abb14Die Zerstörung durch die Kuruzzenbelagerung, die zahlreichen Stadtbrände (zwischen 1745 und 1797 fünf große Stadtbrände, denen große Teile der Vorstadt zum Opfer fielen), die wirtschaftlichen Rückschläge im Weinbau und Weinhandel hatten auch in baulicher Hinsicht eine Stagnation bewirkt, obwohl die Bevölkerung wuchs und besonders die Häuser der Vorstadt stark überbelegt waren. Auch aus den Stadtdörfern, denen es in der Zeit Maria Theresias wirtschaftlich schlecht ging und die von der Stadt mit schweren Lasten belegt wurden, strömten Menschen in die Stadt.

 

Relativ häufig gelang zwar der Aufstieg und die Erwerbung des Bürgerrechtes, aber auch die Zahl der Inwohner vermehrte sich stark. Ab 1775 konnte man das Bürgerrecht auch ohne Hausbesitz in der Stadt erwerben. Erst in den 1770er-Jahren, mit der wirtschaftlichen Erholung, setzte auch wieder eine vermehrte Bautätigkeit ein. Die barocke Umgestaltung der Stadt erreichte nun ihren Höhepunkt. Adelspalais und Bürgerhäuser, vor allem aber die Kirchen wurden barockisiert und mit barocker Innenausstattung ausgestattet (Dominikanerkirche, Rokokoschmuck im Dominikanerkloster, Altäre der Georgskirche, barocke Inneneinrichtung der Michaelerkirche). Bedeutende Künstler lebten und wirkten in Ödenburg, an erster Stelle Stefan Dorfmeister, der einen großen Teil seines Lebens in der Stadt verbrachte, oder Stefan Schaller (1708–1779). 1770 besuchte Josef II. und 1773 Maria Theresia die Stadt, die damals wohl das Bild einer kleinen, behäbigen Ackerbürger-Barockstadt geboten hat.
Das barockzeitliche Ödenburg bestimmt auch heute noch auf den ersten Blick das Stadtbild. Man muss genauer hinsehen, um die spätgotische und renaissancezeitliche Substanz zu sehen, die sich oft dahinter verbirgt. Am Hauptplatz und in der Georgsgasse wurden nahezu alle Häuser umgestaltet. Das Apothekerhaus (heute Apothekenmuseum) erhielt einen schönen Barockerker, die barocke Fassade des Fabriciushauses, ebenfalls mit Erker, wurde zwei gotischen Bürgerhäusern vorgeblendet. Benannt ist das Haus nach dem aus Oberungarn stammenden Andreas Fabricius, der es 1806 erwarb und später der evangelischen Kirche schenkte. Es beherbergt das überaus reichhaltige archäologische Museum mit dem Lapidarium im mittelalterlichen Weinkeller. Das Storno-Haus ist ebenfalls mittelalterlichen Ursprungs, es erhielt seine heutige Gestalt um 1720. Es war im Besitz von verschiedenen Adelsfamilien, unter anderen der Festetics. In den Besitz der Rauchfangkehrer- und Künstlerfamilie Storno gelangte es erst 1872. Es würde noch viele Seiten füllen, um nur die wichtigsten barocken Sehenswürdigkeiten der Innenstadt zu erwähnen. Lediglich auf zwei wichtige Adelspalais sei noch hingewiesen. In der Klostergasse steht das Palais Zichy-Meskó, abwechselnd im Besitz der beiden Adelsfamilien. Es erhielt 1726 seine Barockfassade. Das Treppenhaus und der der Festsaal wurden 1770 fertig gestellt.
Auf die Bedeutung, die die Familie Esterházy für die Geschichte der Stadt in der Gegenreformation hatte, wurde bereits hingewiesen. Das erste Stadthaus in der Kirchengasse erwarb Nikolaus Esterházy durch Heirat, Mitte des 18. Jahrhunderts erhielt es seine heutige Barockfassade. Das Nachbarhaus, ursprünglich ein Bürgerhaus, kaufte Paul Esterházy 1752. Seine Fassade wurde an die des Palais angeglichen. Heute ist in diesem Haus das für Geographen besonders interessante reichhaltige Bergbaumuseum untergebracht. Die Häuser in der Neugasse und in der Georgsgasse haben zumeist schöne Arkadenhöfe aus der Spätrenaissance und dem Frühbarock, die Fassaden wurden nahezu alle in der Barockzeit neu gestaltet.
Die Häuser an der linken Seite der Georgsgasse vom Hauptplatz her gesehen wurden allerdings Ende des 19. Jahrhunderts nach Plänen von Lorenz Neumayer neu gestaltet. Neben dem „Neugebäude“, das 1491 gebaut worden war, steht das Haus des angesehenen Kaufmannes und Patriziers Michael Pullendorfer, der es 1521 umbauen ließ. Die Bombenschäden des Zweiten Weltkrieges und die Renovierungsarbeiten der 50er Jahre haben hier die interessanten Halbkreisbogenfenster aus dem Spätmittelalter freigelegt, die wahrscheinlich als Ladenfenster dienten. Das Pullendorfer-Haus war später das Konvikt der Jesuiten und nach der Auflösung des Ordens das Gasthaus „Krone“ des Tobias Reisch. Die anschließenden Häuser, darunter das Vitnyedyi-Haus, befanden sich ebenfalls im Besitz der Jesuiten. Auch die St. Georgskirche wurde umgestaltet. Schon Ende des 17. Jahrhunderts wurden Seitenkapellen eingebaut und die überaus reiche Stuckverzierung angebracht, die dann, nach schweren Schäden während der Belagerung durch die Kuruzzen, von Pietro Antonio Conti, einem Italiener, der sich in Ödenburg niedergelassen hatte, erneuert wurden. 1740 erhielt die Kirche ihre Barockfassade, 1720 einen Turm, der Mitte des 19. Jahrhunderts aber einstürzte. Der heutige Turm auf der Stadtmauer wurde 1882 errichtet.
Erwähnt sei auch noch ein schönes Beispiel eines Rokokohauses in der St. Georgsgasse, das Palais Erdödy, das um 1740 von der Familie Széchenyi in seiner heutigen Formabb 1766_stadtplan_800x709 gestaltet wurde. Die meisten Rokokohäuser und im Zopfstil verzierten Fassaden findet man allerdings auf der Grabenrunde. Zum barocken Stadtbild trägt auch die schöne Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz bei. Der Marienbrunnen am Ursulinenplatz stand ursprünglich im Franziskanerkloster. Die Mariensäule auf der Grabenrunde wurde dort errichtet, wo im Mittelalter die Liebfrauenkirche stand (Pläne von Altomonte, Ausführung durch den Wiener Bildhauer Jakob Schwetterer und den Ödenburger Steinmetz Tobias Hauch).
Als eines der schönsten Barockhäuser gilt das Grüne Haus oder Caesar-Haus (nach einer eingeheirateten Besitzerfamilie im 20. Jahrhundert) in der Zeughausgasse. 1681, während des Landtages, tagte dort das Herrenhaus, die Magnatentafel und Paul Esterházy wurde zum Palatin gewählt. Der Postmeister Franz Greiner kaufte 1695 in der Zeughausgasse Nr. 3 ein erst wenige Jahre zuvor erbautes barockes Bürgerhaus und baute es um zum Postamt und zur Postkutschenstation. Das Haus wurde im 2. Weltkrieg von Bomben getroffen und teilweise abgerissen. Drei Generationen der Familie Greiner waren königliche Postmeister.

 

1747 und 1752 erwarb der Ursulinerinnenorden, der sich 1747 in der Stadt niedergelassen hatte, zwei barocke Bürgerhäuser am Salzmarkt und baute sie zum Ordenshaus um. Die heutige Gestalt erhielt das Kloster aber erst in den 1860er Jahren nach weitgehenden Umbauten durch Ferdinand Handler. Auch ein zweistöckiges Schulgebäude wurde durch Handler an der Stelle von zwei barocken Bürgerhäusern errichtet, 1877 wurde es durch ein weiteres Haus vergrößert. Zwischen Kloster und Schulbau lag die alte Heiligenkreuzkirche, die 1861–1864 abgetragen wurde und ebenfalls im neugotischen Stil neu errichtet wurde. Der neugotische Stil wirkt allerdings noch heute befremdend in der barocken Stadt, stört allerdings angesichts der in zwei Bombenlöchern errichteten außerordentlich hässlichen Neubauten heute weniger.
 
Auch auf der Grabenrunde wurden die mittelalterlichen Bürgerhäuser mit barocken Fassaden versehen, etwa das Apothekerhaus (Apotheke zum Goldenen Löwen). In ihrer Reihe sind aber auch immer wieder klassizistische Bauten aus dem 19. Jahrhundert zu finden. Nicht vergessen darf man, wenn man über das barocke Ödenburg spricht, die schönen Barockfassaden der Wirtschaftsbürgerhäuser, etwa in der Michaelergasse.

 

Autor: Michael Floiger