Nachdem die Gegenreformation in Ungarn mit Hilfe der Habsburger und der Jesuiten ihr Ziel erreicht hatte, gab es im Jahrzehnt, 1674-1682, in ganz Ungarn keinen öffentlichen evangelischen Gottesdienst. Nur in Ödenburg durfte sich die Herzogin Eggenberg, eine geborene Hohenzollern aus Bayreuth, einen evang. Prediger halten. Ihr Haus mit der steinernen Kanzel zum viereckigen Hof in der Georgengasse, Nr. 12, wird heute noch den Besuchern gezeigt.
 
Sicher nahmen damals auch viele evang. Bürger Ödenburgs an diesen Gottesdiensten teil, aber für die evang. Untertanen aus den Dörfern wird es meistens auch "keinen Raum in der Herberge" gegeben haben. "So ergab es sich von selbst, daß sie Sonntags mit der Familie in ihrem Kämmerlein blieben und Hausandacht hielten. Jedes einzelne Haus war dadurch ein Gotteshaus, jeder Hausvater ein Priester, jede Familie eine kleine Gemeinde. An die Stelle des öffentlichen Gottesdienstes trat die geheime Hausandacht. Alte Andachts-, Gebets- und Gesangbücher standen damals schon reichlich zur Verfügung", schreibt Pfarrer Fiedler in seiner Mörbischer Kirchengeschichte. Diese Feststellung trifft genau so auf Harkau zu. Da die evang. Lehrer auch verjagt wurden, gab es in den Stadtdörfern auch keine evang. Schulen. Auch der kath. Kirchenhistoriker Dr. Bán schreibt über diese Zeit: "Die Evangelischen in den Stadtdörfern konnten (nicht zu den evang. Gottesdiensten nach Ödenburg gehen, sondern) nur innerhalb der Familie ihre Psalmen singen, ihre protestantischen Bücher lesen; Taufe, Trauung, Beerdigung wurde vom kath. Pfarrer der Gemeinde vorgenommen... Nur kath. Lehrer unterrichteten in der Schule, die auch von den protestantischen Kindern besucht wurde..." 1681 wurde endlich nach 19 Jahren wieder ein Landtag abgehalten, weil der Kaiser wieder in Bedrängnis war. Der Landtag sollte in Ödenburg abgehalten werden. Die Gesandten kamen gerne, weil sie hofften, ihre Klagen nicht nur vorbringen zu können, sondern die vielen Ungerechtigkeiten und Ungesetzlichkeiten würden endlich abgestellt Die protestantischen Stände, hauptsächlich Städte, beklagten sich über die Enteignung ihrer Kirchen. In einer Eingabe beklagte die Stadt Ödenburg auch die gewaltsame Rekatholisierung der evang. Kirchen in ihren Stadtdörfern. Jedoch ohne jeglichen Erfolg. Nach langen zähen Verhandlungen erlaubte Kaiser/König Leopold I., der während seiner Regierung nur unter dem Einfluß seiner Bischöfe Szelepcsenyi und Szechenyi stand, daß in jedem Komitat nur an zwei Orten evang. Gottesdienst gehalten werden dürften. Da diese Orte im Gesetzartikel aufgeführt wurden, nannte man sie "Artikularkirchen". Im Komitat Ödenburg waren dies die kleinen Orte Nemesker und Vadosfa. Da diese ung. Orte von Harkau und den anderen evang. Stadtdörfern 20 km und mehr entfernt lagen, konnten die Harkauer die sonntäglichen Gottesdienste in diesen Artikularkirchen nicht besuchen.

Zwar erhielten die evang. Bürger Ödenburgs ab 1676 wieder eingeschränkte Glaubensfreiheit, aber die Untertanen aus den Stadtdörfern durften an den evang. Gottesdiensten nicht teilnehmen. An jedem Stadttor hing eine Bekanntmachung, laut welcher der Besuch des evang. Gottesdienstes für die Untertanen aus den Stadtdörfern verboten war. Jedoch den zähen Verhandlungen des evang. Ratsherren Serpilius auf dem Landtag in Ödenburg war es zu verdanken, "daß diese verhaßten Bekanntmachungen entfernt wurden" und daß ab diesem Landtag auch die Evangelischen aus der Umgebung die Gottesdienste in Ödenburg besuchen durften. In Ödenburg waren den Evangelischen auch alle Kirchen weggenommen worden, darum bauten sie sich zuerst eine aus Holz, später, nach Jahren, eine steinerne Kirche. "An den Sonntagen standen bis zum Komitatshaus die Wagen und Kutschen der Glaubensgenossen aus den Filialen: Agendorf, Wandorf, Loipersbach, Walbersdorf, Pöttelsdorf, Rust, Mörbisch, Wolfs, Harkau, Kobersdorf, Weppersdorf und Stoob" schreibt Prof. Payr.
 
  Quelle:"Harkau - mein Heimatdorf ",
die Geschichte eines deutschen Bauerndorfes in Westungarn
Andreas Schindler (1987)