Die Aussiedlung eines Teils der in den Mittel und südosteuropäischen Ländern lebenden deutschen Bevölkerung wurde bereits während des Zweiten Weltkrieges auf die Tagesordnung gesetzt. Das Hitlerregime versuchte Ende des Krieges, "die Volksdeutschen" nach Deutschland zu evakuieren. Mehrere Zehntausend Deutsche verließen das Land. Der Flüchtlingsstrom brach nicht ab, sondern wurde auch nach dem Krieg fortgesetzt, mit dem Unterschied, daß nunmehr das Land bemüht war, seine Deutschen loszuwerden.
 
Die Beweggründe und Hintergrund der Vertreibung waren in Polen und in der Tschechoslowakei sowie in Ungarn bei weitem nicht die gleichen. Auf ihrer Potsdamer Konferenz nahmen die aliierten Mächte grundsätzlcih für die Vertreibung Stellung. Die ungarische Regierung rechnete mit 200.000 Deutschen, die ausgesiedelt werden müssen. Auf die Vertreibung der Deutschen in Ungarn drängten nicht so sehr die ungarischen, sondern die tschechoslowakischen Regierungsorgane mit der gar nicht verheimlichten Absicht, an die Stelle der vertriebenen Deutschen die ungarische Bevölkerung aus der Slowakei anzusiedeln.
 
Auf der Kabinettssitzung am 13. Dezember 1945 stand der Regierungsverordnungnsentwurf zur Aussiedlung der Ungarn deutscher Nationalität. Sie enthielt äusserst radikale Massnahmen. Von diesen waren nur die Deutschen ausgenommen, die Mitglied in einer demokratischen Partei oder Gewerkschaft waren bzw. deutsche Muttersprache hatten, aber sich zur ungarischen Nation bekannten und deswegen verfolgt wurden. Die zu erwartende umfangreiche Aussiedlung der Bevölkerung ungarndeutscher Nationalität beschäftigt auch die österreichischen Regierungskreise ernsthaft. Mehrfach haben sie erklärt: aus österreichischer Sicht schaffe die Aussiedlung unerträgliche Zustände: die Aussiedler können weder mit Loks noch mit Lebensmittel versorgt werden. In der ersten Aussiedlungsphase haben am 10. Januar 1946 um 11 Uhr 600 Deutsche und am 11. Januar um 13 Uhr weitere 40 Menschen deutscher Nationalität das Land über Agendorf verlassen. Die aus Budaörs vertriebenen Deutschen verliessen die Eisenbahnstation in Agendorf ebenfalls im Januar 1946. Der erste Eisenbahnzug mit 786 Personen fährt am 19. Januar 1946 ab, der zweite am 22. Januar, und diesem folgten die weiteren. Im Januar 1946 wurden insgesamt 5.788 Einwohner deutscher Nationalität aus Budaörs ausgesiedelt.
 
Die Einwohner deutscher Nationalität in Agendorf waren daheim, sie halfen, die Menschen in den überfüllten Zügen zu versorgen und sorgten für ihre Verpflegung. Der strenge Winter hat den Einwaggonierten schwer zugesetzt. An der ungarisch-österreichischen Grenze wurden erneut Gerüchte in Umlauf gebracht, wie zur Zeit der Burgenlandfrage 1920-21, und dann in der Zeit während des zweiten Weltkrieges, dass nämlich diese Region im Zuge eines Friedensabkommens erneut an Österreich fallen soll. Vor Beginn der Aussiedlungen vorgesehenen Dörfern Grenzsperren angeordnet, das heisst die Ausfall- und Zufallstraßen wurden gesperrt. So wurde Agendorf von der Aussenwelt völlig abgeschirmt. In Ödenburg und in den deutschbewohnten Gemeidnen im Kreis Ödenburg begann man mit der Vertreibung in den ersten Apriltagen 1946. Offiziellen Angaben zufolge wurden aus der Stadt Ödenburg 6.612, und aus den Gemeinden des Kreises 8.272 Personen ausgesiedelt. Die Zahl der ausgesiedelten Agendorfer betrug laut Waggonlisten 1.400. Die Aussiedlungsdaten sind bis heute nicht präzisiert worden.
 
In Agendorf selbst wurde ebenfalls die Aussiedlungskommission aus Menschen mit unterschiedlicher Parteizugehörigkeit gegründet. Unter der Überwachung der starken, nach Agendorf beorderten Polizeikräfte, durften die zur Aussiedlung vorgesehenen Personen nur die nötigsten persönlichen Gegenstände mitnehmen. Die Aussiedler mussten ihr Heimatland als völlig Mittellose verlassen. Die Haltung der Urbevölkerung im Zusammenhang mit der Aussiedlung war geradezu ablehnend. Die Bauern und Arbeiter verschlossen sich der Aussiedlung, Anflehen, Weinen, Wehklagen nützten nichts; Familien, Verwandtschaften, Freunde wurden gewaltsam getrennt. Auch unsere Familie wurde getrennt. Meine Mutter hatte acht Geschwister. Sieben ihrer Geschwister und ihre Mutter wurden auf die Aussiedlerliste gesetzt. Meine Mutter und die Familie deren Schwester wurden auf die Liste der von der Aussiedlung befreiten Personen gesetzt, sie durften an ihrem Geburtsort bleiben. Der Grund dafür dürfte sein, dass mein Vater in der Brennberger Kohlengrube arbeitete. Meine Grossmutter, die 64 Jahre alt dieses traurige Schicksal erleben musste, kam nie in ihre Heimat zurück. Ihre daheimgebliebenen Kinder und Enkelkinder durfte sie nicht mehr sehen. Die Ausgesiedelten mussten ein schreckliches Schicksal auf sich nehmen: Einwohner und Siedler eines fremden Landes werden.
 
Vor der Aussiedlung hielt der evangelsiche Geistliche der Gemeinde, László Pusztai, noch die Konfirmation. Von den 1.899 evangelischen Einwohnern verblieben nur noch 475 Personen. Beim Beginn des evangelischen Schuljahres zählte man 258 Schüler, davon wurden 183 ausgesiedelt. Der erste Zug bestand aus 44 Wagen. In einem Wagen wurden 30 Menschen untergebracht. Der Zug stand auf der Brennberger Bahnlinie hinter den ungarischen Feldern bereit zur Einwaggonierung. Zum Zug gehörte auch ein Polizeiabteil, von den Lebensmitteln, die in einem gesonderten Waggon verpackt waren, bekam man während der viertägigen Fahrt nichts zu essen. Das Dorf wurde von Polizisten streng bewacht: Die bereits einwaggonierten Personen durften den Zug nicht mehr verlassen. Der Zug bestand aus 44 Wagen, es reisten aber nur 1.200 Menschen damit, weil das Zugkommando und die Polizisten gesonderte Wagen erhielten. Einen weiteren Wagen brauchte die Küche, und in gesondertem Wagen wurden auch die Kranken transportiert. Den Zug begleiten Arzt und Pflegepersonal. Der Abschied fiel schwer.
 
Die Waggons waren geschmückt, die Kirschbäume blühten gerade zu jener Zeit. Am Nachmittag des 16. April setzte sich der Zug in Bewegung in Richtung Bahnhof Agendorf, wo der evangelische Geistliche László Pusztai von den Gläubigen Abschied nahm. Neben ihm stand ein amerikanischer Offizier, der die Aufsichtsaufgaben versah. In Vertretung der Bevölkerung nahm János Halmosi Abschied von ihnen. An den Waggons waren verschiedene Kreideschriften zu lesen (Die Vertreibung vermittelt die kalte Wirklichkeit an das Heute):
 
"Kopf hoch, Frisch und munter,
die Deutschen gehen nicht unter."
 
"Österreich hat uns im Stich Lassen"
 
"Gott segne die Ungarn"
 
... hörte man von den Ausgesiedelten und den Daheimgebliebenen, als die Glocken zu läuten begannen. Beim Weinen, Schluchzen, schmerzlichem Jammern setzte sich der Zug in Bewegung.
 
Es dämmerte schon, als der Zug Loipersbach erreichte, hier stiegen einige Familien aus, und dann fuhr der Zug weiter. Die nächste Station war Wiener-Neustadt. Hier verbrachte man die Nacht. Der Zug war von der Polizei stark bewacht. Am anderen Tag fuhr der Zug weiter in Richtung St. Pölten. Er machte an der Station Hainfeld halt und dann in St. Pölten. Nachher folgte Linz. Hier bekamen die Ausgesiedelten erstmals warmes Essen. Der Zug verliess Österreich bei Salzburg. In der ersten Station in Deutschland, in Freilassing, folgte eine ärztliche Untersuchung. Jeder wurde von Kopf bis Fuss untersucht. Über Ulm erreichte man dann das Endziel: Wasseralfingen. Der zweite Zug fuhr von Agendorf am 17. April ab und traf am 24. April in Neckarzimmern ein. Am Bahnhof wurde mitgeteilt, die Familien werden mit Traktoren ins Lager gebracht. Die Ausgesiedelten wurden später in Deutschland zerstreut untergebracht. Ihr Schicksal war in den ersten Jahren am bittersten. Sie litten Hunger und froren. Hätten sie von den verschiedenen Caritativen Organisationen keine Hilfe erhalten, wären viele verhungert. Hinzu kam noch das starke Heimweh, das manche nicht zu ertragen vermochten: sie begingen Selbstmord. Vom Heimweh getrieben, reisten viele in den 50er Jahren nach Österreich ein und bestiegen den Zug Loipersbach-Agendorf-Ödenburg-Deutschkreuz, um wenigstens vom fahrenden Zug aus ihr Dorf sehen zu können. Diese paar Minuten reichten aus, um das Heimweh zu stillen. Die Verwandten und Bekannten wurden im voraus über die Durchreise informiert, sie warteten entlang der Eisenbahnlinie, um wenigsens einige kurze Blicke zu wechseln. Die österreichischen Lokführer verringerten auf diesem Abschnitt die Geschwindigkeit, die Grenzposten haben jedoch die örtlichen Einwohner häufig vertrieben. 25 Jahre später, reicher geworden, aber vom Heimweh getrieben, besuchen immer mehr ihre alte Heimat und ihr einstiges Haus.
 
Sie waren auch in der neuen Heimat ebenso fleissig wie hierzulande, in den 50er Jahren bauten sie bereits neue Familienhäuser. Dieser Fleiss ist auch heute für sie kennzeichnend.

Fast parallel zur Aussiedlung nahm auch die Ansiedlung ihren Anfang. Einige Familien kamen bereits vor der eigentlichen Ansiedlung in die Häuser der Gemeinde, asu denen die Bewohner bereits vor Kriegsende in den Westen flüchteten. Die beschlagnahmten Güter werden in Besitz genommen. Manchenorts teilen die Zugesiedelten das Zimmer oder den Herd mit der deutschen Familie.

 
Auch die Zeit nach der Ausseidlung war nicht frei von feindseligem Verhalten gegenüber dem Deutschtum. In der 1949 verabschiedeten Verfassung sind zwar die Rechte der Nationalitäten - darunter auch die der Deutschen - verankert, aber unabhängig davon waren Tausende der Deutschen gezwungen, ihre frühere Existenz aufzugeben und in die Stadt zu flüchten. In der Zeit von 1949-1953 wurden viele - und nicht nur die Ungarn - gezwungen, "im Interesse der Sicherheit der Staatsgrenze", ihren Wohnort an der österreichischen Grenze zu verlassen. Sie wurden in Lager in der Hortobány verschleppt. Die Aussiedlung im Jahre 1946 und die daran anknüpfende Ansiedlung zerrüttelte nicht nur die traditionelle Produktionskulturen, sie wirkte sich nachteilig auch auf die örtlichen Kulturen aus. Die Aussiedlung war von feindlich gestimmten "Schwaben-Rufen" begleitet, und ihr ging eine lauthalse Propaganda voraus.
 
Uj Sopron (Neues Sopron) schreibt in der Sonntagsnummer vom 7. April 1946: Mit der Aussiedlung aus Agendorf begann die Beseitigung der Schwabenfrage im Komitat Ödenburg. Die Aussiedlung der Deutschen mit den Schwabendörfern im Raum von Ödenburg rückte in den letzten Wochen immer mehr in den Vordergrund des allgemeinen Interesses. Es mussten endlich die Brandherde beseitigt werden, in denen immer noch der alte faschistische SS-Geist glühte. Das Volksbetreuungsbüro werde von den nach Ödenburg geschickten Ansiedlern beinahe tagtäglich mit der Frage bombardiert: Wann erfolgt endlich die Aussiedlung?"
 
Am Freitag kam aus Budapest das Konskriptionskomitee, das die Aussiedlung der Schwabendörfer um Ödenburg leitet. Das Komitee begab sich bereits am Samstag nach Agendorf. Die Komiteemitglieder brachten die Daten der Volkszählung von 1941 mit, aufgrund derer dann die Liste der Auszusiedelnden zusammengestellt wurde. Die Konskription nimmt lediglich wenige Tage in Anspruch und anschliessend darauf beginnt auch deren praktische Durchsetzung. Die Auszusiedelnden dürfen pro Person 100 kg Gepäck mitnehmen. Dieses Gepäck darf 20 kg Lebensmittel enthalten. Sie dürfen ausserdem Bargeld und Schmuckgegenstände mitnehmen. Man wird darauf achten, dass die Auszusiedelnden keine fremden Währungen mitnehmen. Die Ausgesiedelten kommen in die amerikanische Zone nach Bayern. Besonders geachtet wird darauf, dass die Wohnung der Auszusiedelnden und die anderen Ausrüstungen keinen einzigen Tag herrenlos bleiben. Deswegen benachrichtigt das Komitee die anstelle der Ausgesiedelten vorgesehenen Ansiedler noch einen Tag vor der Aussiedlung, damit sie ihr neues Heim beziehen.
 
Uj Sopron; 11. April 1946, Donnerstag
 
Das Auto fährt leise in Richtung Agendorf. Auf den Feldern herrscht Stille, man hat die Arbeit beendet. Wir versuchen auf einer Nebenstrasse das Dorf unbemerkt zu erreichen, aber es ist unmöglich. Polizisten halten uns auf. Unser Ausweis berechtigt uns aber zur Weiterfahrt und, wir können unseren Weg fortsetzen. Auf den Strassen der Gemeinde sammeln sich die Einwohner, sie unterhalten sich. Es hat den Anschein, als hätten sie immer noch nicht völlig begriffen, was mit ihnen passiert. Wir gehen zum Gemeindehaus. Auf dem Hof des Notariats stehen die auszusiedelnden "Schwaben" gruppenweise herum und schauen sich die ausgehängte Namensliste an. die 1686 Namen enthält. Die Liste hängt fünf Tage lang aus, damit jeder Betroffene sich davon überzeugen kann, ob sein Name draufsteht. Der Notar unterhält sich mit einem Angestellten der Volksbetreuungsbüros. Wie überall wurde die vollständige Namensliste der Einwohner der Gemeinde vom Notar zsuammengestellt. Das vom Regierungskommissar für Aussiedlungsfragen eingesetzte Konskriptionskomitee stellte aufgrund dieser Liste und nach den aus Budapest gebrachten statistischen Angaben die Namen der Auszusiedelnden und der Daheimbleibenden zusammen. Die Konskriptionsabteilung stellte auch noch eine dritte Namensliste zusammen, die die seit dem 1. Februar 1941 verstorbenen und die der seit diesem Zeitpunkt angesiedelten Personen enthält.
 
Die auf der Liste aufgeführten Personen können binnen fünf Tagen - bei angemessenen Gründen - ihre Befreiung beantragen. Nach Ablauf der fünf Tage beginnt die Befreiungskommission, die ebenfalls vom Regierunskommissar eingesetzt wird, mit ihrer Arbeit, allerdings können höchstens zehn Prozent der auszusiedelnden Personen befreit werden. Als wir dies erfahren haben, hätten wir gerne mit dem Leiter des Konskriptionskomitees gesprochen, aber er begab sich bereits nach Sopronbánfalva, so mussten wir ihm nachreisen. In Sopronbánfalva muss das Komitee seine Arbeit bis 14. April 1946 abschliessen. Dann folgt Kroisbach, wo die Konskription bis zum 20. April abgewickelt wird. Während der Unterhaltung erfahren wir, dass die Vorbereitungen zur Aussiedlung auch in der Stadt Ödenburg angelaufen sind. Die Anweisungen des Aussiedlungskommissars Náday sind in der Stadt eingetroffen, und wenn die Stadtleitung die Möglichekit hat, wird die Namensliste der Stadtbewohner bis zum 25. April auch zsuammengestellt. Nach der Statistik hat das Amt bisher 12.663 Personen aus Ödenburg auf die Aussiedlerliste gesetzt. Aufgrund der in Agendorf und Wandorf gemachten Erfahrungen werden auch hier in Ödenburg die Vorbereitungen zur Aussiedlung getroffen. Der Vorsitzende der Befreiungskommission empfing die Leiter der politischen Parteien und der Presse. Am Samstag traf der Vorsitzende der Befreiungskommission für Aussiedlungsangelegenheiten in Ödenburg, Gyula Sógor, in Ödenburg ein.
 
Zur Begründung der Befreiung stellte er fest: Die Befreiungsanträge sind bei der Nationalen Kommission einzureichen, auf den Anträgen muss die Zahl, unter der der betreffende Auszusiedelnde auf der Liste angeführt ist, angegeben werden. Die Befreiungsanträge werden selbstverständlich nach den strengsten Gesichtspunkten beurteilt. An der Arbeit der Befreiungskommission nehmen die Delegierten der politischen Parteien und der Gewerkschaften teil. Die Entscheidung erfolgt aber geheim, daran nehmen auch die politischen Parteien nicht mehr teil, den Befreiungsanträgen dürfen keinerlei Privatschreiben beigefügt werden. Der Vorsitzende der Nationalen Kommission darf in seiner Prievatwohnung von niemandem aufgesucht werden. Jede inoffizielle Person, die man in der Wohnung des Vorsitzenden der Befreiungskommission trifft, und der nachgewiesen werden kann, dass sie in Befreiungsangelegenheiten dort war, wird unverzüglich in Gewahrsam genommen.
 
Wer die Vermögen der Schwaben in welcher Form auch zu retten versucht, wird interniert. In dieser Angelegenheit ging auch eine Delegation der Bodenverteilungskommission Ödenburg beim stellvertretenden Bürgermeister vor und bat ihn, jene, die vesuchen, Vermögen der Schwaben in irgendwelcher Form zu retten, am strengsten zu bestrafen.
 
Uj Sopron; 16. April 1946, Dienstag
 
Der erste Zug mit den Ausgesiedelten fuhr in Agendorf ab. Die Aussiedler nach Deutschland werden human menschlich. Das Konskriptionskomitee, das die Schwaben in Agendorf registriert, hat ihre Arbeit beendet, die Befreiungsanträge wurden eingereicht und diese wurden von der Befreiungskommission geprüft und 2 Prozent der Agendorfer Schwaben wurden von der Aussiedlung befreit. Sobald die Aussiedler ihre Wohnung verliesen, begann die Finanzdirektion mit der Inventur. Diese Arbeit läuft übrigens schon seit zwei Tagen. Von Agendorf wird noch ein weiterer Zug geschickt, voraussichtlich in zwei Tagen. Mit der Einleitung der Aussiedlungsmassnahmen ist nun die Überprüfung der Einsetzung der Ansiedler dringend aktuell geworden.
 
Uj Sopron; 21. April 1946, Sonntag
 
Die neuen Ansiedler arbeiten bereits in der Umgebung von Ödenburg. Durch die Aus- und Ansiedlungsmassnahmen werden die Felder nicht vernachlässigt. Keine Fussbreit Land bleibt im Kreis unbebaut. Es verspricht, ein schöner Ertrag zu werden. Die Felder merken den Besitzerwechsel nicht, die Arbeit ruht keine Minute. Gestern wurden die Schwaben abtransportiert, heute bebauen schon die neuen Ansiedler die Felder. In Agendorf wurden die Ansiedlungsmassnahmen abgeschlossen. Am Donnerstag, dem 18. April 1946, setzt sich auch der zweite Zug in Agendorf in Bewegung. Zurückgeblieben sind nur noch jene, die von der Ausiedlung befreit wurden. Ein Teil der Ansiedler, vor allem die aus Egyed gekommenen, haben ihre neue Wohnung bezogen und mit der Arbeit begonnen. Nach Agendorf kamen 142 Ansiedlerfamilien. Aus Egyed 66, aus Acsalag 19, aus Mihályi 18, aus Völcsej 16, aus Pordány 13. Diese Zahl wurde nun mit den aus der Tschechoslowakei ausgesiedelten ungarischen Familien und aus den anderen Landesteilen einzeln gekommenen Familien ergänzt. Die Gemeinde, die vor der Aussiedlung - Görbehalom hinzugerechnet - 2400 Einwohner zählte, schrumpfte nun auf 1100-1200 Personen, zumal in ein Haus, das früher von 3-4 Familien bewohnt war, jetzt jeweils nur eine Familie untergebracht wurde.
 
Die Einwohner waren grösstenteils Gesindel, es gab unter ihnen aber auch in geringer Zahl Kleinbauern. Insbesondere unter denen aus Egyed, die infolge der Kriegsereignisse ihr Hab und Gut verloren haben. Sie bildeten infolge ihrer grösseren Selbständigkeit das Rückgrat der Gemeinde und wurden zu Leitern der Gemeinde. Die einzelnen Siedlerfamilien erhielten die Felder je nach der Zahl ihrer Mitglieder, im Durchschnitt 8-10 Joch mit dem dazugehörenden Viehbestand. Die Gemeinde ist noch ziemlich hektisch, die neuen Siedler kommen. Vor dem ersten Haus steht ein Wagen, der jetzt abgeladen wird. Antal Molnár kam aus Egyed noch im Oktober. Dort war er Tagelöhner und während des Krieges brannte auch sein Haus nieder. Er musste weg. Hier war er mit vielen anderen im Schulgebäude untergebracht. "Seitdem wir hier sind, arbeitn wir ununterbrochen, wiewohl die Schwaben sehr viele Schwierigkeiten bereiteten, bleib kein Land unbebaut." prahlt Antal Molnár. József Bagarus, einst Tagelöhner, kam zu neunt ebenfalls aus Egyed. Auch bisher arbeitete er fleissig, aber jetzt sieht er dennoch dem kommenden Dienstag voller Spannung entgegen, dann wird er nämlich erfahren, wo sein Ackerland liegen wird.
 
Die Ansiedler aus Mihály kommen gerade an. Sie wurden telegraphisch nach Agendorf angefordert. Ihr Leiter János Terka brachte seine Familie nicht mit. Er hat zehn Kinder, obwohl er erst 39 Jahre alt ist. Sein Gesicht strahlt vor Freude, er arbeitete schon mehrerenorts als Mieter, unter anderem auf dem 3000 Joch grossen Gut "Mesterházy". In Hegykö auf dem Szécsenyi-Gut. "Nunmehr werde kein Knecht eines Grafen - meint er lächelnd und geht gleich weiter- wir haben das Vieh der Ausgesiedelten erhalten oder was den von den Volksbundlern, den SS-Leuten abgenommen wurde. Wir haben sie bis jetzt betreut, bei der jetzigen Aussiedlung übernahmen wir nun auch den Viehbestand der Ausgesiedelten. dieser Viehbestand soll gerecht aufgeteilt werden, damit wir auch das Vieh unterbringen können. Das wird das endgültige Zuhause sein. Die Unterbringung geht zügig vonstatten, die Zeit drängt ja. Bis müssen ja auch die Familien nachgeholt werden und man muss an die Arbeit gehen, damit es zu keinerlei Stockungen kommt. Davor brauchen sie aber keine Angst zu haben, das versicherten uns auch die Ansiedler aus Mihály".
 
Die neuen Besitzer der zugeteilten Felder hatten mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, insbesondere jene, die nicht einmal die einfachsten Regeln der Bewirtschaftung des Gutes kannten. Viele von ihnen waren ausserstande, die vom Staat vorgeschriebenen Abgaben zu leisten und die Steuern zu bezahlen. Auch haben die örtlichen Bedingungen ihre Lage erschwert, infolge der äusserst hohen Goldkrone, die bei der Errechnung jeder Abgabe und Steuern als Grundlage diente. Es gab aber auch welche, die erfoglreich arbeiteten.
 
Auch in Wandorf sind die Siedlungsmassnahmen im Gange. Mit dem von Agendorf abfahrenden Zug wurden 500 Leute abtransportiert, die anderen wurden am Freitagabend auf die Reise geschickt. Das Vieh wurde ebenfalls zusammengetrieben und wird bis zur endgültien Aufteilung von den Ansiedlern betreut. Nach Wandorf kamen 24 Ansiedlerfamilien. Zehn aus Erdötelep und elf aus Árpás. Als die Befreiungskommision hier die Arbeit beendete, ging sie nach Kroisbach weiter, weil hier die Konskription abgeschlossen wurde. Die Arbeit drängt, weil fünzig Ansiedlerfamilien aus Szeghalom auch hier eingetroffen sind, sie müssen hier untergebracht werden. Die Schwaben arbeiten nicht mehr. Die Arbeit kann jedoch nicht ruhen, und sie ruhte weder in Kroisbach noch in Wandorf noch anderswo, weil die ungarischen Ansiedler und die neuen Grundbesitzer sich im klaren sind, wofür sie arbeiten.
 
Quelle: Agendorfer Mosaik
Andreas Böhm (1996)