fig01Wie es nun schon Tradition ist, wird in der Nationalitätenschule am Fenyö tér am Freitag der letzten Jännerwoche der Rezitationswettbewerb abgehalten. Hochdeutsch und Mundart tragen die Schülerinnen und Schüler an diesem Vormittag vor. Obwohl die Preise für einen Sieg bescheiden sind, Urkunde und ein Buchpreis, legen sich diese jungen Menschen ins Zeug, als ob es um hohe Literaturpreise ginge. So manches Gedicht, so manche Ballade wurde schon unzählige Male vorgetragen, doch immer wieder gibt es dieses wunderbare Erlebnis, dass es den Jurymitgliedern nicht verborgen bleibt, wie sehr sich der oder die Vortragende in dieses Thema hineinversetzt.

Dafür, für so ein Erlebnis, machen ehemalige Lehrerinnen und Lehrer sowie auch andere Persönlichkeiten, die man um diesen Dienst bittet, begeistert mit und werten streng, aber gerecht.

Auch dieses Jahr gab es wieder wunderbare Vorträge, die Teilnahme ist zufriedenstellend, doch ein Sorgenkind bei dieser Veranstaltung nimmt immer bedrohlichere Formen an: Die Mundart. So stellten sich diesmal nur insgesamt sechs Kinder der Beurteilung. Hier muß einmal gesagt werden: Es ist keine Schande, wenn junge Menschen eine Mundart sprechen. Ihre Mundart, die sie von ihrer Familie, in ihrem Dorf, immer wieder hören. Die Mundart ist wie ein Schildchen, welches um den Hals gehängt wird: An ihrer Sprache, ihrem Dialekt, ist diese Person leicht zu erkennen und einzuordnen. Identität wird, indem man nur noch Hochdeutsch spricht, abgelegt wie ein alter Rock! Zu Unrecht! Denn bedeutende Dichter der Weltliteratur schrieben auch im Dialekt! Auch sie gebrauchten in ihren Werken Begriffe des dörflichen Lebens.

Die älteren Bewohner so mancher Gemeinden hier im Burgenland oder drüben im Ödenburger Land beherrschen Hochdeutsch ebenso wie ihren örtlichen Dialekt. Und eine gekonnt gesprochene Mundart ist wie ein künstlerisch wertvolles Bild. Doch niemand soll sagen, dass Dialekt sprechen leicht ist! So mancher hat sich schon beinahe lächerlich gemacht, wenn er versuchte, Mundart nachzuahmen. Die kann man nur lernen! Oft mühsam!

Doch an diesem Tag herrschte Freude bei den Siegern und doch eine gewissen Traurigkeit bei denen, die es nicht geschafft haben, einen der vorderen Plätze zu belegen. Ein ganz besonderer Dank allen jenen, die dazu beigetragen haben, dass dieser Wettbewerb wieder so tadellos über die Bühne ging. Und ein herzliches Dankeschön an alle, die uneigennützig ihre Freizeit in den Dienst dieser guten Sache stellten.

                        

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Euer rasender Reporter