Nach dem Friedensschluss von Trianon begannen die Österreicher mit der Besetzung der ihnen zugesprochenen Gebiete. Am 21. August 1921 überschritten Gendarmerie und Zollwache in 11 Kolumnen die Grenze und begannen mit der Besetzung. Iván Hejjás und seine Gendarmerie zwangen die österreichischen Besatzer zum Rückzug.

 

Am 28. August 1921setzten sich die österreichischen Besatzer erneut in Bewegung und nahmen Agendorf, Brennberg, Schattendorf und die umliegenden Gebiete ein. Nach dem Mittagessen am 28. August teilte Iván Hejjás im Hofe der Kaserne ``König Karl“ – der einstige Sitz der aus Selmecbánya geflohenen Hochschule – seine Leute in drei Gruppen und schickte sie nach Agendorf- Loipersbach und Eisenstadt. Der linke Flügel (30 Leute) marschierte laut Befehl mit Mihäly Francia Kiss an der Spitze nach Agendorf- Wandorf. Kommandant der mittleren Truppe war der aus Siebenbürgen geflohene Bergwerkingenieur und Husarenkapitän in Reserve, Viktor Maderspach. An der Spitze des rechten Flügels (40 Menschen) stand Vitéz Károly Kaszala, eine markante Persönlichkeit des Weltkrieges und Pilot.

 

Mátyás Zubornyák Kecskeméti – der erste Aufständische, der auf Österreich schoss – meldete aus der Kirchstraße (heutige Baracsi Strasse): "Mittags um 1.00 Uhr machten zu 30 Mann auf den Weg nach Agendorf. Auf der Agendorfer Strasse, am Eisenbahnviadukt, bleiben wir stehen. Wir mussten erkundigen, was in Agendorf los war. Mit sechs Mann gingen wir in Richtung Dorf. Uns begegneten zwei Fahrradfahrer. Wir ließen uns die Fahrräder geben und fuhren zu zweit weiter. Vor dem Bahnhof wartete ich auf meine Leute. Als wir zusammen waren, gingen wir an die Ecke der Hauptstraße. Da sah ich, dass ein österreichischer Soldat im Dorf über die Landstrasse ging. Ich nahm meine Waffe und schoss. Im nächsten Augenblick setzte sozusagen von allen Seiten, aus den Gärten, die Schießerei ein. Von überallher flogen Kugeln auf uns zu. Das Fahrrad vor mich haltend, sprang ich in den Graben und warf mich hin. Die wenige Munition hatte ich schnell verschossen und nun lag ich da und war umgeben. Meine Leute lagen etwas weiter von mir weg.

 

Etwa 10-15 Minuten danach, als ich im Graben in Deckung gegangen war, kam aus Ödenburg László Baracsi. Er suchte mich. Meine Leute zeigten ihm, wo ich war. Von überallher wurde geschossen. Das hielt Baracsi allerdings nicht zurück, zu mir zu kommen und die Anweisungen vom Zugkommandanten, dass wir uns zurückziehen sollten, zu übergeben. Aus dem gegenüberliegenden Graben schoss ein Österreicher, der ein guter Zielpunkt war, auf uns. Baracsi nahm seine Mannlicher und schoss stehend auf den Österreicher. Der Schuss traf nicht und Baracsi schlug stumm, ohne ein Klagewort, mit einem Loch in der Stirn hin. Er fiel auf mich. Er war schon tot. Ich kroch unter ihm hervor und schloss seine Augen. Baracsis Waffe war auf die Strasse gefallen. Vorsichtig zog ich ihn zu mir heran, nahm die Muniton aus seinen Taschen und war noch eine halbe Stunde dem Feuer ausgesetzt, als es mir endlich gelang, mich zu meinen Leuten zurückzuziehen.“

 

Der Husarengeneral Josef Luksándos i.R. verfolgte aus dem Fenster seiner Villa neben dem Bahnhof die Geschehnisse. Auf meine Frage, wer Baracsi erschossen habe, antwortete er wie ein echter Soldat, wortkarg, moros, lakonisch. Die österreichischen Besatzungstruppen wagten sich nur bis zum Bäcker Steiner vor. Ihre Gendarmeriewachen tauchten ab und zu neben der katholischen Schule auf – die später, wahrscheinlich wegen dem nahe gelegenen Bahnhof, ihr Hauptquartier wurde -, aber das Agendorfer Bahnhofsgebäude selbst und dessen nähere Umgebung mieden sie wie die Katze den heißen Brei. "Ich war Augenzeuge des ersten Zusammenstoßes. Ich habe die Aufständischen gesehen und habe gesehen, wie Baracsi geschossen hat. Auf einmal kam ein hervorragend gezielter Schuss von der katholischen Schule her. Der Unglückliche erhielt einen Kopfschuss an der linken Stirn und brach lautlos zusammen. – Wer geschossen hat? – Vermutlich ein österreichischer Gendarm, doch das kann ich nicht beschwören. Nach den ersten Gewehrschüssen brach ein Heidenlärm aus. Auch die wenigen Aufständischen schossen, doch die Gewehre der österreichischen Gendarmen hörte man sogar noch vom anderen Ende des Dorfes.“

 

Quelle: Agendorfer Mosaik
Andreas Böhm (1991)