vertreibung 01Es wird wieder so sein wie schon im vergangenen Jahr, im Jahr davor und in all den anderen Jahren bis hin zum Jahre 1946!

Um 15 Uhr werden wieder die Glocken der Agendorfer Kirche läuten, zum Gedenken an die damaligen Ereignisse. Sie werden läuten für alle jene Menschen, die nie wieder in ihrem Leben vor jungen Leuten stehen wollen, ihnen etwas erklären müssen und dazu keine Worte finden. Erklärende Worte, wie es ist, seine Heimat verlassen zu müssen - gegen seinen Willen! Und wie schwer es ist für jene, die nun statt ihnen in vom Staat zugewiesenen fremden Häusern leben müssen.

Es wurde damals vielen Menschen Schmerz bereitet, doch erst heute kann man ermessen, was damals geschah. Aufgrund der damaligen Geschehnisse existieren auch heute noch Abneigung und Intoleranz in den Köpfen auf beiden Seiten: bei denen, die zurückbleiben mußten und bei denen, die aus ihrer weit entfernten Heimat hierher „gesiedelt“ wurden. Es war für keinen, der damals hier lebte, leicht. Ungarn waren sie alle, doch ihre Wurzeln waren in verschiedenen Böden beheimatet.

Wenn nun, am 16. April 2011, diesmal in der evangelischen Kirche in Agendorf, zum 65. Male des Jahres 1946 gedacht wird, als die Züge mit den Ausgewiesenen abfuhren, vielleicht gedenkt jemand derer, die damals hierher kamen, heimatlos und angefeindet von den Zurückgeliebenen. Und vielleicht geschieht es, dass beide Seiten gemeinsam gedenken, beide Seiten ihre Feste in den kommenden Jahren gemeinsam feiern. Denn heute ist Ungarn ein freies Land, doch geschüttelt von Problemen, die noch jahrelang die Menschen mit Sorge erfüllen werden. Was liegt hier näher, als dass man gemeinsam alles überwindet, einander beisteht und eines in den Vordergrund stellt: die gemeinsame Heimat und die Liebe zu ihr.  Erst wenn dies alles selbstverständlich sein wird, wird auch die Gedenkfeier eine Feier für alle Bewohner werden. Und diese Feier soll auch all jenen gewidmet sein, die damals auszogen und nie mehr wiederkehrten. Die ihre alte Heimat trotzdem nie vergessen haben und deren Kinder und Enkelkinder langsam aber sicher die Verbindung zu dieser Heimat verlieren. Zu lange Zeit ist vergangen, zu viel hat sich ereignet, zu sehr hat sich auch hier, im äußersten Winkel dieses Komitats, so manches verändert.

Doch allen Veränderungen zum Trotz – die damaligen Schrecknisse, sie werden immer wieder als Mahnung zitiert werden: Nie wieder! So feiert auch das Denkmal, das an diese Zeit erinnert, schon das 15. Jahr seines Bestehens. Errichtet vom Agendorfer Maurermeister Franz Pinezits auf seine Kosten. Er konnte diese Ereignisse nie vergessen und dank seiner Initiative soll es für alle Menschen eine Mahnung sein: Erst wenn man die Heimat verlassen muß, weiß man, was man zurückläßt. Daher sind alle Menschen der Umgebung herzlichst zu dieser Jubiläums-Gedenkfeier eingeladen.


Euer rasender Reporter