Als die Zwangsmusterung zur Waffen-SS in Wandorf einsetzte (Juli 1944), waren an den Fronten im Osten und im Westen deutliche Zeichen dafür erkennbar, dass der Krieg für die Deutschen verloren war.
 
Die Ereignisse überschlugen sich, und die Front im Osten erreichte bald Budapest und noch in den Wintermonaten 1945 auch Westungarn: Die Heeresleitung, soweit sie noch intakt war, trug sich mit dem Plan, in den Ödenburger Bergen (Hügeln) eine Verteidigungslinie auszubauen. Zu diesem Zweck wurden etwa 2000 jüdische Menschen (Arbeitsbrigade) nach Wandorf verlegt, die krank und abgemagert unter dem Befehl eines 55-Mannes namens Winter (soll ein Wiener gewesen sein) zum Arbeitseinsatz kamen. Die Scheune im Hof K. Degendorfer diente als Krankenhaus. Es wird der Phantasie nicht schwer fallen, sich vom menschenunwürdigen Zustand der dort untergebrachten Kranken ein Bild zu machen. Hinzu kam noch das strenge Verbot mit diesen Menschen Kontakt zu pflegen. Bei Zuwiderhandlungen drohte die Gefahr, der Arbeitskolonne zugeteilt zu werden. Und dennoch regte sich das Mitleid der Bevölkerung. So hat die Tochter des Bauern (Susanna) den Hungernden Schmalzbrot und wärmende Getränke zukommen lassen, bis sie dabei eines Tages vom Lagerkommandanten ertappt wurde. Es bedurfte großer Anstrengungen und Laufereien ihres Vaters, bis die Gefahr für seine Tochter abgewendet werden konnte.
 
Doch alle Verteidigungsanstrengungen um Ödenburg herum waren vergeblich, da die Russen den Weg nach Wien nicht über Ödenburg nahmen, sondern südlich davon auswichen und sich Ödenburg vom Westen her näherten. Die Front spülte vor sich her, was sich vor ihr retten wollte. Das waren Deutsche aus Siebenbürgern, aus der Batschka, Banat es waren zurückströmende Einheiten der ungarischen und deutschen Armee, staatliche und völkische Verwaltungseinheiten, die ungarische Pfeilkreuzler-Regierung und anderes mehr. Zusammengenommen waren es die bisherigen "Etappenleute", die hinter der Front wieder eine neue "Etappe" suchten.>/div>
 
Doch jeder wußte, dass die Fronteinheiten zu schwach waren, um ihnen Schutz zu bieten. So war unser Gebiet nur ein Durchzugsgebiet. Aber das große Durcheinander löste auch in unserer Bevölkerung Panikstimmung aus. Familien wurden auseinandergerissen. Die Eltern blieben, und Kinder zogen mit den Militärkolonnen und anderen Trecks in eine unbestimmte Zukunft ins Deutsche Reich. Die große Mehrheit der Wandorfer hat die Ruhe bewahrt. Das Vertrauen auf Gott und die Verwurzelung mit dem "ewigen" Heimatboden gaben ihnen die Kraft, den kommenden Dingen ins Auge zu sehen.
 
In Wandorf machten sich damals auch Widerstandskräfte bemerkbar, die gegen die deutsche Bevormundung Stellung bezogen. Es waren Einwohner ungarischer Herkunft, einige Deutsche, Lehrer und Geistliche, wohl auch der ungarische Notar.>/div>
 
Selbst der evangelische Pfarrer von damals, Karl Pröhle, schrieb in seinem Exposé (Denkschrift) vom Oktober 1950: Er wurde von der russischen Einquartierung verschont, "weil er als ein Mann des Widerstandes gegolten hat." Wegen offenem Widerstand kamen drei Wandorfer auch ins Konzentrationslager (KZ), wo sie starben. Diese Kreise übernahmen auch die Geschicke der Gemeinde, als die Russen am 1. April 1945 (Ostersonntag) Wandorf besetzten. Der Besetzung ging aber erst ein schweres Fliegerbombardement auf Ödenburg und insbesondere auf die Kasernen in der Nähe von Wandorf voraus, bei dem 8 Wandorfer umgekommen sind. In die flüchtenden Menschen, die über die Allee zum" Weißen Stein" ihren Weg nahmen, schossen die Flieger mit Maschinengewehren und Bordkanonen. Die Verluste waren hoch.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer, Matthias Ziegler (1991)