Über die Vertreibung der Volksdeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ost- und Südosteuropa ist schon viel geschrieben worden. Ich bin überzeugt, daß auch noch viel Archivmaterial darüber veröffentlicht werden wird. Ebenso wird neben den bereits bekannten Gründen, bzw. Ursachen der Vertreibung noch vieles an den Tag gefördert werden.
 
Da die Aufgabe der Geschichtsschreibung nichts anderes ist, als die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit den Nachkommen zu vermitteln, können sich hoffentlich die Historiker auch der Länder, die die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer jahrhundertalten Heimat vertrieben haben, dazu durchringen, die Wahrheit über dieses traurige Kapitel unseres Jahrhunderts zu beschreiben und die wahren Gründe der Vertreibung in ihre Geschichtsbücher aufzunehmen, so wie andererseits die Vertriebenen jetzt schon bereit sind, nicht in Haß an die Vertreibungsländer zu denken sondern ihnen die Versöhnungshand entgegenzustrecken.>/div>
 
Wie bereits jetzt, vierzig Jahre nach der Vertreibung, in zahlreichen Veröffentlichungen, Aufsätzen, Studien, Abhandlungen, Büchern zu erfahren ist, begründet jeder der nationalistischen Staaten Ost- und Südosteuropas die Vertreibung ihrer deutschen Bewohner auf ihre Weise, die Tschechen anders als die Polen, die Ungarn anders als die Tschechen. "In den Motiven der Aussiedlungen gibt es wohl Übereinstimmungen: bei allen brachte der Wunschtraum, einen nationalitätenfreien Nationalstaat zu gründen, diese Pläne zur Durchführung" (Dr. Beller in: Archiv der Suevia Pannonica, 1985, S. 54). Es würde auch die Aufgabe und das Ziel dieser Arbeit sprengen, würden wir uns mit allen Begründungen der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Südosteuropa ausführlicher beschäftigen. Wir wollen uns nur mit der Vertreibung der Harkauer und in diesem Zusammenhang - nur so weit, wie zum besseren Verständnis unbedingt nötig - mit der Vertreibung der Ungarndeutschen befassen, da die Harkauer dieser Volksgruppe angehören. Wobei ich mich hauptsächlich auf die zahlreichen Veröffentlichungen des bekannten ungarndeutschen Historikers Dr. Johann Weidlein stütze, von dem selbst der jetzt noch in Ungarn lebende Historiker Dr. Bela Beller in seiner Laudatio zu Dr. Weidleins 80. Geburtstag im Archiv der Suevia Pannonica 1985, S. 51 schreibt: (Es)"... war Hauptgegenstand seines (Dr. Weidleins) wissenschaftlichen Schaffens vom Anfang bis heute das ungarisch - deutsche Verhältnis und das Ungarndeutschtum. Er ist der bedeutendste lebende deutsche Hungarologe..?"
 
Auf die zahlreichen diesbezüglichen Veröffentlichungen Dr. Weidleins berufe ich mich ganz gerne, da er das Thema der Vertreibung der Ungarndeutschen wiederholt bearbeitet und seine Aussagen jedesmal mit von Ungarn veröffentlichten Archivmaterial belegt hat. Von seinen aufschlußreichen, sehr empfehlenswerten Werken seien hier nur einige genannt: "Hintergründe der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn...", Geschichte der Ungarndeutschen in Dokumenten 1930-1950, "Deutsche Schuld in Ungarn?" "Der madjarische Mythos von der deutschen Gefahr", "Pannonica", usw. Wir glauben, unseren Kindern und Nachkommen hier nur so viel bekanntgeben zu müssen, damit sie erfahren, wieso und warum ihre Eltern, Großeltern, die in Ungarn geboren sind, dort gelebt haben, nach Westdeutschland gekommen sind. Dies fällt uns auch insofern leichter, da in der Volksrepublik Ungarn seit neuestem ein Teil der Historiker - gerade auf Anregung und auf die Argumentation Dr. Johann Weidleins - die Vertreibung der Ungarndeutschen, aus 40-jähriger Perspektive ganz anders sieht als kurz nach dem Krieg. Ich möchte den bereits erwähnten Historiker Dr. B. Beller zitieren (Survia Panno: nica, 1985, Seite 56): "... Aber wie ist in Ungarn überhaupt die Aussiedlung als nationalitätenpolitische Lösung aufgetaucht? Die ungarischen Historiker finden die vorausgegangenen Vor- gänge nicht. Dagegen deckt Weidlein, ausgehend von der Wahrheit, daß jede Nationalitätenpolitik Teil der Regierungspolitik ist, die Quelle injenem magyarischen Rassennationalismus auf, der seit der Zeit des Ausgleichs (1867) erst die gewaltsame Assimilation des deutschen Bürgertums, dann des Bauerntums anstrebte, seit den Zwanzigerjahren aber damit, parallel unter dem Einfluß der magyarischen Rassenschützer die Dissimilation der Magyarisierten, ihre Ausstoßung aus der magyarischen Gesellschaft, ja ihre Aussiedlung.
 
Zwischen 1930 und 1940 entstehen ebenso von seiten der Regierungspartei wie von der Opposition (Völkische Schriftsteller) konkrete Aussiedlungspläne... Sie (die ung. Wissenschaft) findet keine Erklärung, erst recht keine Entschuldigung dafür, daß man jemanden nur darum aussiedelt, weil er deutscher Nationalität oder Muttersprache ist. Sie (die ung. Wissenschaft) verurteilt das unbegründete selektive Verhalten eines bedeutenden Teiles unserer öffentlichen Meinung, weil sie das, was am Ende des Krieges und nachher den ungarischen Minderheiten (in der Tschechoslowakei, in Rumänien und Jugoslawien) angetan wurde oder werden sollte, empört, sie aber dasselbe für rechtens erklärt, wenn es sich um die Ungarndeutschen handelt...
 
Bei den in "Großungarn", 1914 im Karpatenraum lebenden Deutschen müssen wir ihrer Ansiedlung nach von drei Gruppen sprechen. Die erste Gruppe: die Deutschen in Westungarn, besiedelten als "Randdeutsche" - genau wie die Elsässer im Westen - dieses Gebiet vor der Landnahme der Magyaren. Die zweite Gruppe könnte man unter der Bezeichnung zusammenfassen: Deutsche, die im Mittelalter in Ungarn angesiedelt wurden. Zu diesen zählen wir
 
a) die Gründer (Handwerker und Kaufleute) der meisten Städte Ungarns,
b) die unter König Geza II. in Oberungarn - heute Slowakei - angesiedelten Deutschen, die hauptsächlich Erz (Gold, Silber, Kupfer, Eisen) aus den Bergen schürften,
c) die "Siebenbürger Sachsen".
 
Erstere sind spätestens Ende des 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts der Magyarisierung zum Opfer gefallen. Die dritte Gruppe, die sogenannten "Donauschwaben", wurden nach der Vertreibung 1945 an den Sowjetbotschafter der Türken, anfangs des 18. Jahrhunderts, auf den meist versumpften, unfruchtbaren Böden angesiedelt. Da diese letzte Siedlungsgruppe hauptsächlich aus Bauern bestand, die das unter 150-jährigen Türkenherrschaft unfruchtbar gewordene, versumpfte Land mit deutschem Fleiß erst zu einem meist sehr fruchtbarem Land kultivierte, entwickelte sich der Neid der oft ärmeren ung. Bevölkerung, die auf den großen Gütern der Grafen, Fürsten u. der kath. Kirche arbeiteten. Außerdem wurde bes. nach Trianon das ohnehin vorhandene Nationalbewußtsein der Massen von der "rassenmagyarischen Schriftstellern", wie D. Szábo u. a. so sehr geschürt, daß die magyarische Öffentlichkeit tatsächlich der Meinung war, die deutschen Bauern hätten ihr den guten Boden geraubt. Dieser aber stünde selbstverständlich den ung. Kleinbauern und landwirtschaftlichen Arbeitern zu. "Der Lyriker Gyula Ilés erzählte 1945, daß er und seine Freunde bereits vor der Machtergreifung Hitlers die Aussiedlung der Ungarndeutschen gefordert hätten. Er war es auch, der - wohl im Auftrag von Gömbös - im September 1933 den Vernichtungskrieg gegen die Ungarndeutschen eingeleitet hatte". (Dr. Weidlein: Pannonica, S. 291) Zu bemerken ist hier noch, daß die Mutter von J. Gömbös eine deutsche Bürgerstochter, namens Steiner, aus Ödenburg war. Der Plan der Vertreibung dieser deutschen Bauern war allerdings schon viel früher gefaßt worden. Ein deutscher Beobachter, H. Wastian, hatte die Vertreibungsgelüste des madjarischen Nationalismus in seinem Werke, Ungarns Tausendjährung, 1896 schon erkannt und beschrieben: Seit Wiederherstellung des Landes im Jahre 1867 ist der alte Wahn, der Madjare sei Herr im Lande, die 10 Millionen Nichtmadjaren seien nur Fremde, seine Gäste, die er, wenn es ihm beliebt, jederzeit hinausschmeißen könne, zur festen Idee geworden" (nach Dr. Weidlein: Hintergründe der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn, S.15). "In seinen (Bela Perczel, Landtagsabgeordnetervon Bonnhard) Wahlversammlungen wurde auch schon 1937, als es noch gar keinen Volksbund gab, den Ungarndeutschen die Vertreibung angedroht" (Dr. Weidlein: Ungarns Revisionspolitik, S. 84). "Die Levente-Organisation, die vom Honvéd-Ministerium geleitet wurde, gab der ung. Jungmannschaft der Levente im Jahre 1939 ein Buch mit dem Titel "Ohne Gnade" in die Hand, worin die Vertreibung der Nichtmadjaren bereits zum Glaubensbekenntnis der Jugend gemacht wurde. Darin heißt es: "Ich kenne nur ein einziges Ziel: ein großes madjarisches Reich mit 50 Millionen Madjaren. Die Generationen, die nach mir kommen, brauchen Platz. Es muß Raum geschaffen werden für die Millionen Madjaren, die nach mir dieses Land bevölkern werden. Alle anderen Nationen müssen von hier verschwinden und auswandern, oder ich werde sie alle miteinander ausrotten" (ebda. S.16).
 
Im Jahre 1943 war eine berüchtigte Konferenz in Szárszó. An dieser Konferenz nahmen u. a. auch der spätere Ministerpräsident Ferenc Nagy, dann Imre Kovács, F. Erdei teil. Hier forderten sie... völlige Vertreibung der deutschen Bevölkerung Ungarns. Als L. Marschalko, Redaktionsmitgiied des Regierungsblattes "Függettenség" das Protokoll dieser Konferenz in den ersten Wochen 1944 in die Hand bekam und dem Leiter der Presseabteilung der Regierungspartei vorlegte, erwiderte dieser: "Diese Linksparteiler sprachen in der Deutschenfrage eigentlich den Standpunkt des Herrn Reichsverwesers (Horthy) aus. Nehmt zur Kenntnis, daß wir die Deutschen auch dann aussiedeln werden, wenn sie den Krieg verlieren, und auch dann, wenn sie ihn gewinnen sollten. In letzterem Falle müssen wir im Interesse eines freundschaftlichen Bevölkerungsaustausches größere Opfer bringen, aber die Aussiedlung wird unbedingt stattfinden.. ."(Dr. Weidlein: Hintergründe der Vertreibung der Deutschen. S.17) auch der parteiamtliche Historiker der ung. Nationalsozialisten, der "Pfeilkreuzler", war von den Rassestandsgedanken besessen und wollte die nichtmadjarische Bevölkerung loswerden: er wollte sie 1943 in die russische Steppe umsiedeln, zumal die ung. Truppen zu jener Zeit noch weite Strecken Südrußlands besetzt hielten (ebda. S.18). Nach dem deutschen Zusammenbruch, im Mai 1945, forderte der ung. Ministerrat, daß diejenigen Deutschen, die "untreu" waren, d. h. an ihrem deutschen Volkstum festgehalten haben, also nicht der "Hüha"- Bewegung angehört hatten, ihre Staatsbürgerschaft verlieren, ihres Vermögens verlustig und aus Ungarn ausgesiedelt werden sollen. Eine diesbezügliche offizielle Note wurde am 26. Mai 1945 an den Sowjetbotschafter übergeben. Bei den Potsdamer Verhandlungen kam die Sowjetregierung dem Wunsch der ung. Regierung nach und ließ in den § 13 auch die Aussiedlung der Ungarndeutschen aufnehmen. Dieser Paragraph lautet: "Die drei Regierungen (England, UdSSR und USA) sind nach gründlicher Untersuchung der Frage zu der Einsicht gelangt, daß die Überführung der deutschen Bevölkerung Polens, der Tschechoslowakei und Ungarns, oder Teile dieser Bevölkerung nach Deutschland zu unternehmen sei. Sie sind sich darüber einig, daß alle Überführung in ordentlicher und menschlicher Weise vor sich gehen soll" (Dr. Weidlein: Hintergründe der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn, S.20). Nachdem die ungarische Regierung nun von den Allierten im Potsdamer Abkommen das Recht erhalten hatte, ihre deutsche Bevölkerung auszusiedeln, gab sie am 22. Dezember 1945 im ungarischen Amtsblatt folgende Aussiedlungsverordnung bekannt: "Nach Deutschland umzusiedeln ist derjenige ung. Staatsbürger verpflichtet, der sich bei der letzten Volkszählung (1941) zur deutschen Volkszugehörigkeit oder Muttersprache bekannt hat, oder der seinen madjarisierten Namen wieder in einen deutsch klingenden ändern ließ; ferner derjenige, der Mitglied des Volksbundes oder einer bewaffneten deutschen Formation (SS) war" (Dr. Weidlein: Ungarns Revisionspolitik u. der Untergang des Deutschen Reiches (S. 79).
 
Mit dieser Aussiedlungsverordnung war nun auch das Schicksal der Harkauer, die sich ja alle zur deutschen Muttersprache bekannt hatten, besiegelt. Die Aussiedlung der Deutschen begann in Ungarn im Februar 1946 zuerst mit den Deutschen der Budapester Umgebung, da den Ungarn diese "Schwaben" immer schon ein Dorn im Auge waren, wenn sie in ihrer Volkstracht und mit ihrer deutschen Mundart im Herzen Ungarns, in den Straßen der Hauptstadt erschienen. Anschließend wurden die Deutschen Westungarns ausgesiedelt, denn an den Grenzen mußte das "magyarische Element" gestärkt werden, wie das die "rassisch bewußten Dichter" in ihren Werken zwischen den beiden Weltkriegen unzählige Mal propagierten. Zuletzt kamen die Deutschen in der "Schwäbischen Türkei" (Tolnau und Braunau) dran. Da die Amerikaner in ihrer Besatzungszone keine Deutschen aus Ungarn mehr aufnehmen konnten, wurden die letzten Transporte aus der Tolnau in der damaligen Russischen Zone angesiedelt. Nachdem sich die Behörden auch dort wegen Überfüllung weigerten, Volksdeutsche aus Ungarn aufzunehmen, wurden sogar einige Transporte wieder zurückgeschickt, bzw. von Ungarn gar nicht mehr ausgesiedelt. So kam es, daß in dieser Gegend auch heute noch Ungarndeutsche wohnen.
 
Anfangs, besonders um 1940 versprach man den Volksdeutschen, die sich zum Magyarenturn bekannten, kurz "Hüha"-Leute genannt, sie würden nicht ausgesiedelt werden. "Zweifellos verleugneten diese Leute bei der Volkszählung 1941 ihr deutsches Volkstum, sprachen sich gegen den muttersprachlichen oder doppelsprachigen Schulunterricht für deutsche Kinder aus, hielten also dem magyarischen Nationalgedanken die Treue. aber letzten Endes wurden sie ebenso vertrieben wie die anderen Ungarndeutschen. Sie waren ja doch auch nur Schwaben, wenn es galt, sie zu entrechten" (Dr. Weidlein: Ungarns Revisionspolitik... (S. 85). Vorbereitung zur Aussiedlung "Und als die (kath.) Bischöfe 1947 - als die Aussiedlung so gut wie beendet war - gegen die Aussiedlung das Wort ergriffen und erklärten: Bei den Reicheren zählt es nicht ob er sich auch zu ung. Muttersprache bekannt hat, oder ob er in der gefährlichsten Zeit Mitglied der Treuebewegung zu sein wagte und seine Treue mit besonderer Urkunde nachweisen kann" - er wurde ausgewiesen. Da erhielten sie "von höchster Stelle die Antwort die dem madjarischen Nationalgeist entspricht, "Ungarn gehört den Madjaren...
 
Die Aussiedlung ungarländischer Schwaben muß in dem Maße fortgesetzt werden als es die Aussiedlung innerungarischer ohne Bodenbesitz gebliebener Bauern... notwendig machen." (ebda. S: 85/86). Als wir mit einem meiner zahlreichen ung. Freunde, der eine höhere Stellung im heutigen Ungarn einnimmt, auf das Thema der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn zu sprechen kamen, meinte er: "Die Ungarn vertrieben die Schwaben, die nun in der DDR (wo seine Verwandten angesiedelt wurden) den Sozialismus aufbauen, als ob sie den mit ihrem sprichwörtlichen Fleiß nicht auch in Ungarn hätten bauen können!" Wie sehr heute auch in Ungarn anders gedacht wird, erfahren wir aus dem Buch über das Leben des jetzigen Parteisekretärs in Ungarn János Kádár. Da wird die Zeit kurz nach dem Tode Stalins (1953) u.a. wie folgt geschildert (S. 211, ungarisch): "... die Internierungslager wurden aufgelöst, die Vertreibung wurde annuliert ("érvénytelenitették a kitelepitést)..?' Und der bekannte ungarische Volksschriftsteller Mikonya sieht und drückt m. E. den wahren Sachverhalt der Vertreibung am kürzesten und klarsten aus, wenn er (laut "Unsere Post) am 19. April 1986 in seinem Artikel "Identitätsstörungen" über die Volksdeutschen und ihre Vertreibung schreibt: Das meiste hatte dazu (zur Vertreibung) die Horthysche nationalchauvinistische Politik de; 30er Jahre beigetragen..., die Schuld des Horthy-Regimes hatte die ungarische Regierung nach dem Krieg mit der Kollektivbestrafung der Ungarndeutschen noch gekrönt..." Und "Ein ungarischer Historiker schreibt in der 'Neuen Zeitung' man soll endlich mit der "Potsdamer Legende" aufhören, beweisen zu wollen, daß die drei Alliierten Mächte Ungarn gezwungen haben das Ausweisungsgesetz zu erlassen. Auch ich bin der Meinung, daß das heutige Ungarn es nicht notwendig hat, die Taten der Nationalisten und Chauvinisten vor und nach dem Kriege zu beschönigen. Eine echte Versöhnung zwischen Menschen und Völkern kann nur erfolgen, wenn man Fehler nicht nur zugibt, sondern sie verurteilt. Jenen in unseren Reihen, die glauben sich die Gunst ungarischer Stellen dadurch einzuhandeln, daß sie den Standpunkt gewisser ungarischer Historiker in Sachen Vertreibung übernehmen und bekräftigen, werden bald die Feststellung machen, daß sie nur einen kurzfristigen Erfolg haben; denn in Ungarn selbst setzt sich immer mehr die Wahrheit durch, daß die Vertreibung gesetzlich gewollt und ungerecht war. (H. Reitinger in Suevia Pannonica Jahrgang 14, 1986).
 
Da ich selbst bei der Aussiedlung nicht in Harkau war ließ ich mir von meinen Landsleuten die damals in Harkau weilten, über die Vorgänge im April - Mai 1946 viel erzählen. Vier Landsleute unterstützten mich bei der Rekonstruierung der Geschehnisse in Harkau besonders, es sind dies unser damaliger Lehrer, Rudolf Schwahofer, Frau Katharina Eckel geb. Kappel, Hans Kogler, die bei der Aussiedlung anwesend waren, und unser Landsmann: Oskar Trackl, der bei den älteren vertriebenen Harkauern besonders gründlich recherchiert hatte. Herzlichen Dank auch von. dieser Stelle allen Helfern, daß sie bei der Erforschung des so wichtigen Geschichtsabschnittes unserer Harkauer mit geholfen haben.
 
Etwa Mitte April 1946, also drei Wochen vor der eigentlichen Aussiedlung der Harkauer, wurde den Harkauern bekanntgegeben, wer seine Heimat verlassen müsse. Im Hof des damaligen Richters Johann Buchhaas, wurde die Namensliste der Auszusiedelnden auf einer großen Tafel bekanntgegeben. Die einzelnen Familien und ihre Glieder wurden mit und Geburtsdatum .nach den laufenden Hausnummern aufgeführt. Die Harkauer drängten sich aber nicht um diese Namensliste, um zu lesen, wer vertrieben wurde, denn erstens wußten alle, daß außer den 2-3 Familien, deren Namen bekannt waren, alle ausgesiedelt werden, zweitens wollten es viele einfach nicht wahr haben, daß sie von Haus und Hof vertrieben würden. Diese Letzteren haben auch bis in die letzten Tagen ihre Weinberge bearbeitet und keinerlei Vorbereitung zur Aussiedlung getroffen. Wieder andere sollen nichts mehr gearbeitet, sondern dem Alkohol zugesprochen haben. Soweit mir bekannt, war nur die Familie Danielisz nicht auf der Aussiedlungsliste - wahrscheinlich hatte sie sich bei der Volkszählung 1941 zur ungarischen Nationalität oder ungarischen Muttersprache bekannt. Aber Pfarrer Danielisz ging dann freiwillig samt seiner Familie mit seiner Kirchgemeinde in den "ungewissen aber doch sichereren Westen?' Wie mir erzählt wurde, erschien nur ein Harkauer beim Richter vor der Aussiedlungskommission, um sich und seine Familie von der Vertreibung entheben zu lassen. Er gab an, ung. Soldat, in Harkau Ordonanz zwischen Richter und Notar, sowie Mitglied der Kommunistischen Partei Ungarns zu sein." Nachdem er aber erst seit 1945 Parteimitglied g war, wurde sein Antrag abgelehnt (und ausgesiedelt wie die anderen Harkauer auch). Er war es auch, der der "Politischen Polizei" im Winter 1945/46 zeigte, wo heimgekehrte Kriegsgefangene sich aufhielten, damit sie diese verhaften konnten. Aber auch das hatte ihn vor der Vertreibung nicht retten können. Als die Namensliste der Auszusiedelnden bekanntgegeben wurde, ließ Richter Johann Buchhaas auch verkündigen, daß alle, die nach Oberösterreich geflüchtet sind, nach Harkau kommen könnten, damit sie mit ihren Verwandten gemeinsam ausgesiedelt werden könnten. Ebenso wurde den in den Nachbardörfern, im Burgenland sich aufhaltenden Harkauern, die bei der Waffen-SS gedient hatten, genehmigt, straffrei nach Harkau zu kommen, damit sie mit ihren Angehörigen gemeinsam ausgesiedelt werden können.
 
Von der Behörde wurde auch festgelegt, daß 20-30 Personen in einem Viehwaggon beim Abtransport untergebracht werden. Die Familien selbst konnten sich darüber einigen, mit wem sie in einem Waggon den schweren Schicksalsweg aus der geliebten Heimat antreten. Wie bei der späteren Unterbringung in Hessen ersichtlich, haben sich die Harkauer nach verwandtschaftlichen Bindungen, nach Sippen einwaggonieren lassen, um nachher, "in der neuen Heimat" auch mit den Verwandten möglichst in demselben Dorf angesiedelt zu werden. Am Sonntag, den 12. Mai 1946 sollten die Harkauer zum Abtransport einwaggoniert werden. Am Samstagvormittag, den 11. Mai, waren noch einige Harkauer im Sonnenberg und in den Kogelhutweiden, die ersten Maikirschen zu holen. Es war ein sehr sonniges warmes Wetter, und der erste Klee war schon (von den Harkauern) gemäht worden. Wenigstens der Himmel hatte mit dem armen, verängstigten Völkchen ein Einsehen. Am Samstagnachmittag wurde zum Gottesdienst geläutet. Die Kirche war überfüllt. Fast alle Harkauer waren zu diesem letzten Gottesdienst der Gesamtgemeinde erschienen. Auch der MGV-Concordia wirkte zum letzten Mal in der altehrwürdigen Kirche am Gottesdienst mit. Pfarrer Danielisz hielt die Predigt. Als Abschluß des Gottesdienstes sang die Gemeinde den erhebenden Choral: Befiehl du deine Wege..." Anschließend zog die ganze Gemeinde zum Kriegerdenkmal, bei dem der Gefallenen und Vermißten des Ersten und Zweiten Weltkrieges en gedacht wurde. Vom Kriegerdenkmal zog die Gemeinde geschlossen in den Friedhof, um von den Gräbern ihrer Lieben Abschied zu nehmen.- "In der Nacht zum Sonntag wurde das Dorf mit ung. Soldaten umstellt. Auch der Güterzug kam nachts am Bahnhof "Harka-Kopháza" an. Am Morgengrauen wurde schon hinter den Gärten geschossen. Wahrscheinlich als Signal zum Beginn der Aussiedlung, sicher auch zur Einschüchterung der Harkauer und als Zeichen, daß niemand mehr ausbrechen, davonlaufen kann. Als es heller geworden war, fuhren schon die "Telepesek" mit Pferdewagen im Trab an das obere Dorfende und luden das bereits bereitgestellte Gepäck der Auszusiedelnden auf die Wagen". "Auch die Kirchenglocken läuteten noch einmal einige Minuten und mahnten zum Aufbruch und zum Abschied" Noch einmal wurde in den Stall gegangen um Abschied von den Tieren zu nehmen. Die älteren Menschen weinten. Einige Telepesek (= Neu Angesiedelte) standen schon im Hof und warteten auf den Hausschlüssel, denn sie sollten nun die neuen Hausherren sein," schreibt mir ein Landsmann, der das alles miterlebte.
 
Da alle Wagen auf dem Weg zur Bahnstation zwischen Payerl Tobias Garten und der "Heide" vorbei mußten, wurde dort von den ung. Soldaten und der Telepes-Abordnung das Gepäck der Harkauer kontrolliert. Jede Person durfte 50 kg mitnehmen. Jedoch es wurde nicht gewogen. Die Leute verfrachteten in Koffern, Kisten, Säcken hauptsächlich Kleider, Wäsche, Bettwäsche, Werkzeuge, Geschirr, Lebensmittel, Wein u. a. m. Jede Familie nahm das mit, was sie für besonders nötig, für wichtig hielt. Bei der Kontrolle wurde das Gepäck durchwühlt. Fanden sie etwas, was ihnen gefallen hat, so nahmen sie das den Leuten ab. So erzählte mir ein Landsmann, sein Großvater hatte ein Fäßchen Wein mit 30 Liter dabei, das wurde ihm abgenommen. Einem anderen Harkauer wurde die eingepackte Nähmaschine konfisziert. Nachdem er sich dagegen wehrte, wurde er noch verprügelt Aber an und für sich behandelten sie die Auszusiedelnden doch viel humaner als das die Tschechen mit den Sudetendeutschen taten. Am Bahnhof war ein Güterzug gestanden. Englische Soldaten hatten ungarische Kriegsgefangene von Deutschland nach Ungarn gebracht und sollten nun gleichzeitig die "humane" Vertreibung kontrollieren. Die englischen Soldaten sagten den Harkauern, daß sie nun in einem großen Wald angesiedelt würden. Ein Harkauer, der vor 1914 einige Jahre in den USA war, übersetzte, daß sie in einem "Urwald" angesiedelt werden sollten. Worauf H. K. und sein Vater auf Umwegen nochmals ins Dorf zurück schlichen, um eine Säge und einige Äxte und Beile zu holen, mit denen sie noch gut, bevor die letzten Harkauer angefahren worden waren, beim Transport ankamen. Auch einige ung. Soldaten wurden als Begleitpersonen mitgeschickt Sie mußten darauf achten, daß niemand mehr die Waggons verläßt, waren aber sehr höflich und freundlich. Sie begleiteten den Transport bis Wien, übergaben ihn dort und kehrten wieder um nach Ungarn. Zwei der Soldaten gaben sogar ihre Ausrüstung ab und fuhren freiwillig in den Westen, von denen einer später eine Harkauerin heiratete. Der Güterzug, mit 23 Waggons, stand am Sonntag und die Nacht auf Montag mit den Harkauern am Bahnhof. Am Morgen, den 13. Mai, setzte sich der Zug in Bewegung und nun waren die Harkauer, deren Vorfahren rund ein Jahrtausend dieses Dorf besiedelt hatten, aus der alten, angestammten Heimat vertrieben und heimatlos geworden!
 
Während der Nacht vom 12. auf 13. Mai 1946 brachte die Lokomotive noch 3 Waggon mit Wolfsern zum Harkauer Transport (sie wurden im Wohratal angesiedelt). In Ödenburg wurden am Morgen des 13. Mai noch 4 Waggon mit Ödenburgern an dem Transport angekoppelt, die dann in Ebsdorfer - Grund (Hessen) angesiedelt wurden. So daß unser Transport insgesamt aus 30 Waggon bestand (nicht 63 Waggon!) In Wiener-Neustadt hielt zwischen 9 und 10 Uhr der Transport, und die Vertriebenen erhielten vom Roten Kreuz heißen Tee zu trinken. An der Demarkationslinie in Österreich (an der Enns) mußten sie einen Tag warten, bis sie endlich am dritten Tag bei Passau nach Deutschland kamen. Hier bekamen sie zum ersten Mal ein warmes Mittagessen. Ebenfalls in Passau wurden die Menschen entlaust - leider nicht die Waggons! Der Transport fuhr dann über Nürnberg, Würzburg, Fulda, Richtung Kassel. Bei Hersfeld wurde der Transport umgeleitet auf die Bahnlinie Kassel-Marburg. Am 18. u. 19. Mai wurden die Harkauer auf die Gemeinden des Kreises Marburg, Lahn verteilt. Da die Harkauer zu Hause fast alle Landwirte waren, sollten sie vorwiegend in Bauerndörfern angesiedelt werden. Waggonweise wurden sie vom Transport abgehängt. In kleinere Gemeinden wurden die Insassen von einem oder halben Waggon, in den größeren Bauerndörfern auch die Insassen von zwei Waggon untergebracht.
 
Wie wir aus dem vorigen Kapitel bereits erfahren haben, waren viele Harkauer vor der herannahenden Front nach dem Westen geflüchtet (siehe Flucht!). Nach Angaben von Eta Prückler, die die Flucht mit organisierte, waren das 96 Wagen mit 475 Personen, einschließlich Kinder, die fast alle in Frankenburg, Oberösterreich untergebracht wurden. Im Herbst 1945 kehrten - trotz Warnung - doch viele Harkauer, getrieben vom Heimweh, wieder in die alte Heimat zurück. Da aber ihre Häuser von neu angesiedelten Magyaren ("Telepesek") belegt waren, sie im Sommer und Herbst nichts geerntet hatten und auch die Weinlese in ihren eigenen Weingärten. nicht durchführen durften, mußten sie einen entbehrungsreichen (letzten) Winter in Harkau erleben. Da boten manche der daheim gebliebenen, nicht geflüchteten Harkauer Verwandten nicht nur ein Notquartier sondern auch manche Hilfe für die Notleidenden.
 
Jedoch ein kleinerer Teil der Geflüchteten war in Frankenburg geblieben. Zwar hatten diese mit der Bevölkerung Frankenburgs schon ein sehr gutes Verhältnis, aber in Österreich hatten sie keine Zukunft, denn in Österreich gab es keine Altersversorgung für die Flüchtlinge. Wie die Arbeitsmöglichkeiten nach dem Wiederaufbau von Atnang, wo 1945 u. 46 viele eine Arbeit fanden, sich entwickeln würde, war nicht vorauszusehen, außerdem waren sie von der österreichischen Regierung nur "geduldet". Was würde mit den Flüchtlingen geschehen, wenn Österreich nicht mehr unter dem Druck der Besatzungsmacht sondern selbständig über das Schicksal der Flüchtlinge entscheiden könne? Waren in der Zeit nach dem Kriegsende nicht wiederholt Aktionen gestartet, die Flüchtlinge in ihre Heimat zurück zu befördern? Nach solchen Überlegungen und Erwägungen mußten die Harkauer zu dem Entschluß kommen, Österreich, Frankenburg zu verlassen, und nach Deutschland zu übersiedeln. Diese Entscheidung fiel ihnen insofern leichter, da sie zwischenzeitlich erfuhren, daß die Landsleute im Mai 1946 aus Harkau vertrieben wurden. Darum meldeten sie sich geschlossen für den nächsten Transport nach Westdeutschland an. Sie hofften, in der Nähe ihrer Landsleute in Hessen angesiedelt zu werden. Ende Juni 1946 wurde in Völklabruck ein neuer Transport zusammengestellt, mit dem alle Harkauer aus Frankenburg nach Deutschland gebracht wurden. In Viehwaggons wurde ihre Resthabe von der Flucht - ohne der Tiere, die sie an die Frankenburger Bauern inzwischen verkauft hatten, da sie nicht mitgenommen werden durften - verstaut und über Freilassung jedoch nicht nach Hessen sondern nach Baden-Württemberg (damals Nordwürttemberg- Nordbaden, amerikanische Zone) gebracht. In einem Barackenlager bei Neckarzimmern war der Transport - etwa 1500 Personen, natürlich nicht nur Harkauer! - vom 1. - 7. Juli 1946 untergebracht. Es gab nur Hungerrationen! Die eine Hälfte des Transporters wurde im Kreis Buchen, die andere Hälfte im Kreis Sinsheim untergebracht. (Siehe dazu bei Harkauer Persönlichkeiten: Eta Prückler!) Auf Eta Prücklers Intervention kamen die Harkauer alle in den Kreis Sinsheim.
 
Als wir in Neckarzimmern wieder in Viehwaggons einwaggoniert entlang des Neckars durch die engen Täler des Odenwaldes fuhren, meinten einige ältere Harkauer: "Wovon sollen wir hier leben? Der Wald reicht fast bis zum Neckar. Links und rechts des Flusses ist gerade noch so viel Platz für eine Eisenbahnlinie und eine Straße. Kaum irgendwo ist Platz für einen schmalen Acker! Die Bewohner können ja nicht einmal so viel ernten, was sie für sich brauchen. Da müssen wir verhungern..." Wir Jugendlichen sahen die Welt nicht so düster. Wir bewunderten die herrlichen Wälder, das romantische Neckartal und die zahlreichen Burgruinen. Vielleicht ist die Jugend immer "unbekümmerter"! - Als wir dann bei Neckargemünd mit dem Zug im Schrittempo auf einer Holzbrücke den Neckar überquert hatten und nach Süden abbogen, erreichten wir bei Bammental-Mauer den Kraichgau mit seinen fruchtbaren Feldern. Schon in Bammental meinte ein Harkauer - der alte Raz: Leute, hier muß ein gutes Klima sein, denn die Häuser haben bloß einfache Fenster und keine Doppelfenster, wie wir sie in Harkau hatten". (Welche Beobachtungsgabe und welch logischer Schluß!) Als wir vom Zug aus zwischen Bammental und Mauer die ersten Tabakfelder sahen (es war der 7. Juli), meinte mein Vater: "Leute, wo Tabak wächst, gibt es warmes, mildes Klima und guten Boden. Da wächst auch Weizen." Die Raucher freuten sich schon, daß hier neben den Raucherkarten auch vom "Eigenbau" etwas abfallen müßte. In Sinsheim wurden wir in einem Altersheim, jetzt Kreispflegeanstalt, untergebracht. Hier besuchte uns eine ältere Frau, ehemalige Missionarin, richtete besonders unsere älteren Leute auf, gab uns neue Hoffnung und trostreiche Worte. In Sinsheim blieben wir nur 1-2 Tage im Lager, denn neue Transporte wurden angekündigt, Ausgewiesene aus der Tschechei. Wir Harkauer wurden auf verschiedene Gemeinden aufgeteilt. Leider konnten auch hier nicht alle Harkauer des Transportes in einer Gemeinde untergebracht werden, denn keine Gemeinde war bereit, auf einmal gleich so viele Vertriebene aufzunehmen. Auch wir versuchten, wie unsere Landsleute in Hessen, nach Familien, Verwandtschaften, Sippen in den einzelnen Gemeinden des Kreises untergebracht zu werden. Von Sinsheim wurden wir dann samt unserem Gepäck mit einem Holzvergaser- LKW in die einzelnen Gemeinden gebracht, wo wir zuerst im Eschelbronner Schulhaus, in einem Klassenzimmer untergebracht wurden. Es war Samstagnachmittag. Am Montagvormittag versuchte das Bürgermeisteramt, die einzelnen Familien so weit unterzubringen, daß die Leute wenigstens ein Dach über den Kopf hatten. Meistens wurde auch noch für Bettgestelle, einen Tisch und Stühle gesorgt. Es war auch im Kreis Sinsheim, der zwar ein "bäuerlicher" Kreis war, nicht so einfach, die vielen Vertriebenen unterzubringen, denn aus den nahen Großstädten Mannheim, Karlsruhe waren bereits während des Krieges zahlreiche Ausgebombte untergebracht worden. Außerdem waren schon viele Vertriebene aus der Tschechei und aus der Umgebung von Budapest hier angesiedelt worden, so daß schon jeder Dritte der Gesamtbevölkerung Ausgebombter oder Vertriebener war.
 
Im damaligen (inzwischen aufgelösten) Kreis Sinsheim wurden die Harkauer auf folgende Ortschaften verteilt: Bargen, Daisbach, Eschelbronn, Ittlingen, Mühlbach, Sulzfeld und Bad Wimpfen-Hohenstadt.
 
Quelle: Harkau - mein Heimatdorf
Die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)