fig01Heiteres zum Fasching – oder wie diese Jahreszeit heißt …

Allen Lesern dieser Seite wünsche ich erst einmal fröhliche Zeiten bis zum Aschermittwoch! Vielen wird es egal sein, ob es dieses närrische Treiben gibt, ein gewisses Alter bringt auch Ruhe und Beschaulichkeit mit sich. Da passt es nicht mehr so recht, sich in diversen Masken draußen herum zu treiben. Außer den traditionellen Leuten, denen diese Zeit, speziell vom „Schmotzigen Donnerstag“ bis zum Faschingdienstag Null Uhr enorm wichtig sind. Wenn dann die Fasnet das berüchtigte schwarze Loch hat, kommt fast sowas wie Trauer in ihnen auf. Nun ja….

Damit aber diejenigen, die mit dieser „Jahreszeit“ nichts mehr am Hut haben, auch einen interessanten, heiteren oder traurigen, auf jeden Fall aber einen äußerst preisgünstigen Zeitvertreib haben, gibt es eine Möglichkeit: Lesen, vorlesen, das Gelesene erzählen!

Weil wir gerade beim „Erzählen“ stehen blieben: 786 wurde Harun al.Raschid Kalif von Bagdad. Unter seiner Herrschaft erreicht das Abbasidenreich seine größte Ausdehnung. In den Erzählungen von „1001 Nacht“ wird der Kalif zum Idealbild eines Herrschers stilisiert.

Ich habe nie darüber nachgedacht, doch jetzt frage ich mich: worin liegt eigentlich der Reiz über erzählte Geschichten?

Wenn weise, alte Männer Fabeln erfanden, in die sie ein Stückchen selbst erlebte Weisheiten legten, viele Dutzende Geschichten von Tieren und Menschen, von seltsamen Ereignissen und Abenteuern. Ja, ich entsinne mich noch wohl dieser Zeit, als meine Mutter vorgelesen und Märchen auch manchmal frei erfunden hatte. Sie war es, die mir diesen Drang nach Erzählungen aller Art beibrachte.

Und damals, so um diese Zeit von 780 und mehr? War es damals nicht eine besonders hoch geschätzte Begabung, wenn Menschen gut und spannend erzählen konnten?

Ein Sklave damals wusste so viel zu erzählen, als ein Kameltreiber von Mekka nach Medina spricht; wenn er fertig war mit seiner Arbeit, musste er sich zu seinen Herrn setzen auf den Grasboden vor dem Hause, und da baten sie so lange, bis er zu erzählen anfing, und das ging fort und fort, bis die Nacht herauf kam. Und er erschloss den Zuhörern da ein neues, nie gekanntes Reich, das Land der Genien und Feen, bebaut mit allen Wundern der Pflanzenwelt, mit reichen Palästen von Smaragden und Rubinen, mit riesenhaften Sklaven bevölkert, die erscheinen, wenn man einen Ring hin und wider dreht oder die Wunderlampe reibt oder das Wort Salomons ausspricht, und in goldenen Schalen herrliche Speisen bringen.

So fühlte ich mich unwillkürlich in jenes Land versetzt, wir machten mit Sindbad seine wunderbaren Fahrten, wir gingen mit Harun Al-Raschid, dem weisen Beherrscher der Gläubigen, abends in Bagdad spazieren, wir kannten Giaffar, seinen Wesir, so gut als uns selbst, kurz, wir lebten in jenen Geschichten, wie man nachts in Träumen lebt, und es gab keine schönere Tageszeit für uns, als den Abend, wo wir uns einfanden auf dem Rasenplatz und der alte Sklave uns erzählte.

Am Freitag, dem 25. Jänner 2019, erlebte ich es wieder: das herrliche Abenteuer des Zuhörens, des Miterlebens beim Rezitieren von Gedichten und Geschichten der Schülerinnen und Schüler beim Rezitationswettbewerb in der Nationalitätenschule in Ödenburg. Immer wieder werden die Mitglieder der Jury verzaubert, werden zurückversetzt in ihre Kindheit, als sie Gedichte lernten, erzählten und die Zuhörer begeistern konnten.

Alle diese Gedanken musste ich nun einmal niederschreiben, denn es ist etwas Eigenartiges mit dem Lesen! Kaum eine Geschichte begonnen, tauchen Geister, Feen und sonstige Gestalten, Fabeltiere und herrliche Landschaften vor dem geistigen Auge auf und eine wunderbare Zeit beginnt. Jeder, der Lesen kann und es mit Eifer tut, kennt es, dieses traumhafte Kino im Kopf!

Der Freitag war so ein Tag, es war schön, Kinder voller Eifer erzählen zu hören und ihre strahlenden Augen erleben zu können, wenn sie einen der vorderen Plätze in einer Kategorie belegen konnten. Den Lehrerinnen dürfen wir danken, den Eltern, die den Kindern die Freude am lesen und Erzählen beigebracht haben.

 Ja, einmal ein anderer Bericht vom Rezitationsbewerb, einige Bilder sollen diese Stunden der Begeisterung vermitteln. Und vielleicht erzählen jetzt Eltern oder Großeltern von den närrischen Zeiten, die sie im Fasching erlebten….

 

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Euer rasender Reporter