Die deutsche Nationalität in Ungarn

Ansicht von Agendorf aus dem Jahr 1920.

Die kleine Gemeinde Agendorf, direkt an der Grenze zu Österreich gelegen, hat das Glück, eine eigene Schule zu haben. Gegründet wurde sie im Jahr 1929 und bestand damals aus zwei Klassen und einem Turnsaal. Heute besuchen weit über 100 Kinder diese Schule.

In Agendorf und Umgebung leben noch einige Menschen - eine Minderheit - die deutscher Abstammung sind, und in deren Familien auch die deutsche Sprache und Kultur noch gepflegt wird. In der Agendorfer Schule wird Deutsch als Zielsprache angeboten. Der Deutschunterricht unterscheidet sich von anderen Schulen dadurch, dass Nationalitäteninhalte in den Lernstoff integriert sind und es eine erhöhte Anzahl von Deutschstunden gibt. Eine Website gibt Auskunft - leider nur in ungarischer Sprache: Grundschule Agendorf

Seit dem Jahr 2015 ist die Deutsche Selbstverwaltung Agendorf (im Weiteren: DSVA) Trägerin der Schule. Dies bedeutet, dass die gewählten Vertreter der DSVA die Schule beaufsichtigen und Verantwortung tragen.

Mit Hilfe von EU-Geldern wird der Ausbau und die Erweiterung der Schule gefördert - die Frist, um diese Gelder zu erhalten, läuft bis 13. August 2022 - die alte Schule wird abgerissen, eine neue - mit mehr Platz für mehr Schüler - soll gebaut werden. Eine große Aufgabe für eine kleine Gemeinde, die nicht immer reibungslos abläuft.

In der ungarischen Internet-Zeitung "enyugat.hu" wurde über das Agendorfer Schulprojekt berichtet. Im ersten Artikel mit der Überschrift "Etwas passt in Agendorf überhaupt nicht", wird die Lage kurz geschildert, die Übergabe der Entscheidungsbefugnisse an die Bürgermeisterin angeprangert und die Meinung der LdU aus einem Brief zitiert. Auch der Rücktritt der Vorsitzenden sowie zweier Mitglieder der Deutschen Selbstverwaltung Agendorf und die Kündigungen der Schuldirektorin und der Lehrer werden angesprochen - mit der Frage - wie diese wohl ersetzt werden könnten. Kurz darauf erschien eine redaktionelle Berichtigung, in der die Vorsitzende der LdU festhält, dass sie zwar zu ihrem im ersten Artikel zitierten Standpunkt steht, dass das Nachrichtenportal aber nicht über sie oder ihr Amt an den dort zitierten Brief gekommen sei.

Viele Fragen gibt es hierzu in der Agendorfer Bevölkerung - und leider nicht immer Antworten dazu. Bei diesem Thema stoßen wir immer wieder an Grenzen - Informationen sind nicht zugänglich, Antworten fehlen, es gibt Ängste und Sorgen in der Agendorfer Bevölkerung.

Wir wollen mit einem Bericht - in vier Teilen - ein wenig dazu beitragen, den deutschsprachigen Lesern des oedenburgerlandes etwas mehr Information über die deutsche Minderheit in Agendorf, den geplanten Ausbau der Schule, die dadurch entstehenden Probleme und die Hintergründe zu geben.

Weiterlesen: zu Teil 1: Geschichte & Gemeinschaft in Agendorf

 

Alle Teile der Artikelserie: