Es folgten unter Karl I. Robert vor allem in den Jahren 1328 und 1330 neue strenge königliche Befehle, die die Übersiedlung der Vorstädter in die Innenstadt anordneten, mit nur geringem Erfolg. Erst mit der Anordnung vom 10. Juni 1330 wurde eine Art Kompromiss gefunden. Die Bürger, die in die Innenstadt übersiedelten, blieben auch im Besitz ihrer Vorstadthäuser, die von den Inquilini, den Inwohnern, bewohnt werden durften. Aus dieser Urkunde geht eindeutig hervor, was der springende Punkt war: es ging um die hohen Belastungen, die aus der Befestigung der Stadt erwuchsen. Später setzte sich der Streit, wie noch zu zeigen sein wird, auch in der Frage des Ortes an dem der Jahrmarkt abgehalten werden sollte, fort.
 

Mollay schreibt zusammenfassend zum Thema : „ Die ... drei Urkunden aus 1328 und 1330 enthüllen endlich den ganzen Hintergrund und den Verlauf des bereits ein halbes Jahrhundert währenden inneren Kampfes. Aus sämtlichen Urkunden kann also zusammenfassend festgestellt werden, dass ein Teil der ‘Gäste’ (hospites), also der Deutschen, aus Unzufriedenheit mit der Wahl des Stadtrichters und der des Magistrates spätestens bis 1283 die ‘Stadt’ verließ, dem Magistrat den Gehorsam verweigerte, eine Teilnahme am Tragen der öffentlichen Lasten ablehnte und auf der Burg eine neue Siedlung gründen wollte, Da diese Burg mit der einstigen, natürlich schon verfallenen Erdburg identisch war, konnte diese Siedlung der Widerstrebenden topographisch als auf der öden Burg liegend bezeichnet werden“ (Mollay, S.100). Der Auszug aus der Stadt, die Gründung einer neuen Siedlung usw. sind natürlich ein reines Phantasieprodukt Mollays, nur um den Stadtnamen Ödenburg nicht auf die eigentliche Stadt beziehen zu müssen, nur um die Entstehung des deutschen Ortsnamens Ödenburg möglichst spät ansetzen zu können.

Mollay erkennt den überwiegend sozialen Konflikt nicht, der hinter dem „Auszug“ oder besser gesagt, hinter der nicht vorhandenen Bereitschaft zum „Einzug“ in die Innenstadt steht. Er interpretiert den Konflikt ethnisch. Es sei nicht ausgeschlossen, dass auch dies eine Komponente des Konfliktes war. Entscheidend war aber die wirtschaftliche und soziale Komponente. Auch Mollay muss dies an Hand der königlichen Urkunde vom 28. Oktober 1317 (Hàzi I/1, S.29 f.) anerkennen. Es ging um die Wahl des Stadtrichters und der Geschworenen und um die „öffentlichen Lasten“.

Der Konflikt um die Übersiedlung setzte sich später fort, wie noch zu zeigen sein wird. Unter König Ludwig wurden die Bürger 1352 erneut aufgefordert, die Bautätigkeit außerhalb der Mauern einzustellen. Mollay konstruiert hier erneut einen „Auszug“. 1353 wurde auch die Abhaltung des Jahrmarktes innerhalb der Stadt angeordnet, 1359 erneut die Bebauung der innerstädtischen Grundstücke angeordnet und in zahlreichen königlichen Privilegien immer wieder das Recht auf Ansiedlungsfreiheit für Christen und Juden in der (Innen)stadt wiederholt - ein Beweis dafür, dass das Ziel noch immer nicht erreicht war.

Mollay muss schließlich für das 14. Jahrhundert, in dem ja in unzähligen Dokumenten und auch im ersten Grundbuch der Stadt die Familiennamen belegt sind, anerkennen, dass Ödenburg eine deutsche Stadt geworden war. Im ersten Beleg für den „Bürgermeister“, den es in ganz Ungarn nur in Ödenburg gab, aus dem Jahre 1321 sieht er einen Vertreter des „Deutschtums“. „So änderte sich während des einen Jahrhunderts seit der Erhebung zur königlichen Freistadt die volkliche Zusammensetzung der Stadt. Was das zahlenmäßige Verhältnis des Ungarntums und des Deutschtums am Anfang des 14. Jahrhunderts war, bleibt einstweilig eine offene Frage, So viel besteht mit Sicherheit, dass das Deutschtum zu einer überwiegenden Mehrheit gelangte und die Führung der Stadt an sich riss“. (S. 102).

Das „wirkliche Eigenleben“ des Ortsnamens Ödenburg lässt Mollay freilich erst mit der ersten deutschsprachigen Urkunde der Stadt aus dem Jahre 1361 beginnen. „Wir Nikus Gaizzel diezeit richter und die geswaren purger mitsumt der gmain in Odenburch...“ (Házy I/1, S. 124)

Nachdem Mollay die Entstehung des Ortsnamens auf das 12. und 13. Jahrhundert verlegt hat - mit, wie wir gesehen haben, höchst phantasievollen Konstruktionen - ist er bemüht, die „ungarische Form“ Sopron als die ältere zu beweisen. Als Ausgangspunkt dienen ihm das 1158 belegte „Castellum Cyperion“ in Alberts „Geschichte Jerusalems“ (Historia Hierosolymitana), die Erwähnung der Stadt durch Idrisi 1153 (als „Chebrouna“ aus dem Arabischen transkripiert), 1156 „in Comitatu Supruniensi“, 1162 „in supruniensis castri“, 1265 „de Suprunis“, 1274 „Supronium“, 1283 „Sopronium“ usw. Er sieht Suprun als die älteste Form, in den 1270er Jahren hätte sich u zu o gewandelt. Beide Formen kommen aber auch später noch nebeneinander, ja sogar in einer Urkunde, vor.

Idrisi (1099 - 1164) verfasste seine „Geographie“ bis Dezember 1153 auf Grund von Nachrichten, die von Reisenden und Kaufleuten für Roger II. von Sizilien gesammelt wurden. In einer französischen Übersetzung wurde der Stadtname als „Chebrouna“ widergegeben, kann aber auch Sabruna, Sebruna oder Sibrona gelesen werden. Mollay schließt: „Wenn uns bei Idrisi nur der ungarische Name Soprons begegnet, so kann man daraus ruhig schließen, dass die Stadt damals, also in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts einen anderen überhaupt nicht besaß“ (Mollay, S.110). Das ist natürlich eine völlig unzulässige Behauptung, wie das Weiterleben beider Ortsnamen ja hinlänglich beweist.

Albertus Aquensis - Albert von Aachen (->Wikipedia) und nicht, wie Mollay noch meinte, von Aquitanien erfasst seine Chronik Jerusalems zwischen 1124 und 1158. Er war um 1100 Stiftsherr bei St. Maria in Aachen. In zwölf Büchern schildert er die Ereignisse zwischen 1095 und 1121. Er berichtet von den ersten Kreuzzügen, vom Zug Peters von Amiens und vom Ritterheer des Gottfried von Bouillon. Das Ritterheer erreichte, so schreibt er, im Land Österreich die Stadt „Tollenburg“, wo der Fluss „Lintax“ das „Regnum Galliae“ begrenzte. Sein Quellenwert wurde schon von Heinrich von Sybel in seiner Geschichte des 1. Kreuzzuges entschieden bestritten. Andere Historiker nahmen an, dass ihm mündliche Erzählungen von Kreuzfahrern und eventuell Aufzeichnungen eines lothringischen Geistlichen zur Verfügung standen.

Lat. Text unter: www.documentacatholicaomnia.eu (PDF: 2,8 MB) Übersetzung in: H.Hefele, Albert von Aachen. Geschichte des 1. Kreuzzuges. Jena 1923

Es sollen hier keine weiteren Spekulationen über die vielen unklaren Ortsnamen und über den Ort des Treffens zwischen Gottfried von Bouillon und dem ungarischen König Koloman angestellt werden. Tatsache ist, dass unter anderem auch ein Castellum Cyperion erwähnt wird. Es ist verlockend, darin Sopron zu sehen - und es ist durchaus wahrscheinlich, auch wenn einige Zweifel bleiben. Die erwähnten „Sümpfe“ könnten die Leithaauen sein und die Leitha bei Bruck überschritten worden sein, wie Mollay meint. Dass Koloman das Kreuzfahrerheer nicht auf der Hauptroute Raab - Stuhlweißenburg durch Ungarn dirigierte, sondern über Ödenburg durch die Grenzgebiete, also nicht durch den Kern der königlichen Herrschaft, ist nach den üblen Erfahrungen mit den Scharen des Peter von Amiens durchaus plausibel.

Die Namensform „Cyperon“ fand in der Folgezeit weite Verbreitung, vor allem durch die Reisbeschreibung Mandevilles (1357 - 1371), die in zahlreichen Handschriften in West- und Südeuropa bekannt wurde. 1308 erschien eine Descriptio Europae Orientalis, in der bereits die Form „Simpronium“, “Simpronum“ auftauchte. Diese Form war dann auch im 15. Jahrhundert den Humanisten geläufig und wurde zur gängigen lateinischen Bezeichnung Sopronum oder Simpronium.

Nicht richtig ist - und hier muss man Mollay zustimmen, dass Sempronium eine „Erfindung“ der zwei italienischen Humanisten Antonius de Bonfinis (1427 - 1503) und Petrus Ransanus ( 1420 - 1492) war. Beide kamen 1487 an den königlichen Hof des Matthias Corvinus und beide begannen, eine ungarische Geschichte zu schreiben. Bonfinis ging von einer römischen Stadt „Sempronia“ aus, Ransanus nennt einen Sempronius als Stadtgründer. Ransanius kannte Ödenburg wahrscheinlich von einem kurzen Aufenthalt persönlich. Wolfgang Latius versuchte ebenfalls, einen römischen Sempronius zu identifizieren, leitet den Namen aber schließlich nicht von einem der römischen Sempronier, sondern von dem historisch nachweisbaren Apronianus ab. Die Spekulationen um die „römische“ Herkunft von „Sempronium“ - Sopron wurden erst mit der Identifikation der Stadt als das alte Scarabantia hinfällig. Der endgültige Beweis gelang erst 1911. Zum Stadtnamen sagt der Humanist Aventinus: Oedenburgium, Sempronium literati vocant. Das ist völlig eindeutig: Er kennt den gängigen Stadtnamen Ödenburg und er kennt auch den im lateinischen Schrifttum und auch in der Urkundensprache üblichen latinisierten Namen Sempronium.

Alle diese Erwägungen erklären aber nicht die Herkunft des Stadtnamens Cyperon / Suprun / Sempronium. Mollay vertritt die Ansicht: Suprun muss ein altungarischer Name sein. Alle Deutungen, die einen „Brunnen“ als Ortsnamensbestandteil sehen, sind für ihn Volksetymologien und lächerlich - wieder mit dem Argument, dass sie sprach- und vor allem siedlungsgeschichtlich nicht möglich sind. Wir sind also wieder bei der Ansicht, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Da es keine Deutschen gegeben habe könne der Name auch nicht deutscher Herkunft sein. Natürlich hat Mollay mit dieser Argumentation einige Probleme, zumal ja 1936 das fundierte Werk des Sprachwissenschaftlers Elemer Moor erschienen war (Westungarn im Mittelalter im Spiegel seiner Ortsnamen, Szeged 1936). Moor hatte in diesem Werk sehr glaubwürdig Suprun/Sopron vom mittelalterlichen Flurnamen „Saubrunn“ abgeleitet (1389 urkundlich belegt, Hazi I/1, S. 226). Moor meinte, dort, in dieser Flur, könnte sich der Mittelpunkt der früharpadenzeitlichen königlichen Domäne befunden haben. Er ist der Ansicht, dass die Magyaren den deutschen Namen Suprun (Saubrunn) spätestens in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts, wahrscheinlich aber noch im 10. Jahrhundert übernommen hatten. Das alles weist Mollay natürlich entschieden zurück, mit der bereits bekannten Argumentationskette: Das sei nicht möglich, da die Aufspaltung des langen Selbstlautes im althochdeutschen Suprun zum mittelhochdeutschen Sauprun erst im 12. Jahrhundert erfolgt sei. Und davor habe es noch keine Deutschen in „Suprun“ gegeben, eine Siedlungskontinuität vom karolingerzeitlichen Odinburch zum hochmittelalterlichen Ödenburg/Suprun glaubt er ja widerlegt zu haben. Nicht ganz ernst zu nehmen sind die Fragen Mollays: Warum hat dann der Flurname, nicht aber der Stadtname die Lautentwicklung von Suprun zu Sauprunn durchgemacht? Die Antwort ist ja klar: weil diese Entwicklung eben nur in der deutschen Sprache, nicht aber in der ins Magyarische übernommenen Bezeichnung Sopron erfolgte. Außerdem fragt er; Warum gebrauchten später auch die Deutschen den Ortsnamen Sopron/Sempronium? Genau dies taten sie nicht, für sie hieß die Stadt in der Umgangssprache immer Ödenburg. Mollay verwechselt hier wieder die umgangssprachliche Form des Ortsnamens mit der „latinisierten“ der Urkunden.

Mollay unterschlägt auch die Tatsache, dass zahlreiche altslawische und deutsche Gewässer-, Landschafts- und auch einige Ortsnamen aus der Karolingerzeit über die magyarische Landnahme hinweg erhalten blieben: Wolfsbach-Wulka, Wiesach, Stedrach-Stöttera, Rabnitz, Eika- Ikva, Wieselburg, Preßburg ... Hingegen betont er, dass die Ortsnamen der Umgebung von Ödenburg eine magyarische Besiedlung bezeugen. Dazu sei angemerkt, dass zumindest in der näheren Umgebung der Stadt - wenn man von den umstrittenen Löver/Lebern absieht - kein magyarischer Ortsname feststellbar ist. Die Existenz der magyarischen Grenzwächtersiedlungen in der weiteren Umgebung sei natürlich nicht bestritten. Fadenscheinig und polemisch ist der Hinweis Mollays, mit Ödenburg und Suprun - Saubrunn hätten die deutschen ja zwei Ortsnamen für die Stadt gehabt. Natürlich hieß die Stadt selbst in der deutschen Sprache immer nur Ödenburg. Für die Magyaren hingegen hieß die Städt Suprun/Sopron und in der latinisierten Form Sempronium ging dieser Name auch in die lateinische Urkundensprache, als Ödenburg später, seit dem 14. Jahrhundert, in die deutsche Urkundensprache der Stadt ein. Eine ähnliche „Latinisierung“ ist auch für viele andere Ortsnamen anzunehemen: Balf für Wolfs, Daag für Dagendorf/Agendorf, Posonium für Pressburg ...

Man sieht wie verbissen und stellenweise unredlich Mollay um sein magyarisches Suprun kämpft, auch gegen Moor, der ja durchaus eine Ableitung vom Personennamen Sofrony - Sophronius oder mit dem Ortsnamensforscher Kniesza vom einem altmagyarischen Personennamen Suprun für möglich hält. Für den Personennamen Suprun, der - unter slawischer Vermittlung - ebenfalls auf den lateinischen Personennamen Sophronius zurückgeht, gibt es Belege aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Ein Kult des Hl. Sofronius von Jerusalem ist allerdings unwahrscheinlich. „Beweise“ gibt es für alle diese Ableitungen aber ebenso wenig wie für die Ableitung aus Suprun/Saubrunn. Mollay entscheidet sich schließlich - ebenfalls wieder ohne irgendeinen Beweis - vorsichtig für eine „awarische“ Wurzel von Sopron.

Es sei abschließend nochmals betont, dass heute kein seriöser ungarischer Historiker die Gleichsetzung des karolingerzeitlichen Odinburch mit dem späteren Ödenburg-Sopron abstreitet. Es kommt noch vor, dass diese vormagyarische Vergangenheit verschwiegen oder übergangen wird. Aber die Geschichtskonstruktionen der nationalistischen Geschichtsschreibung sind ein für allemal Vergangenheit. Man hat den Eindruck, dass vor allem in den gebildeten Kreisen der Stadt und ganz Ungarns dieser Teil der Vergangenheit akzeptiert wird und in das nationale Selbstverständnis eingebaut wird. Das magyarische Sopron ist nun einmal eine Tatsache und es gibt keinen Grund, misstrauisch zu sein. Die Stadt hat sich für den Verbleib bei Ungarn entschieden und dabei bleibt es. Die Ortstafeln mit der deutschen Bezeichnung Ödenburg sind ein erfreulicher und großzügiger Beweis dafür, dass man neben der magyarischen auch die deutsche Vergangenheit der Stadt akzeptiert.

Ein ganz anderes, sehr unangenehmes Problem sei abschließend noch angesprochen. Österreicher und Deutsche verwenden heute fast ausschließlich die Bezeichnung Sopron und auf den Verkehrshinweistafeln auf österreichischer Seite ist von „Ödenburg“ nichts zu sehen. Ja es kann sogar passieren, dass, wenn man von Ödenburg spricht, man verständnislos angesehen wird oder fast aggressiv darauf hingewiesen wird, dass die Stadt nun einmal zu Ungarn gehört und daher Sopron zu heißen hat. Das ist eine Argumentation, die dumm ist - und die vor allem kein Ungar versteht.

Es gibt einige gute Gründe, gegen die unreflektierte und in unseren Breiten völlig inakzeptable Praxis aufzubegehren.

Erstens: Mehrsprachige Ortsnamen und topographische Bezeichnungen sind ein kulturgeschichtliches Erbe, das nicht verschleudert werden darf. In Ungarn weiß man das. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Ungar in ungarischer Sprache von Wien, von Forchtenstein oder Eisenstadt spricht. Selbstverständlich und mit gutem Recht werden die ungarischen Bezeichnungen Becs, Frakno und Kismarton verwendet. Sie sind nun einmal auch Bestandteil und wichtige Orte der ungarischen Geschichte. Auch auf den Hinweistafeln steht nicht Wien, sondern Becs-Wien.

Zweitens: Spricht man mit Angehörigen der deutschen Minderheit in Ödenburg, kann man verbitterte Reaktionen erleben, wenn man die magyarischen Ortsnamen, Straßennamen und so weiter verwendet. Die wenigen deutschen Ödenburger, die es noch gibt, weisen mit Recht darauf hin, dass sie nach langer Zeit der Verleugnung ihres Volkstums jetzt, da sie ihre topographischen Bezeichnungen wieder verwenden dürfen, in ihrer Geschichte, ihrer Tradition, ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung verleugnet werden und sie als - in Ungarn anerkannte und geförderte - sprachliche Minderheit - missachtet werden.

Drittens schließlich: Wer glaubt, er würde unangenehm auffallen, wenn er die deutschen Namen verwendet, liegt völlig falsch. Genau das Gegenteil trifft zu. Ich hatte mein Schlüsselerlebnis anlässlich einer Geographentagung in der ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest, wo ein renomierter ungarischer Wissenschaftler uns sehr eindeutig klarmachte, dass man lediglich seine Unwissenheit und mangelnde Bildung demonstriert, wenn man in deutscher Sprache nicht die deutschen Ortsnamen verwendet. Sein Spott war beißend, als er die hilflosen Versuche, die magyarischen Namen um jeden Preis zu verwenden, schilderte. Mit Recht wies er darauf hin, dass auf diesem Gebiet in Österreich und in Deutschland ein gewaltiges Defizit an Bildung besteht und dass dies letzten Endes auch eine Missachtung der vielfältigen ungarischen Kultur und Geschichte, nicht nur der der nationalen Minderheiten, ist. Wer in deutscher Sprache „Shop - ron“ sagt, zeigt, dass er zum shopen kommt und mit den hunderten Baudenkmälern, den großartigen Museen, der faszinierenden Geschichte der Stadt nichts im Sinn hat. Mit größtem Erstaunen und mit leichtem Anklang von Missachtung und Spott meinte er, dass es sogar gebildete Österreicher und Deutsche gibt, die keine Ahnung davon haben, dass Budapest - sowohl die Stadt Ofen wie auch Pest - bis ins 19. Jahrhundert deutsche Städte waren. Ich habe noch nie erlebt, dass auch nur einer meiner vielen ungarischen Schüler nicht um die besondere Bedeutung von Forchtenstein in der ungarischen Geschichte zumindest ansatzweise Bescheid gewusst hätte...