Die Landarbeit war vor Einführung von Motorenkraft im wesentlichen Handarbeit der bäuerlichen Bevölkerung. Sie war schwer und erforderte Mitarbeiter. Selbst die einfachen, wenigen Maschinen wurden durch körperliche Kraft betrieben. Für die heutige Generation ist es kaum mehr vorstellbar, wie der Alltag einer bäuerlichen Familie in der Vergangenheit ausgesehen hat. Ein Bericht darüber klingt aus heutiger Sicht'" wie eine Sage aus weit zurückliegenden Tagen.>/div>
 
Aus dieser "Sagenwelt" soll hier die Ernte- und Druschzeit geschildert werden, um die übermenschlichen Anstrengungen des bäuerlichen Daseins von einst zu begreifen.>/div>
 
In unserer Gegend um Wandorf wurden vier Hauptgetreidesorten angebaut: Das Korn (Troad), der Weizen (Woazn), die Gerste (Geaschtn) und der Hafer (Howan).
 
Als erstes reifte das Korn, in der zweiten Hälfte des Monats Juli. Die Erntezeit begann:
 
Schon früh morgens, wenn es noch dunkel war und die Sonne sich hinter dem Horizont. verbarg, brach ein "Trupp" von Mähern und "Aufnehmern" auf zum Ährenfeld. Die Sensen waren scharf gedengelt und die Fruchtrechen auf die Sensen montiert. Letztere dienten dazu, die abgemähten Fruchthalme möglichst geordnet beiseite zu schieben, um dem Mäher die "Mahd" freizuhalten. Hinter jedem Mäher war eine "Aufnehmerin" (meist weibliche Person) eingesetzt, die die Fruchthalme aufnahm ohne sie zu knicken oder zu zerzausen. Man war bemüht das Kornstroh unbeschädigt in die Scheune zu bringen, weil es zu vielerlei Zwecke Verwendung fand. Die abgemähte Frucht wurde von den "Aufnehmerinnen" auf ein ausgebreitetes "Strohbandl" gelegt. Man war darauf bedacht, dass das Stroh mit dem Schnittende gleichmäßig aufgeschichtet wurde.
 
Während die Mäher und die "Aufnehmerinnen" ihre "Mahden" fortsetzten, band ein Arbeiter die abgelegte Frucht zu Garben zusammen. Dabei benutzte er einen sog. "Knewl"... (Knebel), mit dessen Hilfe er die aufgeschichteten Fruchthalme mit den Strohbandln zu Garben zusammenband, die jedem Transport standhielten. Der "Knewel" bestand aus einem kegelförmig zugespitztem, poliertem Hartholz etwa 25-30 cm lang das der Arbeiter, um seine Hände frei zu haben, hinten an seinem Kreuz in den Hosenbund steckte. Er war ein unentbehrliches Zubehör bei der Erntearbeit. Inzwischen war die Sonne aufgegangen und brannte unbarmherzig auf den Arbeitertrupp herab. Die schwere Arbeit und die Hitze machten hungrig und durstig. Der Bauer und seine Mitarbeiter machten nach einer 5-6stündigen Arbeit eine kurze Frühstückspause. Man aß Wurst oder Eier mit Brot und reichte den Pluzer rundum, aus dem jeder einen kräftigen kühlen Schluck" Wassermichl" (Wein mit Wasser vermischt) trank"".("Pluzer" nannte man ein rundes bauchiges "irdenes" Trinkgefäß... das wegen seiner kleinporigen Wände gut geeignet war den Haustrunk kühl zu halten. In der Ruhepause prüften die Mäher auch die Schärfe ihrer Sensen und wenn es nötig war, wurde auf dem Tragamboß nachgedengelt. War das Kornfeld abgemäht und die gemähte Frucht in Garben gebunden, schichtete man die Fruchtgarben in sog. "Scheiwal" (Kreuzschober) auf bis sie eingefahren wurden. Nach getaner Arbeit trat man den Heimweg an. Zuhause wartete schon das Vieh auf die Mittagsversorgung.>/div>
 
Mit bangem Blick musterte der Bauer die Wetterlage. Kam ein Regenwetter und wurden die "Fruchtscheiwal" durchnäßt, mußten die Garben zum Trocknen wieder geöffnet werden. Blieb das Wetter trocken, wurde die Frucht eingefahren und auf der Tenne in der Scheune abgeladen, von wo sie später weggedroschen wurde. ...>/div>
 
Beim Korn (Troad) wurden drei Dreschmethoden eingesetzt. Überwiegend wurden die "Drischeln" (Dreschflegel) verwendet. Drei bis vier Männer brachen die Fruchtgarben auf und breiteten die Frucht auf dem Boden der Scheune auseinander. Dann begannen sie mit den "Drischeln" im Dreier- oder Vierertakt, von morgens bis abends, auf das Fruchtstroh einzuhauen. Abends band man das gedroschene Stroh in sog Scholbaßn: zusammen und beförderte sie auf den Dachraum der Scheune. Die ausgedroschenen Fruchtkörper schaufelte man auf einen Haufen und drehte sie durch die handgetriebene Windmühle.
 
An Regentagen legten auch die Frauen Hand an. Sie brachten eine Leiter in die horizontale Lage und schlugen auf ihnen büschelweise die Fruchtkörner aus den Ähren. Aufgeräumt wurde abends.
 
Die dritte Methode war das Dreschen mit der handgetriebenen Dreschmaschine. Diese wurde in der Scheune aufgestellt und von je zwei kräftigen Männern rechts und links angetrieben. Die Handgriffe waren an großen Zahnrädern befestigt, die über kleinere Zahnräder eine Walze mit Stahlzähnen in Bewegung setzten. Diese Walze drehte sich durch entgegenstehende Stahlzacken. Ihre Drehungen konnten von hinten durch eine Öffnung beobachtet werden. Durch diese Öffnung wurden die Fruchthalme büschelweise eingeführt und die Fruchtähren ausgedroschen. Nachdem die Ähren leer waren, zog man das Stroh zurück, denn es sollte nicht zerzaust zu werden, nicht durch die Maschine laufen. Das Stroh wurde auch bei dieser Dreschmethode in "Scholbaßn" gebunden und die Fruchtkörner zusammengeschaufelt für den Durchgang bei der Windmühle.
 
Die Windmühle trennte mit Ihrem Gebläse den reinen Fruchtkern von der Spreu und anderen Verunreinigungen. Es war eine staubige Angelegenheit und jeder war froh wenn es zum "Abtragen" der Frucht in den "Schüttkasten" (Fruchtspeicher) kam. Doch bevor abgetragen wurde musste die Frucht gemessen werden. Dafür stand statt einer Waage der sog. "Metzen" zur Verfügung. Dies war ein Hohlmaß, einem Holzbottich ähnlich, und faste 50 kg Frucht. Der Metzen wurde mit den gereinigten Fruchtkörnern vollgeschaufelt und am oberen Rande mit dem Holzstiel einer Schaufel abgestrichen, dann in Säcke geleert und abgetragen. Waren fremde Arbeiter engagiert, erhielten diese den üblichen 9. oder 10. Metzen als Entlohnung. Das Abtragen war auch eine "mühsame, schwere Arbeit (50 Kilo Sack)".>/div>
 
Der Weizen, die Gerste und der Hafer wurden nur mit der Dreschmaschine ausgedroschen. .Ihr Stroh wurde durch die Maschine gelassen, aufgebunden und für Streu, in gehäckselter (gehachelt) Form als Futterbeigabe verwendet.
 
Anders das Kornstroh. Dieses fand vielerlei Verwendung. Wegen seiner Länge, seiner unversehrten Halme wurden mit ihm Strohsäcke gefüllt, die als Unterlage in Schlafbetten dienten (damals hatten Bauernfamilien noch keine Matratzen). Zum Anbinden von Reben in den Weingärten fertigte man, etwas gekürzt, Strohbinden. Und nicht zuletzt wurden aus Kornstroh dje Strohbandln gemacht, die für das Zusammenbinden von Fruchtgarben in großen Mengen gebraucht wurden. Vor der Verarbeitung wurde das Stroh im Wasser getränkt um die nötige Weichheit und Elastizität zu bekommen (Bindfäden und Schnüre waren schwer erhältlich und den Bauern zu teuer).
 
Alle Ernte- und Dreschgeräte, wie Schaufeln, Rechen, Gabeln, Drischln waren aus Holz. Die Dreschzeit dauerte je nach Größe der Bauernwirtschaft 2-3 Wochen.
 
In dieser Zeit hat die Bäuerin besonders kräftige Kost zubereitet. Es gab Geflügel (Dreschhahn), Bohnenstrudel in das Bratwürste gewickelt waren, fetten Sterz usw. Ein heute schon ganz in Vergessenheit geratenes Gericht war die "Scheiwlsuppe", eine Einbrennsuppe mit eingeweichten "Scheiwal". Sie wurde bereits zum Frühstück serviert.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer , Matthias Ziegler (1991)