Vorbemerkungen
Neben den Zuwanderungen aus den Nachbarorten und dem benachbarten Österreich verdankte Wandorf seine hohe Einwohnerzahl in erster Linie einer gesunden, biologischen Fortpflanzung.
 
Zahlreich waren die kinderreichen Familien, oft mit 6 bis 8 und mehr Kindern. Da die Gemeinde weder Geld noch ein Konzept für Kinderspielplätze oder Sporteinrichtungen hatte, sorgte die Jugend selbst für ihre Zerstreuung auf den Straßen und auf freien Plätzen, die in früherer Zeit noch frei von Autos und anderen Motorfahrzeugen waren.
 
Die Jugend übernahm jeweils von den älteren Jahrgängen ein umfangreiches Repertoire von Spielen, das von erfinderischen Geistern durch neue Spiele bereichert wurde.
 
So pflegte man eine beachtliche Anzahl von Spielen zur Vertreibung der Langeweile.
 
Die Spiele waren insgesamt gesehen ein Teil des dörflichen Lebens und wegen ihres erzieherischen Wertes auch ein Teil des Wandorfer Kulturgutes. Deshalb sollen sie hier vorgestellt werden, um sie der Vergessenheit zu entreißen.
 
Die Spiele im einzelnen:
 
Gollingbollma
So wurde das Spiel im Volksmund genannt. Die Bezeichnung verrät es, dass das Spiel von auswärts nach Wandorf gekommen ist. Nach den regeln und dem Ablauf des Spiels gleicht es dem angelsächsischen Baseball. Das Wort selbst dürfte dem englischen "going ball" entstammen, was etwa so viel heißt, wie "Ball vorwärts treiben", "Ball in Gang halten". Wer das Spiel kennt, merkt den Sinn, der mit den englischen Wörtern ausgedrückt werden soll. Woher kommt das Spiel? Es wird vermutet, dass es englische Soldaten heimisch gemacht haben, die bei der Volksabstimmung im Jahre 1921 als neutrale Beobachter der Siegermächte (1. Weltkrieg) anwesend waren. Es kann aber auch sein, dass ein Amerika-Rückwanderer das Spiel eingeführt hat.
 
Wie lief es ab? Zwei Jugendliche (Wortführer losten ihre Mannschaften aus. Die eine Mannschaft war - auch durch Los bestimmt - die "aufschlagende Partei", die den Ball "abschlagen dirfte, die andere war die "Fangende Partei". Diese verteilte ihre Mitspieler auf dem "Spielfeld". Ihre Aufgabe war, den Ball aus der Luft zu fangen, oder ihn zu einem günstiger stehenden Mitspieler der eigenen Partei zu befördern, der dann ver- sucht hat, einen "Herausläufer" der Gegnermannschaft mit dem Ball zu treffen (gezielter Wurf). Gelang ihm dies, oder konnte der Ball aus der Luft gefangen werden, haben die Mannschaften die Rollen verteilt. Die "Abschläger" wurden "Abfänger" und umgekehrt.
 
Was nannte man "herauslaufen"? Die "abschlagende" Mannschaft, deren Spieler einzeln verpflichtet waren den Ball ins "Feld" zu dreschen, mußte eine Strecke von etwa 40 m hin- und zurücklaufen (zwischen Strammer und Manninger, später Schöllwirt) und dabei achten, dass der Gegner sie mit dem Ball nicht trifft. Dies nannte man "Herauslaufen". Für dieses "Herauslaufen" nutzte man den günstigsten Augenblick. Der war dann gegeben, wenn einer der Spieler den Ball so gut getroffen hat, dass er in weitem Bogen ins "Feld" flog. "AbschlagsteIle" war, wenn im "Dorf" gespielt wurde, das Haus Strammer.
 
An dieser Stelle wurde der Ball auch "aufgegeben", was so viel bedeutete, dass ein Spieler der "fangenden Partei" den Ball für den "Abschläger" so hoch geworfen hat, als dieser mit dem "Abschlagstock" angezeigt hatte. Der Stock war gewöhnlich ein Besenstiel mit einer Länger von etwa 1 m. Als Ball verwendete man einen Vollgummiball. Getroffen und geworfen sprang er übermäßig gut und man kann sich die Beklemmung vorstellen, mit der das Spiel betrieben wurde, angesichts der Fensterreihe, die an der abzulaufenden Strecke (zwischen Strammer und Manninger) den Spielern warnend "entgegenglotzte".
 
Anmeierln
Es war ein Spiel für größere Buben. An einer festen Mauerwand (Ziegel-Steinwand) markierte man einen großen Halbkreis (besser Kegel- schnitt) auf dem Boden. Die Fläche innerhalb der Markierung war das Spielfeld. Gegenüber der Mauer, aber noch im "Spielfeld" grenzte man an der Markierungslinie einen kleinen Platz ein, den man "Mutsch" nannte.
 
Die Spieler verwendeten zum Spiel kleine, runde Metallplättchen (Scheiwal) oder - die reifere Jugend - Geldmünzen (10 Fillerstücke). Diese Stücke wurden von jedem Spieler einzeln, hintereinander an die Wand geschlagen, derart, dass sie im Bogen ins Feld flogen. Jeder war bemüht mit seinen Stücken so nah an das des Mitspielers heranzukommen, dass er beide mit der Handspanne berühren konnte. Dies berechtigte ihn, das Stück des Mitspielers an sich zu nehmen. Wer diese Geschicklichkeit besaß, konnte so bei den Mitspielern abkassieren.
 
Gingen beim "Wandanschlagen" die Stücke in ihrem Flug über das Spielfeld hinaus, wanderten sie in das "Mutsch". Doch auch diese konnten geholt werden. Gelang es jemand sein Stück so abzuschlagen, dass es im "Mutsch" landete, gehörte ihm der ganze "Mutsch-Inhalt". Das Spiel konnte zeitlich unbegrenzt so lange fortgesetzt werden, als die Spieler Lust und Geld hatten.
 
Strichschupfen
Man markierte einen Strich (Linie) am Boden, etwa 1 m lang: Beide Enden wurden mit einem kurzen Seitenstrich begrenzt. Vom Striich weg wählte man in einer Richtung einen Punkt, von dem aus das "Schupfen" mit dem "Scheiwal" oder 10 Fillerstück erlaubt war. Die Entfernung vom Punkt bis zum Strich betrug etwa 3,5 bis 4 m. Aus dieser Entfernung wurden nun die verwendeten Stücke zum Strich geschupft. Je näher die Stücke an den Strich herankamen, desto größer waren die Siegeschancen. Gewinner war derjenige, dessen Stücke dem Strich am nächsten kamen. Lagen die Stücke auf dem Sh'ich, war ihre Lage noch günstiger. Die optimale (günstigste) Lage war erreicht, wenn das Scheiwal oder das Geldstück mit seinem Durchmesser am Strich lag. Das Spiel mußte aber noch nicht gewonnen sein, denn ehrgeizige Spieler versuchten das gegnerische Stück aus seiner günstigen Lage zu verdrängen, indem sie das Stück beim Abschlagen weiterer Stücke anpeilten und es treffen wollten. Gelang dies, so ergab sich eine veränderte Situation. Das Stück des Gegners war aus seiner günstigen Position verdrängt, und nun konnte der Kampf um die günstigste Lage erneut beginnen, bis einer aufgab.
 
Zur Feststellung des Siegers wurden die Entfernungen penibel abgemessen und die Lage der Stücke genauestens begutachtet, schließlich ging es manchmal um "viel" Geld.
 
Die Stücke, die im Wettbewerb keine Rolle mehr spielten, wurden im "Mutsch" gesammelt. Der Gewinner konnte auch diese einheimsen.
 
Steine ablegen und aufheben mit einer Hand
 
Es handelt sich um kein Kraftspiel, wie man aus der Überschrift vermuten könnte, sondern um ein Geschicklichkeitsspiel, mit dem sich die Jungs, wenn sie schon ermüdet waren, in eine stille Ecke zurückzogen.
 
Eine Gruppe von 3 bis 4 Buben setzte sich im Kreis auf den Boden, nahm 5 bis 7 Kieselsteine, die oft im "AItbach" (Krebsbach) herausgebuddelt wurden. Einer begann das Spiel und durfte es so lange fortsetzen, bis er einen Fehler machte. Dann mußte er an den Nächsten abgeben. Nach welchen Regeln lief das Spiel ab? Jeder Spieler entschied sich für eine seiner beiden Hände, denn die andere durfte nicht zu Hilfe genommen werden. Die Steine wurden also in die Hand genommen, einer wurde mit Daumen und Zeigefinger in die Luft geworfen, die anderen gleichzeitig auf den Boden abgelegt. Der in der Luft schwebende mußte wieder gefangen werden. Fiel er zu Boden, mußte der Spieler passen. Es war wichtig darauf zu achten, dass die Steine am Boden nicht zu dicht beieinander lagen. Denn in der nächsten Phase des Spiels mußten die Steine vom Boden einzeln aufgenommen werden, wobei die anderen nicht berührt werden durften. Die Aufnahme der Steine erfolgte jeweils in der Zeit, während sich der "in die Luft geworfene" in Schwebe befand. Dies wiederholte sich so oft, bis alle Steine vom Boden einzeln mit der "SpieIhand" aufgenommen waren. Der Vorgang "Stein in die Luft schmeißen" und "Stein aufnehmen" erfolgte in einem Zuge. Dies war der erste Durchgang des Spiels. Nun folgte der zweite Durchgang.
 
Jetzt mußten die Steine paarweise aufgenommen werden, in gleicher Weise, wie im ersten Durchgang. Dabei war es erlaubt, die Steine am Boden so zu ordnen, dass sie auch paarweise gepackt werden konnten. Beim Ordnen mußte aber ein Stein immer wieder in die Luft geworfen und wieder gefangen werden. Zum Ordnen stand der "Spielhand" nur die kurze Zeit zur Verfügung, in der sich der Stein in der Luft befand. Das Gelingen hing also davon ab, wie der Spieler seine Handfertigkeit mit der Schwebezeit des Steins in der Luft koordinieren konnte.
 
Das Spiel erlaubte auch mehrere Variationen: Drei Steine auf einmal aufheben usw. Das Spiel verlangte eine "gehörige Portion" an Geduld, Geschicklichkeit und Konzentration.
 
Flohspiel
Man nahm ein etwa 20 cm langes Holzstück mit einem Durchmesser von etwa 3 cm und spitzte es an beiden Enden zu. Das war der "Floh". Das Spiel begann damit, dass dieser Floh zum Springen gebracht wurde. Also legte man ihn auf die Erde oder auf einen Holzklotz und schlug mit einem Stock heftig auf den "Schwanz" (zugespitztes Ende), dass der Floh durch die Luft wirbelte. Der Spieler bemühte sich dann den Floh in der Luft weiterzudreschen. Dazu brachte man natürlich ein größeres Umfeld. Grenzen waren dem Spiel keine gesetzt; man betrieb es so lange, als man Lust dazu hatte.
 
Das "Csigal- Treim"
Die Bezeichnung im Volksmund wurde dem ungarischen Wort "csiga" = pörgettyü = Kreisel, entnommen.
 
Auf festem Boden wurde der Kreisel, mit einer Peitschenschnur umwickelt abgelegt, dann mit einer ruckartigen Bewegung zum "Kreiseln" gebracht. Die Rillen des Kreisels waren serpentinenartig eingeschnitzt. Kreiselte nun der "Csigal", wurde er mit der Peitsche in Schwung gehalten. Mancher Kreisel war an seiner Spitze mit einem Stahlmantel umkleidet um seine Haltbarkeit zu verlängern und die Kreiselbewegungen zu stei- gern. . Das Spiel war beliebt bei Buben und Mädchen.
 
"Roaftreim"
Es handelte sich, hochdeutsch gesprochen, um einen Reifen, der mit einem Stock getrieben wurde. Der Reifen konnte als Holz aber auch als Stahlreifen verwendet werden. Der Holzreifen war schon eine "kultiviertere" Ausfertigung, den man im Laden kaufen konnte. Da für solche Zwecke kein Geld vorhanden war, nahmen die meisten Kinder einen Stahlreifen, der von einem Weinfaß stammte. Es gab kleine, größere, angerostete und weniger angerostete, aber sie erfüllten ihren Zweck, nämlich die Freude am Spiel zu fördern. Mit einem kurzen Stock treiben die Kinder ihre Stahlreifen neben sich her auf Straßen, Plätzen, wo es weder Ampeln noch andere Hindernisse gab. Eine freie Jugend hatte einen freien Lauf. Wo gibt es heute noch diese Idylle?
 
Bockspringen
Hier handelt es sich um ein weniger elegantes Spiel. Es wohnt ihm eine gewisse Derbheit und Urtümlichkeit inne. Beliebtester Austragungsort war das frühere "Spritzenhaus" der Feuerwehr.
 
Auch hier wurden zwei Mannschaften gebildet. Jede Mannschaft war bemüht, gute Springer zu bekommen. Die Zugehörigkeit zu einer Mannschaft wurde, wie beim "Gollingbollma" durch Auslosen ermittelt.
 
Die eine Mannschaft möchte ich als die "Springmannschaft" bezeichnen, deren Mitglieder einzeln, von hinten kommend, auf die Rücken der anderen Mannschaft springen mußten. Diese andere Mannschaft möchte ich zur Unterscheidung die "Erduldermannschaft" nenne, denn in der Tat hatten diese manches zu "erdulden".
 
Die "Erduldermannschaft" stellte sich folgendermaßen zum Spiel auf: Einer bildete den "weichen Polster" an der Wand. An seine Brust lehnten sich seine Mitspieler in nach vorn gebeugter Haltung hintereinander auf, so dass sie eine zusammenhängende "Brücke" bildeten, auf die die "Springer" alle einzeln aufspringen mußten. Daei war zu achten, dass jeder "Springer" nach seinem Sprung nicht mehr auf den Boden abgleitete. Der Boden durfte mit den Füßen nicht berührt werden. Ist einem der Springer dieses Mißgeschick unterlaufen, haben die Mannschaften die Rollen getauscht. Da es der "Erduldermannschaft" erlaubt war, durch aufrechteren geraderen Stand die Brücke zu verkürzen, war es den schlechteren Springern oft schwer, sich "oben" zu plazieren. Der letzte Springer hing manchmal in der Luft, festgeklammert an seinem Vordermann. Nun sollte er auch noch dreimal in die Hände klatschen, um anzuzeigen, dass der "Sprungvorgang" beendet ist, wo er doch seine Hände zum Festklammern benötigte. Dabei ergaben sich oft kuriose Situationen, die beim Zuschauer helle Begeisterung auslösten.
 
Umso mulmiger und bedrückender war die Stimmung in der "Erduldermannschaft", die oft ihre letzte Kraft aufbieten mußte, um die Springer auf ihren Rücken halten zu können. Man kann sich deshalb das Gefühl der Erlösung vorstellen, wenn durch einen Fehler eines Springers die Rollen getauscht wurden. Eine Mannschaft bestand gewöhnlich aus 4 bis 5 Burschen. Zugegeben, ein rauhes Spiel für die Freizeit nach getaner Tagesarbeit aber auch ein Beweis für die Urwüchsigkeit der Wandorfer Burschen.
 
Messerschupfen
Ein Spiel mit ruhiger, stiller Atmosphäre. Die Spieler saßen am Boden im Kreis zusammen.
 
Ein offenes Taschenmesser oder ein anderes spitzes Messer wurden zunächst auf die flache Innenhand gelegt so, dass die Spitze des Messers in die vom Körper des Spielers abgewandte Richtung zeigte. Dann wurde das Messer so "geschupft", dass es sich um die eigene Achse drehte und mit seiner Spitze im Boden stecken blieb. Dabei durfte der Winkel zwischen dem Messer und der Bodenfläche nicht kleiner sein als zwei Finger- breite. War er kleiner, galt der Wurf- bzw. der "Schups", als mißlungen. Der Spieler mußte passen, und der nächste versuchte sein Glück. Ist der Wurf gelungen, folgte der nächste vom Handrücken. Für die Gültigkeit galt dasselbe. Nun folgte der dritte Wurf. Das Messer wurde auf die innere Faustfläche gelegt, quer zur Faust des Spielers. Aus dieser, etwas schwierigen Lage, versuchte man des Messer um seine Achse zu werfen, dass es mit der Spitze im Boden stecken blieb. Für den gültigen Wurf galt dasselbe wie oben.
 
Waren alle drei Durchgänge gelungen, mußte der Spieler das Messer an der Spitze haltend so werfen, dass es "sich einmal drehend" mit der Spitze und dem nötigen Winkel im Boden stecken blieb. Nach diesen vier Durchgängen war das Spiel für einen Spieler beendet. Die nächsten Spieler folgten. Die ersten drei Würfe wurden sitzend, der vierte stehend aus- geführt. Je nach Geschicklichkeit hat sich das Spiel längere Zeit hingezogen. Die Beschaffenheit des Bodens spielte dabei eine wesentliche Rolle.
 
"Oaschlogn", "Oapecka"
Ein österliches Brauchtum, das sich bei den Buben großer Beliebtheit er- freute, war das "Eierschlagen", oder "Eierpecken". Kleine Kinder boten ihre gekochten und gefärbten Ostereier der reiferen Jugend (männlich) zum Schlagen an.

 

Zu diesem Zweck legte man das Ei an einer Mauerwand auf den Boden so, dass es nicht abrollte. Dann vereinbarte man eine Distanz, von der das Ei "geschlagen" werden durfte. Geschlagen wurde mit einer Geldmünze (10 Fillerstück). Der "Schläger" beugte sich nach vorn, von der abgemessenen Distanz, möglichst nahe über das Ei und versuchte das Geldstück in I das Ei zu schlagen. Gelang ihm dies, gehörte das Ei ihm. Die Kinder fieberten dabei und wünschten sich, dass das Geldstück oft abprallen möge. Denn je öfter dies geschah, desto mehr füllte sich ihr Geldbeutel. Jedes abgeprallte Geldstück durften sie behalten.

 
Manchmal gab der erfolglose "Schläger" zur Freude der Kinder resigniert auf. Dann durften sie zu den Geldmünzen auch noch ihr Ei behalten. Sie suchten sich dann einen neuen "Schläger", bei dem sie sich das Gleiche erhofften. Aber nicht selten geschah es, dass ihre Hoffnungen in tiefe Betrübnis stürzten, wenn die erste Geldmünze im Ei stecken blieb. Sie waren das Ei los und die erhofften Geldmünzen blieben aus. Bittere Tränen konnten die Folge sein.
 
Raffinierte Mütter kochten die Eier für ihre Kinder im Essigwasser, was die Eierschalen härter machte. Solche "Panzereier" konnten viel Geld einbringen, wenn der "Schlagende" vom Ehrgeiz getrieben den Wert der Eier nicht bedachte.
 
Kastlhupfa
Es war vornehmlich das Spiel für kleine Mädchen, aber auch Buben hatten Gefallen dran. . Man ritzte möglichst in einen weichen Boden viereckige Kästchen ein, die parallel und paarweise zueinander angeordnet waren. Die viereckigen Kästchen hatten eine Größe von etwa 50 cm Länge und 40 cm Breite. Die so angeordneten Kästchen wiederholten sich übereinander etwa 6-7 mal. Die Spieler mußten auf einem Bein stehend von einem Kästchen in das darüber liegende nächste Kästchen hüpfen und dabei einen platten Stein oder ein zurecht geschliffenes Dachziegelstück mit dem Fuß in das nächste Kästchen weiterstoßen. Bei diesem "wackligen" Treiben war darauf zu achten, dass weder der Fuß des Spielers, noch der von ihm gestoßene Stein (Ziegelstück) die Seiten der Kästchen berührte. Geschah dies dennoch, schied der Spieler aus; der nächste war an der Reihe.
 
Das Spiel begann auf der rechten Seite. Waren diese Kästchen fehlerlos durchhüpft, konnte man sich im letzten Kästchenpaar oder im, mit einem halbrunden Strich markierten, "Himmel" auf beiden Beinen ausruhen.
 
Der Weg zurück führte über die linke Kästchenreihe, wie oben beschrieben. Ging auch dieser Rückweg fehlerlos ab, warf der Spieler seinen Stein (Ziegelstück) über seine Schulter in Richtung Kästchenreihen, so dass der Stein in einem Kästchen landete. Dieses Kästchen durfte der Spieler bei seinen nächsten Durchgängen zum Ausruhen nutzen.
 
Das getroffene Kästchen (Ruhekästchen) war für den nächsten Spieler ein großes Hindernis, denn er mußte versuchen, seinen Stein oder Ziegelstück durch dieses Kästchen in das über nächste zu stoßen und zu hüpfen. Gelang ihm der "Hin- und Rückgang" fehlerlos, konnte auch er über seine Schulter werfend ein Kästchen für sich gewinnen, das ihm zum Ausruhen diente. Der rückwärts gezielte "Schulterwurf" mußte selbstverständlich gelingen. Landete der Stein oder das Ziegelstück außerhalb eines Kästchens, oder fiel er auf eine Seitenlinie eines der Kästchen, war es ein Fehler, und er mußte passen.
 
An diesem Spiel beteiligten sich 2 bis 3 Kinder. Es war sehr anstrengend, insbesondere dann, wenn der Spieler oder die Spielerin das "Spielprogramm" barfuß bestritten.
 
Das Spiel hatte mehrere Varianten.
 
Loupracken
Wenn die Jugendlichen aus lauter Übermut nicht "ein und aus" wußten, ist man auf dieses - zugegeben - etwas derbe Spiel verfallen. Hochdeutsch ausgedrückt: "Auf den Hintern schlagen", heißt das Spiel.
 
Ausgetragen wurde es beim Spritzenhaus auf der Altbachbrücke, neben dem Kriegerdenkmal, - meist als Abschluß des Abends. Eine Gruppe von 4 bis 5 Jugendlichen loste einen Teilnehmer aus, der als erstes Opfer "hin- halten" mußte. Er stellte sich in gebückter Haltung auf. Dabei lehnte er seinen Kopf an einen "neutralen" Kameraden an, der ihm dabei die Augen zuhielt. Die anderen Mitspieler stellten sich hinter ihm auf. Einer schlug dann manchmal sehr kräftig auf seinen Hintern, auf seinen "Allerwertesten". Dann mußte das "Opfer" erraten, wer den Schlag ausführte. War sein Tip richtig, mußte sich der "Erratene" bücken und warten, was auf ihn zukommt. Hat er aber den "Schlagenden" nicht erraten, mußte er wieder "hinhalten". So lange eben, bis ihm das Glück hold war.
 
Nun, wann endete dieses Spiel? Es hatte keinen Abschluß. Beendet wurde es, wenn die Schläge zu heftig wurden und dem einen oder anderen der Allerwerteste so brannte, dass er ausscherte. Oft wurden diejenigen, die ausscherten, durch neue Mitspieler ersetzt. So zog sich das "Loupracka" hin, bis die Dunkelheit die johlenden Burschen einhüllte.
 
Boümspün (Ballspielen)
Es war ein Ballspiel, ein Geschicklichkeitsspiel für Mädchen. Schon ganz junge Mädchen, 8-10jährige, konnten sich am Spiel beteiligen. Es waren folgende Ballübungen zu bestreiten: Ein innen hohler, gut springender Gummiball wurde zunächst mit den Händen, links, rechts, abwechselnd an eine Mauer geklatscht. Anschließend wurde der Ball mit dem Kopf an die Mauerwand geköpft. Einige Male hintereinander. Waren diese ersten Übungen beendet, wurde der Ball einmal mit der rechten Hand, dann mit der linken von hinten über die rechte, bzw. linke Schulter an die Mauerwand geworfen, und beim Rückprall mit dem Kopf abgefangen und zurück geköpft, oder mit der rechten und linken Schulter abwechselnd an die Wand gestoßen. Dies wurde einige Mal wiederholt, wobei die Spielerin sich auch noch herumdrehte und den Ball mit ihren Händen auffing. Dann wurde der Ball unter der rechten und linken Kniehöhle zur Wand geworfen, mit den Händen gefangen und zur Wand zurück geklatscht. Das Herumdrehen mit dem ganzen Körper mußte in der kurzen Zeit geschehen, während der Ball zur Wand flog und zurücksprang. Schnelligkeit und ein gutes Ballgefühl waren notwendig, denn der Ball durfte während der Übungen nicht zu Boden fallen. Passierte dies dennoch, mußte die Spielerin passen bis alle anderen Mitspielerinnen die Ballübungen absolviert hatten.
 
Es ist fast überflüssig zu bemerken, dass Mädchen mit etwas Körperfülle sich sehr schwer taten, denn die Ballübungen verlangten flinkes Bewegen, Ballberechnung und ein harmonisches Zusammenwirken von Händen, Füßen, Kopf, also des ganzen Körpers.
 
Fußballspiel
Hier sollte nicht das Fußballspiel der Wandorfer Fußballmannschaft beschrieben werden, sondern jenes Ballkicken der Wandorfer Halbwüchsigen, das sich "im Dorf", also am Dorfplatz abgespielt hat. Dort traf sich nachmittags, nach Schulschluß die männliche Jugend, die Buben, die zwei Spielmannschaften auslosten. Diese waren keine "kompletten" Mannschaften (bestehend aus elf Spielern), sondern Rumpfmannschaften, je nachdem, wie viele Interessenten sich einfanden. Das Spielfeld war kein Fußballplatz mit Toren, sondern die ebene, glatte Dorfmitte.
 
Die Torpfosten wurden mit Kleidungsstücken markiert, die von den Spielern ausgezogen wurden: Röcke, Laibln, Kopfbedeckungen oder auch Schuhe. Meistens wurde barfuß gespielt. Der Ball war kein regelrechter Fußball, sondern ein Filzball (Tennisball), ein kleiner Gummiball, auch ein Hartgummiball. Je nach dem, was man gerade parat hatte. Einen Schiedsrichter oder Seitenlinienrichter brauchte man nicht, denn die Verständigung zwischen den spielenden Mannschaften klappte auch so.
 
Nun ging der Kampf auf das gegnerische Tor los, das von einem Torhüter bewacht wurde. Den rauhen Boden waren die Fußsohlen gewohnt, so dass das Spiel von daher an Tempo nicht gelitten hat. Man sah großartige Dribblings, technische Kabinettstückchen, die mancher Spieler beherrschte. In gewisser Hinsicht waren die Spieler wegen der Enge des Platzes, der Fenster der Häuser, die den Platz einsäumten und der Bodenverhältnisse zur technischen Spielweise gezwungen. Ein bedenkenloses Ballschießen (weite Pässe) war fast ausgeschlossen. Aus diesen Spielern rekrutierte sich der Nachwuchs für die große Fußballmannschaft von Wandorf, über die in einem anderen Kapitel berichtet wird. Über die Gültigkeit eines Tores, ob der Ball zu hoch war, oder neben den symbolischen Pfosten ging, hat man sich nach kurzem Streit geeinigt.
 
Der Kampf hatte nicht nur Sieger und Besiegte, sondern auch lädierte Spieler mit blutenden Zehen und anderen Verletzungen. Dies konnte aber der Begeisterung für den Fußball keinen Abbruch tun. Die Spiele wurden fortgesetzt, oft zum Ärger der "Angrenzer".
 
Schnurhupfa
Auch Seilspringen genannt. Es war ein Spiel für die Mädchen. Das "Seil" oder die "Schnur" konnte man auch käuflich erwerben. Diese Schnüre hatten an beiden Enden einen Holzgriff. Wer sich diese nicht leisten konnte, oder wollte, nahm ein entsprechend langes, dünneres Seil aus dem Vorrat der Mutter.
 
Das Spiel konnte einzeln oder in einer Gruppe betrieben werden. Die Einzelspielerinnen schleuderten die Schnur an beiden Enden haltend von hinten über den Kopf nach vorne, wobei sie mit beiden Füßen gleichzeitig oder abwechselnd über die Schnur sprangen. Die Schnur flog ohne Still- stand fortwährend in derselben Richtung von hinten nach vorn oder um- gekehrt, das Tempo wechselnd immer schneller oder langsamer. Beim Überspringen der rotierenden Schnur durfte sich dieses nicht in den Füßen der Spielerinnen verheddern. Geschah es dennoch, mußte jene aus- scheiden. Dieses Einzelspiel konnte auch ohne Konkurrenz ausgeführt bzw. geübt werden.
 
In der Gruppe schleuderten zwei Mädchen in einem gewissen Abstand voneinander die Schnur in einer Richtung herum, die anderen sprangen hintereinander in die kreisende Schnur hinein, ohne sie zu berühren oder das "Rotieren der Schnur" zu behindern. Bei demselben Rhythmus verließen sie wieder den Schnurbereich mit derselben Vorsicht, wie sie hinein gesprungen sind.
 
Dieses Spiel wird heute unter der Bezeichnung "Seilspringen" in den Turnvereinen mit vielen Varianten betrieben.
 
Stafettenlauf
Ein beliebtes Treiben der kleinen Buben in den Sommermonaten. Zur Abwechslung der Badefreuden im Mühlbach, hinter der Perge-Mühle, organisierten sich die jungen Buben zu Stafettenläufen. Sie dienten auch der Aufwärmung nach dem kühlen Bad, das im Schatten eines mächtigen Apfelbaumes lag.
 
Frisch aus dem Bad gekommen, noch vollständig naß, bildeten sich zwei Staffeln, die ihre Rennstrecke zwischen den zwei Brücken, beim Spritzenhaus und der evangelischen Schule festlegten. Vom Spritzenhaus führte der Lauf auf der Brennbergerstraße bis zur evangelischen Schule, dort über die Brücke, das "Dorf" hinab zum Startplatz. Als Stafettenholz dienten abgebrochene Zweige von Bäumen oder im Altbach gefundene Holzstücke.
 
Die Stafettenläufe wurden mehrmals wiederholt, um auch den Verlierern eine Chance zu geben. Waren die Badehosen getrocknet und hatte die heiße Sonne die Körper der Buben wieder aufgeheizt, sehnte man sich wieder in das kühle Naß der Perge-Mühle, wo die Knabenstimmen bis zum Einbruch der Dunkelheit die Luft erfüllten. Die Mädchen hatte man in dieser Badegesellschaft nicht angetroffen.
 
Wer von den heute älteren Jahrgängen erinnert sich nicht dieser spannenden Wettbewerbe?
 
Andere Spiele
Die hier vorgestellten Kinder- und Jugendspiele ergeben nicht das gesamte Repertoire, mit dem sich die Jugend von Wandorf die Freizeit verschönte und ihre Langeweile vertrieb. Es gab noch viele andere, die aber nur saisonbedingt und nicht allgemein betrieben wurden, wie z. B. Drachenfliegen. Da gab es das Bleipatzenschupfen, bei dem man selbst gegossene Bleiplatten (runde) schupfte, um in die Nähe der gegnerischen Platte zu kommen, so nahe, dass man beide Platten mit der Hand überspannen konnte.
 
Beliebt war auch im Spätsommer das Anfertigen von Pfeifferln aus "Föwa" = Felberholz, während des Hütens der elterlichen Rinder auf der "Leverwiesen". Der aufkommende Hunger wurde mit "Bratkartoffeln", (im offenen Feuer zubereitet) gestillt. Für den Durst schabte man Weißrüben. Und wenn die Zeit reichte, schnitzte man auch noch kunstvoll an Haselnußstecken herum.
 
Im Winter - und der war immer reichlich mit Schnee "gesegnet" - eilte die Jugend an steile Abhänge mit Schlitten, mit Skiern und wer die nicht hatte, auch mit Faßdauben. Die Schlittenfahrer bevorzugten den steilen Zieglerischen Obstgarten, hinter dem "Stodl"= Scheune. Dort ging es zwischen den Obstbäumen und den Mauerecken halsbrecherisch bergab mit großem Getöse.
 
Die Skiläufer suchten die Hänge auf der Karlshöhe, Burgstall und Muckwarte, wo sie ihr Können unter Beweis stellen konnten, das sie sich ohne Anleitung, ohne Lehrer, selbst erworben haben. Waren die Bäche zugefroren, wurde das "Runzeln" auf glatter Eisfläche, auf der Straße oder anderswo bevorzugt. Man rutschte mit gewaltigem Anlauf auf der Eisfläche oder auf knirschender Schneedecke dahin, bis man zum Stehen kam. Da die Schuhe bei diesen Sportarten sehr litten, sahen es die Eltern nicht gerne, denn es ging an ihren Geldbeutel. Zuwiderhandlungen wurden nicht selten mit einer "Abreibung" bestraft. Nur wenige Jugendliche hatten ein Paar Schlittschuhe. Deshalb war man schon froh, wenn man einen Schlittschuh auftreiben konnte. Paßte er nicht recht, oder funktionierte das Gewinde nicht mehr (Schlittschuhe, die man an die Schuhsohle schraubte), nahm man kurz entschlossen eine stärkere Schnur, fädelte sie unter dem Schlittschuhauftritt hindurch und roadelte" sie mit Hilfe eines kurzen Stockes zusammen (zuroadln = zudrehen). So an den Schuh befestigt, hielt der Schlittschuh eine Weile, doch nicht allzu lange. Die Buben hatten manche Geduldsproben zu bestehen, doch mit ihren Einfällen gelang es manch technischen Mangel zu beheben.
 
Mit heutigen Augen betrachtet war es schon ein merkwürdiger Sportbetrieb, der sich im Altbach oder an anderen Plätzen zutrug. Unsere heutige Jugend würde das Geschehen wohl mit ungläubigen Augen betrachten. Trotz dieser primitiven Voraussetzungen haben es einige Jugendliche zu beachtlichen Leistungen gebracht. Unser Freund Ernst Peischl hat sich als elfjähriger Bub mit seinen Skiern auf die Abfahrtsstecke gewagt, auf der die Hochschulmeisterschaften ausgetragen wurden. Ohne Sturz hat er sie durchfahren.
 
Der Maser Franz ist auf seinen Schlittschuhen die 3,5 km lange Rodlbahn in den "Lövern hinunter gefahren. Die halsbrecherische Abfahrt hat er gut überstanden, doch am Ende der Strecke bekam er es mit der Polizei zu tun.
 
Man könnte noch vieles über den Spiel- und Sportbetrieb der Wandorfer Jugend, ihrer Begeisterung für Leichtathletik, ihrer Wanderlust und ihre Erfolge in Wettbewerben berichten. Doch dieser Beitrag soll kein Sportbericht werden, sondern die Erinnerung an jenes Treiben und an jene Plätze wachrufen, die für die älteren Jahrgänge frohe und unvergeßliche Erlebnisse waren.
 
Kugelscheim
Hochdeutsch gesprochen würde man es Murmelspiel nennen. Ziel der kleinen Kugeln (Murmeln) war ein kleines Erdloch, in das sie gelangen mußten. Aus einem gewissen Abstand vom Loch rollten die Mitspieler ihre Kugeln in Richtung Erdloch. Wer dem am nächsten kam, durfte zuerst beginnen zu versuchen, die Kugeln mit dem Zeigefinger ins Erdloch zu rollen. Dabei konnte er so lange weitermachen, als ihm gelang, die Kugeln beim ersten Versuch ins Loch zu rollen. Verfehlte die Kugel das Loch, mußte er passen und dem nächsten Spieler das Feld überlassen. Auch dieser hatte dieselbe Chance, wie sein Vorgänger. Verfehlte auch er das Erdloch, folgte der dritte usw. Die Spieler verfolgten dabei eine gewisse Taktik. Kamen sie zu der Einschätzung, dass eine Kugel wegen des zu großen Abstandes zum Loch nicht mit einem Versuch ins Loch gerollt werden kann, hüteten sie sich, dem Mitspieler eine günstige Ausgangsposition zu verschaffen. Sie schoben die Kugel nur schrittweise an das Loch heran, bis einer dem Mut faßte, das Loch anzupeilen. Traf er es nicht, kam sie so nahe an das Loch heran, dass der nächste "billig" einlochen konnte.
 
Jeder Mitspieler behielt die Kugeln, die er einrollen konnte. Am Ende des Spiels zählte jeder seine Kugeln ab, dann stellte sich heraus, wer verloren und wer zu gewonnen hatte.
 
Auch dieses Spiel verlangte viel Geschicklichkeit, Fingerspitzengefühl und Beurteilungsvermögen.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer, Matthias Ziegler (1991)