Ein etwas anderes "Lied von der Glocke"
Glockenspende für Harkau
"Glocke des Gedenkens an die alte Harkauer Bevölkerung",
"Aber die Liebe ist die Größte unter ihnen"
und
"Charlotte Kammer"
steht auf der Vorderseite einer von Charlotte Kammer gespendeten Glocke für die evangelische Kirche von Harkau - auf der Rückseite ist folgende Inschrift angebracht:
"z.T. geflüchtet am 29.3.1945, vertrieben am 12.5.1946.
Ende der Dorf- und Volksgemeinschaft
Anno domini MMVI,
gegossen im Kloster Maria Laach von Bruder Michael".
Im Rahmen einer kleinen Andacht konnte die im Kircheneingang aufgestellte Glocke nicht nur in Augenschein genommen werden, sie wurde auch "angeschlagen" - sie war zu hören! Im Anschluss daran wurde das von der Harkauer Kirchengemeinde liebevoll hergerichtete Buffet dankbar angenommen.
Am nächsten Vormittag wurde zunächst die Altstadt von Ödenburg erkundet, diese und jene Spezialität gekauft und schliesslich bei hervorragendem Wetter das Mittagessen genossen.
Der Abend stand dann ganz unter dem Zeichen des Heimatabends in Deutschkreutz. Diese Veranstaltung war aufgrund der herzlichen Verbindung zwischen dem burgenländischen Deutschkreutz, für das Schuldirektor a. D. Andreas Berger genannt werden soll, und dem hessischen Wetter zustande gekommen. Der Bürgermeister von Deutschkreutz, Manfred Kölly, begrüßte die Gäste, die anschließend von der "kleinen Partie" der Blasmusikkapelle Deutschkreutz und den Girmer Domspatzen bestens unterhalten wurden. Ein Höhepunkt war der Vortrag von Prof. Dr. Adalbert Putz und seiner Tochter Mag. Bettina Herowitsch-Putz. Gekonnt trugen sie Mundartgedichte vor und brachten mit alten und lustigen Geschichten aus Harkau die Anwesenden immer wieder zum Lachen.
Prof. Putz und Tochter | Girmer Domspatzen |
Heimatabend Deutschkreutz | Bürgermeister Kölly |
Am Sonntag, dem 1. Oktober 2006, sollte nun die neue Kirchenglocke geweiht und in den Glockenturm gezogen werden. Man wartete gespannt auf den mit einem sehr guten Ergebnis getesteten neuen Klang, der sich ab sofort über das Dorf legen sollte. Daraus wurde leider nichts. Der Spediteur hatte offensichtlich die Glocke nicht mit der gebotenen Sorgfalt behandelt - diese hat sich nämlich während des Transportes selbständig gemacht, einige Male überschlagen und blieb schließlich mit zwei abgebrochenen Henkeln und deutlich ramponiert liegen. So verzichtete man darauf, die Glocke in den Turm zu ziehen und aus der Glockenweihe wurde lediglich ein festlicher Gottesdienst mit einem gemeinsamen Abendmahl.
Die Besucher hörten Ansprachen in ungarischer und deutscher Sprache von der örtlichen Pfarrerin Orsolya Ments, dem Ödenburger Pfarrer Attila Hegedús, dem Dekan Sándor Gabnai, dem Bischof von Ungarn, János Ittzés aus Györ sowie von Charlotte Kammer. In Ihrer Rede ging Frau Kammer auf ihre Intension zur Glockenspende ein - aber wir möchten sie selbst zu Wort kommen lassen und ihr Redemanuskript komplett abdrucken.
Charlotte Kammer | Bischof Ittzés |
versammelte Geistlichkeit | Andreas Berger, Wilfried Strorigl und Kurt Latzko |
Nach dem Festgottesdienst hielt Frau Kammer am Kriegerdenkmal noch eine kurze Ansprache und die Anwesenden gedachten der Gefallenen der beiden Weltkriege. Stellvertretend für die Besucher aus Deutschland legten Mathilde Payer aus Weißenborn und Karl Biehler aus Wittelsberg, der zusammen mit Wilfried Strorigl über den Ablauf der Reise berichtet hat, einen Kranz nieder. Etwas irritiert war man bei diesem Programmpunkt über das Fernbleiben der ungarischen Geistlichkeit.
Maria, Irene und Ingrid | Karl Biehler |
Kranzniederlegung | Mathilde Payer und Familie |
Ergänzend ist anzumerken, dass die Glocke, die nun erstmal ein "Versicherungsfall" ist, sich wieder in Deutschland befindet. Wie es nun mit ihr weiter gehen wird, steht noch nicht fest. Wir werden die Angelegenheit aufmerksam beobachten und hoffen, dass die unglaubliche Mühe, die sich Charlotte Kammer mit der Glockenspende sowohl in materieller als auch in organisatorischer Hinsicht gemacht hat, zu einem für sie und alle Harkauer guten und glücklichen Ende führt.
Quelle: Text: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Ebsdorfergrund
Bilder: I. Krebs, Oberrosphe