Nach langen Verhandlungen wurde endlich am 23. Juni 1606 zwischen dem Kaiser und den Aufständischen in Wien der Frieden geschlossen. Laut diesen Friedensschluß wurde u. a. auch den Königl. Freistädten (mit ihren Untertanen) die Religionsfreiheit zugebilligt. Insofern kam auch die Stadt Ödenburg (und ihre Stadtdörfer) in den Genuß der erkämpften Freiheiten der Heere Bocskays, auch wenn sie deren Kämpfe nicht unterstützt, ja ihnen sogar Widerstand geleistet hatte.
 
Die Stadt sorgte also aufgrund des Wiener Friedens wieder dafür, daß evang. Prediger in die Stadt berufen wurden. Der größte Teil der Stadt war evangelisch. Die Berufung der Prädikanten durch die Stadt war auch dadurch erleichtert, daß der Klerus, auch die Wandorfer Pauliner, vor der Belagerung der Stadt durch die Heere Bocskays nach Wiener-Neustadt geflüchtet waren. Auch das ganze Raaber Kapitel samt dem Bischof, das vor der Besetzung Raabs durch die Türken nach Ödenburg geflüchtet war und hier die meisten reichen Pfründe genießen konnte, hatte Ödenburg verlassen und sich in Wiener-Neustadt in Sicherheit gebracht. Das Volk war also auch während der schweren Kämpfe des Jahres 1605 ohne geistlich religiöse Betreuung geblieben. Die Stadt sorgte aber nicht nur für evang. Prediger in den Stadtkirchen, sondern als Grundherr der Stadtdörfer mußte sie sich auch um die religiöse Betreuung ihrer Untertanen kümmern. Für Harkau wurde Michael Graf als erster Pfarrer nach dem Wiener Frieden bestellt. Graf war gebürtiger Ödenburger. Nach seinem Studium an den deutschen Universitäten Jena (1603), Wittenberg (1604/05) wird er 1608 auf der Synode auf dem Gute Nadasdys in Tschapring (Csepreg) als Pfarrer für Harkau ordiniert, wo er auch die Concordienformel des Augsburger Bekenntnisses unterschrieb. 1609 wurde schon die Harkauer Kirche renoviert. Die Stadt spendete für die Renovierung 9 Metzen Kalk. In dieser Zeit war Wolfs noch Filiale von Harkau.
 
Als 1615 Wolfs einen eigenen Pfarrer bekam, übersiedelte Graf nach Wolfs, später finden wir ihn als Pfarrer in Mörbisch. Nach ihm bewarb sich Tobias Riedel um die Harkauer Pfarrstelle. Wahrscheinlich erhielt er sie aber erst 1618, als ihn der Harkauer Lehrer von Weppersdorf nach Harkau holte. Er wirkte auch noch 1627 in Harkau über ihn erfahren wir in den Annalen kaum etwas. Seit seinem Wirken in Harkau ließen die Harkauer jedoch oft ihre Kinder auf den alttestamentlichen Namen Tobias taufen.
 
Quelle:"Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)