Richter – Notar - Kleinrichter
Die politische Verwaltung des Dorfes hat formell der Richter (heute Bürgermeister), in der Wirklichkeit aber der Notar inne. Die Zuständigkeit des Richters dehnte sich nur auf das Dorf aus, an dessen Spitze er stand. Im Jahre 1873 gab es bei uns auch ein Kreisnotariat, zu dem mehrere kleine Dörfer gehörten. Der Kreisnotar war ein Verwaltungsfachmann, Repräsentant des Staats, der höchstrangige Beamte des Dorfes. Der erste Kreisnotar des Dorfes hieß Samuel Macher.

Agendorf gehörte zu dem Komitat Sopron (Ödenburg) mit Amtssitz Sopron. An der Spitze des Komitates stand der Obergespan. Das Dorf selbst vertrat der Richter. Seine Helfer waren der Waisenvater, Kassenwart und die Geschworenen (die heutigen Selbstverwaltungsmitglieder). Der Richter war meistens ein hochangesehener Bauer. Seine Aufgabe bestand darin, die Amtssachen des Dorfes mit dem Notar zu besprechen und die Dokumente gemeinsam zu unterschreiben. (In der früheren Periode, als der Richter vom Feudalherrn ernannt wurde, erledigte der Richter auch bestimmte lokale Amtsaufgaben, z. B. Streitigkeiten zwischen Familien oder Nachbarn zu schlichten, im Falle kleinerer Diebstähle zu verfügen, usw.) Er besprach mit dem Notar Termine und Tagesordnung der Sitzungen. Dem Richter unterstanden die Nachtwächter, die Flurhüter und die Hirten – da die Kuh- und Schweinehirten Angestellte des Dorfes waren.

Für die Finanzen waren der Notar und der Kassenwart verantwortlich. Die Geschworenen hatten gewisse Überwachungsrechte. Wenn Bürger verhört und verhaftet wurden, mussten sie als Zeuge einbezogen werden. Der Kleinrichter und der Feldhüter spielten auch eine wichtige Rolle im Leben des Dorfes. Sie mussten sich im Dorf haarklein auskennen, das bedeutete: auch jeden Bürger namentlich kennen. Sie hatten den Weisungen des Richters und des Notars zu folgen. Ihre Aufgabe war die amtliche Bekanntmachung, vor allem das Austrommeln der Nachrichten des Dorfes. Der Austrommler musste verständlich sprechen. Bei uns in Agendorf wurde nur deutsch ausgetrommelt und es begann mit folgendem Satz: „Es wird i der Gemeinde kundgemacht.“ Erstens ..., Zweitens ..., Drittens ...

 
 
Nachtwächter
In den alten Zeiten ging ein Nachtwächter von 20 bis 5 Uhr durch das Dorf. Jede Stunde sagte er laut: „Ich verkünde, dass die Uhr ... geschlagen hat“, bis 5 Uhr. Das hörte man und so wusste ein jeder, wie spät es ist. Es war für viele nützlich, weil besonders die Armen keine Uhr hatten.
 
Der Nachtwächter hatte noch die Aufgabe, Feueralarm zu geben und vor anderen Gefahren zu warnen. Die „Nachtwache“ bestand seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts aus zwei Personen. Die damalige Gemeindeversammlung mahnte den Nachtwächter nachdrücklich, für die Bewachung und Warnung zu sorgen. Auch im Falle einer Feuersbrunst, eines Gewitters oder einer Naturkatastrophe alarmierte die Wache. Beim Feueralarm konnte man vom Rhythmus des Glockenschlages erfahren, ob das Feuer zu- oder abnimmt. Die Nachtwache wurde jede Nacht von einem anderen Hausbesitzer versehen.

 

Im Dorf befanden sich an zwei Stellen der Hauptstrasse Petroleumlampen, deren Anzünden und Löschen die Aufgabe des Wächters darstellte. Zu seinen Aufgaben gehörten ausserdem noch die Sicherung der Nachtruhe, die Sperrstunden der Kneipen zu kontrollieren und von Fremden zu fragen, wohin sie gehen, usw. Nach dem Dienst hatte er dem Kleinrichter über die Ereignisse zu berichten. In den Jahren des zweiten Weltkrieges beobachteten die Nachtwächter das Dorf und dessen Umgebung aus dem Turm der evangelischen Kirche. In der Kriegszeit hatte der Nachtwächter eine weitere Aufgabe, nämlich die Dorfbewohner an die Verdunkelung der Fenster zu erinnern. In vielen Fällen wurde die „schwere“ Arbeit von Frauen verrichtet, weil die Männer entweder im Krieg waren oder im Bergwerk in Brennberg arbeiteten.

 

Richter

 

1356 Wasner
1415-1416 Michael Keüer
1528 Michael Iben
1665 Philipp Siegl
1668 Hans Pohl
1670 Martin Wöellser
1672 Georg Wetzer
1786 Andreas Peischl
1789 Matthias Wödl
1790 Michael Reisner
1797 Michael Lampel
1807 Teofil Wödl
1832 Andreas Wetzer
1857 Paul Plöchl
0890 Teofil Wödl
1893 Ludwig Posch
1893 Teofil Wödl
1909-1912 Michael Kirchknopf
1912-1915 Josef Schmidt
1915-1919 Hans Rath
1920-1927 Karl Feiler
1927-1930 Matthias Hauer
1930-1936 Matthias Ziegler
1939-1942 Hans Holzhofer
1942-1945 Matthias Rath
1945-1946 Josef Domonkos
1946-1950 Ludwig Szücs

 

Kleinrichter

 

Im Jahre 1893 Stephan Tschurl
Paul Esztl
Hans Schranz
Michael Pieler
Schelly
Adam Leitgeb
Paul Wödl
Hans Pénzes
Ignác Porga
Hartner Jánosné

 

Die Gewählten und Größten steuerzahlenden Gemeindevertreter 1922

Andreas Böhm Edmund Scholtz, ev. Pfarrer Michael Böhm
Michael Schmidt Andreas Eber Paul Steiner
Hans Hauer Joseph Sick Matthias Holzhofer
Andreas Wetzer Michael Holzhofer Michael Wödl
Hans Holzhofer Hans Wödl Michael Holldonner
Matthias Ziegler Dr. Hans Huber, kath. Priester Hans Kirchknopf
Michael Kirchknopf Matthias Kirchknopf Hans Nolz

 

Notar

1781 Johann Ehnl
12.05.1791 Samuel Unger Notar und Schulmeister
26.05.1806 Samuel Unger
30.01.1873 Samuel Macher
1889 Samuel Macher
1891 Ludwig Posch
1895-1922 Adolf Gustav Blieckle
1922-1940 Josef Nagy Hauptnotar
1940-1945 Stefan Fülöp

 

Postmeister Hans Eitler
Dampflokbesitzer Andreas Grögers, Ingenieur

 

Ärzte der Gemeinde (Kreisärzte)

1847-1890 Arzt von Agendorf und Brennberg
Dr. Matthias Folly
1889 Dr. Matthias Folly
1890-1897 Arzt von Agendorf und Brennberg
Dr. Peter Rathony
1893 Eduard Glükmann
Sprechzimmer: Das ehemalige Pfarrhaus in der Daághstrasse
1893 Hebamme Susanne Röh
1911 Arzt Dr. Maurus Breuer aus Ödenburg
1912 Dr. Josef Czukelter
Krankenschwester Margarete Kersztényi
Sprechzimmer: Hauptstrasse, das Haus von Ziegler (Richter), heute das Haus von Georg Pálfi
1930 Artz Dr. Hans Heiss
Sprechzimmer: In der Wohnung von dem ev. Kirchendiener
Später: In der Wohnung von Hans Halmosi (heute Karl Horváth)
1938 In der Ödenburger Strasse wurde ein neues Sprechzimmer gebaut.
Arzt: Hans Heiss

 

Quelle: Agendorfer Mosaik
Andreas Böhm (1991)