Das Gebet lautet auch so: Gib uns unser tägliches Brot. Sogar Ende des zwanzigsten Jahrhunderts ist noch immer das tägliche Brot die größte Sorge der Familien. So war es auch nach der Gründung der Brennberger Siedlung.
Durch die Armut der Bergbaufamilien konnten die Mütter ihren Kindern nicht jeden Tag Brot geben. Meistens nur am Abend zum Abendessen, denn da war die Familie immer beisammen.
Damals wurde das Brot von den Müttern folgendermassen hergestellt: In einen Topf wurde Mehl, Salz und Wasser gegeben, daraus kneteten sie einen Teig, den sie mit der Hand zu Flecken-Formen ausdehnten, und diese backten sie auf der Eisenplatte, die auf dem Herd war. Diesen gebackenen Teig nannten sie Feuerflecken oder Fladern, später wurde er Brotkuchen genannt.

Auf diesem Fladern war aber kein Fett oder Knoblauch, die Familie verzehrte es mit gekochtem Wildfleisch und guten Appetit. Dieser Fladern ist der Vorgänger vom heutigen Lángos.

Später wurden die Häuser mit angebauten Backofen gebaut, doch diese waren feuergefährlich, darum wurden sie verboten. Nach einem Jahrhundert, als eine Grube abgeteuft wurde, baute man daneben eine Wohnkolonie. Diese Häuser wurden aber schon mit gebrannten Ziegeln gebaut. Gewöhnlich bestand diese Kolonie aus einer Häuserreihe, auf Anordnung des Bergbaudirektors wurde damals zu jeder Kolonie auch gleich ein oder zwei Brotbackofen gebaut, je nach Größe der Kolonie. So wurde die ganze Brennberger Siedlung mit den dazugehörigen Backöfen ausgebaut.

Die Namen der Siedlungsgassen mit den Backöfen:

  • Alt-Brennberger Kolonie mit 2 Brotbacköfen
  • Schmiedgraben Zeile mit einem Brotbackofen
  • Kuruzenkreuz Kolonie mit einem Brotbackofen
  • Gelbeshaus Reihe mit 2 Brotbacköfen
  • Alte-Schule Reihe mit einem Brotbackofen
  • Obere Reihe mit einem Brotbackofen
  • Martha Reihe mit einem Brotbackofen
  • Glocken Gasse mit 2 Brotbacköfen
  • Alt-Brennberger Straße mit einem Brotbackofen
  • Ödenburger Straße Anfang mit einem Brotbackofen
  • Ödenburger Straße Ende mit 2 Brotbacköfen
  • Barbara Kolonie mit 2 Brotbacköfen
  • Eisenbahn Reihe mit einem Brotbackofen
  • Alt-Hermes Kolonie mit einem Brotbackofen
  • Neu-Hermes Kolonie mit 2 Brotbacköfen
  • Bogenriegel Kolonie mit 2 Brotbacköfen

In jeder Kolonie wurde es eingeteilt, welche Familie, an welchem Tag ihr Brot backen konnte, meistens konnte man jede zweite Woche. Darum musste jede Mutter, ihre Zeit zum Brotbacken sowie auch den Verzehr des Brotes gut einteilen.

Am Anfang musste jede Mutter die Technik beim Brotbacken von einer erfahrenen Hausfrau lernen. Da gab es öfters in so mancher Familie kein Brot wegen Qualitätsmängeln. In vielen Fällen wurde das Brot verbrannt, oder es war nicht aufgegangen, oder der Teig ist zerronnen und es wurde ein Wagenrad.

Besonders im 1. und 2. Weltkrieg und in der Nachkriegszeit gab es häufig solche Probleme. Da gab es sehr wenig Brotmehl, darum wurde es mit Maismehl gemischt. Dementsprechend war auch die Qualität des Brotes.

Bei einer kinderreichen Bergbaufamilie war der Brotbacktag ein kleines Fest, denn da erlaubte die Mutter den Kindern, dass sie sich vom frischgebackenen Brot satt essen konnten.

Beim Brotbacken hatte die Mutter immer ein wenig Brotteig zurückgehalten, Davon wurden im Backofen die Fladern gebacken, wovon ein jedes Familienmitglied noch ein Stück bekam, was eine Köstlichkeit war.

Die notwendigsten Gegenstände zum Brotbacken: Holztrog, Backtrog, Knettrog, Knetgitter, Backkorb, Simpal, wo der Brotteig hineingelegt wurde, Schürholz, Hager, Laternenpfahl zum Glut verteilen, Backschaufel, Holzschaufel mit dieser wurde der Brotteig in den Backofen geschoben, Krücke, Holzkrücke, zum Herausziehen des Brotes aus dem Backofen, Sauerteig, Uhra, gehört zum Abkneten des Brotes, damit das Brot aufgeht

Diese Gegenstände gab es in fast jeder Familie.

Das Brotbacken verlief folgender Weise:

Die Mutter hatte den Sauerteig vor dem Brotbacken in einem Topf gegeben. Darauf wurde 1-2 Liter lauwarmes Wasser gegossen, damit der Sauerteig schneller zu gären begann. In dem Holztrog (Knettrog) hatte sie schon das gesalzene Mehl vorbereitet. Darauf schüttelte die Mutter den gärenden Sauerteig. Das Ganze wurde dann abgeknetet. Nebenbei wurde noch soviel Wasser darauf gegossen, dass sie es gut zusammenkneten konnte.

Nach dem Kneten wurde der Holztrog noch eine Stunde zugedeckt, um den Teig ruhen zu lassen. Nachdem der Teig noch ein wenig aufgegangen war, knetete sie davon 2-3 Kg schwere Kugeln. Die kamen in den vorbereiteten Backkorb.

In dem Backkorb war ein Stück weißes Leinen gelegt. Das wurde mit Mehl bestreut, damit der Brotteig nicht hineinklebt. Nachdem der Teig in dem Backkorb nochmals gegangen war, wurde er zum Backofen gebracht.

Weil der Backofen von dem Wohnhaus etwas entfernt war, musste die ganze Familie beim Brotbacken mithelfen. Zuerst wurde das Heizmaterial getragen, dann wurden die mit dem Brotteig belegten Backkörbe getragen.

Als in dem eingeheizten Backofen das Holz verbrannt war, hatte die Mutter die restliche Holzkohle herausgezogen. Dann wurde auf einer Holzstange ein nasses Tuch befestigt, damit wurde im Backraum die Asche entfernt. Danach wurde der Brotteig hineingeschoben.

Der Backkorb mit dem Brotteig wurde auf eine Holzschaufel gekippt, dann wurde der Korb heruntergehoben, und das Leinentuch vom Teig entfernt. Ein Topf Wasser stand daneben, mit einer Bürste, oder mit einem Tuch wurde der Brotteig nass angestrichen, so wurde er in den Backofen gegeben.

Nach einer dreiviertel Stunde wurde das halbgebackene Brot wieder herausgenommen, und noch einmal mit der nassen Bürste oder Tuch abgewischt, und dann wurde es fertiggebacken. Vom nassen Abwischen bekam das Brot eine schöne Farbe und den guten, wohlriechenden Duft.

Der Bäckermeister Matthias Ringhofer errichtete in unserer Siedlung im Jahre 1931 eine Bäckerei ; sie war in seinem Haus, in der AIt-Brennberger Straße 10 und in der Neu-Hermes Siedlung 1. Damit wurden unsere Mütter von den Sorgen des Brotbackens erlöst. Denn von nun an mussten die Haufrauen das Brot nur noch vorbereiten und zum Bäcker bringen, dieses Brot wurde Störbrot genannt.
1950 wurde diese Bäckerei verstaatlicht und gesperrt. Von dieser Zeit an lieferte die Ödenburger Brotfabrik das Brot nach Brennberg.