Aus der Pforte

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!Walter Rossmann
Vorstadt 4 • 7022 Schattendorf • Österreich
http://www.ausderpforte.at
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Vorbemerkung:
Da es ja doch ziemlich aktuell ist und wohl sehr viele ehemalige Agendorfer und Wandorfer, aber auch Soponer interessieren wird, so bringen wir hier den Beitrag von Erwin Kurz, dem geistigen Vater und Herausgeber unserer Zeitschrift „Aus der Pforte“. Wir wollen auch in Zukunft dieses „neue“ Medium Internet mehr nützen, denn es wird ja doch ein wesentlich größerer Leserkreis erreicht.
Doch nach wie vor richten wir unser Augenmerk auf interessante und historisch wichtige Geschehnisse unserer Heimatregion. So auch in der 13. Ausgabe, die Anfang Dezember erscheinen wird. Von Michael Floiger, Felix Tobler, Andreas Krisch und Karl Kaus, die den historischen Teil bestritten bis hin zu einer jungen Autorin, die die Geschichte des Schattendorfer Kinos beleuchtet, spannt sich diesmal der Bogen.
Nun aber zum Bericht von Erwin Kurz:

 

Fünf Jahrzehnte „Original Burgenlandkapelle“.
payer 01Robert Payer stammt aus dem äußersten Zipfel Westungarns, aus Agendorf. Hier in seiner heimatlichen Blaskapelle und später dann in einem ungarischen Militärorchester erlernte er das Tenorhorn- und Posaunenspiel und unternahm auch die ersten Gehversuche im Komponieren und Arrangieren.
Später konnte er diese anfänglichen Fähigkeiten in Deutschland, bei Musikprofessor Fritz Heckler (1973 – 1975) vervollständigen, wo er auch das Diplom für Volksmusikdirigenten erwarb.
So kann man den Beginn der einmaligen Kariere von Robert Payer auch auf der Home Page der „Original Burgenlandkapelle“ nachlesen.

 

Dem Agendorfer Robert Payer gelang im Dezember 1956, während des Volksaufstandes in Ungarn, die Flucht nach Österreich, von wo er dann weiter nach Deutschland zog. Flucht oder auch Vertreibung, dass Zurücklassen von Freunden und Traditionen ist sicherlich eine der schmerzvollsten Erfahrungen in einem Menschenleben. Der Aufbau einer neuen Existenz, noch dazu in der Fremde erfordert einen starken Willen, Durchsetzungskraft und vor allem Persönlichkeit.
Sicherlich hatte Robert Payer es etwas leichter, viele seiner Bekannten aus Agendorf waren schon vor ihm in Deutschland ansässig. Soweit es möglich war, hatten diese bereits ein Haus gebaut oder eine Wohnung gefunden und es gab auch schon die Ungardeutsche Landsmannschaft mit ihren Vorsitzenden Anton Reppmann, die ihm bei der Ankunft vieles erleichtern konnten.
 
payer 02Die Ungardeutsche Landsmannschaft hat damals maßgeblich dazu beigetragen, dass die Ungardeutschen in ihrer neuen Heimat ihre Sitten und Gebräuche weiter in traditioneller Weise beibehielten.
Tradition in einer fremden Heimat, Trachten so wie sie in der alten Heimat gang und gäbe waren, sowie die dazugehörigen Feste und Feiern, die sich in einem immerwährenden Jahreskreis bewegen. All diese Begebenheiten, die uns Menschen prägen, die die kleinen Unterschiede in uns ausmachen, sowie einen Hang zur Fröhlichkeit und zur Gelassenheit formen die Persönlichkeit eines jeden einzelnen von uns. Allesamt Begabungen, die auf dem Menschen Robert Payer zutreffen. Es sind wenige unter uns, die eine steile Karriere machen und trotzdem mit beiden Beinen im Leben haften bleiben.
 
Selbstverständlich also, dass auch wir Fans aus Schattendorf, ebenso wie seine Fans aus allen Ecken und Enden des Burgenlandes bei dem Jubiläumsabend, 50 Jahre Robert Payer und seine Original Burgenlandkapelle, am 2.Oktober 2010 in der Kulturhalle im Stadtgarten Schwäbisch Gmünd dabei sein mußten. Gespräche, diesen Besuch betreffend, begannen schon Monate zuvor. Natürlich, wie es bei solchen Unternehmungen ja immer wieder vorkommt, mußten viele An- sowie Abmeldungen ebenso wie diverse Änderungen des Fest-Ablaufes in Kauf genommen werden. Es ist aber immer wieder schön dass sich einige Freunde finden, die diese organisatorische Belastung auf sich nehmen.
Die Koordinierung aller Reisedetails, wie Wahl des Busunternehmens, Abfahrtszeit, das Unterbringen der Fans möglichst in unmittelbarer Nähe des Geschehens, erfordert die nötigen Ortskenntnisse und gute Kontakte zu Personen, die die organisatorischen Aufgaben hier und in Deutschland übernehmen.
Mit Eduard Haring, der ja schon einige Male eine Reise nach Schwäbisch Gmünd organisierte, sowie mit der Leiterin der „Stabsstelle“ in Wißgoldingen, dem Wohnort von Monika Bümmelin, keine 10km von Schwäbisch Gmünd entfernt, waren wir bestens bedient.
Monika, die ja in ihrem Bekanntenkreis, aber auch bei uns in Schattendorf den Rufnamen „Blumen-Monika“ genießt, ist sicherlich ein besonderes Beispiel von Freundschaft rund um die „Original Burgenlandkapelle“ und Robert Payer. Sie verbringt seit Jahren bei uns in Schattendorf zahlreiche Wochenenden, organisiert mit ihren Freundinnen Reisen rund um den Geburtsort von Robert Payer und ist somit ein typisches Beispiel der innigen Freundschaft, die in und um der „Original Burgenlandkapelle“ herrscht.
 
Ein kleines Begrüßungsfest, dass sie in ihrem Blumen-Geschäft für uns organisierte und die Tatsache dass sie die trinkfesteren von uns Angereisten persönlich bei sich aufnahm, zeugten von ihrem Wagemut. Ihre Betreuung, die sie uns punkto Essen und Getränken angeteien ließ und die Tatsache, dass wir pünktlich zu Konzertbeginn in der Festhalle in den vordersten Reihen Platz nehmen konnten, fand unsere Hochachtung und wir sind ihr auch sehr zu Dank verpflichtet.
 
Die Festhalle präsentierte sich gerammelt voll von Fans und zu unserer Überraschung waren auch die „Buchgrabler“ aus Eisenstadt mit von der Partie.
Das Festkonzert, dass ja wegen der Erkrankung von Robert unter der Leitung von Richard Beisser dirigiert wurde, war ein großer Erfolg, was man auch dem zahlreich gespendeten Lobesreden. Nachzulesen auf der Home Page der „Original Burgenlandkapelle“ entnehmen kann.
 
payer 03Und es ist, wie es Sepp Gmasz in seiner Laudatio anklingen ließ, der Verdienst von Robert Payer, „der mit seiner Musik nicht nur die Flucht aus seiner Heimat bewältigen konnte, sondern uns allen wunderbare Blasmusik schenkte“.
Die diversen Ansprachen und Glückwünsche, die ja dann auch Robert Payer an das Mikrofon und auf die Bühne zwangen, können als ein bewegender Augenblick im Leben dieses Musikers betrachtet werden. Trotz seines Tinitus, der ja für einen Musiker eine besondere Belastung darstellt, stellte er sich seinen Fans und Musikern, bedankte sich bei allen Mitwirkenden für die organisatorische Höchstleistung und gab uns wieder einmal zu verstehen, was den Menschen Robert Payer so liebenswert macht.
 
Eine besondere Spannung herrschte dann im Saal, als auch Roberts Bruder Johann Payer auf die Bühne gebeten wurde, und er sich ans Schlagzeug setzte. Auch wenn der Abstand von der Bühne einiges an Entfernung aufwies, war es für jeden von uns nach einigen Takten Musik klar, dass auch für Johann Musik eine besondere Gabe ist.
 
Im Verlauf des Konzertes, bekam jeder, der jemals mit der „Original Burgenlandkapelle“ gespielt hatte, die Möglichkeit zum Mitspielen. Aber auch hier wie immer nahte viel zu früh das Ende eines gelungenen Abends.
 
Sonntagmorgens gab es einen musikalischen Weckruf und danach einen Frühschoppen im Gasthaus „Adler“. Es wurden Gaben und Geschenke ausgetauscht, einige Male wurden uns Abschiedsgetränke gereicht und es wurden viele Busserl vergeben. Wieder einmal hat es sich erwiesen, welche zusammenführende Kraft Musik auf jeden von uns Menschen ausüben kann.