Stefanie Elisabeth Kaiser *04.02.1922Kurz vor ihrem 99. Geburtstag hat Stefanie Jakab am 10. Januar 2021 ihren Lebenskreis in in St. Catherines/Ontario/Canada vollendet.

Stefanie Elisabeth ist am 4. Februar 1922 in Wandorf geboren, als erste Tochter des Spenglers Stefan Samuel Kaiser und Elisabeth Münnich, der Hebamme des Dorfes. Drei Jahre später folgte ihre Schwester Anna, die beiden Mädchen durften eine einfache, aber glückliche Kindheit in Wandorf erleben. Ihr Elternhaus stand in der Ödenburger Straße.

Im Jahr 1938 begann sie, den Beruf der Damenschneiderin zu erlernen und arbeitete danach in einem Hutgeschäft. In dieser Zeit hat sie wohl auch schon ihren späteren Ehemann, Josef Jakab kennengelernt, der Polizist im Nachbarort war.  Zum Tanzen trafen sich die beiden im Gasthof Nico - Steffi hat immer sehr bedauert dass ihr Józska nicht tanzen konnte, sie war der Meinung, er habe "zwei linke Füße". Doch diese schöne Zeit fand leider ein jähes Ende....

Als junge Frau musste Sie die Vertreibung aus ihrer Heimat miterleben, das war ein bedeutender und einschneidendes Erlebnis in ihrem Leben, das sie nie wieder vergessen konnte. Je 30 Personen in einem Güterwaggon, ohne sanitäre Anlagen, ohne Versorgung und mit ungewissem Ziel - so wurde sie mit Familie und Verwandten aus ihrem bisherigen Leben herausgerissen. Oft erzählte sie später die Geschichte ihrer Mutter, die als Hebamme auf dem Transport nach Deutschland ein Kind entbinden musste. Oder von dem Hund Rolli, der von einem brutalen Menschen aus dem Zug geworfen wurde.

Die Familie fand in Schwäbisch Gmünd eine neues Zuhause, wo Stefanie zunächst als Damenschneiderin arbeitete, später fand sie noch Arbeitsstellen in der Schmuckindustrie und in einer Firma, die Glühlampen herstellt.

Ihr Józska war in Kriegsgefangenschaft, die Sorge um ihn wird nicht klein gewesen sein. Nachdem er aus der Gefangenschaft entlassen war, ging er im Jahr 1946 nach Dänemark und besuchte dort eine Landwirtschaftsschule. Im Jahr 1949 wanderte er von dort nach Kanada aus. Aber die Liebe des Paares hatte alles überlebt - im Jahr 1951 holte Józska seine Steffi nach, und sie machte sich per Schiff auf nach Halifax.

Erneut fand sich Steffi in einem neuen Land, musste sich mit neuen Menschen und einer neuen Sprache arrangieren. Anfangs fand sie Arbeit auf den Tabakfeldern, später arbeitete sie lange Jahre in einem Krankenhaus. Steffi und Józska bauten sich eine neue Heimat in Welland auf, später zogen sie nach Fonthill, wo Józska bekannt dafür war, in seinem Garten Edelweiß und Rosen zu züchten. Die Menschen kannten ihn als "Edelweiß-Joe". Eigene Kinder wurden dem Paar nicht geschenkt, sie ließen aber ihre ganze Liebe den Nichten und dem Patenkind zuteil werden.

Nachdem Flüge über den großen Teich möglich wurden, besuchten beide so oft es ging ihre Familien und Freunde in Deutschland und nachdem Besuche in Ungarn ebenso erlaubt waren, auch ihre Familien, Freunde und Bekannte in Ungarn. 1999 zogen Steffi und Józska in ein „Betreutes Wohnen“ in St. Catharines. Kurze Zeit später erlitt Józska einen Schlaganfall und verstarb 2003. Bis zu seinem Tode wurde er liebevoll von Steffi gepflegt.

2004 verlor Steffi plötzlich und unerwartet ihre jüngere Schwester Anna, was ein schwerer Schlag für sie war. Nach dem Tode ihres Mannes lebte Steffi noch bis 2012 in ihrem Appartement, musste aber nach mehreren Schlaganfällen ins Pflegeheim Heidehof umziehen. In den letzten Jahren wurde Steffi liebevoll von ihren Freunden Joseph und Betty Feiler und ihrer Nichte Evelin versorgt und betreut.

Am Sonntag, 10.01.2021 ging Steffis bewegter Lebensweg zu Ende. Ihrem Wunsch entsprechend fand die Einäscherung bereits statt. Die Trauerfeier und Beisetzung wird voraussichtlich im Juli dieses Jahres, auf dem Friedhof in Fonthill, folgen.

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