Die Anfänge

Die Stadt Ödenburg gründete im Jahre 1481 in Wandorf das bekannte Pauliner-Kloster, und seitdem betreuten die Paulinermönche kirchlich die Einwohner des Dorfes und waren wahrscheinlich auch die ersten Lehrer der Schuljugend.

 
Nach der verhängnisvollen Schlacht bei Mohács (29. August 1526) stürmten die Türken in Richtung Wien und belagerten Ödenburg. Man konnte wohl den Versuch des Feindes, die Stadt im Sturm zu nehmen vereiteln, aber die Einäscherung und Plünderung sämtlicher städtischer Ortschaften, des Klosters zu Wandorf und die Verschleppung vieler Menschen nicht verhindern. Die Paulinermönche aus dem Kloster flohen in den Westen, und an ihre Stelle kamen evangelische Prediger und Lehrer, die das betrübte und gedemütigte Volk mit Gottes Wort und Luthers Lehre trösteten und stärkten.
 
Die Schule zur Zeit der Reformation-Gegenreformation
 
Die ersten uns bekannten Lehrer
Im Jahre 1665 legte der Pfarrer Matthias Rosner (1663-1674) ein musterhaft geführtes Kirchenbuch an, das uns wichtige Nachrichten über das damalige Schulwesen vermittelt. So erfahren wir den Namen des Lehrers Johann Martin, der am 28. Januar 1665 seine Frau Susanna, die Witwe des Schuhmachermeisters Caspar Weiner, ehelichte. Er wurde im Jahre 1674 von seiner Schule vertrieben. Vor ihm war ein gewisser Thomas Binder Lehrer in Wandorf, dessen Sohn, Matthias Binder, als Schuhmacher und Leitgeb (Wirt) am 9. Februar 1670 die Schuhmacherswitwe Maria Trümmel in Agendorf heiratete.
 
Die katholische Kirche war von der Anziehungskraft der Lehre Luthers schwer getroffen, wirkte wie gelähmt und benötigte Jahrzehnte, um aus dieser Erstarrung zu erwachen. Mit Bischof Draskovich setzte die katholische Kirche zum Gegenstoß gegen den Protestantismus an. In dieser düsteren, für die evangelische Kirche Ungarns verhängnisvollen Zeit wurde unseren Vorvätern am 22. Dezember 1673 ihre Kirche, Pfarr- und Schulgebäude genommen und sämtliche Prediger und Lehrer vertrieben. In dieser Zeit waren die Kinder der evangelischen Eltern Wandorfs gezwungen, die hiesige römisch-katholische, sogenannte Klosterschule zu besuchen. Erst, als mit dem Toleranzedikt Josefs I. (13. Oktober 1781) und mit dem 26. Gesetzartikel vom Jahre 1790/91 unter Leopold II. Regierung für die Evangelischen bessere Zeiten anbrachen, schickte sich auch die Gemeinde Wandorf an, eine Schule zu gründen und eröffnete eine solche im Jahre 1791, am 23. Juni in dem gemieteten Hause der Witwe Schwenk Hauptplatz Nr:.39). Aber die Gegenseite gab nicht so schnell auf.
 
Kampf um die Schule
Der größte Dorn im Auge der römisch-katholischen Geistlichkeit war, daß die evangelischen Gemeinden, die bisher den katholischen Lehrer bezahlen und die Kinder in die katholische Schule schicken mußten, sich überall eigene evangelischen Lehrer beriefen, so daß die katholischen Lehrer nun ohne Schüler und Gehalt dastanden. Darum erließ auf ihr Drängen der Oberstuhlrichter Johann Stephanits am 17. August 1785 folgenden Current: " ... werden die evangelischen Eltern ernstlich ermahnt, daß selbe ihre Kinder zu dem sich in dem Ort befindenden katholischen Schulmeister in die Lehre schicken und keineswegs sich erfrechen sollen, ihre Kinder durch ihren Cantor lehren zu lassen." Stephanits verbot auch das Singen bei Beerdigungen, und so durfte am 16. August 1785 der Kantor bei der Beisetzung der Anna Wolfbeis zum ersten Male mit den Kindern nicht singen. Aber Kaiser Josef ll. hob bereits am 16. September desselben Jahres obige Verordnung wieder auf. Große Aufregung rief etwas später in der neu gegründeten Kirchengemeinde Agendorf-Wandorf-Loipersbach eine allerhöchste Verordnung hervor, die die Einführung der sogenannten "vermischten Schulen" anregte. Das heißt, dass alle Schüler sämtlicher Kirchengemeinschaften eine gemeinsame Schule besuchen sollten. Aber die Evangelische Gemeinde lehnte ab.
 
Lehrer Johann Lux
Die evangelische Filialgemeinde Wandorf. wählte am 23. Juni 1791 den ehrsamen Johann Lux (1791-1828), aus Ödenburg gebürtig, zu ihrem Orts-Schulmeister und Notarius. Er wurde durch den evangelischen Pastor Matthias Harnwolf (1783-1809) öffentlich daselbst in sein Amt eingeführt. Lehrer Lux nahm bereits am 27. Juni desselben Jahres mit 32 Kindern den Unterricht auf. In seiner Berufungsschrift heißt es:
 
"Wir bitten Sie freundlich, den evangelischen Schul- und Notariats- dienst in unserem Dorf Wondorf willigst anzunehmen, als auch eines ordentlichen Notarii zu erfüllen. Zugleich fordert die Gemeinde, dass Sie täglich die Schule mit einem Morgengebet anfangen, welchem auch bisweilen andere Leute beiwohnen können. Ferner sollen Sie alle Sonn- und Feiertage um 1 Uhr nachmittag eine kurze Kinderlehr halten, und hierinnen die treue Anweisung unseres evangelischen Pfarrherrens befolgen." Für solch Amt und Dienst versprach die Gemeinde, ihn als ihren treuen evangelischen Schulmeister zu lieben und zu ehren und folgende jährliche Zahlung zu leisten. Als
 
  1. An barem Geld 50 Fl
  2. Von Gemeinde-Schreibereyen ganzes Jahr 10 Fl
  3. An Waitzen 101/2 Metzen und Getraide ebenfalls so viel
  4. An Wein 5 Eimer
  5. An Schulgeld bezahlt der Rechner durch die Woche einen halben .Groschen, der Schreiber 2 Ung. und die übrigen jedes einen Kreuzer. Übrigens wird von der Leiche 5 Groschen, von einem Verkünd-Zettel 4 Groschen, von Heuraths-Contract 8 Gr. gezahlt
  6. Mit Holz die Unterhaltung auf das ganze Jahr
  7. Eine freye Wohnung.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer, Matthias Ziegler (1991)