Seit dem Übergang in städtischen Besitz (1373) hat Agendorf alle Schicksale seines Grundherrn geteilt. Wie bekannt, war die für Ungarn so verhängnisvolle Schlacht bei Mohács (29. August 1526) in Gottes Hand ein bedeutendes Förderungsmittel für die Ausbreitung der Reformation wie im ganzen Lande, so auch in unserer Gegend.


Ein Schwarm der von Kaiser Suleiman zur Belagerung Wiens geführten 300.000 Türken kam auch nach Ödenburg, setzte der Stadt hart zu und brachte großen Jammer auf sie und ihre Umgebung. Es leistete zwar der Oberkapitän Dieterich von Hartitsch die tapferste Gegenwehr, und man zwar auch so glücklich, den ungestümen Besuch des Feindes, die Stadt mit Sturm zu nehmen, den er am Vorabend des Sct. Laurentiustages (9. August 1529) machte, zu vereiteln - aber die Einäscherung der Stadt, ein Einäscherung und Plünderung der Vorstadt, sowie sämtlicher städtischen Ortschaften, der Kirche und des Klosters zu Wandorf, die Hinwegschleppung und Ermordung vieler Menschen konnte man doch nicht verhindern.

In einer Bittschrift, welche die Ödenburger im Jahre 1530 an König Ferdinand I. um eine Vergütung des erlittenen Schadens sandten, sagen sie von dieser Türkennot folgendes: "Außerdem haben die blutdürstigen und grausamen Türken alle unsere, der Stadt und unserer Untergebenen Güter und Besitzungen verwüstet, geplündert und eingeäschert und zugleich einen großen Teil der Menschheit fortgeschleppt und getötet, und zwar so sehr, dass kaum der vierte Teil der Bewohner übrig blieb."

Bei dieser Gelegenheit flüchteten sich die Paulinermönche aus dem Kloster in Wandorf und flohen die katholischen Priester von Agendorf und Loipersbach und an ihre Stelle kamen schon evangelische Prediger, die das tiefbetrübte und gedemütigte Volk mit Gottes Wort und Luthers Lehr' trösteten und stärkten.

Tatsache ist, das in Ödenburg Luthers Lehre durch einen Franziskanermönch namens Christoph schon im Jahre 1522 öffentlich gepredigt wurde und somit auch in den zur Stadt gehörenden Dorfschaften nicht unbekannt blieb, und dass sich die drei Ortschaften Agendorf, Wandorf und Loipersbach schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einer gemeinsamen evangelischen Kirchengemeinde vereinigten und sich in dem in der Mitte gelegenen Agendorf einen gemeinsamen Prediger anstellten.

Quelle: Agendorfer Mosaik
Andreas Böhm (1991)