten sie enttäuscht nach Hause zurück. Später, am 7. August 1929, schrieb die „Ödenburger Zeitung“, dass in Agendorf ein "Auswanderungsfieber" ausgebrochen sei. Laut Zeitung hatte die Wirtschaftskrise das Leben der Menschen schon unerträglich gemacht. Der Taglohn (Männer) ging von 4,30 Ft (1929) auf 1,70 Ft (1934) zurück. Die Mädchen aus dem Dorf verdingten sich als Mägde in städtischen Familien oder bei reichen Bauern im Ort. Die jungen Burschen waren bemüht, bei städtischen Handwerkern einen Beruf zu erlernen. Mehrere Familien aus Agendorf ließen sich in Schlesien in der Umgebung von Lignitz nieder. (Für den Wert, für den sie hier ihr Vermögen verkauften, konnten sie in Schlesien das Mehrfache kaufen).

Das waren folgende Familien: Johannes Böhm mit Frau und 9 Kindern. Gottlieb Sommer mit Frau, 4 Kindern und Schwiegermutter. Matthias Trinkl und Familie, Ludwig Bernecker. Ihnen folgten noch viele andere.

Quelle: Agendorfer Mosaik
Andreas Böhm (1991)