huegelgrab 02Auf dem Gebiet der Stadt Ödenburg und der Stadtdörfer gab es schon in der Jungsteinzeit zahlreiche bäuerliche Siedlungen, etwa am Spittelbach (nach dem Johanniterspital in der Stadt benannt; ungarisch heute Ikva; nach Kranzmayer und Bürger von germanisch oder althochdeutsch Aikahwa = Aichach; siehe dazu und zum Gewässernetz den Aufsatz von K. Kaus (4)Quelle/Hinweis:
Kaus, K.: Nodbach und Ikva entspringen in Baumgarten. In: Aus der Pforte Nr. 9, Dezember 2008, S. 4–6.
. Immer wieder tauchen neue Funde aus dieser Zeit auf, die die frühe bäuerliche Besiedlung belegen. Erst in den vergangenen Jahren konnte Dr. Kaus durch Oberflächenfunde ein jungsteinzeitliches Dorf, das etwa in der Zeit um 5500 bis 5000 v. Chr. bestand, lokalisieren. Es lag in der Nähe des Bahnhofes Loipersbach - Schattendorf. Gefunden wurden für die Linearbandkeramik typische Gefäßscherben und auch Steinwerkzeuge. In unmittelbarer Nähe wurden auch für die Kupferzeit (Badener Kultur) typischen Gefäßteile gefunden.

 
Auch in der Kupfer- und Bronzezeit ist die Besiedlung durch zahlreiche Funde belegt. Einer der jüngsten Funde wurde 2004 bei Bauarbeiten in Großzinkendorf an der Bahnstrecke Ödenburg – Steinamanger gemacht: Siedlungsreste aus der Kupferzeit und ein bronzezeitlicher Friedhof aus der Zeit 1900 bis 1600 v. Chr. In den bis Ende 2004 freigelegten 16 Gräbern wurden hervorragender Bronzeschmuck, Dolche und Beile gefunden. Die Vorgängersiedlung des späteren Ödenburg, eine hallstattzeitliche, später keltische Stadt, lag am Westrand der heutigen Innenstadt, auf dem Krautacker (heute Stadtteil Erewan). Am Rande der Pforte, in Schutzlage auf den Ausläufern des Ödenburger Berglandes, entstanden in der Hallstattzeit große Anlagen: die Siedlung bzw. Befestigungsanlage auf dem Burgstall (Várhely), die auf der etwa 100 m höher gelegenen Karlshöhe (Károlymagaslat) und eine dritte, etwas kleinere hallstattzeitliche Siedlung auf dem Himmelsthron (bei Harkau). Es liegt hier also eine überaus interessante Ansammlung von Höhenburgen auf engstem Raum vor – für die Hallstattzeit eine in Ungarn einzigartige Konzentration. Man kann vermuten, dass hier ein bedeutendes Herrschaftszentrum am östlichen Rand der Hallstattkultur bestand. Die Urnen vom Burgstall (im Naturhistorischen Museum) mit Tanz- und Jagdszenen sind weltberühmt.(5)Quelle/Hinweis:
Die größte Grabungskampgne fand 1890 bis 1892 statt. Die Ergebnisse wurden von Alexandrine Eibner-Perschy aufgearbeitet (Ergebnisse in: Hallstattzeitliche Grabhügel von Sopron-Ödenburg, erschienen 1980 in Eisenstadt). Auch nach der Großgrabung von 1890/92 fanden weitere Grabungen statt und es wurden weitere Grabhügel bis in die Zwischenkriegszeit untersucht. Die Siedlungsanlagen aber wurden systematisch erst in den 1970er-Jahren von Elisabeth Patek untersucht. Auf dem Burgstall wurde eine hallstattzeitliche Befestigung in der Größe von 1250 mal 500 m festgestellt. In der Anlage wurden die Fundamente von zwei Wohnhäusern gefunden, ebenso Urnen, „Mondidole“, Bernsteinperlen. Aber auch vorhallstattzeitliche Funde, Krüge aus der Urnenfelderkultur, tauchten auf. Alle diese Grabungen und Funde unterstreichen die große Bedeutung des Burgstalles als wichtiger hallstattzeitlicher Fürstensitz. Er lag unmittelbar an der Bernsteinsztraße, die vom Burgstall aus kontrolliert werden konnte.
Interessant ist, dass die Kelten dann ab dem 4. Jahrhundert diese Höhenburg zunächst nicht benutzten. Erst ab dem 1. Jahrhundert vor Christus tauchen wieder Siedlungsspuren auf dem Burgstall auf. Die Vermutung liegt nahe, dass es erst wieder unter dem Druck der römischen Eroberer notwendig wurde, Befestigungen zu erneuern.

 

Die zu diesen keltischen Höhenbefestigungen gehörenden Siedlungen lagen in der Ebene (Krautacker) und auf den Hügeln rund um die Stadt. Besonders groß dürften die Siedlungen auf dem Wiener Berg und bei Kroisbach gewesen sein. Diese Siedlungen entstanden wahrscheinlich schon im 4. vorchristlichen Jahrhundert, sind aber erst für das 3. Jahrhundert sicher nachgewiesen. Auch auf burgenländischer Seite der Grenze finden sich zahlreiche hallstattzeitliche Anlagen (Grabhügelfeld im Schattendorfer Hadspitzwald, Grabhügel zwischen Rohrbach und Marz, die hallstattzeitlichen Anlagen von Eisenstadt, Donnerskirchen und Purbach).
 
Keltischen Ursprungs ist wahrscheinlich auch der Name der späteren Römerstadt Scarabantia. Scarb oder Scara könnte die Bezeichnung für eine keltische Gruppe gewesen sein (in der Bedeutung von "abgesondert" oder "zerstreut"). Banta könnte im "illyrischen" Wort für Siedlung wurzeln. Selbst wenn man eine "illyrische" Vorbevölkerung annimmt, werden die Kelten, die aller Wahrscheinlichkeit nach dem Volk der Boier angehörten, die dominierende Bevölkerungsgruppe gewesen sein. Sie stellten auch die herrschende Schicht.
Nach der römischen Eroberung und der Anlage der Stadt Scarabantia verloren die Höhensiedlungen an Bedeutung und wurden aufgegeben. Wie nicht anders zu erwarten war Scarabantia in der Römerzeit ein wichtiger Verkehrsmittelpunkt. Die Bernsteinstraße führte mitten durch die Stadt. In Scarabantia zweigten mehrere wichtige Straßen zum Donaulimes ab.