GEKE = Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen Europas zeichnete als Veranstalter einer Gedenkfeier der Evangelischen Kirchen in Ungarn. Die Evangelischen Kirchen – Evangelische-Lutherische Kirche und Ungarisch-Reformierte Kirche aus Ungarn, Kirche H.B., Evangelische Methodisten, Lutherische Kirche Bayern, Kirche A.B. in Österreich arbeiteten gemeinsam an dieser dreitägigen Veranstaltung.
 
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Bei der Begrüßung am Freitag war der Saal der Aula der Universität in der Elisabethstraße gesteckt voll. Das ließ auch auf guten Besuch der folgenden Tage hoffen.

Und niemand wurde enttäuscht! Am Samstag vormittag fand im Liszt-Kongresszentrum der Festakt unter dem Titel „Von den Zeitzeugen zum Blick in die Zukunft“ statt. Auch hier ain voller Saal, erfreulicherweise unter dem Publikum auch junge Menschen, die interessiert den Ausführungen der Redner folgten. Und es wurden keine trockenen Reden gehalten, sondern Menschen, die die Tage damals, im August und September, miterlebten, erzählten in einfachen Worten von ihren Erlebnissen. Ebenfalls eingeladen war auch der Autor des Buches „Der erste Riß in der Mauer“, Andreas Oplatka. Er schildert in diesem außergewöhnlichen Bericht die Hintergründe minutiös, die zum Fall des „Eisernen Vorhanges“ wesentlich beitrugen.
Die Ausstellung, die das soeben Gehörte in eindrucksvollen Bildern und Exponaten veranschaulichte, fand regen Zuspruch. Auch der Autor dieser Zeilen war mit Erinnerungsstücken aus dieser Zeit und einem Interview, welches Tage vorher aufgezeichnet wurde und an diesem Tag mittels DVD abgespielt wurde, vertreten.
Am Sonntag vormittag wurde ein Festgottesdient gehalten. Nicht in einer Kirche, sondern auf dem Platz, an dem ein denkwürdiges Ereignis der ungarisch-österreichischen Geschichte stattfand. Auf der Wiese, auf der damals, am Samstag, dem 19. August 1989, über 600 Personen aus der DDR die Flucht in den Westen starteten, gedachte man dieses Ereignisses. Ein besonderes Gefühl bescherten den Teilnehmern am Gottesdienst vier junge Menschen, die im Jahre 1989 zur Welt kamen: sie sprachen die Fürbitten. Die Mädchen kamen aus Loipersbach im Burgenland, die Burschen aus Agendorf /Àgfalva.

Jedem Redner, ob hier beim Festgottesdienst oder am vorhergehenden Tag beim Festakt, war klar: die Grenzen, die damals bestanden, sind verschwunden, doch neuen sind entstanden, die wohl noch lange in so mancher Form existieren werden. Diese abzubauen und mitzuhelfen, diese abzubauen, dazu riefen sie alle in eindringlichsten Bitten auf. Und auch hier und jetzt mein Anliegen:

Damals war es Stacheldraht und drohende Maschinengewehre, die die Grenzen bildeten – wir haben sie überwunden. Heute sind es Intoleranz, Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit und Unkenntnis der jeweils anderen Bräuche oder Sprache, die uns noch nicht so zusammenleben lassen, wie es eigentlich unter christlichen Nachbarn üblich ist. Während die einen im Wohlstand leben, haben die anderen, nur wenige Kilometer weiter östlich Lebenden, Sorgen, ihren normalen Lebensstandard zu halten. Machen wir doch einen Schritt auf unsere Nachbarn zu: bemühen wir uns, sie zu verstehen, ihre Sprache wenigstens ein bißchen zu verstehen, um ihre Sorgen zu wissen – und anerkennen wir ihre Bemühungen, wenn sie wieder einen Schritt auf uns zugehen. Eine kleine Geste der Hilfsbereitschaft, des Verstehens kann Wunder bewirken. Und wann haben wir schon die Gelegenheit, Wunder geschehen zu lassen wenn nicht jetzt! Nützen wir die Chancen!

Bei der anschließenden Agape fanden viele Menschen Gelegenheit, einander kennenzulernen, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Freundschaften zu vertiefen und zu festigen. Es war ein anstrengendes Wochenende, doch es hat sich bezahlt gemacht.

 

Euer rasender Reporter