Dago, Skato, Liutpold - Krippl, Kirpeln und Tschurken
 
Was sie bedeuten und was sie über die Geschichte unserer Dörfer erzählen
 
(D)agendorf liegt im Süden, auf der "Tagseite", Skaten (Schatten)dorf auf der Nordseite, der "Nachtseite", der "Schattenseite" der Mulde des Tauscherbaches zwischen Ödenburger Bergen und Marzer Kogel. Ein faszinierendes Ortsnamenspaar, das durch die Grenze auseinandergerissen wurde.
 
Sind die Dörfer gleichzeitig entstanden und nach ihrer Lage benannt worden? Oder waren es Dag(o) und Skato, zwei Personen, vielleicht Brüder, der "Blonde, Helle" und der "Dunkle", die die Orte gründeten? Das Dorf des Dago, das Dorf des Skato? Wir wissen es nicht. Wir wissen aber, dass diese Namensgebung kein Zufall sein kann, und wir wissen, dass die Namen uralt sind. Agendorf wird 1194, Schattendorf oder besser gesagt, Suesla, 1153 erstmals urkundlich erwähnt Aber Suesla muss nicht unbedingt Schattendorf sein. Sadundorf heißt der Ort 1243. Dago und Skato sind jedenfalls germanisch - althochdeutsche Bezeichnungen, die vielleicht bis in die Karolinger- oder Völkerwan-derungszeit zurückreichen. Aber das ist Spekulation. Und Liutpold, der Namensgeber von Loipersbach? Mit einem "Kaiser Leopold", der der Sage nach hier gerastet und am Gemeindebrunnen sein Gabelfrühstück verzehrt haben soll, hat er jedenfalls nichts zu tun. Der Kaiser Leopold lebt erst 500 Jahre später. Aber ein alter Baier war der Liutpold ganz gewiss, vielleicht der Orts-gründer, vielleicht der erste Besitzer. Im Jahre 1225 wird Loipersbach jedenfalls als Lupoltsbach erstmals urkundlich erwähnt. Loipersbach "im Wald" (in silva) heißt es damals.
 
Anders als Schattendorf und Agendorf, die im alten, wahrscheinlich seit der Jungsteinzeit erschlossenen Kulturland liegen, war das Tal des Aubaches noch lange bewaldet. Ledigllich ganz im Norden, am Kogl und in den Rieden Tibishof, Schwendtenweinboden, Str-assen hatte auch Loipersbach Anteil an diesem alten Kulturland. Tibishof ist bis heute einer der wenigen Flurnamen, deren Bedeutung und Herkunft nicht geklärt sind. In Schwendtenwein steckt der Familienname und Strassen liegt an der alten Hauptverbindung (Römerstraße) von Schattendorf in Richtung Mattersburg, die durch die Senke im Süden des Kogelberges verlief.
 
geschichte01 01 Dass Loipersbach vom Wald umgeben war, beweisen auch die Flurnamen, die eindeutig Rodungsnamen sind und die sich bogenförmig rund um den Ort ziehen: von den Neuwiesen am Rande des Schattendorfer Waldes über die Kreiten (von Gereuth, gerodetes Land) über Brand bis zum Stadtwald (Ebenholz), zu den Unteren und Oberen Neuäckern, den Neurissäckem, zu Beckenberg, Fledermaus und Liss. Die Oberen Neuäcker werden zusammen mit der Ried Gstätten an der Grenze zu Rohrbach auch "Krowodn" genannt. Hier hat die kroatische Einsiedlung in Rohrbach ihre Spuren hinterlassen. Auch Harnet (Heumahd) und Fuchsäcker sind wahrscheinlich Rodungsäcker. In Schattendorf und Agendorf aber fehlen Rodungsnamen weitgehend. In Agendorf gibt es eine kleine Ried Kreiten und einen Brand im Bereich des Hausberges.
 
Zurück ins Früh- und Hochmittelalter. Suesla heißt ein Hof, der irgendwo im Umkreis von Schattendorf lag, 1225 wird von den Suslani gesprochen. Die Ortsnamensforscher meinen, es sei slawisch und deuten es als die "Leute vom Zeiselbach". Sollte es im Gefolge der Awarenherrschaft also auch slawische Ansiedler gegeben haben? Haben sie Spuren in den Flurnamen hinterlassen? Die Slawen bevorzugten Waldgebiete, in denen sie roden und ihre Kleinsiedlungen anlegen konnten. Das Tal des oberen Tauscher- und des Aubaches, etwas abseits der Hauptdurchzugsstraße, muss ideal gewesen sein. Im Süden von Loipersbach gibt es eine Ried, die heißt Loos, Loosäcker. Der Bach, der von dort kommt, heißt Loosbach. Das Loosfeld ist bis zum heutigen Tag vom Wald umgeben. Vom Los, vom Auslosen, kann der Name nicht kommen, dann würde die Ried Luss heißen. Von Loza (=Wald, slawisch) allerdings ist sie logisch abzuleiten. Noch heute liegt das Loosfeld mitten im Wald. Freilich, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und von einzelnen Flurnamen weit reichende Schlüsse abzuleiten ist problematisch. Neben dem Loosfeld aber liegen die Tschurken, der Tschurkenbach ist ein Gerinne, das nur zeitweise Wasser führt. Und "Gerinne" bedeutet auch das slawische Wort Curak. Wir können also sicher sein: am Aubach gab es eine vermutlich kleine Gruppe von altslawischen Siedlern. Waren sie die Suslani, die "Leute vom Zeiselbach", oder gab es entlang des Baches bis Schattendorf mehrere Gehöftgruppen? Dies ist wahrscheinlich. Und hier lag vermutlich auch jener Hof, den der "Schattendorfer" Albrecht den Zisterziensern vom Martinsberg im Testament vermachte, bevor er nach Süditalien aufbrach.
 
In Agendorf gibt es Wälschäcker (Warischäcker) und Ungeräcker. Die Bezeichnung Wälsch ist von Walchen, Walsche, Wallner für alle Romanen, also Nachkommen der Römer, abzuleiten. Es könnte sein, dass bis in die Zeit der deutschen Besiedlung Gruppen von Romanen überlebten. Es könnte auch sein, dass die neuen Bewohner von alten Fluren, Gebäuderesten, Grabsteinen an die früheren welschen Bewohner erinnert wurden. Grabsteine muss es ja gegeben haben, wie der spektakuläre Fund des Grabsteines mit der Wölfin und Romulus und Remus in Agendorf beweist. Auch die "Ziegeläcker" (in Wandorf, nicht weit von der Agendorfer Grenze) weisen auf römische Gebäudereste hin. Die Ungeräcker können ebenfalls auf eine frühere magyarische Siedlergruppe hinweisen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich dabei - wie in hunderten anderen Fällen im gesamten Grenzraum - lediglich um eine Richtungsbezeichnung handelt, also die Äcker in Richtung Osten gemeint sind. Eines sind sie gewiss nicht, nämlich ein Beweis für eine magyarische Besiedlung zur Zeit der deutschen Ortsgründung. Denn Magyaren würden ihre Äcker niemals "Magyarföld" genannt haben. Ungeräcker und Wälschäcker sind Fremdbezeichnungen, Bezeichnungen, die von der deutschen Bevölkerung stammen.
 
geschichte01 02 Gleich neben den Wälschäckern liegt eine Flur mit der Bezeichnung Löweräcker. Löver gibt es auch in Ödenburg und Lewer, Lebern, Leberäcker an hunderten anderen Orten (etwa in Rohrbach). Um sie rankt sich eine der heftigsten Auseinandersetzungen der Ortsnamensforscher. Denn Lövö können Schützen-, Grenzwächterorte der Magyaren sein. So wie Lebern aber ausgesprochen wird (auch von den Magyaren in Ödenburg) steckt dahinter eher das althochdeutsche Hleo, eine Bezeichnung für Grenz- oder auch Grabhügel. In der spätrömischen Zeit wurden Hügelgräber in großer Zahl gebaut. Und -wie gesagt, die Lebern in Agendorf liegen neben den Wälschäckern - aber auch nicht weit von den Ungeräckern! Das macht die Deutung natürlich nicht leicht. Die deutsche Besiedlung im 12. Jahrhundert hat dazu geführt, dass diese dünne altslawische Bevölkerung germanisiert wurde. Es wurden die neuen Dörfer regelmäßig angelegt, als Straßen- bzw. Schmalangerdörfer (Schattendorf, Agendorf, Baumgarten) oder Platzdorf-Straßendorf - Kombination (Loipersbach). Aber die Dorfanlage und Entwicklung der Dörfer ist ein eigenes, hoch interessantes Kapitel, das hier nicht angeschnitten werden soll. In vielen Dörfern gab es auch befestigte Stellen, "Burgen", Wehrkirchen. In Baumgarten etwa wird die Burg im Bereich der heutigen Kirche mehrmals urkundlich erwähnt, in Agendorf gibt es einen Hausberg. Der heißt natürlich nicht so, weil er "hinter den Häusern" liegt. "Häuser" sind im Mittelalter nicht Häuser, die bäuerlichen Anwesen werden als Höfe bezeichnet. Ein Haus ist immer ein "Festes Haus", eine "Burg" - freilich nicht das, was man sich heute unter einer "Burg" vorstellt. Heute würde man ein solches Festes Haus eher als ein- bis zweistöckigen Wachoder Wehrturm bezeichnen, aus Holz, eventuell mit einem steinernen Untergeschoss, mit einer Holzpallisade und eventuell mit einem Graben. Solche "Burgen" gab es in Walbersdorf, in Rohrbach und an vielen anderen Orten. Die Sippe der "Agendorfer", die auch in Ödenburg einen Wohn- und Wehrturm besaß, hatte ein Festes Haus auf dem Agendorfer Hausberg. Auch in Schattendorf, im Bereich der Kirche, kann man ähnliches annehmen. Die Bezeichnung "Vorstadt" für einen Ortsteil daneben lässt dies vermuten, denn als "Stadt" wurde auch eine befestigte Anlage bezeichnet.
 
Auch in Loipersbach gibt es einen "Burgstall", also eine Burgstelle, einen alten Graben um diese kleine Ortsried am östlichen Dorfausgang und in der Fortsetzung einen "Stadtgraben" am nördlichen Rand des alten Dorfkernes. Die Gräben mögen der Entwässerung gedient haben, sie konnten aber auch Schutz geboten haben. Einige andere Indizien (die angrenzende Ried Hofstatt, eine Mühle neben dem Burgstall, Kleinparzellen am Rande) weisen auf eine hochmittelalterliche "Burganlage" hin. Aber in keiner einzigen Urkunde wird eine solche erwähnt. Die Besitzer dieser Anlage könnten die Johanniter oder die Karlburger (Tompek) als damalige Grundherrn von Loipersbach gewesen sein.
 
Auch kirchliche Einrichtungen haben ihre Spuren in den Flurnamen hinterlassen. Agendorf, das ja im Besitz der Zisterzienser von Klostermarienberg war, hat einen Mönchsberg. In Loipersbach heißt der Berg am westlichen Ortsrand, der heute die Edelkastanienbestände trägt, "Peterer", an seinem Fuße liegt das"Peterangert". Die Bezeichnung leitet sich von der mittelalterlichen, auch urkundlich belegten Peter-Paulskirche her, die vermutlich in mitten des Friedhofes stand. Der Berg war, wie wir ebenfalls aus Urkunden wissen, mit Weingärten bepflanzt. Der Wein vom Peterer galt als weniger gut und vermutlich wurden die dortigen Weingärten aufgelassen, als das Dorf einen großen Anteil am Kogl erhielt, wo im ausgehenden Mittelalter das Ortsgebiet des aufgegebenen Ortes Klettendorf aufgeteilt wurde. Die Parzellenstruktur des Peterers lässt noch heute das frühere Weingebirge erkennen. Baumgärten, in der Mundart Ba'at, gibt es in allen Orten, in Baumgarten ist der ganze Ort danach benannt. Besonders früh, schon in den mittelalterlichen Urkunden, sind Baumgärten in Agendorf nachgewiesen. Die Zisterzienser waren bekannt dafür, dass sie auf die Anlage von Obstgärten besonderen Wert legten. Die ersten Edelkastanienkulturen in Loipersbach und in Agendorf könnten ebenfalls von den Zisterziensern angelegt worden sein. Die Flur neben dem "Peterer" heißt Kirpeln. Da steckt "Kirchbühel" drin, so wie der Krippelberg ein "Grillenbühel" und das Agendorfer "Tötl" wahrscheinlich ein "Totenbühel" ist. Gegenüber dem Peterer, auf der anderen Seite der Straße in Richtung Rohrbach, liegt der Kirchsteig, eine große Ried. Der Volksmund will wissen, dass der Weg so heißt, weil auf ihm in der Gegenreformation die verfolgten Walbersdorfer und Pöttelsdorfer Evangelischen zur Loipersbacher Kirche gingen. Dies ist zwar möglich, wahrscheinlicher ist aber eine andere Erklärung: Der Weg führte (heute nicht mehr erkennbar) geradeaus, durch eine Furt des Aubaches und am "Gemeindebrunnen" ("Leopoldsbrunnen") vorbei dirket zum Weg Richtung Kirche in den "Petern", also zum "Kirchsteig".
 
geschichte01 03 Manche Flurnamen sind von der Größe und der Art der Felder oder der Fluren abgeleitet: Groß oder klein ("Trümmer" in Loipersbach) Lang- und Kurzäcker, Breit- und Schmalmaß (in Agendorf und in Loipersbach). In vielen Orten gibt es auch die Bezeichnung Quiren (Loipersbach), Dwira, Dwirn (Agendorf). Es sind "Queräcker", also Äcker die quer zur üblichen Richtung verlaufen. Die "Hofäcker" (in Agendorf, Schattendorf, Loipersbach) liegen hinter den Gehöften. "Jochen" ("Jui" in der Mundart) sind Äcker, die an einem Tag mit einem "Joch", also einem Gespann (Ochsen, Kühe, Pferde waren als Zugtiere eher selten) bearbeitet werden konnten.
 
Ebenfalls sehr häufig findet man Flurnamen, die die Lage der Ried beschreiben, etwa Hochäcker (Loipersbach, Schattendorf), Unten (Schattendorf), Leiten, Langleitner (Loipersbach, Schattendorf). Eine Leite ist ein Hang. Markwegäcker sind Marktwegäcker, liegen also am Weg zum Markt (in diesem Fall wohl zum Viehmarkt nach Mattersburg), in Markbaum (Schattendorf) hingegen steckt die Mark (oder March), die alte deutsche Bezeichnung für Grenze (markieren = abgrenzen). Ein Talken (Agendorf) ist eine eingesunkene, feuchte Stelle und sprachlich mit "Delle" verwandt. Alle Flurnamen mit "Sulz" (etwa Krautsulzer in Loipersbach) weisen auf feuchte oder saure Böden hin.In Schattendorf gibt es ein "Steinbrettl" - ebenfalls ein Hinweis auf Bodeneigenschaften. Die Arbesäcker und -wiesen sind nach dem angrenzenden Arbesberg benannt. Arbes ist der "Erbs", die Erbse. Man findet diese Bezeichnung für rund geformte Hügel oder Berge im gesamten süddeutschen Sprachraum sehr häufig.
 
Nach Pflanzen oder Tieren sind ebenfalls viele Fluren benannt: in Schattendorf Krippel, in Loipersbach Fuchsacker, Fledermaus, Aglistergraben (Aglister=Elster) oder Pimmes (nach der Binse, einem Gras).Eglsee in Schattendorf ist ohne Zweifel von den Blutegeln im später trocken gelegten "See" abgeleitet. In Agendorf gibt es den schönen Flurnamen "Vogelsang".
 
Fürhappäcker in Schattendorf sind von Fürhaupt, Vorhaupt abzuleiten, dem Kopfstück eines Feldes, wo man den Pflug wendete. "Satz" kommt von Setzen. Gemeint sind in unserem Gebiet meist neu angelegte Weingärten (Agendorf, Schattendorf). Luss, Liss, Lüss ist von von "Auslosen" abgeleitet. Kreuzäcker (Agendorf) sind meist nach einem Wegkreuz benannt.
 
Manchmal sind Fluren auch nach einem Besitzer oder einer Besitzergruppe benannt, etwa Schwendtenwein (boden) in Loipersbach, eventuell auch Beckenberg. Im 16. Jahrhundert sind die Familiennamen Sventenbein ("Schwing-das-Bein") und Beck jedenfalls nachgewiesen.
 
Besonders interessant sind jene Flurnamen, die Hinweise auf Nutzungsformen, Nutzpflanzen oder auch Kulturtechniken geben.Besonders reich an solchen Flurnamen ist Loipersbach. Die Pflanzsteige sind winzige Parzellen gleich neben dem Bach, in denen Kraut-und Kohlpflanzen vorgezogen wurden. Krautäckeroder Krautgärten in der Nähe des Ortes und meist ebenfalls auf den fruchtbaren anmoorigen Schwemmböden entlang des Baches dienten und dienen dem Gemüseanbau, wobei Kraut und Rüben die wichtigsten Gemüsesorten waren. Hanf- oder Hanifäcker gibt es in allen drei Gemeinden. Hier wurde Hanf angebaut. Auch die Loipersbacher Stampfwiesen in der Nahe der Angermühle haben vermutlich mit dem Anbau von Faserpflanzen zu tun. Die Hanf- oder Flachspflanzen wurden hier eingeweicht und "gestampft" und so für die Weiterverarbeitung weich gemacht. Stierwiesen dienten der Futtergewinnung für die Gemeindestiere. Eine "Trift" (Loipersbach, Agendorf) war früher eine Weide oder diente dem Viehtrieb in Richtung Weide oder Waldweide. Der "Tiergarten" in Loipersbach könnte ein herrschaftliches Wildgehege gewesen sein. Das Tal des Loosbaches ist dort besonders steil eingeschnitten, konnte leicht eingehegt werden. Am Talausgang wurde der Tiergarten durch einen künstlich aufgeschütteten, teilweise noch heute erhaltenen Damm abgeschlossen.
 
Es gibt aber auch Flurnamen, die sind nicht zu erklären. Für den Schattendorfer Rappling wäre die Ableitung von ruppig, rauh, schwer zu bearbeiten denkbar. Keine Erklärung finde ich für Klingler. Jedenfalls muss es ein sehr alter Flurname sein, denn die angrenzende Rohrbacher Ried heißt Klinger. Den Klinger - Klingler hat es anscheinend schon vor der Aufteilung des Klettendorfer Ortsgebietes gegeben. 1753 wird eine Ried "Lorbeersack" erwähnt. Niemand weiß heute mehr, wo diese lag.
 
Nicht immer sind die Flurnamen "logisch". In Agendorf gibt es eine "Scheibe", eine übliche Bezeichnung für eine unregelmäßige, scheiben- oder fächerförmige Flur. Auch in Loipersbach ist eine "Brunnscheibe" als alter, abgekommener Flurname belegt. Heute sind die dortigen Felder rechteckig-regelmäßig. Man darf ja nicht vergessen, dass unsere Dörfer schon Ende des 19. Jahrhunderts eine Kommassierung mit Neuausmessung und Neuverteilung der Fluren hatten. Auf die neue Feldeinteilung passten die alten Flurnamen nicht mehr so recht, wurden aber trotzdem beibehalten. Viele Flurnamen sind damals wohl auch verloren gegangen. Es entstanden die regelmäßigen, rechteckigen Fluren, an denen auch die früheren Grundherrn großes Interesse hatten, da sie bei dieser Gelegenheit ihre Meierhöfe arrondieren konnten.
 
Einen weiteren Einschnitt brachte der Bahnbau Mitte des 19. Jahrhunderts, in Schattendorf zusätzlich der Bau der Raaberbahn und in Agendorf der Bau der Kohlebahn nach Brennberg.
 
Flurnamen sind also keineswegs ewig. Manche wurden im Laufe der Zeit vergessen, weil sie ihre Bedeutung verloren. Flurnamen entstehen aber auch neu: etwa in Loipersbach "Am Dampfer" (dort, wo die ursprünglich mit einer Dampfmaschine angetriebene Dreschanlage stand).
 
Zu keiner Zeit aber waren die alten Flurnamen so sehr in Gefahr, vergessen zu werden, wie heute. Mit der Bindung an die Landwirtschaft schwindet auch das Wissen um Flurbezeichnungen. Es ist ein Anliegen dieses Aufsatzes, darauf hin zu weisen, welch wertvolles Kulturgut die Orts- und Flurnamen darstellen. Man sollte sie bewusst verwenden und pflegen. Vielleicht könnte bei den so beliebten Flur- und Hotterbegehungen oder bei Gemeinschaftswanderungen auf die entsprechenden Flurnamen hingewiesen werden.