Die Siegermächte (England, Frankreich, Italien) schlossen zuerst mit Österreich den Friedensvertrag in St. Germain. Darin wurde der These vom Selbstbestimmungsrecht der Völker entsprechend das überwiegend von Deutschen bewohnte Burgenland Österreich zugeteilt. (Zusammensetzung der Bevölkerung nach der ungarischen Volkszählung von 1910: Deutsche 68,5 ~( Ungarn 18,1 %, Kroaten 10,2 %, Slowenen 3,2 %). Die Abtretung und Übergabe des Burgenlandes, einschließlich Ödenburg, an Österreich mußte auch im Friedensvertrag mit Ungarn festgelegt werden. (Trianon). Dieser Vertrag wurde wegen der Wirren in Ungarn erst am 26. Juni 1920 unterschrieben. Erst nach einem Jahr am 27. Juli 1921 hat er Rechtskraft erlangt.
 
In der Zwischenzeit war Ungarn fieberhaft bemüht, in der Weltöffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, als wünsche die Bevölkerung des Burgenlandes keinen Anschluß an Österreich. Die Methoden, die hierbei an- gewendet wurden, sollen hier nicht erläutert werden. Aber selbst Sümeghy-Rozsondai geben zu, dass ungarische Studenten und andere Freischärler aus Budapest als Bauern verkleidet gegen die österreichische Gendarmerie angetreten sind. In der Presse wurden sie als einheimische, aufständische Bauern dargestellt, die die Besetzung durch Österreich verhindern wollen. Der Chronist dieser Zeilen hat nach der Vertreibung selbst einen ehemaligen Studenten aus Budapest kennengelernt, der an diesen Aktionen teilgenommen hat.
 
Während Ungarn die slowenischen, slowakischen, kroatischen, serbischen und rumänischen Gebiete geräumt hat, war Ödenburg immer noch von Ungarn besetzt und stand unter ungarischer Verwaltung. Im Februar 1920 verhängte es sogar das Standrecht, um die Bevölkerung einzuschüchtern.
 
Am 6. August 1921 tagte in Ödenburg erstmals die alliierte Generalskommission. Sie setzte als Übergabetag den 29. August fest. In der Zwischenzeit rückte der ungarische Oberleutnant Héjas in Eisenstadt und die ungarischen Offiziere Osztenburg und Pronay in Ödenburg mit ihren Truppen ein. Sie verhafteten die Redakteure der "Ödenburger Zeitung". Die Truppen zogen sich erst auf Intervention der alliierten Generalskommission zurück. Am Tag der Übergabe (29.8.1921) marschierten 2000 österreichische Gendarmen im Burgenland ein. Sie kamen jedoch nur bis Agendorf, wo sie von ungarischen Freischärlern zurückgedrängt wurden. Bei diesen Kämpfen ist der Anführer der Freischärler und drei weitere gefallen. In Agendorf erinnert ein Denkmal, in der Nähe des kath. Pfarrhauses, an diese Kämpfe. Der Einsatz von Soldaten des österreichischen Bundesheeres wurde durch die Alliierten verboten. Ödenburg war fest in den Händen der Ungarn.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer , Matthias Ziegler (1991)