Die Ungarn kamen im Jahre 896 über die Karpathen in die satten Weidegründe der Donau und Theiß. Da sie Nomaden und Zeltbewohner waren, eignete sich dieses weiden- und wasserreiche Gebiet für ihre Ansprüche. Unter ihren Führern, Arpad und Almos, richteten sie sich hier ein und dehnten ihre Landnahme (honfoglalas) erst allmählich nach Westen aus. Sie kamen zu einer Zeit, als Europas Völker bereits feste Wohnplätze hatten, Ackerbau betrieben und schon fest gefügte Staats- und Verwaltungsgrundlagen aufgebaut hatten. Die Zeit der Völkerwanderungen war in Europa vorbei. In das friedliche Zusammenleben erscholl der Schreckensruf von einem wilden, asiatischen Reitervolk, das auf schnellen Pferden heranstürmte und mit unbekannter Kampftaktik jeden Widerstand brach.
 
Ihr erstes Opfer war das südmährische Reich des Slawenfürsten Svatopluk, das die Ungarn schon im Jahre 906 vernichteten. In diese Zeit fällt auch der beim Bau einer Zuckerfabrik in der Nähe von Ödenburg gefundene "Cundbald-Kelch", fränkischer Herkunft, der vielleicht von fränkischen Siedlern beim Ansturm der ungarischen Reiterscharen vergraben wurde. Ihre Überfälle mehrten sich. Im Jahre 906 fielen sie in Sachsen ein - Nach der Schlacht bei Preßburg i. J. 907, fanden sie im Westen keinen Widerstand mehr. In den Jahren 909 und 910 überfielen sie das Schwabenland. Sie durchquerten das fränkische Reich und machten auch Hamburg und Bremen ihre "Aufwartung". Bei einem Raubzug in die Schweiz brannten sie St. Gallen nieder und verheerten bei ihrem Rückmarsch ganz Pannonien. Die fränkisch-bayerischen Siedler flüchteten, soweit sie überlebten. Viele nahmen Zuflucht in den Tälern und Schluchten der Voralpen. Die deutschen Ritter und Mönche zogen sich über die Enns (Niederösterreich) zurück. Das Kriegsziel der Ungarn war nicht die Vernichtung der vorgefundenen Völker. Darin sind sich die Historiker alle einig. Daher kann angenommen werden, dass die deutschen und slawischen Siedler, soweit sie sich retten konnten, nach Verzug der Gefahr in ihre Niederlassungen zurückgekehrt sind. Ein ähnlicher Vorgang war bei den Ungarn später im 13. Jhdt. beim Mongolensturm zu beobachten. Es kann daher angenommen werden, dass die fränkisch-bayerischen und slawischen Siedler unter den geänderten Bedingungen ihr friedliches Zusammenleben fortsetzen konnten. Allerdings ohne ihre kulturell-kirchlichen Einrichtungen, die völlig vernichtet wurden. Nach dem ersten Ansturm der Ungarn waren die geplünderten Bauernsiedlungen in Pannonien für sie kein lohnendes Ziel mehr. Deshalb suchten sie das Innere des Deutschen Reiches. Als Nomadenvolk errichteten sie auch keine festen Niederlassungen. Nach einem Raubzug zogen sie sich in ihr Kernland an der Donau- Theiß zurück. Im Feindesland stellten sie Grenztruppen zur Beobachtung auf. Dass deutsches Leben in Pannonien nicht völlig erloschen ist, kann daraus geschlossen werden, dass der deutsche Name Ödenburg sich auch über diese Zeit erhalten hat. Dies trifft auch auf andere deutsche Orte zu (Schindler-Heimatbuch Harkau).
 
Als sicher kann gelten, dass neue deutsche Ansiedlungen aus Furcht vor den Ungarn vorerst gestoppt waren, die übriggebliebenen in ihrer Entwicklung stagnierten. Über die Vernichtung Pannoniens zeugt ein Bericht der bayrischen Bischöfe an den hl. Stuhl.
 
In der Zwischenzeit starb der Ostfrankenkönig, Ludwig IV. (d. Kind). Ihm folgte Konrad I. auf dem Thron. Er war der erste Wahlkönig. Mit ihm begann eine selbständige Entwicklung in Deutschland. Er erfüllte nicht die Erwartungen der deutschen Herzöge und zur Abwehr der Ungarn hat er auch keine Maßnahmen ergriffen. Nach seinem baldigen Tode (918) folgte ihm König Heinrich I. v. Sachsen. Er wird zum Begründer des deutschen Reiches und vereinigte unter seiner Herrschaft die Stämme der Franken, Sachsen, Schwaben, Bayern und Lothringer. Sein wichtigstes außenpolitisches Ziel war die Eindämmung der Ungarngefahr
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer , Matthias Ziegler (1991)