huegelgrab 02Die naturgegebene, schöne Landschaft Wandorfs war schon zu allen Zeiten beliebtes Siedlungsgebiet. Davon zeugen Reste der in der Nähe Wandorfs gefundenen Erdburgen.
In der Stadt Ödenburg wurden zahlreiche Funde aus der sog. jüngeren Steinzeit-Neolith-Zeitalter (4000-?500 J. v. Chr.) ausgegraben. Aber auch in der näheren Umgebung von Ödenburg kamen Funde ans Tageslicht, die untrügliche Zeugen von Niederlassungen der Urmenschen sind. Es handelt sich um geschliffene Knochen- und Steinwerkzeuge, die zum Teil in Wien oder in Ödenburg aufbewahrt sind. Die meisten Funde stammen aber aus der Bronze- (2500-1500 v. Chr.) und der älteren Eisenzeit - Hallstatterzeit - (1000-400 J. v. Chr.), die hauptsächlich am "Burgstall" zum Vorschein kamen. Dieser Hügel befindet sich 1 km (Luftlinie) von Wandorf entfernt. Er zählt zu den herausragendsten Fundorten dieser Zeit in Mitteleuropa. Dort hat man etwa 150 Gräber geöffnet; die meisten sind noch geschlossen (Dr. Huber).
 
Die Träger dieser Kultur waren wahrscheinlich illyrische Völker, dessen venetoillyrischer Zhuegelgrab 01weig das gesamte Ostalpengebiet bis hinein nach Tirol bevölkerte (Dr. Huber). Auch aus der jüngeren Eisenzeit - La-Tene-Zeit (400-100 J. v. Chr.) sind zahlreiche Andenken erhalten geblieben. Um diese Zeit hielt in unserem Raum ein keltisches Volk Einzug, der Stamm der Boier, der schon eine entwickelte Kultur gebracht hat. Sie waren die ersten Städtegründer in Pannonien. Auch Ödenburg ist ihre Gründung und sie gaben ihr den Namen Scarbantia. Sie betrieben bereits Ackerbau und Viehzucht und trieben Handel mit den Griechen und Römern. Ihr Ungestümes, draufgängerisches Wesen verschaffte ihnen kämpferische Überlegenheit. Dieser Eigenschaft verdankten sie aber auch ihren Untergang bei den Auseinandersetzungen mit den Römern, deren disziplinierter, standhafter und überlegener Kriegskunst sie nichts entgegensetzen konnten. Nach tapferer Gegenwehr brach ihr letzter Widerstand gegen die Römer im Jahre 9 n. Chr. zusammen. Damals regierte in Rom Kaiser Augustus, der die römische Provinz Pannonien errichtete. Die Kelten fügten sich in ihr Schicksal, nahmen die lateinische Sprache und die Sitten der Römer an und vermischten sich mit ihnen. Ein großes Volk war damit in unserem Raum erloschen.
 
Die Römer übernahmen die von den Kelten gegründeten Stadt und deren keltische Namen. Unter ihnen entwickelte sich Scarbantia (Ödenburg) zu einem municipium (Landstadt). Begünstigt wurde diese Entwicklung durch ihre Lage an der Verbindungsstraße, die Rom mit Carnuntum (Petronell) und der Ostsee verband, wo der in Rom sehr geschätzte Bernstein gewonnen wurde. Beweise dafür sind zahlreiche Bernsteinfunde um Ödenburg herum.
 
Weitere Beweise für die Anwesenheit der Römer sind Münzfunde. Dr. Huber berichtet in seiner "Geschichte Ödenburgs" von einem Grabstein des Römers "M. Vibius veteranus legionis XV. Apollinaris", der an der Stelle des heutigen Rathauses zum Vorschein kam. An anderer Stelle fand man gestempelte Ziegel mit dem Zeichen de.17 XI. röm. Legion.
 
Als man Ende des vorigen Jhdts. (1890) in Ödenburg die Wasserleitung anlegte, fand man die Überreste einer römischen Wasserleitung, die das Trinkwasser aus dem einige Kilometer entfernt liegenden Wandorf beförderte. Daraus kann geschlossen werden, dass sich auch in Wandorf römische Wasserbereitungsfachleute aufgehalten haben.
 
Im Jahre 1925 hat man am Wiener Berg die Grundmauern eines römischen Amphitheaters zu Tage gefördert. Zwischen den Gemeinden Kroisbach und Mörbisch befindet sich aus der Römerzeit eine Mithrasgrotte mit dem bekannten Relief des Stieropfers.
 
Dr. Huber berichtete auch, dass auf Grund der zahlreichen Funde um Ödenburg herum darauf geschlossen werden muss, dass die damalige Stadt an Umfang größer war als die heutige.
 
An die Römerzeit erinnern schließlich einige Weinbaugebiete in Ödenburg und die Kastanienwälder. Ihre Herrschaft dauerte in unserem Raum knapp 400 Jahre. Zeit genug zur Entwicklung eines blühenden Gemeinwesens.
 
Quelle: Wandorf - Geschichte und Entwicklung
Die Geschichte und Entwicklung eines ehemaligen Stadtdorfes Ödenburgs
Hans Degendorfer , Matthias Ziegler (1991)