Wie bereits bekannt, war Wandorf seit 1277 Stadtdorf, bzw. Untertanendorf (jobbágyfalu) von Ödenburg und ihre Bewohner "Leibeigene" oder "Fronbauern" der Stadt Wandorf hatte von allen Stadtdörfern am längsten das Schicksal der Leibeigenschaft ertragen müssen.
 
Die Leibeigenen bezeichnete man auch als "Lehnbauern" oder "Untertanen", deren Verpflichtungen gegenüber dem Grundherrn (Stadt Ödenburg) in einem sog. Urbarium geregelt waren. Das Urbarium gestaltete im wesentlichen die Rechtsverhältnisse zwischen dem Grundherrn und den "Untertanen". Die Stadt Ödenburg als Grundherr, hat für jedes Stadtdorf aus den Reihen ihrer Stadtväter (Stadträte) einen sog. Graf (Prorevisor) bestellt, der über die Einhaltung der Urbarialregeln wachte. Die Belange der "Untertanen" vertrat der Richter des Stadtdorfes. Als "Grafen", die für Wandorf zuständig waren, sind uns zwei Namen überliefert worden. Der eine war -laut Gemeindeprotokoll von 1507 - "Michael Schöttel, Graff zu Wanndorff", der andere im Jahre 1528 Christof Gratzer.
 
Aus den alten Urbarien wissen wir, dass im Jahre 1550 in Wandorf 13 "Ansässigkeiten" (Bauernwirtschaften) vorhanden waren und in der Gemeinde 6 Söllnerfamilien lebten. Dies waren Familien, die keine Felder bewirtschafteten, entweder ein Haus hatten, oder ohne Haus nur Hoden (Hulden) waren. Bis 1580 sank die Zahl der Ansässigkeiten auf sechs; ein Beweis dafür, wie verheerend sich die Türkenbelagerungen und die Kämpfe mit den ungarischen Aufständischen auswirkten. Um das Jahr 1570 nahm Wandorf 12 Familien aus Szigetvár auf, die vor den Türken flüchteten. Im Jahre 1598 (nach der Türkenzeit) zählte man in Wandorf 39 Häuser.
 
Aus den städtischen Unterlagen geht hervor, dass Wandorf mit der Stadt im Jahre 1713 ein Urbarium vereinbart hat und 1720 eine "Commassierung" (Flurbereinigung) durchgeführt wurde. Einzelheiten werden hierüber nicht angeführt, da die Daten durch das neue "Theresianische Urbarium" vom 23.11765 völlig überholt wurden. Von der im Jahre 1715 erfolgten Zusammenschreibung sind nur wenige Daten vorhanden, da die Zähler ein Dorf vorfanden, das am 2. März 1715 völlig niederbrannte. Damals gab es in Wandorf 25 Fronbauern und 11 Söllnerfamilien.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer, Matthias Ziegler (1991)