fig01 Vor 70 Jahren - am 2. Februar 1946 – kam am Bahnhof von Neckarzimmern der erste Flüchtlingstransport (aus Budaörs) mit insgesamt 1.150 Vertriebenen an. Diesem Transport sollten noch viele weitere folgen….

Am 12. März 2016 wurde in der Festhalle in Neckarzimmern den Ereignissen aus dem Jahr 1946 gedacht. Auch nach 70 Jahren war die Anteilnahme der Bevölkerung noch ungebrochen groß – die Festhalle in Neckarzimmern platzte aus allen Nähten und konnte gar nicht alle Teilnehmer aufnehmen die der Gedenkfeier beiwohnen wollten.

Eröffnet wurde die Gedenkfeier mit einen Liedvortrag der Donauschwaben, daraufhin sprach Bürgermeister Christian Stuber die Begrüßungsworte. Er machte die Parallelen deutlich, die zwischen dem Jahr 1946 und dem Jahr 2016 liegen. Auch heute müssen wir in Deutschland wieder Flüchtlinge aufnehmen. Bisher sind es schätzungsweise gut eine Million Personen – damals im Jahr 1946 und danach waren es insgesamt ca. 12,5 Mio. Flüchtlinge die in Deutschland eine neue Heimat fanden. 1946 hat der blutjunge Bürgermeister von Neckarzimmern, Georg Hoffmann, eine großartige organisatorische und menschliche Leistung vollbracht bei der Unterbringung und Verteilung der heimatlosen Menschen. Und heute, 70 Jahre später, steht Neckarzimmern wieder vor einer ähnlich schweren Aufgabe.

Sehr ergreifend und hochinteressant waren die Vorträge der beiden Zeitzeugen, Frau Anna Hercegfi und Herrn Kurt Hammer.

Frau Hercegfi war 18 Jahre alt, als sie am 28.2.1946 vertrieben von Ihrer Heimat Krottendorf (bei Budapest) am Bahnhof in Neckarzimmern ankam. Sie schilderte in anschaulichen Worten wie sie und ihre Familie die erste Zeit empfunden und erlebt haben, wie sie dann letztendlich durch einen Zufall einer Ortschaft zugewiesen wurde, wie die Anfangszeit war und ließ auch nicht unerwähnt dass sie heute sehr dankbar darüber ist, wie alles ausgegangen sei. Ihren Kindern und Enkeln stehen alle Möglichkeiten offen, ob das so wäre wenn die Familie in ihrer ungarischen Heimat Krottendorf geblieben wäre – wer weiß das?

Anna Hercegfi: Fahrt und Ankunft in Neckarzimmern. Anna Hercegfi: Wie der Paprika nach Neckarelz kam. 

Herr Kurt Hammer (geboren in Ödenburg) beleuchtete auch die politische Seite und wies darauf hin dass im Jahr 1946 den Vertriebenen und Geflüchteten noch nicht klar war, dass sie nur „Schachfiguren in Stalins Ränke-Spiel“ waren. Der Plan Stalins, die Not in Deutschland so zu steigern bis es reif für eine kommunistische Revolution wäre, ging zum Glück nicht auf. Die Flüchtlinge wurden damals nicht mit Transparenten und „welcome Refugee“ empfangen, sie kamen in ein zerstörtes und hungerndes Deutschland und trafen nicht immer auf offene Arme und Türen. Es ist heute undenkbar dass man Flüchtlinge in Wohnungen zwangseinquartiert – 1946 wurde das so gemacht und die Menschen mussten damit umgehen lernen. Anfangs sei auch der Integrationswille bei den Landsleuten nicht vorhanden gewesen – die meisten hofften immer noch, irgendwann in die Heimat zurückzukommen. Nach einiger Zeit jedoch wurde klar – die Flüchtlinge und Vertriebenen mussten sich integrieren, sie waren „Neubürger“ und fingen dann auch recht schnell an, sich Eigenheime zu bauen. Herr Hammer kam als 13-jähriger Bub am 28. Juni 1946 nach Neckarzimmern und fand durch Sport – den Fußball – Kontakt zu den gleichaltrigen einheimischen Buben, was seine persönliche Integration dann sehr beschleunigt und gefördert hat.

Kurt Hammer: Lagerleben und Verteilung
auf die Ortschaften.
Kurt Hammer: Deutsche und Deutsche. 

Nach den beiden Vorträgen der Zeitzeugen ergriff Landrat Brötel das Wort. Er erinnerte daran  dass im Jahr 1945 in Neckarzimmern ein Lager für 20.000 Vertriebene erbaut wurde, welches ca. 10 Monate bestand und danach aufgelöst wurde. In dieser Zeit wurden 25.929 Personen durchgeschleust. Die Vertriebenen und Geflüchteten waren voller Schaffenskraft und erbrachten eine große Aufbauleistung für die zerstörten Gemeinden – auch das soll nicht unerwähnt bleiben. Der Kreis hat von ihnen profitiert – so Brötel.

Herr Diakon Manfred Leitheim sprach die geistlichen Worte, ein Liedvortrag der Donauschwaben rundete das Programm ab. Herr Anton Kindtner verabschiedete das Publikum.

Eine sehr interessante und ergreifende Veranstaltung die uns einmal wieder aufgezeigt hat, wie wichtig es ist, die Geschichte am Leben zu erhalten und daraus zu lernen.

 

                        

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Eure Claudia