Vor 2000 Jahren, oder vielleicht auch früher, lebte ein alter Hirte in den Bergen. Morgens nahm er seinen Ranzen und seinen Krummstock und wanderte mit der Herde die Hänge hinauf. Unterwegs pflückte er seinen Enkeln Blumen oder Erdbeeren. Vom Frühjahr bis zum Herbst ging das so.
Als aber der Winter mit Kälte und Schnee hereinbrach, seufzte er und sagte: "Du liebe Sonne! Du könntest dem Frost zeigen, wie stark du bist! Wie gut wäre es, auch im Winter deine wohlige Kraft zu spüren!"
Die Sonne hörte seinen Wunsch, lachte und sagte dem Hirten: "Du lieber Hirte! Du solltest mir vertrauen. Ich habe mit den Blumen, Bäumen und Sträuchern gesprochen. Dir soll geholfen werden!"
Wir haben einen Schatz versteckt. Wenn du ihn findest, wirst du niemals mehr frieren! Von diesem Tage an suchte der Hirte überall nach diesem Schatz, aber vergebens.
Als er schon sehr müde und böse war, bedrohte er die Sonne mit seinem Krummstock: "Du machst mich ja zum Narren! Ich glaube dir nichts mehr!" Es verging die Zeit, und dem alten Hirten wurde Tag und Tag kälter. Und als er wieder einmal fror, dachte er daran, sich wenigstens die Finger zu wärmen. Er hob eine kleine Feuerstelle aus, trug trockenes Holz herbei und zündete es an. Bald tanzten lustige Flämmlein. Sie schienen sich geradezu in die schwarze Erde fressen zu wollen. Und was war das? Er spürte auf einmal eine wohlige Wärme unter den Füßen.
Ihm wurde bange, und so griff er zu seinem Stock, um das Feuer auszuschlagen. Es ließ sich aber nicht löschen, "Der Berg brennt" -rief er und lief in das Dorf um Hilfe.
Die Leute kamen, das Feuer anzusehen und einzudämmen. Sie boten alle Kräfte auf und wären dabei alt geworden, hätten sie nicht von ihrem Vorhaben gelassen. So wurde der brennende Berg über Jahrhunderte hinweg ein großes Wunder. Damit hatte der alte Hirte den ihm von der Sonne versprochenen Schatz gefunden, und er brauchte nun im Winter nicht mehr zu frieren. Den Berg aber haben die Leute seit dieser Zeit "Brennberg" geheißen.

Bergmannslegende aus 17 europäischen Ländern unter den Namen: "Silberne Rose", herausgegeben von Manfred Blechschmidt.