Nach dem kaiserlichen Patent von 1853 wurden den Grundherren das Recht eingeräumt, die Rottfelder gegen eine angemessene Entschädigung für die Urbarmachung zurückzunehmen. Die meisten Grundherren haben von diesem Recht Gebrauch gemacht. Nicht so die Stadt Ödenburg. Sie hat die Rottfelder "auf ewige Zeiten" den Bauern belassen. Dafür verlangte sie im Vertrag von 1857 pro Joch (1 J. = 1200 Quadratklafter) 60.- Fl. Die Entschädigungssumme sollte laut Vertrag innerhalb von 6-8 Jahren getilgt werden, mit einer Verzinsung von jährlich 5 %. Die fälligen Tilgungsraten und Zinsen mußten von den Dorfrichtern eingezogen werden. Die vorgesehene Tilgungszeit wurde nicht eingehalten, so sammelten sich Zins und Zinseszinsen auf das Mehrfache der Grundschuld an.
 
In der untenstehenden Tabelle des Dr. Horváth Z. werden die Rottfelder, die Wiesen, ihre Ablösesumme (Entschädigung) und das Jahr der letzten Tilgung gemeindeweise aufgezeigt:
 

Gemeinde

Rottfelder (in Joch zu 1200 Quadratklafter)

Wiesen

Ablösesumme in Gulden

Jahr der letzten Tilgung

Wandorf

156

24 7/8

11 395,--

1908

Agendorf

145 7/8

104 1/8

15 750,--

1888

Wolfs

98

15 5/8

7 158,--

1890

Harkau

196

51 ¼

14 797,--

1874

Klingenbach

25 2/8

2 11/24

1 760,--

1874

Kolnhof

197

 

12 361,--

1890

Loipersbach

395

13/16

29 042,--

1888

 
Wandorf brauchte also ein halbes Jahrhundert, bis die letzte Rate getilgt war. Dies beweist die große Armut, die in der Gemeinde herrschte. Grund dafür war nicht nur die plötzliche Verschuldung, sondern auch Katastrophen durch "Höhere Gewalt". Die Phylloxera (Reblaus) und die Peronospora (Mehltau) vernichteten den Weinbaubestand. Aber ein Unglück kommt selten alleine: Im Jahre 1856 wurde Wandorf von einer Feuersbrunst heimgesucht, die fast das ganze Dorf einäscherte. Trotz dieser "Heimsuchungen" hat die Stadt keine Ermäßigungen gewährt, sondern hat ihre Forderungen mit Zins und Zinseszins eingetrieben.
 
Die Stadt hat für die Rottfelder den doppelten Preis verlangt, als sie für die Urbarialfelder erhalten hat (60,- Ft - 30,- Ft.). Wer also Rottfelder hatte, kam ganz schön in Schulden. Einzelheiten darüber könnten aus dem sog. "Commassierungsgrundbuch" (tagositási földjegyzék) entnommen werden.
 
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer, Matthias Ziegler (1991)